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— Bei dem allhier stattgefundenen Roß- und Vieh markte waren 559 Pferde, 123 Ochsen, 86 Kühe, 68 Schweine und 1028 Ferkel zum Verkauf ausgestellt. Ver kauft wurden davon: 265 Pferde, 90 Ochsen, 33 Kühe 31 Schweine und gegen 800 Ferkel. Die Preise waren im Allgemeinen verhältnismäßig sehr hoch zu nennen, denn es sind z. B. Ferkel das Paar bis mit 9 Thlr. bezahlt worden. Unter den Pferden waren namentlich Reit- und bessere Arbeitspferde vorherrschend vertreten, obgleich auch Luxuspferde und geringere nicht fehlten. Vom Hornvieh war weniger schlachtbares und mehr Zug, Zucht- und mastbares Vieh vorhanden. Der Markt selbst war von dem schönsten Frühlingswettcr begünstigt. — Bei der in voriger Woche eröffnet«: Dampfschiff fahrt tritt von heute ab bereits ein umfänglicherer Fahr plan in Wirksamkeit. Es wird von nun an stromaufwärts regelmäßig ein Dampfer früh 6 Uhr bis Leitmeritz und Nachmittags 2 Uhr bis Letschen, umgekehrt aber früh halb 6 Uhr von Leitmeritz und Vormittags halb 12 Uhr von Aussig, sowie früh 6 Uhr ein Dampfer von Schandau nach Dresden abgefertigt. Auf der Strecke Dresden-Riesa tritt der neue Fahrplan am 21. d. M. in Kraft, es wer den dann von hier früh bald 7 Uhr und Nachmittags halb 3 Uhr Dampfer bis Riesa, Vormittags 10 Uhr und Abends 6 Uhr bis Meißen cxpedirt. Umgekehrt gehen dann früh gegen 8 Uhr und Vormittag gegen ^12 Uhr von Riesa und Abends 5 Uhr von Meißen Dampfer nach Dresden zurück. Die Fahrten sind so eingerichtet, daß ein unmittelbarer Anschluß an die Züge der Eisenbahnen in Riesa, Aussig und Bvdenbach (Letschen), sowie an die Wagen nach Karlsbad und Teplitz und der auf der Ober und Niederelbe (Riesa Leitmeritz) fahrenden Dampfer her gestellt ist. — Das Direktorium der Leipzig-Dresdner Eisenbahn- compagnie hat die Einladung für die diesjähr. General versammlung erlassen (am 19. d. M. in Leipzig im Saale der Buchhändlerbörse). Auf der Tagesordnung stehen auch zwei Anträge, wovon der eine die Einführung von Tagesbillets von und nach allen Stationen zur Fahrtaxe von 1j des einfachen Preises, der andere die Bewilligung eines Zuschusses von 10,000 Thlr. aus den vorjährigen Einnahmen an den Unterstützungsfonds der Beamten die ser Bahn betrifft. Gleichzeitig ist auch der Rechnungsab schluß der Leipzig-Dresd. Eisenbahn vom I. 1856 erschie nen. Die Uebersicht der Betriebsrechnung weist die Summe von 815,047 Thlr. als Reinertrag nach. Für das Jahr 1855 betrug dieser 580,536 Thlr. und es wurde eine Extradividende von 9 Proc. gewährt; bei analogem Ver- fahren dürfte demnach für das Jahr 1856 -eine Extra dividende von mindestens 12 Proc. zu erwarten stehen. — Während die neuernannte Bachstraße in Anton stadt noch der Häuser harrt, wartet die Nvrdstraße noch auf die Straße. Doch wird unser Harren hoffentlich nicht allzu lange dauern, da reges Leben in einem Theile der Stadt sich zeigt, wo im vorigen Jahre bereits eine zweckmäßige Regelung der etwas unartigen Prießnitz statt gefunden, da eine steinerne Ueberbrückung derselben daselbst begonnen hat und schon bedeutende Straßentracte herge- stcllt worden sind. Werden sich dort auch nicht sofort Paläste erheben, so wird es doch gewiß eine regsame Ar- beitercolonie werden, und dem Mangel an kleinen Woh nungen dürfte mit der Zeit dort Abhilfe kommen. — Künftigen Sonntag Vorm. 11 Uhr wird in hie siger Krcuzkirche wendischer Gottesdienst, mit Beichte und Abendmahlsfeier