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W14». Freitag, den 23. Juni, abends. 1893. Nerax»pr«t,, kür Vr«»ck»v viertehLdrllck Ä tlarll KO kk, dai ä« l»i»ert. «teutiet»«» ?oit»o»t»lt«a vi«rt»1- L t1»rtc; »u»»erk»tv äe» äeutrclrea Lviel»«» tritt ko»t- u»6 8tempelru»ckli^ Liwrelns Humwerv: 10 ?k. Ln^ünälxuaxsrvdülire»: kür äea Lsum einer xe?p»Itenen 2eilo kleiner Kodrikt i0 ?s Unter ,,kui^e8»n(It" 6is Leite 50 kk. Lei Gebellen- uv«t Lits rnürrtr eat-pr. Xukjoül»^ Lr8kkeine»r ^Lxlicb mit ^usnatrms >ter 8cnn- u k«i?rt»sx« »den<1». k«ru»precU-^o»cklu»sr Ur. 120». DrMmerZounml. Lür die Geiamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. itnneümo von ttuItüllSiFNuxeu aunrelrtsr I-sipitz: />. Lran^-tketter, LonunisiiouLr «le» Vre-iäner.tourn»!»; S»wdnre Nerll» V>-n ü»,»l ür«,I»n?r»nktilr< ». U.: //aarrri^ri» r< t'o-//rr/ üsrlin Vlin-LLindur^ ?r»^ l^iprix-rrenkkurt ». N.Hüneken! kerti Lonckon Lerlln krevllturt ». H -Stutt^Lrt: /^auk« ck t7o., I»rU»t /n!u/«i/rn^a»t, ür„I»n: /«.'mit , L»nni>r»r U. §c^Ni>»/rr, ll»N« </. Larct «t Uo. Ueraurxederr LSoixl. Lrpeäition 6e» vreräoer lourv»!,. Dresden, Avioßerstr. 20. kornsxrecl»-XnseUIus,: Ur. 12db. .. . -- Ä, Gestellungen auf da- „Dresdner Journal" sür das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstrahe Nr. 20), sir auS- »ärtS: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 3 M. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusilalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und bei welchem ebenso wie bei Herrn Kaufmann C Sieg meier, (Cigarreuhandlung amAlbert- theater), dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahnhof), Herrn Kaufmann Simon, Circusstr. 24, Ecke Ptllnitzerstr., und Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 50, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Lömgl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. TreSden, 17. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Amtsgerichtsrath vr. Karl Konstantin August Rötzschke in Oelsnitz das Ritterkreuz I. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der pract. Arzt vr. mell Wil helm Oehme zu Dresden das ihm von Sr. Durch, laucht dem Fürsten von Schwarzburg-SonderShausen verliebc ne Fürst!. Schwarzburgische Ehrenkreuz III. Classe annehme und trage. Verordnung, bttreffend die Einberufung des Reichstags. Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen, rc. rc. rc. verordnen auf Grund des Artikels 12 der Ver- faüung, im Namen des Reichs, was folgt: Ter Reichstag wird berufen, am 4. Juli d. I. in Berlin zusammenzutreten und beauftragen Wir den Reichskanzler mit den zu diesem Zweck nöthizen Vorbereitungen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigcn Unter- schrUl und beigedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Kiel, den 21. Juni 1893. (s. 8.) gez. Wilhelm. 3. U. (ggez.) von Boetticher. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Knchrichten. Berlin, 23. Juni (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem diesigen amerikanischen (Generalkonsulat ist heute von ter Unionsregierung zu Washington folgendes Tele gramm zugegangrn: Die Einwanderungsakte vom 3. März 1893 findet nur auf ausländische Ein- Wanderer Anwendung; Personen, welche die Ler- Kunst und Wissenschaft. Margots Träume. Bon Hirmann Heiberg. iS (Fortsetzung. „Eins aber will ich Ihnen versprechen: Ich werde, bevor die Unterredung zwischen Ihnen und Luisella stattfindet, noch einmal auf sie einzuwirken suchen, ihr anraten, sich Ihnen ganz anzuvertrauen; frei lich Ihnen ganz all.in!" wiederholte Marv stark betonend. „Mein Sohn hat darauf verzichtet, jemals in Lui- fellas Geheimnis einzudringen, auch mir die Entschei dung in dieser Angelegenheit überlassen", entgegnete Frau v. Schulenburg. „In dieser Beziehung