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— In der Monatsversammlung des Januar 1857 sollen Jahresbericht und Mitgliederverzeichniß des Vereins für Hühnerzucht ausgegeben werden. Diejenigen, welche dem Vereine noch bettreten und in der gedruckten Liste als Mitglieder aufgeführt sein wollen, haben ihre Anmeldung bis Sonntag den 28. Decbr. an den I). Ad. Drechsler, Secr des Vereins, Racknitzstr. Nr. 8, einzusenden. — In Chemnitz wurden von der Polizei viele von auswärtigen Händlern eingebrachte ölichte und ungenieß bare Nüsse conflscirt. Verdient Nachahmung. — Auction: den 22. Dec. Vorm. 10 Uhr vorder Neust. Reitercaserne ein ausrangirtes Dienstpferd; den 3. Jan. 1857 das auf hies. Palmstraße Nr. 39 gelegene, init 975 Thlr. versicherte Hausgrundstück in der Expedi tion des Adv. Woldemar Döring. - Die gestrige teste Gerichtsverhandlung war gerich tet gegen den Dienstknecht Näke aus Kreischa, angeklagt wegen mehrfachen Diebstahls und versuchter Befreiung von Gefangenen. Am 22. Sept. d. I. kaum der Haft entlassen, begeht er in 6 verschiedenen Nächten 8 Dieb stähle an Geld, Victualien, Kleidern und Effecten in meh ren: Dörfern. Bei dem letzten in der Schmiede zu Koh ren verübten Diebstahle hatte Näke sich gleichzeitig meh rerer Dietriche, Sperrhaken u. and. Werkzeuge bemächtigt, auch sich nachher eine Blendlaterne gekauft, in der Absicht, um in den Lokalitäten des Justizamtes Dippoldiswalda cinzubrechen und einen dort befindlichen Gefangenen, Na- mens Hanisch, mit dem er früher zusammen gesessen, zu befreien, nachdem er vorher aus der Expedition des Amts- copisten Kindermann eine angeblich diesem Hanisch gehö rige Summe von 800 — 900 Thlr., auch Paßformulare und Stempel zu Anfertigung falscher Pässe sich habe weg holen wollen, um mit deren Hilfe nach Amerika zu ent kommen. Hieran aber ist derselbe gleich bei seiner Ankunft durch den ihm begegnenden und ihn sofort arrctirenden Amtswachtmeister verhindert worden. Nach geschlossener Beweisaufnahme legt der Herr Staatsanwalt dar, daß heute ein Buschklepper vor ihm stehe, der gewerbsmäßig in kurzer Zeit 8 Razzias ausgeführt und eine neunte be absichtigt habe und ein die öffentliche Sicherheit äußerst gefährdendes Subjekt zu werden drohe. Der Gerichtshof verurtheilt Näke zu 3 Jahren Zuchthaus. Tagesgeschichte. Die Darmstädter Bank wird am l. Jan. k. I. eine Zweigbank in Paris, vorläufig mit einem Capital von 2^ Mill. Fr. gründen. Nach übereinstimmenden Berichten von allen größeren Fruchtmarkten der österr. Monarchie, wo ungeheure Getreide- Vorräihe aufgethürmt liegen, herrscht auf diesem Handelsgebiet eine ungewöhnliche Flauheit, was aus dem Umstance einiger maßen erklärlich wird, daß die Producenten, in Hoffnung besserer Preise, mit ihren Vorräthen einerseits sehr zurückhalten, anderer- seits auch wenig Engros-Käufer auf den verschiedenen Märkten aufireten, indem ein großer Thril der Handelsleute, die fich ehe dem diesem Geschälte widmeten, sich von demselben ab- und ihre Thäligkeit den Börsen-Speculationen zugewandt haben. Noch während der Ausstellung der Produkte der häuslichen Oeconomie in Brüssel wurde der Gedanke angeregt, in der Hauptstadt Belgiens ein beständiges Museum dieser Gegenstände anzubringen. Allgemein war man mit der Idee einverstanden, es fehlte jedoch ein Local. Der Minister des Innern hat dem Co, mitte jetzt aber einige Säle angewiesen, und Brüssel hat ein Mu ssum mehr, daS äußerst belehrend und bald bedeutend sein wird. Man erfährt folgendes Nähere über das Attentat auf den König von Neapel: Im Augenblicke, wo der Mörder niederge- worsen wurde, hatte er seinen ersten Stoß gethan und stürzte in Wuth vorwärts, um einen