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Deutsche Allgcuieinc Zeitung «Wahrheit »d Recht, Freiheit lud ErsetzI» Ur. 275. Leipzig. Preis »i^Ijichrli« 1M. «Pf. Jed« «i«iklne «»»mer «Pf. Dienstag, 85. November 187». Inserate p»d -- di« «rpcditi»» t» r«i»,i, »» I«serli,,»,r»>hr fit« »i« Sp-llc»tkilk « Pf„ »»irr «t»,ef«»d» »o Pf. NachaöouuemrutS für dm Mouat Decembcr werden von allen Postämtern des Deutschen Reiches und der Oesterreichisch-Ungarischen Monarchie sowie siir Leipzig von der Expedition der Deutschen Allgemeinen Zeitung in Leipzig (Querstraße Nr. 29) zum Preise von 2 Mark 5V Pf. angenommen. Lon auswärts können NachabonnemeutS siir diese Zeit auch direkt bei der Expedition ersolge» zum Preise von 3 Mark und ist dieser Betrag stamo eiuzuschirken, woraus die Zuseuduug jeder Nummer unter srankirtem Kreuzband geschieht. Prinzen Loui« Napoleon ist wiederaufgefunden worden. * Srüssel, 22. Nov. Die Independance belge will wissen, infolge der fortgesetzten Behauptungen der ultra montanen Presse, daß Instructionen des Papstes an i die Bischöfe vorhanden seien, welche zu den Mit- ° «Heilungen der diplomatischen Correspondenz in voll ständigem Gegensätze ständen, hätte das Ministerium die Absicht, neue Erklärungen von der Römischen Curie zu verlangen. Petersburg, 22. Nov. Nach der Ankunft deS Kaisers wird zu den angekündigten umfassenden Aende- rungen im russischen diplomatischen Corps ge schritten werden. Aus diesen bevorstehenden „Reformen" ist nur als sicher anzunehmen, daß Fürst Gortschakow die Leitung der auswärtigen Politik aus den Händen geben wird, jedoch unter Beibehaltung des Titels als Staatskanzler. Domänenminister Walujew, besten Hauptverdicnst darin besteht, außerordentliche Sym pathien für Deutschland zu hegen, wird ein hervor ragender Posten anvertraut werden. Graf Schuwalow dürfte diesmal mit leeren Händen aus diesem Per sonenwechsel hcrvorgehen. (D. M.-Bl.) Petersburg, 22. Nov. Die Berufung Walujew'S soll mit der Absicht zusammenhängen, eine Verfassung einzuführen, die am 2. März 1880, dem Jahrestage der Thronbesteigung de» Zaren, proclamirt werden soll. Ministerpräsident würde Großfürst Konstantin, deS Zaren Bruder, sein. Die künftige Legislative soll möglichst den Charakter eines BollparlamentS tragen, nur die halbwilden Völker sollen ausgeschloffen bleiben. Die centralastatischen Besitzungen norden abgetrennt und als selbständiges Kaiserreich erklärt werden. (W. Tgbl.) * 23. Ns» Berlußstchen Nachrichten ««» Petersburg zufolge steht die Ernennung des dort eben eingelangten Hrn. Walujew zum Leiter der aus- wärtigen Angelegenheiten unmittelbar bevor. * London, 22. Nov. Da» Reuter'sche Bureau meldet auS Konstantinopel: „Die Regierung von Montenegro besteht dringend auf der Uebergabe von Gussinje; dem Vernehmen nach hätte Rußland der Türkei den Rath ertheilt, anstatt GussinjeS einen Theil deS LimdistrictS in Novibazar an Montenegro abzutreten. — Der Finanzminister, der Controleur der Zölle und der Rechnungsführer über die alte allge meine türkische Schuld sind mit mehrer» Bank häusern von Galata über die Details eines finanziellen Arrangements zu Besprechungen zusammengetreten." * Lonflantinopel, 22. Nov. Nach der Audienz beim Sultan beabsichtigt Aleko-Pascha morgen nach Philippopel zurückzukehren. — Die Conferenzen der griechisch-türkischen Commission sind auf die nächste Woche vertagt worden. — In der Begleitung Baker-Pascha'» befindet sich kein Engländer. * Kairo, 22. Nov. Amtliche Depeschen aus Khartum melden, daß Gordon den König Iohannes von Abessinien verlassen hatte, ohne eine definitive Ver einbarung über die Beziehungen zwischen Abessinien und Aegypten zu Stande gebracht zu haben, daß der selbe indeß bei seiner Ankunft in Halal durch ein Schreiben deS Königs Iohannes wieder zu demselben zurückberufen wurde. * London, 22. Nov. Das Reuter'sche Bureau meldet aus Aden von heute: „Das englische Kanonen boot Seagull ist infolge der drohenden Haltung, welche Abessinien Aegypten gegenüber eingenommen hat, nach Maffavah geschickt worden, um das dort befindliche Eigenthum englischer Staatsangehöriger zu schützen." * Neugork, 21. Nov. Am Dienstag