darf Ihre Schwester beruhigt sein und kann sich mir rück haltlos anvertrauen!" * * * , Eine Stunde später, nachdem die Damen von em ander Abschied genommen hatten, empfing Frau v Schulenburg eine Karte von Marh folgenden In halt»: „Hochverehrte Frau! Ich hatte absichtlich den Meinigen, auch Luisella, vor unserer Unterredung keine Mitteilung von Ihrer Anwesenheit in Hamburg gemacht. Die» ist nun aber geschehen. Meiner Schwester habe ich alle» gesagt, wa» mir nötig und auch förderlich schien, meinen Eltern aber vorläufig nur berichtet, daß Sie die große einigten Staaten nur auf Zeit besuchen, werden weder der durch diese Akte vorgeschriebrnen Re gistrierung, noch irgend einer Befragung unter zogen. Breslau, 23. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Wie der „BreSlauer Zeitung" aus Jauer mit- geteilt wird, wurde dortselbst gestern abend nach einer sehr stürmisch verlaufenen Wähleiversamm lung der Konservativen der KanUdat dieser Par tei, Scholz, auf d.'r Straße mißhandelt, und rS mußte zur Wiederherstellung der Ruhe Militär herveigrzogen werden. Wien, 22. Juni. (D. B Hd) In Köpcseuy (Ungarn) wurden sieben bei einem Bau beschäf tigte Arbeiter vom Blitzstrahl getroffen, von denen einer sofort tot blieb, während zwei andere ge lähmt wurden; auch dir übrigen erlitten schwere Verwundungen. Dur, 22. Juni. (D B. Hd.) Tie von der Schicht heimkkhrenden Bergarbeiter wurden von den Streikenden mißhandelt. Die Polizei nahm mehrfache Verhaftungen vor. Paris, 23. Juni. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Der Marquis MoröS veröffentlicht im , Figaro" sämt liche, angeblich aus der englischen Botschaft ent wendeten Dokumente und behauptet hierbei in einem Begleitschreiben, er wäre noch immer von der Authentizität der Dokumente überzeugt. Norton soll von Millevoye und Genoffen für die betref fenden Papiere 35900 Fres, erhalten haben. Paris, 23. Juni. (Tel.d Dresdn Journ. Gegen Norton, welcher die MillevcyeS Akten bildenden Dokumente aus der englischen Botschaft entwendet haben soll, ist bereits Haftbefehl erlassen worden. Die Blätter tadeln ohne Unterschied die Leicht fertigkeit, mit welcher solche schwere Anklagen gegen französische Politiker erhoben worden sind. Haag, 22. Juni. (W T. B.) Die zweite Kammer verhandelte heute über die Interpellation des Deputierten TydenS, betreffend daS Einfuhr- verbot von Zug und Reitpferden auS der Pro- vinz Groningen nach Ostfriesland. Der Minister des Auswärtigen drückte die Hoffnung auö, daß Deutschland nach Erlöschen der herrschenden Rinder- und Pferdekrankheiteu wieder für hollän disches Rassevieh seine Grenzen öffnen werde, und besprach die Möglichkeit einer zukünftigen inter nationalen Vereinbarung über gegenseitige Ein- fuhr und Ausfuhr von Vieh während herrschender Tierkrankhriten. Madrid, 23. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ) Es sind weitere Verhaftungen von Anarchisten in Barcelona und Corunna vorgcnommcn worden. London, 22. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte Glad stone, daß die kürzlich in der Bilanzierung des irischen Staatshaushalts vorgenommenen Ver änderungen keine großen Veränderungen des finanziellen Paragraphen der Homeruledill ver anlaßt haben würden, aber die Situation der Bill habe die Regierung zu ter Erwägung ver anlaßt, daß die Finanzvorlage vermindert und vereinfacht werden könne. Die finanziellen Para graphen seien demgemäß folg «dermaßen um gebildet worden. Erstens sei beabsichtigt, einen Zeitraum von sechs Jahren für die finan ziellen Arrangements fcstzusetzen; während dieser sechs Jahre werde der Pla,, weseut lich von dem ursprünglichen verschieden sein. Nämlich während dieser Zeit solle die irische Legis lative keine Befugnis besitzen, die in dem jetzigen Steuersystem inbegriffenen