gehalten werden. — Morgen Ab. 7 Uhr wird im Saale der Stadt verordneten Hr. Archidiac. lU. Ziller eine Vorlesung über „die Verdienste sächsischer Füstinnen um die evangelische Kirche" zum Besten der Gustav-Advlf-Stiftung halten. Zur Einnahme freiwilliger Beiträge werden Collecten-Ge- fäße ausgestellt — In den nächsten Tagen wird der österreichische Schriftsteller C. I. Kinderfreund eine ästhetische Vorlesung mit Unterstützung mehrerer hies. Kunstnotabilitäten geben. — Gestern führte uns eine Einladung in das Schul examen der Elementarlasse des Hrn. Dir. Kahl, Waisen« hausstr 5s part. Die größte Theilnahme der Eltern lauschte den gemüthlichcn, wahrhaft väterlichen Fragen und die Kinder bewiesen eine Natürlichkeit und ein Leben, wel ches einzig das Verdienst des Direktors, dem ein blühen des Gedeihen seiner Anstalt zu wünschen ist. Dir. Kahl ist ein Mann, der ganz für das Schulfach geschaffen und daher allen Eltern empfohlen werden kann. Insbesondere ergötzte uns in der That seine musterhafte Ordnungsliebe in den Tabellen und Büchern, die auf die ihm anver traute Jugend wohlthätigen Einfluß übt. — Mit Genehmigung der allerhöchsten Vorsteherin des hiesigen Frauenvereins wird Frl. Amalie Dietrich ihr bereits annoncirtes Eoncert zum Besten des Fonds für Begründung einer vierten Kinderbewahranstalt m der Pirn. Vorstadt geben und zwar in den letzten Tagen des März im Saale des Hotel de Saxe. Da die Eoncertsaison sich ihrem Ende zuncigt und außer dem von Hrn Colbrun allgekündigten Eoncert unsers Wissens ein weiteres nicht in Aussicht steht, so dürfte die talentvolle jugendliche Pia nistin ihr in zwiefacher Hinsicht anerkennungswerthes Streben voraussichtlich durch einen zahlreichen Besuch ihres Concerts belohnt sehen. — In der morgen stattsindenden Soiree musieule im Saale des Lincke'schen Bades wird Hr. Kapellmeister Joh. Strauß aus Wien einige seiner beliebten Composi- tionen selbst dirigiren, worauf wir das musikliebende Pu blikum besonders aufmerksam machen. — Am 14 d. M. früh 6 Uhr wurde die geisteskranke Ehefrau eines hiesigen Schuhmachermeisters bei der Hof mühle an der Annenkirche todt aus dem Weißeritzmühl graben gezogen. — In der Nacht vom 13. zum 14. d. M kam der Tischlergeselle P. in Friedrichstadt, Weißeritzstraße, spät und angetrunken nach Hause, hatte die Gänge ver sehen, war die Treppe herabgestürzt und hatte sich so ge fährlich am Kopfe verletzt, daß er einige Tage später, ohne zum Bewußtsein erwacht zu sein, im Krankenhause ver storben ist. - Am 13. d. M. Abends 7 Uhr wurde im großen Garten unter den zwischen der Eonditorei und der sogenannten Krähenhütte gelegenen Steinbrücke die Leiche des hiesigen Kaufmanns B. aufgefunden. Er hatte sich mit einem Rasirmesser den Hals durchschnitten. — Leipzig wird ein immer kleineres Paris. Das dor tige Sommcrthcater ist eingegangcn und die ganze Ein richtung nach Köln verkauft worden. — „Prinz Lieschen in neuer Auflage" möchte man den in diesen Tagen in Augustusburg verhandelten Pro- ceß nennen, der einer dramatischen Bearbeitung und spe- ciell einer so tüchtigen Kraft wie Moritz Heydrich nicht unwürdig ist. Der Obersischmeister Günther in Heydrich's Posse, ein Portrait, zu dem, nebenbei gesagt, ein noch le bendes Loschwitzer Original gesessen haben soll, hat seinen lebenden Vertreter in dem deutsch-böhmischen Bauer Dotzauer gefunden. Das „Dr. I." enthält die Verhand lungen ausführlich. Wir theilen darnach nachstehend den