und Mitt woch wurde das Land von einem sehr heftigen Sturme heimgesucht, von welchem namentlich alle Binnensee« betroffen wurden, und der sehr zahlreiche Unglücks fälle herbeiführte. Eine große Anzahl von Personen ist ums Leben gekommen, auch der Schaden an Eigen thum ist groß. Leipzig, 24. November. Das preußische Abgeordnetenhaus hat seine Plenar- verhaNdlungen auf acht Tage ausgesetzt, um seinen Commissionen ungestörte Muße für ihre Arbeiten zu gewähren. Bon letzter» scheint namentlich die Eisen- bahncommission äußerst thätig zu sein. So viel von ihre» Berathungen verlautet, ist e» wol kaum zweifel- häst, daß da» Project der VKstaatkichnng einer An zahl von Bahnen — darunter solcher von höchster Be deutung — mit großer Mehrheit durchgehen wird, zumal wenn die Regierung (wie für wahrscheinlich er achtet wird) auf die ziemlich übereinstimmend von kon servativer und von liberaler Seite geforderten „Ga rantien" eingeht, unter denen in erster Linie die Er richtung eines „LandeSeisenbahnrathcs" figurirt. Die Ernennung des Hrn. v. Schelling zum Vor stand des ReichS-IustizamteS hat die liberalen Kreise in doppeltet Beziehung unangenehm berührt: einmal weil sie die Hoffnung auf eine Verschmelzung diese» Reichsamtes mit dem preußischen Justizministerium ver nichtet, und sodann wegen der notorisch sehr conser- vativen Gesinnungen des Hrn. v. Schelling. Der Großherzog von Baden hat den Landtag mit einer Thronrede eröffnet, worin gleichfalls ein Ausfall Telegraphische Depeschen. »Sertin, 22. Nov. Sr. Maj. gedeckte Cor- vette Bismarck, 16 Geschütze, Commandant Cor- vettenkapitän Deinhard, hat am 3. Oct. Sydney auf der Reise nach den Tanga- und Samoainseln verlaffen. Saven-Saden, 23. Nov. Nach den Vorbereitungen zu schließen, welche in der Umgebung des russischen StaalskanzlerS getroffen werden, gedenkt Fürst Gort schakow schon Ende der heute beginnenden Woche ans der Rückreise nach Petersburg zu mehrtägige», Aufent halt in Berlin einzutreffen. (D. M.-Bl.) *vom, 23. Nov. Der Fanfulla meldet, daß der bereits nach Brüssel abgereiste neue Nuntius Pallotti unterwegs in Turin den Befehl erhielt, seine Weiterreise aufzuschieben, weil die belgische Negierung drohe, mit der Abberufung ihres Gesandten beim Latican Ernst zu machen. *vom, 23. Nov. Die Agenzia Stefani meldet: „Bezüglich des neuen Ministeriums gilt als nahezu feststehend, daß Cairoli das Präsidium und da» Mi nisterium der auswärtigen Angelegenheiten, DepretiS das Ministerium des Innern, Villa die Justiz, Bacca- riui die öffentlichen Arbeite« und Magliani die Fi- nanzen übernehmen würde. Die Verhandlungen wegen ter übrigen Portefeuilles dürften voraussichtlich noch heute zu einem Ziel führen." * Madrid, 22. Nov. Der Congreß hat die vor geschlagene freie Einfuhr ausländischer Cerealien in Spanien abgelehnt. * Madrid, 23.Nov. Die Erzherzogin Christine von Oesterreich ist mit ihrer Mutter heute Nach mittag 2 Uhr in Irun angekommen und daselbst mit große» FeierliqkkMf-Avpsauge» wvrdem Ihr» kauft hier wird morgen Vormittag erwartet, die Erz herzogin wird in dem unweit von hier gelegenen Schloß Pardo ihren vorläufigen Aufenthalt nehmen. — Die Kaiserin Eugenie ist heute hier einaetroffen, die Mutter derselben, die Gräfin Montijo, ist bereit» gestern Abend gestorben. *pari«, 23. Nov.' Die Kaiserin von Ruß- land wird nächsten Mittwoch Cannes verlaffen und sich nach Florenz begeben, wo dieselbe nach den bisherigen Bestimmungen einen achttägigen Aufenthalt nehmen wird. * London, 23. Nov. Dem Reuter'schen Bureau wird au« der Capstadt vom 4. Nov. gemeldet, Ge neral Wolseley habe beschlossen, Secocvoi (?) anzu greifen. Die Lage der Dinge in Transvaal ist gegen wärtig weniger bedrohlich. — Die Uniform deS Das Brandunglück in Hamburg. Die «Reform» berichtet unterm 21. Nov.: „Der Pelzwaarenhändler Augner war in seinem im Parterre Wexstraße Nr. 21 belegenen Laden be schäftigt, über einer Petroleumlampe in einem spe- cicll für diesen Zweck constrnirten Apparat durch Erhitzen Daunen von Ungeziefer zu befreien, bei welcher Gelegenheit entweder der Apparat umgefallen «der von der Lampe in Brand gerathener Ruß seit wärts in leicht feuerfangende