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Taqcsqeschichte. Der bekannte Apostel- einer „cmy, Mundheitslcbre, Ernst, Mahner, weilt seit einigen Tagen in Frankfurt a. M Ein Ver such von ihm, sich in den Blättern für svuldlos verurtbcilt zu er klären (er wurde bekanntlich in der Pfalz wegen O ingriffc in frem des Eigmthum vcrurtbeill), machte die Polizei auf ihn aufmerk sam, die ihn denn sofort durch Schutzmänner zur Vernehmung vorführcn ließ. Die neulich inLondon vollzogene Vermählung des Prin zen Friedrich von Hanau, ältesten Sohnes des Kurfürsten, mit Fräulein Birnbaum, Toct tcr des bisher am kurfürstlichen Hoftheatcr cngagirten Komikers Birnbaum, ist gegen den Wunsch des Kurfürsten erfolgt. In Folge dessen wurde Hr. Birnbaum vom Hoftheatcr entlassen und ihm nebst Familie durch Miüi- sterialbcschluß der fernere Aufenthalt im Lande untersagt, Hr. B. hat sich nun nach Frankfurt begeben, wo er seinen vorläufi gen Aufenthalt nehmen wird. Um die Lage der Staaksdiener einigermaßen zu vcrbesicrn, hat der Herzog von Nassau beschlossen, dem näcksten Landtage einen Gesetzentwurf vorzulcgen, wonach alle verhciratbeten Staats diener, Offiziere mit cingcschlossen, 30 Malter Korn und 20 Mal ter Gerste, die ledigen aber (wie bisher die Staatedicner in der Stadt Wiesbaden mit weniger als 2000 Fl. Besoldung) >5 Malter Korn und >0 Malter Gerste oder deren jedesmaligen Werth statt 200 Fl., resp. 100 Fl., erhalten sollen. Der Magistrat in München hat jetzt einem sechsten Pferde- Fleischer die Concession erthcilt, da die zeithcrigen fünf derartigen Geschäfte den vielen Nachfragen nicht Mehr zu genügen vermögen. Bei der directen Dampfschifffahrt zwischen Hamburg und New York offenbart sich ein erfreuliches Gedeihen. Die Reisen der Borussia uud Hammonia gehen schnell und glücklich von Statten: so ist die Borussia, die am l l>. Oct. in Ncwyork an kam, nur 13—14 Tage lang unterwegs gewesen und die Ham monia ging am 1. Nov. mit einigen hundert Passagieren und einer vollen Ladung nach Newymk ab. In Paris sind abermals mehre Personen wegen Verbrei tung falscher Nachrichten über den Kaiser verhaftet worden. Am 1. Nov. stürzte in der Vorstadt St. Antoine ein schon bis zum dritten Stockwerke aufgeführtes neues Haus mit gewaltigem Kra chen zusammen. Aus den Trümmern zog man sechs Arbeiter hervor, wovon zwei gleich nachher starben: die vier anderen wa ren nur leicht verletzt. : Während man sich besonders von England aus dafür in- teressirt, daß der Contincnt die Goldwährung aNNehmen möge, ha» man in Frankreich schon den Gedanken eines euro päischen Papiergeldes gefaßt. Kn dem pariser Journal »Industrie" wird diese Idee angeregt und weiter ausgeführt, der wenigstens das Verdienst der Originalität gebührt. Es heißt darin: „Wenn es wahr ist, daß die Münze sich in ihrem voll kommensten Zustande befindet, wenn sie aus Papier besteht, dann geht daraus hervor, daß hauptsächlich die Vervollkommnung und Verallgemeinerung des solid verbürgten Papiergeldes das Mittel ist, durch welches Europa den Münzkrisen, denen cs durch die Umwälzungen in der Erzeugung der edlen Metalle ausgesetzt ist, zu entgehen hoffen darf." Im Einvernehmen mit den Stadtbchörden inMadrid hat die spanische Regierung die Errichtung von 16 Bäckereien in den von der ärmeren Classc bewohnten Vierteln Madrids be schlossen, wo gutes Brod für Rechnung der Regierung verkauft werden soll. Außerdem wurde ungeordnet, das in Marseille an- ^ gekaufte Getreide den bedürftigsten Provinzen zuzuführen. So und durch den Verkauf von Getreide aus den Nationalgütern hofft die Regierung die Lebensmittel - Lheuerung bewältigen zu können, besonders da Tausende von Armen bei den begonnenen großen öffentlichen Arbeiten