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satirisch-poetischen Stift sehr gut verstehe. Der Carneval entwickelte in. Allgemeinen die heiterste und liebenswür- digste Beredsamkeit; in rascher Folge wechselten Trink- sprüche und Tischreden m Versen und Prosa, und selbst der Teufel hielt es mit dem Wort Seume's: „Wo man singt, da laß dich fröhlich nieder, böse Menschen haben keine Lieder" und stimmte eins an, das er selbst verfaßt (er hatte sich Herrmann Krone unterschrieben); und in das die Gesellschaft einstimmte. Einer von den Gästen, v. B. Auerbach, improvisirte ein „Doctor-Eifckibart-Lied", an des sen Vortrag sich ein Toast auf die Jugend schloß. Die letztere ließ die „Meister" leben, welche bei dem Fest er schienen waren. — Die gestrige Notiz über Hrn. Restaurateur Meiß ner hat im Wesentlichen nichts weiter beabsichtigt, als dem daselbst erwähnten vielverbreiteten Gerüchte einen öffentli chen Ausdruck zu geben. Die angefügten Bibel-Statio nen sind von dem Verfasser dieser Notiz in der Absicht angefügt worden, um durch dieselben zu erklären, daß auch das Publikum sich manchmal viel mit Träumereien zu schaffen mache, keineswegs aber um eine Zweideutigkeit oder Verdächtigung gegen unfern geachteten Mitbürger, Herrn Restaurateur Felßner, dahinter zu verstecken. Daß die Felßner'sche Restauration verkauft sei, wird übrigens im „Dr. I." als wahr bezeichnet. — Wie es heißt, hat Herr Direktor Wollschläger so viel Geld herausgeschlagen, daß er gemüthlich in der Wolle sitzt. Der Director des zweiten Theaters wird ihm ein aufrichtiges Lebewohl sagen, denn natürlich, die Leute glaubten, das zweite Theater entläuft uns nicht, aber Wollschläger geht bald fort und da muß man — morgen zum letzten Male — erst die Riesen- und Zwergproductio- nen sehen. Es ist in der That dem in so mannichfacher Art talentvollen, gemüthlichen Nesmüller zu wünschen, daß er mehr unterstützt werde — denn er hat keine Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Actien von 1848 —49 A 85 Procent liegen, die jetzt über 296 stehen. — Die „Neue Sächsische Flußversicherungs - Gesell schaft" wird Donnerstag den 26. März d. I. Nachmit tags 3 Uhr auf der Handelsbörse in Leipzig eine General versammlung halten. Gegenstände der Verhandlung wer den sein: 1) Bericht über den Geschäftsverkehr des Jah res 1856, 2) Vorlage des Rechnungsabschlusses pro 1856 und dessen Justisication, 3) Wahl eines Direktors, an Stelle des ausscheidenden Herrn A. Schramm, und dreier Rechnungsrevisoren nebst deren Stellvertretern zur Prü fung der nächsten Jahresrechnung. — Die Dreyßig'sche Singakademie hatte gestern Abend zu Ehren ihres Dirigenten, des Herrn Hoforganisten Schneider, eine besondere Festfeier veranstaltet, in de, dem würdigen und verdienten Manne unter Vortrag eines an ihn gerichteten Gedichtes ein silberner Lorbeerkranz über reicht wurde, nachdem er bei seinem Eintritt mit dem Chor aus Judas Maccabäus: „Seht, er kommt mit Ruhm rc." begrüßt worden war. — Subhastationen: Den 7. April das Haus grundstück Nr. 263 auf der Casernenstraßc, auf 7300 Thlr. gewürdert. Taqesgefchichte. Der große Fackelzug, den die Studirenden In Berlin dem Prof. Böckh zur Feier seines fünfzigjährigen Doctor-JubiläumS zu bringen gedenken, soll amAkenv deö 14. März vor sich gehen. Ai» Tage der Feier wird dein Jubilar ein silberner Oelzweigkranz mit einem griechischen Distichon durch jeine Deputation der Stu- direnden überreicht werden. Am 18. Febr. wurden die Verträge zwischen der preußischen und der russischen Regierung abgeschlossen, durch