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- Erscheinungsdatum
- 1893-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189306235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-23
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
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die Annahme der Militärvorlage uns die nötige Sicherheit nach außen zu gewährcn und damit die geschwundene Ruhe im Innern wiederherzustellcn vermag, die zum Gedeihen und Blühen für alle Erwerbs- und Wirt' schaftszweigegleich erforderlich ist Also unterlasse morgen niemand, seine Stimme zu Gunsten der Mrlitärvorlage und gegen die Sozial demokratie abzugeben, denn das Fehlen weniger Stimmen kann den Sozialdemokraten den Sieg bringen! Dresden, 23 Juni. Tie Wehrmacht Italiens im Kriegsbudget für 1893-1894. Ter vom Budgetausschuß der italienischen Kammer zur Prüfung des Kriegsbudget für 1893/94 bestellte Abgeordnete Pais hat so den seinen Bericht diesem Ausschüsse zur Genehmigung vorgelegt. Letzterer säumte nicht, dieses höchst beachtenswerte Schriftstück gutheißend zur Kenntnis zu nehmen. Der Bericht enthält den vollen Beweis dafür, daß man sich anders wie bei unserer letzten Volksvertretung in den maß gebenden parlamentarischen Kreisen Italiens ungeachtet der mißlichen Lage der SiaatSfinanzen volle Rechen schaft zu geben weiß über den Wert einer starken Wehrkraft nicht allein für die Sicherheit, sondern auch für die volkswirtschaftliche Entwickelung des Landes, sowie über das Verhältnis des Heeres zum Volke und über die Notwendigkeit, auch zu einem strategischen Angriffskrieg gerüstet zu sein. Den Mitgliedern der Opposition im deutschen Reichstage können die in dem Berichte des Abg Pais rum Ausdruck gebrachten Wünsche zu besonderer Wür digung empfohlen werden, welche als eine wohl be- giündete Überarbeitung der milltärischen Reformpläue des Kriegsministers Pelloux gelten können und die unter anderem auf die baldige Bewilligung des neuen RekrutierungSgejetzes, der neuen für die Besch'eunig- ung der Mobilmachung wichtigen Organisationsbe stimmungen, der Reform der nationalen Schützenver eine auf Grundlage einer militärischen Jugenderziehung und eines neuen den Bedürfnissen der Kriegsver waltung besser angepaßten Beförderungsgesetzes Bezug nehmen Diese neuen Gesetze nennt der Berichterstatter nicht mit Unrecht die Lebensader der Armee und ganz richtig begründet er seinen, die Hebung der Wehrmacht als unerläßlich bezeichnenden Gesichtspunkt mit dem Satze: Schlecht verteidigt sich, wer sich nur mit frem den Waffen verteidigt Über die geplante Vergrößerung des Nekruten- kontingents heißt es, daß dieselbe durch den Wegfall der ungenügend geschulten zweiten Kategorie der Re servemannschaften bedingt wurde, und daß sie zunächst nur probeweise durchgeführt, nach der Annahme des neuen Rekrulierungsgejetzes in erweiterter Ausdehnung zur bleibenden Einrichtung in der Wehrverfassung sich gestalten würde. Nach den vom Berichterstatter zur Kennt nis Les Ausschusses gebrachten Erklärungen des Kriegs- Ministers wird durch die Neuorganisation der Militär- distrikte und durch das gemischte MobilrsierungSsystem die Mobilmachung der Armee um 6-7 Tage beschleunigt, und durch die bereits begonnene Neubewaffnung dem Heere eine Handfeuerwaffe gegeben, die als eine der besten, wenn nicht als die beste der neueren Schuß waffen bezeichnet werden kann. Für die Neubewaff nung dec Fußtruppen wird im außerordentlichen Budget die auf fünf Jahre zu verteilende Summe von 37 Millionen gefordert, ohne daß durch diesen Mehraufwand die Maximalsumme für die