Steuern festzusetzen, zu Liebenswürdigkeit haben wollen, uns bei Ihrem Aufenthalte in Hamburg zu besuchen. Auf letzteres habe ich mich als gute Verbündete absichtlich beschränkt, und Sie werden dies begreifen, wenn Sie meine Eltern kennen lernen. Luisella freut sich unbeschreiblich darauf, Sie zu sehen, und ich kann hinzufügen, daß sich ein wahrer Sturm, ein Sturm glückhoffender Erwartung in ihr erhoben hat. Ich glaube, daß sie sich Ihnen eröffnen wird, doch vermag ich Bestimmtes darüber nicht zu berichten, weil meiner armen Schwester der Entschluß unendlich schwer wird. Wenn Sie die von Ihnen bezeichnete Stunde — gegen ein Uhr — zu Ihrem Besuche wählen wollen, werde ich Ihnen sehr dankbar sein. Ihre ergebene Mary Cornelius" Die Familie Cornelius wohnte in einem verwit terten und altertümlichen, aber festgebauten Hause am sogenannten „Roten Baum". Das Grundstück um faßte einen sehr weitläufigen Garten, ein unbewohnte», kleines düsteres Nebengebäude, dessen Parterre den Zwecken eines Gärtners diente, und das vorerwähnte zweistöckige HaupthauS, welches unten von den Damen bewohnt wurde. Luisellas Vater war ein Mann von wohl fünfund siebzig Jahren. Er lebte als kränkelnder Sonderling in feinen mit wundervollen alten Bildern angefüllten Räumen ein still beschauliches, einsames Leben, trat nur während der Mahlzeiten mit der Familie in Be rührung und zog sich dann bald wieder in feine Ge mächer zurück. AIS Frau v. Schulenburg dar Haus betrat, standen Mary und Luisella zu ihrem Empfange in verwalten oder zu erheben. Zweitens werde Ir land die BlsugniS gegeben, neue Steuern sür sich lelbst einzufübrcn. Drittens bade Irland zur ReickSkaffe ein Tritte! seiner festgrstellten Ein künfte beizusteuern und außerdem den Ertrag einer Steuer, die ausdrücklich für Krie.-S- oder besondere Verteidigungszwecke von dem Rrichö- parlament auferlegt werden dürfte. Nach Ablauf der sechs Jahre würde daS Kinauzarrangemeut revidiert werden und Irland würde mit Ausnahme der Zölle, Arcist und Postgefälle seine eigenen Steuern erheben und verwalten. John Redmond erklärte, er werde die Absicht, Irland während der Dauer von sechs Jahren die Befugnis der Er hebung, Verwaltung oder Kontrolle der Steuern entziehen, a!S ungerecht und demütigend für Irland bekämpfen. (Beifall seitens der Paruellitcn.) — In Beantwortung einer Anfrage erklärte der Parlamentssekretär des Auswärtigen, Grey, daß in beliess der Missionen in Uganda keine Unter Handlungen mit dem Vatikan stattgrfundcn hätten. Die Frage, ob irgend welchen Missionen in Uganda ein Vorrecht einzuräumen sei, sei von der Re- qierung gar nicht erwogen worden. Bezüglich des Urteils deS türkischen Gerichtes in Angora gegen die deS Hochverrats angrklagten Armenier erklärte Grey, daß die Urteilssprüche vor den Kassations hof kommen müßten, eine Vollstreckung desselben stehe vor der Hand außer Frage. London, 22. Juni. (D. B. Hd.) Auf der hie sigen brasilianischen Gesandtschaft ist folgendes offizielle Telegramm aus Rio de Janeiro ein gelaufen: Die Insurgenten in Rio Grande sind vollständig zersprengt und haben sich nach Uruguay geflücht-t. Die letzte, von Gumerrindo befehligte Jnsurqentenbandr wurde geschlagen und gefangen genommen. Ihr Anführer konnte sich nur retten, indem er sich in den Jaaaryfluß stürzte und schwimmend die jenseitige Grenze erreichte. Die offiziellen Telegramme vom 17. d. Mts. bestätigen diese Nachricht, gez. Felibello, Freira, Minister des Auswärtigen. London, 22. Juni. (D. B Hd.) Aus guter Quelle verlautet, die Rcgierung würde die Fiuanz- klauseln der Homeruledill, welche auf falschen Zahlen aufgrbaut waren, durch reue ersetzen, welche dem irischen Parlament die Aufmachung des Landeebudgets bis zur Höhe von 5 Millionen Pfund gestattet. Das Budget soll jedoch