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Vesper in der KreuMrche. Dresden, Sonnabend, den 22. November 1890, Nachm. 2 Uhr. 1. Requiem (de» Manen Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Anna Maria, Herzogin zu Sachsen; Seiner Königl. Hoheit dem Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen, zu geeignet) sür Chor, Soli und Orchester (op. 38) vou H Schulz-Beuthen. Du, Herr der Welt, o lenke tröstend es empor, das Auge, thränenvoll, zum ew'gen Sternenchor. Schenk', theurer Heiland, unserm Herzen sel'gen Frieden, die Balsamkraft, die alle Wunden heilt hienieden, uns beuget sehnsuchtsvolles Weh. Die stumme Klage, den bangen Kummer hin zum Höchsten trage. Schaut auf! mit leisem Flug' schwebt still herab und mild der Todtenengel, Gottes ew'ger Liebe Bild. Den Guten ruft er ab nach schweren Prüsungstagen, zu lichten Höhen ihn nun sanft empor zu tragen. In ew'ge Ruhe Erdendasein ist verwandelt; wie groß hat unsers Gottes Güte da gehandelt. — Gar freudig ist, auch schmerzerfüllt, des Lebens Bahn! Die Hoffnung winket; ohn' schweren Kampf ist's nicht gethan. Wohl Rosen an dem Wege steh'n, doch auch Chpressen. Es grüßt der Kindheit holde Zeit, o Stunden unvergessen! Der Mutterherzen bestes, der treue Vaterblick, nun laßt ihr einsam trauernd uns zurück! Laß, armes Herz, die Hoffnung auf dem Grab' erblüh'n: Der güt'ge Herr hat lindernd Trostesmuth verlieh'». Die Thränensaat keimt unter mildem Seraphsang, der Leib wird Staub, die Seele auf zum Licht sich schwang. Vernimm die Himmelspsalmen, lausch' verklärend hehrer Weise. Den Lieben thnn sich auf des Himmels Sternenkreise. 2. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 684, 1. Selig sind des Himmels Erben, die Todten, die im Herren sterben, zur Auferstehung eingeweiht! Nach den letzten Augen blicken des Todesschlummers folgt Entzücken, folgt Wonne der Unsterblichkeit. Im Frieden ruhen sie, los vou der Erde Müh'. Hosianna! Vor Gottes Thron zu seinem Sohn begleiten ihre Werke sie. RsrTesrrng. 3. Hlecitativ und Aria aus dem Oratorium „Welt-Ende, Gericht, Neue Welt" (op. 212) von Joachim Raff. (Johannes): Und ich sah' einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde ver ging, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah' eine neue heilige Stadt von Gott aus dem Himmel herniedcrfahren, zubereitet als eine geschmückte Braut ihrem Manne. Und ich hörete eine Stimme von dem Stuhle, die sprach: (Alt-Solo): Siehe da, eine Hütte Gottes bei den Menschen. Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein. Und Gott wird abwischen alle Thränen von ihren Augen. Und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen. Die Soli haben gefälligst übernommen Fräulein Marie Götze und Fräulein Marie Fischer, Concertsängerinnen, Herr Eduard Mann, Concertsttngcr, und Herr Eduard Glömme, Herzog!. Sächs. Kammersänger.