Erhaltung der Armee und der Marine von jährlich 296 Millionen überschritten wird. Der Ausschuß gab unverhohlen der patriotischen E> wägung Ausdruck, daß das bisherige Gewehr nicht auf der Höhe der Bewaffnung ter übrigen Nationen stehe, daß die Neubewafsnnng des Heeres erster Kate gorie die Beschaffung von 730000 Gewehren erheische, daß die seither geforderten 100 <00 neuen Gewehre für das Jahr zur schleunigen Neuausrüstung des Heeres nicht genügen, und daß man dem Üvelstande der gleichzeitigen verschiedenen Bewaffnung sobald als möglich em Ende machen solle. Entgegen den in der Öffentlichkeit so oft zu Agi- tationszwecken gebrauchten Schlagworten über die un bedingte Schonung der Staatsfinanzen sagt der Be richt, daß den Rücksichten auf die Finanzen im gegebenen Falle die Interessen der Landesverteidigung vorangestellt werden müssen. Auch wird darauf hin- gewiesen, daß eine volle, leistungsfähige Wehrkraft LebenSdedingung für den Staar sei, und daß eS nicht anaebe dak Italien seine Waffenrüstuna erleichtere, während andere Staaten sie verstärken, zumal ja auch selbst die durch zwischenstaatliche Verträge geschützten Länder, wie die Schweiz und Belgien, dcs gleiche thun. Sehr wirkungsvoll ist auch die Bemerkung, daß Österreich-Ungarn, ungeachtet eS mit beträchtlichen Schwierigkeiten bei der Währungsreform zu kämpfen hat, das Ordinarium des Kriegibudgets um mehr als 5 Millionen Gulden erhöht habe, und daß es überhaupt eine Thorheit wäre, die finanziellen Schwierigkeiten auf den Aufwand für die vermehrte Wehrmacht zurückzu führen, da die Ausgaben für die Landesverteidigung in keinem Falle — und dies möge doch endlich ein- wal den weitesten Volkskieisen begreiflich gemacht werden — als unproduktiver Aufwand beurteilt werden dürfen. Der Ausschuß erklärte sich in diesem von ihm ge nehmigten Berichte gegen die Herabsetzung der Zahl der ArmeccorpS und gegen die Auflösung der bestehen den Einheiten nicht allein aus militärtechniscben, son dern auch auS rein politischen Gründen. Er warnt vor Maßnahmen, die die Schlagfertigkeit und Kraft der Armee beeinträchtigen könnten, zumal die Schei- dungSlinie zwischen offensiver und defensiver Wehr kraft sich nicht ziehen ließe. Die beste Abwehr bleibe doch immer der Schlag, die Armee müsse daher im stände sein, auch zur energischen Offensive übergehen zu können. Wir übergehen daS lehrreiche Zahlenmaterial des italienischen Kriegsbudgets im Ausschußberichte und wollen nur noch auf die Thatsache Hinweisen, daß letzterer dem Bedauern Ausdruck verlieh, daß man auf Ersparnisse bezüglich der Heeresleitung viel zu viel Gewicht zu legen pflege. Der Berichterstatter fordert den Kriegsminister auf, offen dem Lande zu sagen, ob neue Opfer nötig und dringend wären, damit man noch rechtzeitig der Notwendigkeit Rechnung tragen könne. Die Heeresverwaltung sei nach Kräften bemüht gewesen, auf allen Gebieten, wo es nur ohne Erschütterung der Wehrkraft geschehen konnte, Ersparnisse eintreten zu lassen, aber darüber hinaus dürfe die Sucht nach Ersparniffen auf Kosten der Landesverteidigung nicht gehen. Lagcsgelchichte. Dresden, 23. Juni. Se. Majestät der König kamen heute vormittag von Pillnitz ins Residenz- schloß Dresden, nahmen die Vorträge der Herren StaatSminister entgegen und empfingen den Oberst Stapp, Kommandeur des König!. Bayerischen 15. In fanterieregiments „König Albert von Sachsen s Auch Ihre Majestät die Königin und Ihre König!. Hoheit die Frau Herzogin-Mutier von Genua trafen in den Mittagsstunden, von Pillnitz kommend, im Residenz- schlosse ein und verweilten längere Zeit daselbst. