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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 42. Dienstag, den 11. November. 1858. Erscheint täglich Morgens 7 Uhr. Inserate die Shaktenzeile oder deren Raum zu b Pf. werden bis Abends 7 Uhr (Sonntags von l 1—2 Uhr) angenomnM. 1. Abonnementpreis ä Vierteljahr l Thlr., (monatlich 20 Zeilen uncntgeldliche Inserate); 2. AbonnementpreiS ä Vierteljahr 1°> Rgr. bei unentgeldlichcr Lieferung jn'S Haus — Für auswärts durch die Post, ä Vierteljahr l!» Ngr. — Einzelne Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee Nr-6, sowie auch Waisenhausstraße 6 pt. Drrsden, den 11. November. Die hohen Neuvermählten, Se. K. K H. der Erz herzog Carl Ludwig und Höchstdessen Gemahlin, werden im Laufe des heutigen Vormittags die Residenz verlassen und sich auf der Prager Bahn zunächst nach Wien be geben. Sicherem Vernehmen nach wird bei diesem Asi> lasse eine feierliche Begleitung des hohen Paares nach dem böhmischen Bahnhofe stattsinden. i — Se. K. H. der Prinz Gustav von Wasa ist gestern Nackmittag nach Wien abgereist. — Die Nachricht von der Hierherkunft Sr M. des Kaisers Franz Joseph hat sich bis jetzt noch nicht bestätigt. — Das am Sonntag stattgefundene Ballfest bei dem K. K. Oesterr. Gesandten war außerordentlich glänzend. Auf der lichtstrahlenden, reich mit Pflanzen geschmückten Treppe von zahlreicher Dienerschaft empfangen und biö zum ersten Stockwerk durch eine Haie von Lakaien ip der alterthümlichen Livree des Hauses emporschreitend- ge langten die Gäste zunächst in die durchgehends neu ip Weiß und Gold hergestellten, von den herrlichsten Kron leuchtern erhellten Räumlichkeiten des Hotels und von da auf breitkr Treppe wieder hinabsteigend in den damit zu sammenhängenden großen Tanzsaal. Dieser letztere, ein Erzeugniß weniger Wochen und von dem Fcstgeber mit großem Aufwand« auf dem an das Hotel stoßenden Gar tengrunde erbaut, schloß sich, ein Meisterstück solider Bau art und geschmackvollster Decoration dem Style der übri gen für bas Fest nicht ausreichenden Räumlichkeiten an und bot nächst dem ausgedehnten Orchester an 400 Per sonen reichlichen Platz. Das Fest, wurde durch die Ge genwart S.r- M. des Königs, der hohen Neuvermählten, des Kronprinzen und der Kronprinzessin, des Primen Georg und der Prinzessin Sidonie beehrt. Unter den Ge ladenen befanden sich daS gesammte diplomatische Corps und die Damen desselben, sowie die zur Zeit hier anwe senden K. Gesandten an mebrern Höfen, und eine große Anzahl ausgezeichneter Fremden, namentlich aus den K. Oesterr,. Saaten. Ein Blick von der Höhe der m den Tanzsaal fuhMden. drejftn Treppe, lieferte «n Bild von, seltenem Glanze. Sämmtliche anwesende Herren waren in großer Uniform oder im Hofkleid — eine schlanke ju gendliche Gestalt in ungarischem Magnatentostüm zog ganz besondere Aufmerksamkeit auf sich —, und die Toi letten der Damen und deren Schmuck wetteiferten um den Preis der Schönheit und des Reichthums. Besonders waren die zur Begleitung der jungen Frau Erzherzogin bestimmten Damen zu bewundern; ebenso wurde das In teresse auf das Angenehmste angeregt durch die Gräfin Zichy, Tochter des Fürsten Clem. von Metternich, hervor ragend als eine glänzende Erscheinung in der vornehmen Welt, wie als eine edle Zierde jenes hohen Familienkrei ses, dem der hiesige K. K. Oesterr. Gesandte und seine Gemahlin angehören, und die durch jugendliche An- muth fesselnde Comtesse Festetics. Die Tänze be gannen gegen .9 Uhr und dauerten, nur von dem Souper unterbrochen, bis nach 2 Uhr. Nichts fehlte, was diesem Feste den Charakter der Fröhlichkeit und des befriedigendsten Gesammteindrucks zu verleihen vermochte Das Zeichen zum Schluffe des Abends gab erst der Aufbruch II. KK. HH. des Erzherzogs und der Erzherzogin, welcher nicht früher als gegen halb 3 Uhr erfolgte — Ein hiesiges Blatt meint, dem am Sonnabend im K. Hofthealer versammelten eingeladenen Publi kum würde es auch gut angestanden haben, wenn es sich beim Eintritt des K. Hofes in die Loge von seinen Sitzen erhoben hätte. Da die Sachsen sonst doch wegen ihrer Höflichkeit gerühmt sind, ist es in diesem Falle wohl nur eine gewisse Ungeschicklichkeit und Vergeßlichkeit gewesen, daß man unterließ, was schon die Dankbarkeit erforderte. — Wie das „Dr. I." mittheilt, hat der apostolische Vicar im Königreich Sachsen bezüglich der neulich erwähn ten Uebertrittsangelegenheit weder eine vorgängige telegra phische Anfrage erhalten, noch eine Delegation-ertheilt — Der Verein für'S Leben hält heute Abend 8 Uhr im Saale der zwei schwarzen Adler Versammlung. Bor träg und Besprechung über das Lesen als Fortbildungs- iurd Unterhaltungsmittel and seiner Regeln.'