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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. M 245. Mittwoch den 2. September. 1857 Erscheint tägl. Morg. 7 Uhr. Inserate die Spaltzeile zu S Pf. werden bis Abends 7 Uhr (Sonntags von 11—2 Uhr) angenommen. 1. Abon» nement a Vierteljahr 1 Thlr., (60 Zeilen unentgeldl. Inserate); 2. Abonnement a Vierteljahr 15 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in's Haus. Für auswärts durch die Post a Vierteljahr 19 Ngr. — Einzelne Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee 6 u. Walsenhausstraße 6 pt. Bestellungen auf das mit dem 1. Septbr. begonnene Nachabonnement ü S Ngr. werden angenommen in der Expedition: Johannis-Allee 6. Local- und Provinrial-Nachrichten. Dresden, den 2. September. Se. Maj. der König hat gestattet, daß der großher zoglich Sachsen-Wcimarsche Kammerhcrr C. L. R. v. Kalitzsch auf Kühnitsch, das von Sr. Maj. dem Könige von Preußen ihm verliehene Ritterkreuz des St. Johan niter-Ordens annehme und trage. — Herzog Bernhard von Weimar, der vor jetzt 50 Jahren als 15jähriger Jüngling in den K. sächsischen Militärdienst eintrat, ist von Sr. M. dem Könige durch ein eigenhändiges Handschreiben, welches ihm ein Special- Bevollmächtigter überbrachte, und durch das Großkreuz des K. sächsischen militärischen Heinrichs-Ordens, dessen Ritter er schon war, überrascht worden. — Das Ministerium des Innern hat nach dem Ab leben des Geheimen Regierungsrathes Susemihl, sämmtliche demselben crtheilt gewesenen und zu seiner Zeit öffentlich bekannt gemachten Aufträge zur Besorgung der gesummten bei der Ausführung der Berichtigung eines Wasserlaufs vorkommenden Geschäfte, einschließlich der Enteignung auf den Referendar F. Künzel Hierselbst übertragen. — Wie man hört, würde der Landtag nicht vor Ende October einbcrufen werden. — Von den in Bautzen versammelten Ständen des Markgrafthums Oberlausitz wurde primo looo mit an Einhelligkeit grenzeader Stimmenmehrheit der Herr Lan- desbestallte v. Nostitz-Wattwitz, an zweiter Stelle Herr II. Pfeifer auf Burkersdorf, an dritter Stelle Herr Stiftsver weser Graf zur Lippe auf Dubrau der Staatsregierung zur Wiederbesetzung der Stelle des Amtshauptmanns im zweiten amtshauprmannschaftlichcn Bezirk der dasigen Kreisdirection in Vorschlag gebracht. — Der am 31. Aug. vor dem hiesigen Bezirksge richt stehende Hauptinculpat, der 18jährige Bäckerlehrling A. R. Jahn von hier, an dessen Seite sich der Handar beiter K. G. Döring als Partirer befindet, hatte während seiner drei Jahre lang bei eben so viel Meistern verbrach ten Lehrzeit sich Diebereien zu Schulden kommen lasten, deren Entdeckung erst durch das zuletzt begangene Ver brechen herbeigeführt worden. Vom Kleinen zum Großen übergehend, hatte er von 1855 an seinem ersten Lehrherrn, dem Bäckermeister Simon, von dem ihm zum Erholen von Hefen übergebenen Gelde nach und nach die Summe von 3 Thalern unterschlagen, dem zweiten, Bruckauf, 15 Neugroschen baares Geld-, sowie ungefähr für ^i5 Ngr. Brode und Semmeln gestohlen und' letztere dem Döring geschenkt, auch einer in demselben Hause wohnenden Frau eine zu 15 Ngr. gewürderte Flasche Madeira aus dem Keller entwendet, endlich dem dritten Lehrmeister, Hase, aus einer mit einem selbstgefertigtcn Dietrich geöffneten Commode von Ostern an bis Ende Juli nach und nach eine Summe Geldes in Einzelbeträgen von zwei bis vier Thalern gestohlen, die er selbst auf circa 50 Thaler, der Lehrherr aber auf doppelt so viel berechnet. Die gestoh lenen Gelder hatte er theils vcrthan, theils sich dafür meh rere Gegenstände größern oder geringem Werthes gekauft; ein Liebesverhältniß habe ihn, gesteht er, zu diesen Extra vaganzen verleitet. Gegen 8 Thlr. waren noch baar bei ihm vorgefunden worden, mit welchen und den Vorgefun denen gekauften Sachen er dem Bestohlenen einigen Er satz geleistet. Der Gerichtshof vcrurtheilte Jahn zu 1 Jahr 7 Mon. Arbeitshaus und Döringen zu 2 Tagen Gefängniß. — Gestern stand ein Individuum vor Gericht, bei dem man nicht weiß, ob man mehr seinen bodenlosen Leichtsinn oder seine beispiellose Dummheit bewundern soll: der Gärtner- lehrling und ungerathene Sohn eines hiesigen Ealculators, L. R Opitz. Es gehört in der That ein seltner Grad von beiden hierzu, an das Gelingen eines Unternehmens glauben zu können, wie es der Ang. am 2. Juni d. I. versucht hat. Er miethct sich nämlich, wegen eines auf ihm lastenden Diebstahlsverdachts europamüde, bei einem hiesigen Pfcrdeverleiher für 20 Ngr. eine Rosi'nante, an geblich zu einem Spazierritt, verfügt sich damit zu dem Gastwirth Müller im „Annenhof" und borgt von diesem, bei dem er sich als Verwalter gerirt, unter Verpfändung des Pferdes, 15 Thaler, will auch gleichzeitig Sattel und Zeug an den Hausknecht für 3 Thaler verkaufen. Der