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften verfügten Sich nachmittags ins Kvnigl. Lustschloß Pillnitz zurück, wo um 5 Uhr Hostasel stattfindet, zu welcher der vor genannte König!. Bayerische Öberst Stapp mit Ein ladung ausgezeichnet worden ist. Dresden, 23. Juni. In der heutigen Nummer eines hiesigen Blattes ist eine Notiz enthalten, daß der sächsische Landtag in diesem Jahre etwa 4 Wochen früher als gewöhnlich einberufen werden dürfte. Wir sind in der Lage zu versichern, daß an maßgebender Stelle über die Einberufung des dies jährigen Landtages eine Bestimmung noch nicht ge- troffen worden ist. Dresden, 22. Juni Unter dem Vorsitze Sr. Excellenz des Hrn. StaatSministerS v. Seydewitz und in Gegenwart der Herren Räte des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts fand heute die gesetzlich geordnete Jahreskonserenz der Bezirks schulinspektoren, zu welcher auch die Herren Schul direktor Jacob in Zittau Kelle in Kamenz, Pfeifer in Gersdorf, Rasche in Dippoldiswalde und Uhlmann in Borna Einladungen erhalten hatten, in den Räumen des Kultusministeriums statt. An den Verhandlungen nahm zugleich Hr. Oberkonsistorialrat Ur. Schmidt als Abgeordneter des evangelisch lutherischen Landes- konsistoriumS teil. Nach einer einleitenden Ansprache Sr. Excellenz wurden auf Grund der Tagesordnung vornehmlich die Fragen wegen der Beaufsichtigung von Schulkindern außer halb der Schulzeit (Kinderhorte rc), über den Umfang des Unterrichts in der biblischen Geschichte alten Testaments, und die Schulbankfrage in betreff zwei- und vierklassiger Schulen eingehend besprochen. Berlin, 23. Juni Dem Vernehmen der „B P N." noch werden Se. Majestät der Kaiser Ende diese» MonatS nach dem Neuen PalaiS zurückkehren und Anfang Juli den Reichstag in Person eröffnen. — Der „Reichsanzeiger" meldet amtlich die Ver leihung des Schwarzen Adlerordens an Se. Kömgl. Hoheit den Prinzen Emanuel von Italien, Herzog von Aosta. — Ter „Reich-anzeiger ' veröffentlicht eine Ver ordnung Sr Majestät des Kaisers, wonach der Reichs tag auf den 4. Juli d. I einberufen wird. — Der BundeSrat trat gestern zu einer Plenar sitzung zusammen. Vorher waren die vereinigten Aus schüsse sür daS Landheer und die Festungen, für daS Seewesen und für Justizwesen zu einer Sitzung ver sammelt — Die wahre Meinung der Franzosen geht aus den Wahlaufrufen hervor, die von Paris nach El- faß-Lothringen gesandt werden. Die „Nordd. Allg. Ztg." giebt davon folgende Probe: „Ewig kann die Herrschaft der rohen Gewalt nicht währen, und bald wird der Tag leuchten, an welchem der Sieg der Gerechtigkeit kommen soll. Sie haben euch nicht vergessen, eure Brüder in Frankreich; mit ganzem Herzen sind sie mit euch geblieben; ihre Gedanken sind immer bei euch; mit tiefem Schmerz empfinden sie eure dauernden Betrübnisse und schwere Unter drückung. In der Stille verstärken sie sich, um die Ankunft jenes TageS, welcher euch wieder in den Schoß des lieben französischen Vaterlandes »urück- bringen soll, möglichst zu beschleunigen. Glaubt nur dem Deutschen nicht, der euch einschmeichelnd sagen wird, Frankreich habe Elsaß und Lothringen vergessen, denn es ist Lüge! An euch wird stets gedacht ^d wach wird man bleiben, bis sich einst eine günstige Gelegenheit bietet, euch endlich auS den Klauen des preußischen Adler- zu reißen" DaS genannte Blatt bemerkt dazu zutreffend: Die Opposition weiß es frei lich besser: die Franzosen sind das friedlichste Volk Europas und denken gar nicht an Krieg. Wer kennt nun die wahre Meinung der Franzosen besser, die Franzosen, oder die deutsche Opposition? — Ein denkwürdiger