Beschäftigung finden. Eingesandt. In der Sonntags - Nummer des Anzeigers erhebt sich eine Stimme gegen die von uns vorgeschlagene Erneuerung der Bä der in der Sophienkirche, weil — „zu viel Bilder in.der Kirche nichts taugen, die-Andacht stören und die Kirche kein Museum ist " —Unser großer Luther sagt: „Ich wollt aber gern alle Künste, sonderlich die Musicam sehen in Dienste dessen, der sie ge ben und geschaffen hat" der beste Beweis, daß die leider allgemein cingerisscne Kahlheit und Lebrbeit protestantischer Kirchen nicht in feinem Sinne liegt. Allerdings ist die Kirche kein Museum, aber schlimm wäre cs, wenn die Kunst in den Museen ihre ein zige Stätte haben sollte, schlimm, wenn unsere Zeit so alles Kunst- bedürsnisscs entblößt wäre, daß sie ihr den Platz im gottcskause wo ihr Zusammenhang mit dem Leben sich noch am innigsten vermittelt, nicht mehr gönnen will. — Wen die Kunst in der Kirche stört, den stört ebensogut jede äußerliche Veranlassung: wer aber in Augenblicken, in welchen die Gottesdienstliche Hand lung ihn nicht unmittelbar ganz in Anspruch nimmt, seine Blicke gern auf Kunstwerken ruhen läßt, die ihn unwillkürlich zu tief ster Andacht leiten, den stören die kahlen Wände und mißgestalte ten Verzierungen allerdings und mit Recht. Möge man darum immerhin die besagten Bilder in schönster Weise erneuern sic werden ihren wohlthätigen . Einfluß nicht verfehlen, sollten sich auch noch mehr mißbilligende Stimmen dagegen aussprcchen; daß sich eine Stimme in beregter Art und gewiß auch „im Sinne Vieler" so ausgesprochen hat, ist allerdings ein trauriges Zeichen für die Kunstliebe unserer Zeit! Kunst und Literatur. ** Im Friedrich-Wilhelmsstädtischen Theater in Berlin wird Herr E. Devrient am 8. sein Gastspiel beginnen. Der selbe tritt zunächst in den „Memoiren des Teufels", „Rubens in Madrid". „Majorats-Erbe", „Stille Wasser sind tief", „Glas Wasser", „Journalisten", „Lorbeerbaum und Bettelstab" und „Richard Wanderer" auf. — Für die tragischen Rollen bei diesem Gastspiel ist Fräul. Löhn engagirt. * * I. W. v. Ehrenstein, der geschätzte jugendliche Ton künstler, stellt gegenwärtig nicht sowohl den schwedischen, als viel mehr zunächst den deutschen Nachtigallen in Concert und Haus durch die mannigfaltigen Liederspenden, die er laut der Annoncen z seiner Verleger vorbereitet, reichen Genuß in Aussicht. — Im Verlage von C. A. Klemm erscheinen fünf Gesangsstücke, als Fortsetzung der so günstig aufgenommenen „Jugend träume"; während dagegen die intelligente Musikalienhandlung von Bern hard Friede! in den hiesigen Blättern unter dem Titel „Leid und Lust" einen Ehrenstein'schen Liedercyclus von zwölf Ge sängen ankündigt, denen Dichtungen von Nicolaus Lenau, Ju lius Schanz, Heinrich Heine, F. W Wulff, Julius Storm u. A. zu Grunde liegen. — Endlich soll, wie wir hören, auch A. Cranz in Hamburg Novitäten von Ehrenstein in Vorbereitung haben, die noch vor Weihnachten erscheinen sollen. Wir können einer so umfassenden Thätigkeit des Komponisten in seiner Sphäre unsre wärmsten Sympathien nicht versagen. * * Die noch immer für die erste Sängerin der Gegenwart geltende Jenny Lind wird diesen Winter in Dresden zubrin- gcn und binnen Kurzem hier cintreffen. Vermischtes. * Auf manchen Uankec-Theatern ist ein praktischerer und reellerer Claquemodus organisirt, als auf den Bühnen Europa's. Hat ein Künstler z. B. eine Sterbesccne zu großer Befriedigung des Publikums ausgeführt und ist sein letztes Todcsröchcln ver klungen und die Seele, dargestellt durch einen weißen, durch Transparent erleuchteten Schatten, vor den Augen der Zuschauer dem Körper entschwebt, — dann bricht plötzlich der Beifalls sturm los und aus der Tasche irgend eines Cläquejungen fliegt