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infolge einer bald nach seiner Rückkehr verübten Betrügerei in erster Instanz vor dem Gerichtsamt Bautzen zu 9 Mo naten Arbeitshaus verurtheilt worden war, hatte er sich doch immer wieder zu neuen Schwindeleien Hinreißen las sen. Der Ang. ist der Weber und Handelsmann K. C. Knoblauch aus Weicha, der nach seinem äußern Erschei nen den Eindruck der Ehrlichkeit macht und den man des zu solchen Geschäften erforderlichen Raffinements fast nicht fähig erachten möchte. Derselbe erhält am 25. Nov. v. I. vom Hrn. Kaufm. Geucke allhier einen Waarencredit von 298 Thlr. 23 Ngr. 4 Pf gegen das Versprechen, diesen Betrag theilweise noch vor Ablauf des gewöhnlichen Zmonatl. Ziels zu decken. Statt baaren Geldes bringt er jeooch im Jan. zu Hrn. Geucke einen von ihm selbst mit dem Namen seines Bruders unterschriebenen Solawechsel über 500 Thlr., entweder um damit seine Schuld zu decken und für das Uebrige neue Waare zu bekommen, oder we nigstens, wenn ihm dies nicht gelänge, seinen Credit bei Hrn. Geucke durch den vorgegebenen Besitz solcher Mit tel zu befestigen. Hr. Geucke war aber auf die gethane Proposition jetzt und auch nach einigen Wochen, wo K. den Wechsel nochmals anbot, nicht eingegangen, wohl aber hatte er einen ihm von demselben am 18. April produ- cirten, mit dem Namen eines gewissen Richter aus Neu- kirch unterschriebenen und auf 330 Thlr. lautenden Wech sel dergestalt honorirt, daß er die obengenannte Schuld K.'s und für den verbleibenden Rest die eines gewissen Clausnitzer, dem K. schuldig zu sein vorgab, unter gleich zeitiger Ausstellung einer Quittung für Letztem sal- dirte. Besagter Wechsel aber war in der Weise gefälscht, daß Knoblauch Richtern, einen in Wechselsachen ganz unerfahrnen Menschen, ein Wechsclschema in blsnoo hatte unterschreiben lassen, unter dem Vorgeben, ihm ge gen dasselbe für 30 Thlr. Tabak von dem Kaufmann Seithel allhier zu verschaffen. Einige Lage später aber hatte er in Hrn. Seithels Namen an Richtern einen Brief geschrieben, daß aus dem Geschäft nichts werden könne, den Wechsel mit der oben angegebenen Summe ausgefüllt und wie angegeben gebraucht. Noch vor Verfallzeit des Wechsels hatte sich nun Hr. Geucke nach der Bonität Richters unter der Hand erkundigt, und als die Erklärun- gen nicht eben günstig lauteten, bald erfahren, daß der Wechsel überhaupt gefälscht sei. Der Ang. behauptet zwar, daß er zur Verfallzeit den Wechsel gedeckt haben würde, was auch dadurch einige Wahrscheinlichkeit erhält, daß er im Stande ist, Hrn. Geucke durch Ueberlassung der bei ihm Vorgefundenen, von ihm mit weit über 400 Thlr., von der Gerichtstare auf 260—270 Thlr. veranschlagten Maaren Ersatz zu leisten: Hr. Staatsanw. Metzler erkennt aber nichtsdestoweniger in dem völlig erwiesenen Vergehen einen vollendeten gemeinen Betrug. Die Vertheidigung ihrerseits bestritt letzteres und erblickte in dem ersten Wech sel einen nicht vollendeten Creditbetrug und in dem zwei ten einen unvollendeten Versuch eines solchen. — Von einem Bürger der Neustadt sind 25 Thlr. als freiwilliger Beitrag zum Umbau des Daches der Neu städter Kirche gegeben worden. — Die Einnahmen der sächs. Staatsbahnen haben im Mai 97,707 Thlr. mehr eingetragen als im Mai des Jahres 1856. Die Zahl der beförderten Personen betrug 230,278 (26,043 mehr) und der Gütertransport 2,497,535 Ctr. (603,921 mehr). Die Einnahme aus dem Personen verkehr ist um 