regel mäßig dem Reichsparlamrnt behufs Ratifizierung unterbreitet werden. Kopenhagen, 22. Juni. (W. T. B.) Der König und der Kronprinz begeben sich nm Diens tag nachmittag, tic Königin am Mittwoch nach mittag uach E-bjerg, von wo aus sodann bei günstigem Wetter am Donnerstag, den 29. d. Mts., morgens die Abreise nach England erfolgt. Ehristiania, 22. In'i (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Meldungen aus New Port ist die aus bisher nicht aufgeklärten Gründen er folgte Verhaftung der Mannschaft des Wikingcr- schiffes nunmehr aufgehoben worden. Der Lord mayor bade sein Bedauern über das Verfahren der Polizei ausgesprochen. — Die Nordpolerpe- dition unter der Leitung IN. Nansens tritt am Sonnabend mit dem Schiffe ,Fram" ihre Reise von hier aus an. New-Zjork, 22. Juni. (D. B. Hd.) AuS Montreal wird gemeldet, daß die Stadt Gibson in Neu-Braunschweig zur Hälfte durch Feuer zer stört worden sei. Menschen sind dabei glücklicher weise nicht nmgekommen. dem mit vielen römischen Gipkabdrücken geschmückten Flur. Die letztere verneigte sich tief und küßte Frau v Schulenburg mit sichtlicher Bewegung die Hand. Fußboden, Möbel und Treppe in dem Hause trugen die Spuren des Alters, aber alles blitzte, wie im Herrenhof, in glänzender Sauberkeit. Um ins Wohnzimmer zu gelangen, mußte man ein geräumiges Vorzimmer durchschreiten, das mit seinen in geschnörkelten Rahmen eingefaßten hohen Spiegeln, Gemälden, geschweiften und goldverzierten Kommoden und sonstigen, aus der altfranzösischen Zeit stammenden Möbeln an die Zimmer der Pots damer Schlösser erinnerte. ,Darf ich bitten?" sagte Luisella, nachdem Frau v Schulenburg sich umgesehen und daS Zimmer mit seinem reichen Inhalt lebhaft bewundert hatte. Tann öffnete sie noch ein zweites großes, gleichfalls mit vielen Kunstschätzen versehenes Gunach und führte den Besuch in ein Kabinett, dessen Wände und Thüren ganz aus dunklem Nußbaumholz gearbeitet waren und das zufolge der kunstvollen Holztäfelung fast dem Innern eines großen Holzschreines glich. Und hier saß eine kleine, zarte Frau, in alt modische Seide gekleidet, mit tiefschwarzen Augen und eingefallenen Zügen, aber fast jugendlich geröteter Ge sichtsfarbe. Ihre Hände und Füße waren unendlich zierlich, ihr Körper wunderbar graziös. Auch sie war, wie ihr Mann, kränklich und in ihren langsamen Beweg ungen drückte sich ein Bedürfnis noch Ruhe auS. Während die Damen sich unterhielten, wurde die Thür geöffnet, und LuisellaS Vater erschien. Er trug Washington, 22. Juni. (D. B Hd.) Prä sident Eleveland hat sich auf den Rat seiner Ärzte der Schwenningrrkur unterworfen. Chicago, 21. Juni. (D. B. Hd.) ZumPreiS- richter in der Musikabteilung wurde Sir John Stainer, zuletzt Organist an der St. PaulS- Kathedrale in London, ernannt. Derselbe bat aber dieses Ehrenamt biö jetzt noch nicht accrp- tiert. — Frankreich hat bisher seine Zustimmung zu dem modifizierten Prämiierungssnstem noch nicht erklärt. Iuv Kliclnvcikk. Tie Stichwahlen zum Deutschen Reichstage haben am gestrigen Tage begonnen und werden am nächsten Montag abgeschlossen sein. Damit wird vorbehältlich hier und da etwa notwendig werdender Stichwahlen einem mit großer Erbitterung geführten, langen Wahl kampfe ein Ziel gesetzt, der durch die am 15. Juni zu Tage getretene große parteipolitische Uneinigkeit im Deutschen Reiche in der kleineren Hälfte des Reicher noch künstlich anderthalb Wochen hinausgeschoben worden ist. Haben auch die Wahlen deS 15. Juni in ihrer Gesamtheit ein günstigeres Ergebnis gehabt, als man nach den ersten Meldungen erwarten konnte und sind auch die Aussichten für die Ordnungsparteien und mittelbar durch diese für die Militärvorlage bei den Stichwahlen durchaus keine ungünstigen, so bedarf cS doch des entschiedensten Eintretens