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dem am Zinnacker bei Buchholz vorgenommen (Theodor Klippchen, Schössergasse 2. 1 Tr.). Das Betriebskapital ist auf 51,200 Thlr. veranschlagt, dem man eine gute Rentabilität in Aussicht stellt, da in der genannten Ge gend eine Menge bauwürdiger Erzlagerstätten vorhanden sind. Ein Fünftelkux kostet 80 Thlr-, und ist in H Raten von 5 Thlr. binnen 4 Jahren auszuzahlrn. An der Spitze der Unternehmung steht Hr. 0. Friedr. Schubert in Annaberg, der alle Freunde des Bergbaues dazu ein- ladet. Taqesgeschichte. Bekanntlich si-d die nach Amerika auswandcrnden Perso nen nicht selten beklagenSwertheOpfer amerikanischer Speculalion geworden und ist namentlich jenseits des Oceans ein eigenthümli- cheS System, diedortige Handelsmarine mir Matrosen zu versehen, sehr beliebt. Arme Auswanderer werden unter Vorwänden und Versprechungen an Bord amerikanischer Schiffe gelockt und durch List oder Gewalt zu Matrosen gepreßt. Die preußischeRcgierung hat sich bewogen gefühlt, im diplomatischen Wege bei dem Gou vernement der Vereinigten Staaten auf die dem Interesse der Menschlichkeit entsprechende Abhülfe dieses Uebelstandes hinzu wirken. In Hamburg bildet das Tagesgespräch die Selbstverstüm melung eines schon ziemlich alten Dienstmädchens, welche sich, wie verlautet in einem Anfalle religiöser Raserei, mit einem gewöhn lichen Messer den linken Arm abriß. Am 15. April Nachm, gegen drei Uhr wollte sich der Kaiser LouiS Napoleon nach Vincennes begeben. Er fuhr in einem offenen Wagen unv lenkte die Pferde selbst. In vrr Nähe des Stadthauses angekommen, wurden die Pferde durch die Trom meln einer vorbciziehcndc» Truppenabtheilung erschreckt und gin gen durch. Glücklicher Weise warfen sich die Pferde jedoch in Foubourg St. Antoine auf das Trottoir, woselbst sie durch eine hölzerne Bude und den Groom des Kaisers, der herbeisprang, aufgehalten wurden. Es war hohe Zeit, denn der eine der Zügel war bereits abgerissen und der Kaiser hatte alle Gewalt über die wilden Pferde verloren. Eine ungeheure Menschenmenge umgab alsbald den Kaiser und seinen Wagen, und letzterer setzte seinen Weg fort, nachdem das Gespann wieder in Ordnung gebracht war — Die Pariser Tagespreise scheint nach und nach ganz in die Hände der Börsenmänncr übergehen zn wollen. An Unab- hängigkeir gewinnt dieselbe dadurch natürlich weder in politischer noch industrieller Beziehung. So ist der Courier de Paris Ei genthum des Herrn Prost; Mircs ist Inhaber deSConstitutionncl und deS Pays, Milhaud Inhaber der „Presse", und Delamarre, der Eigenthümcr der Patrie, ist gewesener Banqnicr. Auch das Univers steht vor einer Krisis, da der Vertrag der jetzigen Eigen- thümer-Gesellschaft abläuft. Kürzlich ereignete sich in Nustschuk der interessante Fall, daß ein Mädchen, aus Wien gebürtig, zum Islam übertreten wollte, um einen Jusbaschi zu heirathen, dessen Bekanntschaft sie in der Walachei gemacht hatte. Said Pascha wies jedoch ihr Begehren ab und übergab sie ihrer Behörde zur weiteren Ver fügung, indem er öffentlich äußerte, er wolle durch Begünstigung ähnlicher Beweggründe die Bekenner des Islam nicht vermehren. Der neue amerikanische Präsident Buchanan hat die Axt zur Hand genommen und zertrümmert mit wahrem ßiisto die schönen Luftschlösser, welche die , Friedfertigen im Geiste" und die verschwommenen Gefühlsschwärmer auf die Thatsache seiner Er wählung gebaut hatten. Noch hat er erst drei Wochen „regiert" und schon ziehen sich Diejenigen, die von ihrem Vertrauenübe. dürfniß gedrängt, sich in den Wahn gewiegt hatten, daß daS, was Koffuth „die Logik der Ereignisse" nennt, ihnen zu Liebe einen Purzelbaum schlagen werde, mit dem Gefühle gekränkter