7^8, die aus dem Güterverkehr um 48K gestiegen. Die Gesammteinnahmen dieses Jahres bis ult. Mai betragen 1,445,756 Thlr. (252,612 Thlr. oder 21K mehr als 1856). Die Einnahme der Leipzig - Dresdner Bähst betrug bis ult. Mai 796,720 Thlr. (115,801 Thlr. mehr). Die ebenfalls bedeutende Mehreinnahme der Al- bert-bahn haben wir bereits gemeldet. — Frau HovpS stom Hoflhcatjer in Berlin benutzt ihren Urlanb zu emenj mehrwöchentüchen ländlichen Auf enthalt in unserm qstntuthigen PillM, wohin sie sich so eben begeben. ' ? D 8 — In Chemnitz beabsichtigt »fass staMdem Muster Berlins eine öffentliche Wasch- unb»B»deanMt zu grün den. Das allgemeine Bedürfniß daM ka»n^ jkaum wo dringender erscheinen, als in Chemnitz, dessel^Chrmnitzbach oft mehr Farbestoff und andere Chemikalien, als Wasser zu enthalten scheint. Wie bald und wie gerne würde der Arbeiterstamm die Wohlthat schätzen lerpep, nach Berliner Preisen ein warmes Wannenbad für 1 z Ngr.)? Kn Bad im erwärmten Bassin für 1 Ngr. nehmen zu können! — Am 10. d. M. ist unter angemessener Feierlich keit der Schlußstein des Gewölbes in die Eisenbahnbrücke über das Chemnitzthal eingesetzt worden. — Ein neues Eisenbahnprojekt ist jetzt, aufgetaucht z man will nämlich die Chemnitz - Würschmtzer Eisenbahn bis zum Bahnhofe Klösterlein (zwischen Loßnitz u. Schnee berg) verlängern. Es ist dies eine Strecke von circa 44,000 Ellen, welche dann eine direkte Verbistjdstng mit der Zwickau-Schwarzenberger Bahn Herstellen würde, Man rechnet dabei nicht nur auf einen ungeheuren Transport von Schiefer, Eisen, Bauholz, Kohlen, Getreide «nd Co- lonialwaaren, sondern auch aus starken Personenverkehr von Berlin rc. nach Karlsbad und dem MMilichen Böhmen. Zu weiterer Besprechung über diesen^ Gegen stand ist bereits auf Sonntag (19. Juli) eine Versamm lung im Bahnhose zu Chemnitz aller dafür sich Hgteressi- renden ausgeschrieben. — Versammlungen: Heute gesellige Zusammen kunft des Turnvereins im Garten des Schießhauses. — Vergnügungen: Heute aus dem Bergkeller großes Sommerabend-Fest, wobei Extra-Concert vom Wink- ler'schen Musikchor und zum Schluß das Bombardement von Cauton durch die englische Flotte stattsinden wird; im Reußischen Garten Vogelschießen. Tagesgeschichte. Die veutschen Cabinette haben von einer Bundes-Vorlage in Betreff Holstein-LauenburgS noch Abstand genommen, „nicht, weil die dänische Antwort fie befriedigt, sondern obgleich dieselbe nicht befriedigt.- ^ Die in Berlin tagende ZollvereinSconferenz soll sich im Herbst d. I. nochmals, aber in einer anderen Zusammensetzung versammeln, um über die Einführung der TabgkSsteuer zu be- ra'hen. , .. . H Die Korvette „Die Grille-, welche auf Kosten Preußens ge genwärtig in Havre gebaut wird, soll, wie eö heißt, ihre Weihe durch die Abholung, des Prinzen Friedrich sidilhelm von Preußen und der Prinzessin Victoria von Großbritannien nach stqttgehab- ter Vermählung im, kommenden Jahre erhalten. In München ist in dem Mittelpavillon der Glyptothek ei« Brand auSgebrochcn, der däS Holzwerk deS Dachstuhl- und die hölzernen Stiegen verzehrte. Alle Kunstwerke blieben ünver>ehrt. Der Brand ist vermuthlich durch Nachlässigkeit Her Arbeiter ent standen. Nh Der Gesangbuchstreit in. der evangelischen M.che,her Pfalz fängt an, bittere Früchte zu tragest. DerVersammlung, welche in Landau für die Beibehaltung de- gesetzlich bestehenden Gesang buches sich erklärt hat, wohnte ein Geistlicher bei, ein Mann von