Ausipruch des vr. Lieber wird erst jetzt in weiteren Kreisen bekannt. In Sing hofen bei Nassau erklärte vr. Lieber in einer Wahl- velsammlung: „Je mehr Soldaten wir haben, umso mehr werden totgeschossen." Stuttgart, 22. Juni. Wie der „Staatsanzeiger" sür Württemberg meldet, ging die gestern hier ab- gehaltene Versammlung, welche zur Beratung von Vorkehrungen gegen die Futternot zusammenberufen wordcn war, davon aus, daß zunächst die Gemeinden in Aktion treten müßten, und daß erst in zweiter Linie der Staat Vorschüsse gewähre. ES wurde eine Kommission niedergesetzt, welche die besten Bezugsquellen für Futtermittel feststellen soll. — Ferner publiziert der „Staatsanzeiger" einen Erlaß an die Oberämter, nach welchem dieselben sofort den Bedarf der Land wirte ermitteln, der NotstandSkommission darüber be richten und mit den Gemeinden über die Mittel zur Deckung verhandeln sollen. Gotta, 22. Juni. Se. Hoheit der Herzog trifft nach der „Goth Ztg" heute zu längerem Aufenthalt in Schloß Reinhardsbrunn ein. Der Geburtstag Sr. Hoheit wurde gestern iin ganzen Lande feierlich begangen. —Der Landtag des Herzogtums Co burg hat in seiner Sitzung vom !9. d. M. den Ge setzentwurf über die Grundsteuer mit einigen Abänder ungen, ferner den Gesetzentwurf über die Beitreibung der Forderungen des Staats, der Domäne und Ge meinden, sowie den Gesetzentwurf über die Erweiter ung der Befugnis zur Erhebung von Gemeindesteuern angenommen. Lübeck, 22. Juni. Bei der heutigen Reichstags stichwahl erhielt vr. Goertz (freis. Vergg.) 8023 Stimmen und der bisherige Vertreter des Wahlkreises Schartz (Soz-Dem.) 7869 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt. Wien, 22. Juni. Über den angeblichen Beschluß des Ministerrates, dem Reichsrate eine Novelle zu den Gesetzen über die Organisation der Bezirks gerichte und Gerichtshöfe vorzulegen, liegen heute mehrfache Preßstimmen vor, von welchen die folgenden hervorgehoben werden sollen: Die .Neue Freie Preise" bezeichnet diesen Beschluß als eine leise Wendung in der inneren Situation und als Beweis, daß »,as Ta^ffe ein Mittel suchte, die Rückkehr der Deutschen in die Opposition zu verhüten ES m ig sein, daß diese- schwache Symptom d-S EatgrgenlommenS den Ausbruch de» scharsen Konflikts verzögern werde. Aus die Dauer sei jedoch da- gegen- würtiae Berhältnis zur Linken nicht kalt ar Ein wirt icher noch ctnmal begrüßen zu dürfen, gab, als Frau, v. Schulenburg ein Wiederkommen in Zweifel ließ, seinem Bedauern in warmer Weise Auedruck und ver ließ das Zimmer unter den Worten: „Bei Ihrem Interesse für meine Sammlungen bitte ich, nachher an meinen Gemächern nicht vorüberzugehen, gnädige Frau!" (Fons folgt) * Sounabendvesper in der Kreuzkirche, nach mittags 2 Uhc, in Rücksichtnahme auf das JohanneS- fest: l) Fantasie (0-moll) für Orgel von Moritz Biosig. 2) „Es ist ein Schnitter, dec heißt Tod", altes Kirchenlied, komponiert von Karl Koßmaly. 3 „Ta kam Jesus und fand, daß er schon vier Tage im Grabe gelegen war", Rezitativ und Arie auS dem Oratorium „Lazarus' von Karl Löwe, gesungen von Frau Welda Munscheid. 4) Ariow für Violoncello und Orgelbegleituug von Gustav Meikel, gespielt von dem König!. KammermusikuS Hrn. Karl Hüllweck. 