Gegenstände geflogen ist, wodurch ein Feuer entstand, welche« der Genannte zu löschen sich vergeblich bemühte. Er öffnete schließlich die Thür und lief hinaus. Der Inhaber de« gegen überliegenden Ladens, der Eigenthümer de» betreffenden Hause», Detmering, vermuthete infolge des Brand geruchs und deS Anblicks der Flammen, das Feuer sei durch eine Entzündung von au» einer schadhaften Stelle der Leitung ausgeströmtem Gase entstanden, und schloß daher sofort die Uhr ab, aber leider zu spät. Die Flammen griffen so schnell um sich, daß die Gasuhr explodirte. Die Dienstmädchen in den Küchen de» Hause», namentlich bis zur dritten Etage hinauf, bemerkten zuerst die Flammen und erhoben ein laute« Geschrei. Auf dies Geschrei eilten die betreffenden Herrschaften, die nur einen leichten Ruck wahrgenommen, als sei irgendetwas durch einen Druck gesprengt worden (ein Knall war nicht zu vernehmen gewesen), au» den Etagen heraus und sahen zu ihrem Schrecken bereit» das Treppenhaus bis zur zweiten Etage hin in Flam- men stehen. In der ersten Etage wohnte eine Witwe Frau v. Soun, deren Sohn und Tochter und daö Dienst mädchen derselben. Rettung für sie schien unmöglich; sie sprangen daher aus dem Fenster auf die Straße, wodurch Mutter und Sohn anscheinend schwere innere Verletzungen erlitten; beide wurden in das nebenan belegene Hotel Hirschel gebracht. Das Dienstmädchen hat beide Beine gebrochen. Die in der zweiten Etage wohnende Frau M. Mathiasen und deren augenblicklich am Typhu» schwer krank daniederliegender Sohn wurden aus dem Fenster der nach dem Ebräergang liegenden Etage durch Mann schaften der Feuerwehr gerettet. In derselben Etage wohnte der Kaufmann Behrens, der bei Ausbruch des Feuers nicht zu Hause war; seine drei Töchter, im Alter von 15, 16 und 17 Jahren, sind verbrannt, ebenso wie die dreizehnjährige Tochter des an der Ecke vom Großneumarkt und der Wexstraße wohnenden WeinhändlerS Eduard Buhde, welche vor kaum zehn Minuten vor Ausbruch deS Feuer» die Töchter des Hrn. BehrenS besucht hatte, um sich mit ihnen zu einem Geburtsfeste zu begeben. Der BehrenS'schen Wohnung gegenüber wohnte die Witwe Levy mit ihrem achtundsiebzigjährigen Vater Löfler und ihren zwei Kindern im Alter von 12— 15 Jahren. Auch bei ihnen war eine Nichte der Mutter, eine Tochter de« in der zweiten Elbstraße Nr. 15 wohnenden Schlächters S. Mundheim, zum Besuch. Frau Levy war zuerst bei Ausbruch des Feuers an die Treppe geeilt, und sich rettungslos verloren wäh nend, erhob sie ein laute« Jammergeschrei, man möge ihren alten Vater retten. Der alte Mann ist denn auch gerettet; nur unbedeutende Verletzungen hat er erlitten; die nur auf seine Rettung bedachte Fra« da gegen, ihre Kinder und die kleine Mundheim sind ein Opfer der Flammen geworden. In der dritten Etage war die Wohnung de« Kauf mannes H. Heymann jun., von dessen Familie zur Zeit gerade niemand zu Hause war, während bei dem Dienstmädchen eine Freundin sich befand. Das Dienst mädchen hat sich über das Dach des Nebcnhause» ge rettet; ihre Freundin dagegen, die auS dem Fenster gesprungen, ist infolge der dadurch herbeigeführten Ver letzungen unmittelbar hinterher gestorben, noch ehe sie ins Curhaus befördert werden konnte. Die übrigen Bewohner der dritten Etage haben sich zum Theil selbst über die Dächer der Nebenhäuser gerettet, zum Theil sind sie von der Feuerwehr nach der Seite de» EbräergangeS zu in Sicherheit gebracht. In der vierten Etage lag die Wohnung de« Schneidermeister» Jacobsohn, dessen Tochter ein Putz- geschäft betreibt. Bei dieser war eben eine dem Namen nach bislang noch nicht bekannte Frau au« Eimsbüttel, welche ihre Dienste anbieten wollte. Jacobsohn nebst Frau und Tochter sind, ohne Schaden gelitten za haben, gerettet, die unbekannte Frau aber ist ebenfalls umgekommen. Al« die Mannschaften der Feuerwehr die Flammen so weit niedergekämpft hatten, um die dritte Etage be treten zu können, bot sich ihnen auf dem nach hinten gelegenen Treppcnflur ein grauenhafter Anblick. Hier lagen die verbrannten Leichen von acht Personen. Diese Personen sind wahrscheinlich theilweise mit von der zweiten Etage hierher geflüchtet und konnten nicht