Bieder-- I Männer in den Schmollwinkel zurück. Zwar bestehen alle Tha- ten der neuen Bundesverwaltung nur erst i» einigen AnitSbe- setzungen, aber gerade diese sind so bezeichnend, wie nicht- andere» fein könnte. Kirchliche Briefe. Zehnter Brief. Tbeurer Freund! Mögen Sie ein fröhliches Ostern im Herzen gefeiert haben! Den» was hilft sonst alle Osterfestlichkeit? Sie hatten fick> für die Ostertage gerade einen Brief auSgebete», mit dem ick erst jetzt kommen kann. Meine — ich kann wohl sagen: auf Erfahrung und reifer Uebcrlegung, sowie auf ernster Schriftforschung be ruhende Mittheilungen scheinen Ihnen also doch etwas Fördern des zu bieten; ich will mich namentlich heute so halten, daß Ihre fortklingende Feststimmung nicht getrübt wird. Ostern, theurer Freund! Ostern! das LebenSfcst! Und doch ringsum soviel Tod und Erstarrung! Oder ist nicht der Haß in der Gemeinschaft Derer, die durch die Liebe vereinigt und berufen sind, ei» Todeszeichen? Ach, wie müßte cs anders auSsehe», wenn Alle zuerst recht fleißig in ihren eignen Busen griffen! Da wäre nicht rechts unv links Verdammungasucht! Und die ist auf beiden Seiten! Den Einen ist das Feuerherabrufen auf die „Ungläubi gen" der rechte Glaube, den Andern gilt das Laufen-lassen, auch in'S Verderben, für Menschlichkeit und Toleranz! Helfen Sie in Ihrem Kreise, diesen Nachtgedanken den Garaus zu machen, da mit die Kirche d. h. wir Alle als Christi Erlöste ein freie» und fröhliches gottseliges Leben führen. Denn daS freie Leben, das wahrhaft freie ist da nicht wo die landläufige Freisinnigteit ist Wie schöne blendende Worte! und wie viel Selbstbetrug. Unsere freisinnigen Blätter, dieses oft im Grunde gut meinen, laufen und führen oft bei ihren Prote sten gegen „Knechtschaft" in die entgegengesetzten Fesseln. Un er durchschnittliches Literatcnthum, das, weil es sich vom Schreiben nährt, und nicht Opfer ringen kann, mit dem Strome schwimmen muß (der nicht allemal „einen Character bildet") ist voll von sol chen Freiheits-, Menschltchkciis- und Liebesphrasen, von „Men schenwürde", „Seelenadel" und „Himmel auf Erden", daß man diese Herren für eine Kolonie vollendeter GvtleSkindcr zu halten versucht wäre, die in aller Unschuld die Welt nach sich selbst be« uriheilien. Sie baden Stimme und Sitz aus allen Gebieten. So konnten Sie von einer gewissen vielgerühmtcn Julie Bu- row (die Schriftstellerinnen sind ja durch die ritterliche» Herren Literaten zu Genies geschlagen, wenn'S noth thut auch in religiö sen Fragen) der ich übrigens ihren wahren Werth nicht abstrei ten will, geschrieben lesen : „Christus ist daS erhabenste Bild höch ster Menschenwürde, gleichviel für uns, ob er wirklich lebte und litt oder ob ein erhabener Dichtergeist ihn nur dachte." Ich kann, lieber Freund, zu solcher Rede einer „weiblichen schönen Seele" nur traurig schweigen. Es ist freilich daS cntgegengesetze Ver- hältniß zu dem, welches der Apostel Paulus für Mann und Weib in der Gemeinde fordert. Und was sagen Sie zu einem Verse Julius Mosen-, de» reichbcgabten und gemüthvollen deutschen Klassikers: „Der Schwache mag zum Kreuze treten, Der Starke soll durch Thaten bereu." Wenn der Stein auS derHand ist, sagten unsere Wärterin nen, so ist er des Teufels: dasselbe gilt von unbedachten Worten, die wider daS GotteSwort streiten. Gott mag dem herzigen Dich ter das Licht der Augen wieder schenken und dann mag Mosen an Luther und andere GoiteSmänner denken, an die frommen und schwertbcwährten Dichterhelden unseres Volkes und anderer Völ ker, die sich eine» Gebetes vor der Schlacht nicht schämten, die Ihre Stärke im Gebete empfingen; er mag bedenken wie Keiner fich I soviel Stärke geben kann, vaß er damit ein Espenblatt bewegte.