5> „Bist müde du geworden", geistliches Lled von August Lansky, für Chor und Solostimmen (op. 2^, Nr. .5), komponiert von Oskar W:rmann. Deutsche und französische Ritterlichkeit. In der vorletzten Nummer der „Grenzboten" war daS alte Vorurteil von d m kalten Blut der Deutschen mit dem Hinweis auf ihre kriegerischen Eigen- schäften bekämpft worden ; zu den historischen Zeug nissen, die zur Erhärtung dieses Widerspruchs gegen eine alte Fabel herangezogen wurden, hätte auch ein Beweis aus alten Denkmälern gefügt werden dürfen: bekanntlich ist auf den Gesichtern der aus einem Walde zum Kampfe heivorstürmenden Germanen, die ein Relief der TrajanSsäule dar stellt, eine KawpfeS- freudigkcit ausgedrückt, die man bei keinem anderen der dargestellten Streiter findet. Die Römer hatten mit scharfem Blick das hervorragendste Merkmal im Charakter ihrer gcwaltigsten Gegner erkannt. Kriegerische Völker sind ritterlick' — und vom An beginne ihres Eintretens in die Weltgeschichte an haben die Deutschen diesen Charakterzug gegen alle Feinde bewiesen Sie waren großmütig gegen Besiegte, sie trugen ihre Niederlage mit Würde. Die Franzosen haben lange Zeit mit Unrecht für sich in Anspruch ge nommen, die kriegerischste unter den europäischen Nationen zu sein; sie find tapfer und schlagen sich gut, wie alle disziplinierten europäischen Armeen, aber es ist ein aus den Legenden über Ludwig- X>V. und Napoleons I. Kriege entstandene- Vorurteil, daß sie kriegerischer seien als die anderen Völker Europas. Sie haben es lange Zeit geglaubt, glauben eS noch und eS ist ihnen von vielen Seiten urteilslos nach gesprochen worden. In Wahrheit sind sic, höflich auS- gedrückt, in allen martialischen Eigenschaften den Deutschen und Engländern mindestens nicht überlegen. Wenn rS noch eines Beweises für diese Thatsache bedürfte, so könnte er in dem Mangel jeder Würde und jeder Ritterlichkeit gesunden werden, womit die Franzosen sich nach Zerstörung ihres militärischen Prestige- gegen ihre Besieger benommen haben. Das neueste und auffallendste Beispiel dieser Art bietet da- Benehmen der Franzosen bei Überführung der Gebeine der am 18 August gefallenen und auf französischem Gebiete beerdigten Offiziere und Sol daten de» preußischen GarderegimentS „Kaiser Alexander." Wer einen Vergleich zwischen Deutschen und Fran zosen bezüglich der echt soldatischen Eigenschaft der Ritterlichkeit anstellen will, erinnere sich der Art uc.d Weise, wie die Deutschen den toten Gegner ehrten, als die Reste Carnot- von Magdeburg, Hoches von Wetzlar, Latours von Neuburg a. D. nach Frankreich übergeführt wurden. An äußerem Anstande und kühler Korrektheit haben es die Franzosen nicht fehlen lassen , aber nicht um eine Linie breit sind sie über das Mindestmaß dessen hinausgegangen, was in solchen Fällen von civilisierten Nationen verlangt werden muß. Wie ganz anders das wahrhaft ritterliche Be nehmen der Deutschen in den angeführten Fällen. Jean Huret, der Berichterstatter dcs ,Figaro", schildert anschaulich und, wie eS scheint, im ganzen zutreffend den Verlauf der Zeremonie wie folgt: Es ist kurz nach 6 Uhr morgens. General Ja- mont erscheint, von seinem Stade umgeben und seiner HujareneSkorte, und reitet die Front der längs der Chauss-e in Linie stehenden Jäger und Husann langsam ab. Dann begiebt ec sich in da- Carr6 und nimmt der Fahne des 147 Regiments gegenüber Aufstellung, hinter ihm rückt der Zug Husaren auf, das Carr,- schließend. Einige Augenblicke später erblickt man von der Grenze herkommend eine Staubwolke. ES ist die deutsche Abteilung, welche die Särge abholen will. Vorne zwei leere Leichtnw gen, geleitet von einigen Civilpersonen, die Kränze tragen, dann ein Wagen mit einem protestantischen und einem katholischen deutschen Pfarrer und zwei Wagen mit der Deputation de» Alexander-Regiment- auS Berlin und dem deut schen MilitärattatH Major v. Schwartzkoppen von der deutschen Botschaft in Pari-. Der letztere nähert Friede lönne nicht geschloßen werten, so lange die Linke be sorgen muß, daß ihre erbütertsten F-iade innerhalb und außer halb de- Sabine«- den glSßten Einfluß tesitzen Da» „Aremdrublatt" mach! über di« dem Reicher«!