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«> so hat man sich für die Annahme der kürzlich erst revi dieren Statuten des „Waldschlößchens" entschieden, da de ren Genehmigung Seiten der Behörde unzweifelhaft zu erwarten ist und svmit manchen eventuellen Weitläufigkei ten vvrgebeugt wird. Jedenfalls zeigt das bisherige Fvrt- ichrciten deutlich, welche günstigen Resultate die Bereinig ung von Kapitalien auch auf diesem Felde zu erzielen im Stande ist. — Wie wir eben vernehmen, wird der Herr Direktor Rudolph Knie nicht nach Potschappel gehen, wohl aber nächstens seine Vorstellungen in der Bude auf dem Jü- denteiche aUhier mit einer ausgezeichneten Gesellschaft be ginnen. — Der bei dem Brande des Waldschlößchens als Feuerwächter verunglückte Will). Wildner ist nach Otägigem Schmerzenslager in der Diakonissen-Anstalt gestorben. — Der hiesige Mechanikers und Optikus Herr C. Grimmer beabsichtigt von Ostern an sei» auf hies. Platze in Verbindung mir seinem Lager optischer und physikali scher Instrumente bestehendes Leihinstitut für solche zu ver vollkommnen und zu vergrößern, um zunächst Schuldirek toren und Lehrern Gelegenheit zu bieten, die zum Unter richte nothwcndigcn, oft sehr kostspieligen Instrumente auf billigem Wege geliehen zu erhalten. Doch nicht allein den verpflichteten Schuldirektoren und angestellten Lehrern ,oll diese Gelegenheit geboten sein, sondern allen dem Verleiher persönlich bekannten oder genügend empfohlenen Privat personen, Damen und Herren, die sich für Naturwissen schaften, Physik, Chemie rc. interessiren und gewisse Expe rimente selbst auszuführen wünschen. Nach einem uns vorliegenden Circular, das Hr. Grimmer demnächst erlas sen wird, sind die Bedingungen folgende: Für jeden Tha- ler des Werthes von dem zu leihenden Apparate sind 5 Pfennige zu erlegen, wofür der Apparat eine volle Woche in Gebrauch gegeben wird Diese Vergütung kommt ganz in Wegfall, wenn der Leiher gleichzeitig eine Waare kauft, die die dreifache Höhe des eventuell zu erstattenden Leih- gcldes beträgt. Leiht z. B. Jemand einen Apparat im Werthe von 20 Thlr., wofür das Leihgeld pr. Woche 10 Ngr. betrüge, und kauft gleichzeitig für 1 Thlr. Maa ren, so wird von der Bezahlung der 10 Ngr. abgesehen. Die Apparate sind zum größten Theil leicht transportabel und müssen die Transportkosten selbstverständlich vom Leiher getragen werden. Ist der Transport zu weit oder wegen der Schwere mancher Apparate nicht auszuführen, so kann die Benutzung derselben in der dazu eingerichte ten Wohnung des Hrn. Grimmer (Griinegasse Nr. 6l> 2 Treppen) geschehen. Dasselbe gilt von Gegenständen, die sich wegen ihrer Empfindsamkeit und Kostspieligkeit nicht zum Verleihen außer dem Hause eignen, wie gute Mikroskope, galvanische Multiplikatoren, bei denen die Magnetnadel an einem leicht zcrrcißbarcn Kokonfaden hangt. Die Apparate werden laut Versicherung des Hrn. Grimmer stets in einem solchen Zustande ausgegeben, daß sie ohne weitere Vorrichtung sofort in Gebrauch genom men werden können. Von dem Nutzen dieser Einrichtung werden sich zunächst diejenigen Herren Schuldirektoren und Lehrer überzeugen, die nur selten Gelegenheit haben, Ex perimente zu veranstalten, da sie zu jeder Zeit die ihnen cvnvenirenden Apparate vorfinden und die Handhabung derselben sofort unter sachverständiger Leitung erlernen können. Dieser Punkt verdient um so mehr Berücksich tigung, als die Apparate in Anstalten meistentheils nach der Idee eines Lehrers oder der besonder» Construction eines Mechanikers gefertigt