zweite» zu tbun. Als er wieder auf« stand, sagte er: „Es ist mir nicht geglückt, aber ich habe meinen Auftrag erfüllt!" Der König beruhigte seine Umgebung, erklärte, daß die Wunde nur leicht sei, unv gab Befehl zur Fortsetzung des Vorbeimarsches der Truppen. Alles daS geschah so schncll, daß die Königin gar nichts gemerkt hatte von der Gefahr, in welcher sich der König befand. Ein Stabsoffizier sagte ihr, daß der Tu mult nur von der Verhaftung eines Soldaten herrühre, welcher Reih und Glied verlassen habe, um dem Könige eine Bittschrift zu überreichen. Nach dem Defiliren begleitete der König daS Jäger-Bataillon, um ihm zu zeige», daß er cS nicht für die That eines seiner Canrerade» verantwortlich mache. Die Note deS „Moniteur" über die Neuenburger An gelegenheit hat in Paris eine ungeheure Sensation erregt. Diese gegen die Schweiz gerichtete Demonstration hatte man nicht er wartet, obgleich man schon davon sprach, daß Rußland und Frank reich in Berlin erklärt hätten, sich einer bewaffneten Intervention Preußens in die Schweiz nicht witersetze» und in diesem Falle der Neutralität der Schweiz keine Rechnung tragen zu wollen. Der Kaiser soll dem General Dufour gegenüber auch schon erklärt haben, daß er keineswegs die Absicht habe, in diesem Falle die Neutralität der Schweiz zu vertheidigen. Auf die Börse übte die Moniteur-Note einen steigernden Einfluß auS. Man glaubt, daß die Schweiz den Drohungen Frankreichs nicht widerstehen werde. Es soll eine preußische Note in Bern eingetroffen und der diplomatische Verkehr Preußens mit der Schweiz abgebrochen sein. Der Bunoesrath hat sich außerordentlich versammelt und die Einberufung der Bundesversammlung beschlossen. Die Ber ner Anklagekammer hat 6ü Angeschulvigte in der Neuenburger Angelegenheit in Anklagezustand versetzt; 14 Angeschulvigte sind in die zweite Kategorie versetzt, über welche der Entscheid Vorbe halten wird. Weihnachtswanderungen. vm Ein besonderes Interesse gewährt jetzt eine Abendwanderung durch die hell erleuchtete» volksbelebtcn Straßen, die hier und da mit srischgrünenden WeihnacktSbäumchen unv Ppramiven be setzt sind. Nehme» wir auf der heutigen Wanderung die Waaren und Stoffe in Augenschein, welche unsere Frauen besonders lieb und werth halten. Die äußere Gestalt und geschmackvolle Anord nung der dieSfallsigen Schauläden entspricht ihrem Inhalte. Wir bewundern die reiche Auswahl von Spitze» und Blonden, Che misetten, Mantillcn, Krügelchen, Barben und tausend hübschen Sächelchen, welche die Läden von Heinsius, Schräder. Simon, A. Renner, Schnabel, Kreißet, Einenkel, Baumann, Poppe u. A. darbieten und sehen die Frauen im Geiste in ihren BoudoirS auf blumigen Teppiche» mit dem erkorenen Bande sich schmücke» oder im Tanze in schöngcstickten Kleidern dahinschweben, over, gehüllt in den herabwallenden Schleier, den ernsten Gang zum Altar« antrnen. Die Brüsseler Spitze, die Valencienner Kante, die feine Arbeit der Spitzen-Klöpplerin aus dem Erzgebirge, dir der mittelalterliche und Rococco-Geschmack i» Kragen und Man schetten als kostbarsten Putz verwandte, sind durch die wechselnde Mode wieder in ihre Herrschaft eingesetzt. Die Damenwelt riva- listrt jetzt in geschmackvollen Weißstickereien der Kragen, Aermel, Manschetten, Battisttücher und Mantillcn. Weiß ist daher dir Parole dieser Magazine, und die weiße zierliche Fülle der Schau fenster bietet von dem einfachsten bis zum elegantesten Artikel dieses Genre- eine Auswahl, die nur eine Dame recht zu schätzen vermag, so daß wir u»S mit unserer Beschreibung bescheiden, um u»S nickt in sachverständigen Augen allerlei Blößen zu geben, wie sehr rS unS auch treibt, unser kosmopolitisches Wissen durch