« vorzulegend? Vese-e-novelle folgende Mitteilungen: „Liese Vorlage wird da» Richt de» Landtage- aus Erstattung eine» EMachten» tei Anlegung ncuer Gerichte auch fernerhin wahren, aber für den Fa'l der Weigerung det Landtage», ein folcheS zu erstatten, wie auch für d«n Fall seiner Behinderung der Regierung die Elmächlitzung erteilen, admiaiftrat v vorzugeh-n. Mit diesem «nliobnrukttoosgejetz« wird eben jene» legale Mittel gesunden sein, da« die Regierung in die Lage versehen kann, die Abgrenzung-aktiva sortzujüh ea. Dann wird e» allerdings auch keinerlei RechlSbedeuken mehr gebrn Alle Anzeichen sprechen dasür, daß diese» Mittel allen willkommen ist " Der Genera trat der Österreichisch-ungarischen Bank hat sich bereit erklärt, mit den beiderseitigen Finanzministerien ein Übereinkommen zu schließen auf Ueberlassung von Silberkurantgeld und Banknoten gegen Gold auS Anlaß der beabsichtigten teilweisen Einziehung von Staatsnoten. Paris, 21. Juni. Die Ralliierten ver einigten sich gestern zu ihrem seit längerer Zeit an gekündigten Bankett, und bei dieser Gelegenheit trug Piou nach einer kurzen Ansprache des Fürsten d'Aren- berg die bereits kurz erwähnte Programmrede der Partei vor. Dieselbe entspricht der allgemeinen Er wartung nur unvollkommen und ist ziemlich ver schwommener Art; wie es scheint, wollte der Führer der republikanischen Rechten es rach keiner Seite mit den möglichen Bundesgenossen in dem beginnenden Wahlkampfe verderben. Der Redner begann mit dem Hinweis daraus, daß die an- sang- wenig beschielen Ralliierten allmählich die Aufmerksamkeit der polilischen Welt erzwungen hätten, daher lein Staat-mann mehr eine öffenll che Rede halte, ohne von ihnen zu sprechen. Der Redner b.teuerle bann, daß seine Pariei aufrichtig die Re publik annehme, um in deren Namen die Ordnung, die Auto rität, den religiösen Frieden und die soziale Gerechtigkeit zu verteidigen „Eine R gierung-sorm annehmen, heißt nicht die Lehre und die Methode eiurc Partei annehmen. Die bttheriyen republikanischen Gesetzgeber verstehen allerdings die Sache nicht jo; sie betrachten sich al- die Herren de» Hansis und haben vergeßen, daß sie nur die Mieter desselben sind. Glücklicher weise hat da» allgemeine Stimmrecht, welches die Schlüssel aller Thüren besitzt, die- nicht vergessen, und da-genüg'. Unser Zweck ist c-, alle Gruppen, gleichviel wie sie heißen und welcher Scha.tierung sie angehören mögen, zu einer großen nationalen Partei zu vereinigen, in welcher man von l iemandem Rechen schast über seinen politischen Ursprung, seine gesellschaftliche Stellung, seinen religiösen Glauben verlangt und deren Formel dieser ctusache Wahlspruch ist: Ehrliche, duld'ame, offene R.publik. DerTag, an welchem wir nachGründnng dieser Partei in die Reihen zurückircten können, wird sür uns der Lag des Triumphe- sein." Piou hebt weiter mit Befriedigung hervor, daß die Po litik d r republikanischen Konzentrierung, welche den Kamps gegen den KlerikaliS» us auf ihre Fahne schrieb, sich auSgelebt habe. .Ter gesunde Menschenverstand tritt wieder in seine Rechte; viele sind eines Bündnisses müde geworden, welche» ost nach Mitschuld auSsrh, und wei en eine Disziplin zurück, die stets eine Ki echtschast war Die Tapfersten haben da^ Joch abgeschüttelt; linerseit- entfalten die Herren Goblet, Millerand und Lockroy ihr Banner; andererseits bringt Hr. Löon Say die alten Farben der liberalen Partei wieder zu