welche ein drei facher Anschluß der Ostbah» an das russische Bahnnetz bestimmt wird. Wenn diese Thatsache schon unter den gegenwärtigen schwierigen Grrnzverhältnissen zu Rußland Befriedigung erregt, däDaö k-nigsberger, danziger und fiettiner Erportalgeschäft noch- wendig ei» umfangreicheres werde» muß, so trägt hierzu noch vielmehr die feste Ueberzeugung bei, daß Rußland, einmal in die direkte Verbindung mit vcm übrigen Europa gezogen, auf dir Dauer sein Absperrungösystcin nicht festhallen kann. Die diesjährige Volkszählung hat die Zahl der Civil-Be- völkerung innerhalb der Linien Wiens mit 473,000 Seelen con- statirt; im Jahre 1846 war die Einwohnerzahl 408,000, im Jahre 1850 440,000. Die letzte Versammlung der schweizerischen Prediger-Gesell schaft in Schaffhausen hat einen Beschluß gefaßt, der auch in deutschen Kreisen bekannt zu werden verdient. ES war nämlich das Hauptthema der Verhandlung, „die schroffe und feindliche Stellung, welche man in mehreren deutschen Ländern, dem resor- mirten Bekenntnisse gegenüber gegenwärtig einnimmt". Einige Stimmen irollten nun die Versammlung zu gleichem Eifer an- feuern. Diese aber gab vielmehr ie Erklärung ab: es sei Pflicht der reformirte» Kirche sich nicht in diese bedauerlichen Kämpfe hineinziehen zu lasse», sondern in ernster Beobachtung derselben unv christlicher Fürbitte für die ganze evangelische Kirche ihre Auf gabe zu erblicken. Die jäbrlichen Bezüge deö FelvmarschallS Grafen Radetzky sind auf 100,000 Fl. festgesetzt, auch behält Se. Exc. vie jetzige Suite. Die Bildsäulen der Könige von Frankreich, die auf der so genannten KönigSgalerie oberhalb deö Portals von Notre-Dame standen, während der ersten Revolution aber entfernt wurden, werden jetzt wieder dort aufgestellt. — Marschall Randon ist in Paris angekomme». ebenso der Fürst Danilo von Montenegro, der sich durch ein sehr glänzendes Gefolge bei de» Parisern in Gunst zn setzen sucht. Die Patrie widmet der Ankunft desselben einige Worte. Sie glaubt, daß dessen Reise nach Paris dem österreichischen Cabinet viel Mißvergnügen bereitet habe. ES ist der erste Fürst von Montenegro, meint das halboffizielle Blatt, der in StaalSgeschüften nach Paris kommt; sie wandten sich sonst nach Petersburg und Wien. Paris ordnet also heute nicht al lein die großen europäische» Conflicte, sondern auch dir weniger beträchtlichen. Welch ei» glänzender Beweis für den Geist der Weisheit und der Mäßigung, welchen die Negierung des Kaiser- beseelt ! Man sagt, daß Sparten eine Demonstration gegen San Domingo zu machen gedenke, wo der spanische Cvnsul eine Be leidigung erfahren bat. — In Eadix find bereits mehrere Schiffe angekommen, welche für die Expedition nach Mexico bestimmt sind. Auch mit der Rüstung und Zusammenstellung des Cr- peditionS-Hceres beschäftigt man sich; nichts desto weniger zwei felt man an der Ausführung des gefaßten Planes. Für Lord Palmerston s Ansehen am Londoner Hofe bürgt der Umstand, daß ihm dieKönigin die Erlaubniß, daS Parlament aufzulösen, ohne vieles Zögern gewährte. Der Monarchin kommt eS ungelegen eine Parlaments-Auflösung zu Anfang März zu de- cretiren, die Saison der Hauptstadt, von der Tausenve daS ganze Jahr über leben, und eine Masse von Geschäften im ganzen Lande zu unterbrechen. Die Parlamentsmitglieder eilen über Hals pnd Kopf zu ihren Wählern, und wenn nicht etwa Unerwartete- da zwischen tritt, werden nächste Woche kaum einigt Dutzend mehr in London zu finden sein. Ueder da- Feldgeschret bei den Wählen ist die Opposition noch nicht einig; da» ist der P»znjkf> wo die