sind, in die nicht Jedermann sofort die genügende Einsicht hat. Vollends zur Unmög lichkeit wird dieses, wenn weder der Erbauer noch der An schaffer ausfindig gemacht werden kann Ferner bietet das Leihinstitut des Hrn. Grimmer gleichzeitig allen Käufern von physikalischen Instrumenten den Vortheil, daß sie so sicher als möglich gehen können. Jedermann kann durch zeitweises Leihen von Apparaten unter den genannten bil ligen Bedingungen sich zuerst von der Zweckmäßigkeit der selben überzeugen, ehe er sie kauft, eine Avantage, die in keiner andern Branche geboten wird. Aerzte, welche zu gewissen Kuren elektrische und andere Apparate bedürfen, können dieselben ebenfalls bei Hrn. Grimmer geliehen er halten oder davon sofort in dem dazu eingerichteten Leih locale Gebrauch machen. — Vergnügungen: Heute Nachm. 4 Uhr auf dem Feldschlößchen Concert vom Jsarthaler Alpensänger- Quintett. — Auktionen: Von morgen bis Freitag den 20. d. M. Vorm, von 10 Uhr an in hies. Raths-Auction — inn. Ramp. G. 21 — Versteigerung der zum Nachlasse des Hrn. Kaufm. Großmann gehörigen eleganten Mobi lien, werthvollen Pretiosen und Silbergeräthe, feinen Tisch- und Desertweine rc. Tallesgeschichte. An der Stelle in der Jungfernhaide, wo der General-Poli- zeidircctor v Hinckeldey am 10. März 1856 verstarb, ist jetzt auf Befehl des Königs von Preußen unter einer Eiche ein acht Fuß hohes Kreuz mir dem Namen und dem Todestage des Dahinge- schievencn errichtet. Man schreibt auS Elberfeld: „Der bei der Polizei-Direktion vorhandene Milchmesser trägt seine Früchte. Ein Milchverkäufer aus der Bürgermeisterei Wülfrath wurde daselbst angehalten und die von ihm zu Markte gebrachte Milch untersucht. ES ergab sich, daß die Hälfte der Flüssigkeit Wasser war, und führte der Verkäufer noch zwei Kannen Wasser bei sich, mit dem er, seiner naiven Angabe nach, die Milch erst fälschen wollte. Man denke: bald Wasser, halb Milch — noch mit Wasser verdünnt, was ble>bt da übrig? Der Milchverkäufcr wurde sofort vor den Po lizei-Richter gestellt und von demselben zu einer Geldbuße von 2V Thalern oder verhältnißmäßiger Gesängnißstrafe verurtheilt." In Stuttgart ist der Landtag zusammengetreten. Nächst den Eiscnbahnvorlagen wird das Gesetzcs-Project, betr. den Straf vollzug im Zellengefängniß, zur Verhandlung kommen. Der sehr gründliche Bericht stimmt dem Entwürfe nicht nur bei, son dern will der Zellenhaft im Systeme der Freiheitsstrafen eine weitere Anwendung gegeben wissen. AIS Maximum der Zellen- haft bestimmt der Gesetzentwurf sechs Jahre. Die Commission stimmt zu, beantragt aber eine Reihe von Modifikationen, darun ter die Aufhebung der körperlichen Züchtigung als Ordnungs strafe für die Insasse» des ZellengefängnifseS. Bekanntlich ist man vor einigen Jahren in Würtemberg zum ^rznmentum »st Iwmiliem der Prügelstrafe zurückgekehrt. Die Wiener Ztg. meldet, daß der Kaiser eine allgemeine Amnestie für alle Soldaten vom Feldwebel abwärts gewährt, welche in den Jahren >8)8 und 1849 meineidig die Reihen der in Italien staiionirtc» Armee verlassen haben; denselben wird die straflose Rückkehr gestaltet, vorausgesetzt, daß sie sich nicht, abge sehen von der Desertion, »och eines gemeinen Verbrechens schul dig gemacht haben. I» Mailand werden besondere Erlaubnißschelne ertheilt, um die kais. Gemächer der dortige» großartige» Hofburg in Augen schein zu nehmen. Die Einrichtung hat mehrere Millionen ge kostet. Mit Ausnahme einiger Riesenspiegel und Teppichr, die auS Paris geholt wurden, ward fast alles in Mailand verfertigt.