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,>I .l. l » I I I I > I i I Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 215. Montag den 3. August. 1857. Erscheint tägl. Morg. 7 Uhr. Inserate die Spaltzeile zu b Pf. werden bis Abends 7 Uhr (Sonntags von 11—2 Uhr) angenommen- 1. Abon« nement » Vierteljahr 1 Thlr., (60 Zeilen unentgeldl. Inserate); 2. Abonnement s Vierteljahr 15 Ngr. bei unentgeldl. Liefemng in's Haus. Für auswärts durch die Post ä Bierteljikhr 19 Ngr. — Einzelne Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee 6 u. Waisenhausstraße 6 pt. Bestellungen auf das mit dem 1. August begonnene Nachabonnement (» 1v Ngr.) auf die Monate August und September werden angenommen in der Expedition: Johannis-Allee 6 Part. Local- und Provirmal-Uachrichteu. Dresden, den 3. August. Der in den letzten Jahren riesenhaft gewachsene Un ternehmungsgeist hat beinahe in allen Ländern Europas einen entsprechenden Wirkungskreis gefunden. Unter die sen ist aber Deutschland unbedingt eines derjenigen Reiche, in welchen er mit erstaunenswerther Kraft aufgetreten ist und noch einherschreitet. Man braucht nur die Zeitungen, wie den Frankfurter „Aktionär", die „Berliner Börsenzei tung", die „Berliner Bank- und Handelszeitung" u. a. zur Hand zu nehmen, um sich vor der Unmasse der seit kur zem geschaffenen und alltäglich neu entstehenden Unter nehmungen zu überzeugen. Einen deutlichen Beweis für diese Behauptung liefert unter anderem die kaum ins Le ben getretene „Dresdner Feuerversicherungs-Gesellschaft". War durch die umsichtige Direktion derselben auch Alles sorgfältig vorbereitet, um mit dem Tage der Concessions- ertheilung an vielen Punkten Deutschlands und des be nachbarten Auslandes die Geschäfte zu beginnen, so über treffen doch wie man hört, die Erfolge alle Erwartungen, die man sich gemacht. Damit ist von Neuem dargethan, daß es mit der Beurtheilung der Bedürfnißfrage im Ver- fkcherungsgeschäft ungefähr ebenso beschaffen ist, als mit der des möglichen Eisenbahnverkehrs Noch jede Bahn, wenigstens jede vernünftig angelegte Bahn, hat selbst die hochgespanntesten Erwartungen übertroffen, so daß die Vcr- größerungsbauten auf denselben kein Ende nehmen. Ebenso bei den Versicherungsgesellschaften, deren Grenze der Wirk samkeit vorläufig noch nicht abzusehen ist, namentlich dann nicht, wenn sie nicht unter der beschränkten Ansicht leiden, daß die Versicherungen des Landes, wo die Gesellschaften ihren Sitz haben, die ausschließliche Domaine für deren Thätigkeit find. Im gewerblichen Leben schafft man die geschloffenen Innungen allenthalben ab und in Oesterreich z. B. rühren sich die Handelsvereine energisch, um auch im Bersicherungsgeschäft der freien, jedoch obrigkeitlich über wachten Concurrenz das Feld zu eröffnt». Mit einem Wort, die freie Concurrenz ist der gewaltige Hebel für den großen materiellen Erfolg unserer Zeit, während der starre Zunftzwang in den gewerblichen, wie in den wissen schaftlichen Arbeitsphären nur ein sociales Siechthum ver breitet. — Die zur allgemeinen Versammlung der Gabels- berger'schen Stenographen Eingeladenen trafen im Laufe des gestrigen Tages hier ein. Gegen 200 an der Zahl, kommen dieselben aus allen Ländern Deutschlands, einer aus Ungrrn, einer aus Dänemark, um durch Beratbungen eine Einheit des stenographischen Systems festzustellen. Zunächst wurden die Gäste früh 8 und 11 Uhr im Saale der Brühl'schen Terrasse durch Abgeordnete des hiesigen K. stenographischen Instituts begrüßt, besuchten einige Sehenswürdigkeiten und vereinigten sich dann zu einem Mittagsmahle im Salon des Böhmischen Bahnhofs. Um 2 Uhr Abfahrt nach Rathen und Spaziergang durch den Uttewalder Grund, wodurch der gestrige Tag ausgefüllt war. Heute Morgen von 10—1 Uhr findet die Ver sammlung im Saale der ersten Kammer des Landhauses statt. Nachmittags ist Festmahl in der Felßner'schen Re stauration und um 5 Uhr Spaziergang nach der Saloppe. — Vor tausend Jahren feierten die alten Sorben in unserm Vaterlande ein großes Fest, das des 8tvanovitk, ihres vornehmsten Gottes, von welchem die gute oder schlechte Ernte abhing — im August Sein wichtigster Tempel soll beim Dorfe Wantowitz in der Nähe von Großenhain gewesen sein. Das Heidenthum verschwand und der erste Bischof von Merseburg, Boro, war es, der sich die Bekehrung der alten Sorben höchst angelegen sein ließ. Wenn der Geschichtsfreund in diesem Erntemonat daran denkt, so fällt ihm auch ein, daß in demselben der Kötzschenbroder Waffenstillstand abgeschlossen ward (wel cher den Grund legte zum Westphäl. Frieden und zur Beendigung des unftligen 30jähr. Krieges), dagegen der Einmarsch der Preußen in Sachsen den AuSbrUch des 7jährigön Krieges verkündete. Es war im Aügust, als unser Joh. Georg III. mit 11000 Mann dem geängstigten