Volltext Seite (XML)
Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 82. Sonntag, den 21. December. 1856. Erscheint täglich Morgens 7 Uhr. Inserate die Spaltenzeile oder deren Raum>zu SPf. werden bis Abends 7 Uhr (Sonntagsjvon 11—2 Uhr) angenommen. 1. Abonnementpreis ä Vierteljahr 1 Thlr., (monatlich 20 Zeilen unentgeldliche Inserate); 2. Abonnementpreis s Vierteljahr 15 Ngr. bei unentgeldlicher Lieferung ins Haus. — Für auswärts durch die Post »Vierteljahr 1V Ngr. — Einzelne Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee Nr. k, sowie auch Waisenhausstraße 6 pt. Dresden, den 21. December. Se K. K H. der Erzherzog Ferdinand Maxi milian ist gestern früh 4 Uhr nach Brüssel abgereist. — Da wahrzunehmen gewesen, daß in neuerer Zeit bei den ziemlich allgemein üblich gewordenen Schulfesten Lanzvergnügungen in den Schänken für die Schuljugend veranstaltet werden und an diese sich sehr häufig Tanzbe lustigungen der Erwachsenen schließen, so hat das K. Mi nisterium des Cultus und öffentl. Unterrichts, in Hinblick auf die nachtheiligen Folgen von dergleichen Vergnü gungen für die Kinder, die Abhaltung solcher Tanzbelusti gungen der Schuljugend in den Schänken gänzlich ver boten. — Der Sächs. Bevollmächtigte bei der am 17. d. M. geschlossenen Zollconferenz, Zoll- und Steuerdirector v. Schimpfs, ist vorgestern von Weimar hierher zurück gekehrt. — Vorgestern Nachm, erfolgte vor hies. Bezirksge richt die Verhandlung über den von dem Handarbeiter Krause eingelegten Einspruch wegen über ihn vom Justiz amt Tharand verhängter Ijähr. Arbeitshausstrafe Krause hatte vor einiger Zeit einen messingenen Leuchter und eine Lichtputze im Taxwerthe von 9 Ngr. entwendet. Die hohe Strafe war motivirt durch den mehrmaligen Rückfall K's., welcher bereits 6 Mal mit Gefängniß, 5 Mal mit Ar beitshaus und 1 Mal mit Zuchthaus bestraft worden war. Der Gerichtshof bestätigte das Erkenntniß der ersten In stanz. Die nächste Gerichtssitzung wird morgen früh 9 Uhr stattsinden. — Der Vorstand des Dresdner gemeinnützigen Bau- vereinS macht die Actionaire des Vereins auf die Bestim mung des 8 13 der Statuten aufmerksam, nach welcher die Dividende nur in der Zeit vom 1.—31. Dec. von dem Gesellschaftscassirer ausgezahlt wird. — Tages-Billets bei der Alberts-Bahn, welche am 24. d. M. u. f. T. gelöst werden, bleiben zur Rückfahrt bis Mit dem letzten Zuge am 29. dess. Monats gültig. — Die Christbescheerungen für arMr Kinder finden in folgender Weise statt: I) heute Ab. 5 Uhr im Gewand hause zweite Etage, 2) morgen Ab. halb 6 Uhr im Ehrlich- schen Schulgestift, 3) morgen Nachm. 4 Uhr im Finvelhause, 4) morgen Ab. 5 Uhr im Armenhause für die Zöglinge der 1. u. 3. Kinderpfleganstalt, und 5) den 1. Weih nachtsfeiertag Ab 5 Uhr im Waisenhduse. — Viel Aufsehen macht hier der noch nicht beendete Streit zwischen dem Oberarzte am städtischen Kranken hause, Prof. v. Zeis, einestheils und dem Gerichtsarzte, Medicmalrath v. Siebenhaar und Amtswundarzt Bach stein andererseits. Derselbe bezieht sich nämlich auf den Heckelschen Criminalproceß, in dem letztere Beide in ihrem Gutachten sich dahin ausgesprochen, daß die von ihrem Manne mit dem Beile geschlagene Hecke! durch Trepani- ren möglicher Weise hätte gerettet werden können. Ersterer hat die Trepanation nicht für gut befunden und darum dreht sich der Dissens. Beiderseits kann man »Verstän digungen, Erklärungen" und anders bezeichnetc Auslassun gen in öffentlichen Blättern lesen. Das nichtärztliche Pu blikum wird dabei nachdenkend gemacht und theilt sich in zwei Lager, für und gegen; jeder wünscht — gesund zu bleiben. - Zu dem Vermögen des ausgetretenen Cigarren fabrikanten Becker von hier ist der Concursproceß eröffnet i worden. — Vorgestern Ab. 7 Uhr ist bei starkem Eisgang ! die Kutschersfrau Große bei dem Landungsplatz der Dampf schiffe aus Tiefsinn in die Elbe gegangen. Der Schwimm- Meister Moritz Gaffe, eben vorbeigeheno, hört ein Winseln in der Elbe und ruft um Hülfe, worauf 2 Handarbeiter herzukommen, von denen der eine eine Stange holt, dem andern übcrgiebt Herr Gasse Uhr und Rock, geht bis an den Hals ins Wasser und ist so glücklich, die Frau ans Ufer zu bringen. Bald darauf gab jedoch die Unglückliche ihren Geist auf. Sie war seit 8 Lagen tieffinnig und hatte ein zu stillendes Kind, lebte übrigens in guten Ver hältnissen mit ihrem Manne. Herr Gasse hat bereits im vorigen Jahre die goldene Rettungsmedaille erhalten.