Ehren. Hr. Jounart, ter, wie er selber erklärt, im Herzen der republika- wschen Partei steht, ergreift das Wort im Namen der jungen Demokratie. Und alle rufen: Keine Konzentrierung, d h. keine Begriffsverwirrung mehrl Hr Constans felber sülchtet sich nicht, laut zu sagen, daß u au an dem Wendepunkte de» W.gcs angekommcn sei, wo die Marschgc (ährten, die lange zu sammen gegangen, sich zu trennen haben. ..." DaS alles ist, wie man sieht, noch kein bestimmtes Wahlprogromm; und in der That giebt der Wort führer der Ralliierten kein bestimmteres als dieses: „Frankreich will die Beschwichtigung; arbeiten wir nach Kräften aus dieselbe hin. Wir haben nicht die Anmaßung, die Wahlen leiten zu wollen, aber sie werden unS hierzu eine erste Gelegenheit liefern, in dem sie unS erlauben, da, wo unsere Ideen keinen Vertreter Huben, für den Bewerber zu stimmen, wel cher der Beschwichtigungspolitik am nächsten steht. Die jenigen unserer Freunde, welche das allgemeine Stimmrecht wählen wird, werden in der künftigen Kammer eine noch bessere Gelegenheit haben. Wenn sie dort nur eine Minderheit bilden, so wird ihre Kraft in der Offen heit ihrer Haltung und besonders in ihrer Unabhän gigkeit bestehen." Der Redner unterließ es aber hierbei gänzlich, auf die Bemerkungen, welche der Graf d'Hau sson Ville letzter Tage an die Ralliierten ge richtet hatte, zu antworten. * Pari», 22. Juni. Die heutige Sitzung der Deputiertenkammer war überaus zahlreich besucht; schon vor Beginn derselben herrschte eine lebhafte Bewegung. MiNevoye rilltet« die bereiiS angekündigte Anfrage über den Stand der Unterhandlungen zwischen Frankreich und Eng land bezüglich der Auslieferung deS Corneliu» Herz an du Regiecung. — Dec Ministerpräsident Dupuy erklärte, die Regierung beschäftige sich noch fortdauernd mit der Auelitseiung von Herz. Letzterer sei aber augenblicklich nicht reisesähig. — M'llevoye erwiderte, England n,di-n-' <>ch n-- im besitz von sich mit den anderen Offizieren dem Genera! Jamont, indem er denselben militärisch grüßt und folgende Worte in Französisch an ihn richtet: „Oberstlieutenant v. Ende beauftragt mich, Ihnen, Hr. General, Ihnen Hr. Sou-präfekt, sowie den Herren Offizieren, die hier versammelt, verbindlichst zu danken sür die Teil nahme, die Sie im Namen der französischen Regier ung an dieser Trauerfeiec nehmen. Wir sind tief bewegt, von Ihren unseren tapferen, auf dem Schlacht felde gefallenen Soldaten erwiesenen militärischen Ehren, und es liegt uns daran, Ihnen allen im Namen des deutschen Heeres und besonders im Namen dieses tapferen Regiments den Dank dasür auSzu- sprechen, daß Sie in so courtoisievoller Weise und einem Gefühl der Menschlichkeit gehorchend mit un» zu dieser weihevollen Feier sich vereinigen " Oberstlieutenant v. Ende legte hierauf einen Kranz auf den Sarg der gefallenen französischcn Soldaten mit den Worten nieder: „Zu Ehren der tapferen französischen Soldaten statte ich den aufrichtigen Dank meine» Regiment- den französischen Behörden ab, die großmütig einen Ort unter ihre Öbhut ge nommen, mit dem uns die teuersten Erinnerungen verbinden." General Jamont legt grüßend die Hand an den Hut und erwidert, daß e- unter Soldaten Brauch ist, Tapferkeit und Tüchtigkeit überall, wo sie ihnen be gegnen, auch bei dem Gegner anzuerkennen Darauf beginnt ein Gedenkakt. Der Sou-präfekt von Briey tritt vor und sagt in einem nachdrücklichen und fast drohend klingenden Tone, sich zu Oberft- lieutenant v Ende wendend, folgende, wie es scheint, vom Ministerrat festgesetztes Worte: „Herr Öberst!
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