jedes Wählers, dem die Sicherheit des Vaterlandes mehr ani Herzen liegt, als diese oder jene Prrteiangele,.enheit, damit das er strebte Ziel erreicht werde. Wir geben gern zu, daß bei einer Stichwahl der Wähler oft in die Lage versetzt ist, zwischen zwei Übeln zu wählen, wenn jeder der beiden in Frage kom menden Kandidaten einer Richtung angehört, die der Wähler selbst auf das Entschiedenste bekämpft wissen möchte. Da heißt es aber zwischen zwei Uebeln daS kleinere wählen und demjenigen zum Siege ver helfen, von dem man noch am ehesten annehmen kann, daß er wenigstens für einzelne Wünsche eintritt, die man selbst auf dem Herzen hat Giebt man aber diesem Kandidaten richt seine Stimme, so hilft man damit nur bissen Gegner Eine Stimmcnenthaltuug wäre somit das Verfehlteste, was man thun könnte, ganz besonders aber dann, wenn ts gilt, den Sieg eines Sozialdemokraten zu verhindern. In dieser Lage befinden sich morgen lO von den 12 sächsisch»n Wahlkreisen, in denen eine engere Wahl notwendig geworden ist. Sieben Sozialdemokraten hat unser engeres Vaterland bereits zum Reichstage ent sendet, da heißt eS denn alles ausbieten, um eine Ver mehrung dieser Ziffer zu hintertreiben und das ist in allen Wahlkreisen möglich, sobald jeder Wähler morgen seine Pflicht thut. Gerade die zahlreichen Bewohner Dresdens, die bisher konservativ gestimmt haben, sind morgen vor die schwere Wahl gestellt, sich sür einen Reformer zu entscheiden oder sich ocr Abstimmung zu enthalten. Möchten sie aus den oben erörterten Grunde um keinen Pi cis das letztere thun, sondern möchten.sie sich einhellig dazu aufrasfen, dem Reformer ihre Stimme zu geben. Damit verhindern sie einmal den Sieg der Sozialdemokraten, sodann aber entsenden sie Abgeordnete nach Berlin, die sich nunmehr bereit erklärt haben, sür die Militärvorlage einzutreten und das ist in dem ganzen gegenwärtigen Wahlkampfe die Hauptsache gewesen und bleibt es auch morgen noch. Wir brauchen hier nicht noch einmal auf die Wichtig keit dieser Vorlage hinzuweisen, das ist in letzter Zeit so oft und fo nachhaltig von allen vaterlandsliebenden Seiten aus geschehen. Nar das eine möchten wir den Wählern nochmals zu bedenken geben, daß nur einen tadellos gehaltenen Anzug von einer ungewöhn lichen, grauen Farbe, blendend saubere, aber ungesteifte Leinenwäsche, sein Gesicht besaß jene hochgerötete Farbe alter Leute, bei denen man ebenso gut auf eine vortreffliche Gesundheit wie auf das Gegenteil schließen kann. Sein Antlitz war ganz umrahmt von einem weißen, kurzgeschorenen Bart und im Gegensatz zu seiner Frau, deren Augen etwas Stilles, in sich Gekehrtes hatten, funkelten die seinigen, trotz seines Alters, in einem lebhaften Feuer. Herr Cornelius, der als Kaufmann in aller Herren Ländern und namentlich lange in "China gewesen war, hatte spät geheiratet und sich dann schon vor zwanzig Jahren vom Geschäft zurückgezogen. Seit dieser Zeit hatte er nur allein seinen Kunstneigungen gelebt. Tie Kinder waren sehr spät geboren; ein gleich in den ersten Jahren der Ehe zur Welt gekommener Sohn war bald wieder gestorben. Die Liebe zur Kunst, zum Schönen, zum Besonderen war von den Eltern auf die Kinder übergegangen und diese Neigung der ganzen Familie bildete auch jetzt bei dem Gespräch mit Frau v. Schulenburg den Gegenstand der Unterhaltung. ES war auffallend und doch unter den gegebenen Verhältnisskn begreiflich, daß die alten Leute mit keiner Silbe Alexanders Erwähnung thaten, nicht ein mal berührten, daßLuisella und jener sich in Granitz- Hof kennen gelernt hatten. Herr Cornelius empfahl sich nach einem nicht allzulangen, aber sehr lebhaft geführten Gespräch früher, al» Frau v Schulenburg aufbrach, drückte die Hoffnung aus, sie an diesem Tage bei Tisch oder am nächsten Abend in feinem Hause