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Deutsche Allgemeine Zeitung Wahrheit >»d Recht, Freiheit und Seseh!» Indien, Lord Lytton, an den Tag gelegte Befähigung mit Malchow, v. Eynern, v. Rauchhaupt, Leuschner, 0r. (Köln. Z.) werde. der die zu sehr auf den äußern Effect hin gearbeitet und daß daS sein Hauptfehler ist; denn leider geschieht dies vielfach auf Kosten der psychologischen Wahrheit und der ästhetische» Schönheit. In ersterer Beziehung werden unS allerhand Unwahrscheinlichkeiten, die wir glauben sollen, zugcmuthet, und in letzterer wird unser ästhetisches Gefühl oft aufs grellste verletzt. Wir wollen nur Ein Beispiel anführen, worin gleichmäßig jenes und dieses geschieht: das ist die Scene zwischen FieSco und Iulia im vorletzten Acte. Wie? Fiesco sollte in diesem Augenblicke, wo er im Begriff steht, den Kampf mit den Dorias zu beginnen, wo alles zum Losbruch bereit ist, Zeit, Lust und Stimmung haben, eine solche Scene zu spielen? Und zu welchem Zwecke? Um einen recht starker; Effect hervorzu^ bringen! Freilich gelingt das, aber für feinfühlige Naturen hat doch diese Art von Bloßstellung der vor Fiesco knienden Julia vor der ganzen Gesellschaft etwas Ver letzendes, ja fast Anwiderndes. Es wäre wol voll kommen genug, wenn FieSco den geladenen Gästen das Spiel, das er mit der Gräfin getrieben, enthüllte, um sich zu rechtfertigen. Schiller selbst hat gefühlt, daß er hier zu weit gegangen, und hat in der später» Bearbeitung des „FieSco" diese Scene etwas gemil dert. Andererseits — um daS beiläufig zu erwähnen — wird dieses ganze Spiel mit der Gräfin, auf das sich FieSco so viel zugute thut als auf ein von ihm schlau ersonnenes Mittel, um die DoriaS in einer Täuschung über seine Absichten zu erhalten, als völlig unwirksam dadurch Lügen gestraft, daß trotz desselben, und wäh- rend FieSco eS noch'mit größter Ostentation fortsetzt, L3. N,Vt«htr 157V. Inserat» p»» «« di« M r«w,i« M s«»«». Ins« ti,,«,r»Utzr fit» di« Sdolitid«»« « Ws» «U«r «in^suldt »» Wf. - Leipziger Stadttheater. »Leipzig, 12. Nov. Für eine Verherrlichung des Dramatikers Schiller — und das soll doch jede Schillerfeier auf der Bühne sein — scheint unS die Aufführung gerade des „FieSco" keine ganz glückliche Wahl. Höchstens ließe sich dafür »»führen, daß dieses Stück sonst so wenig auf dem Repertoire erscheint, also durch seine Darstellung am Schillertage gewisser maßen ein Unrecht gegen den Dichter oder doch gegen diese» sein Product gutgemacht werde. Allein diese seltene Aufführung des „FieSco" weist gerade auf Gründe, die in dem Drama selbst liegen, zurück. Schon die allererste Aufführung des „Fiesco" auf dem „Nationaltheater" zu Manheim im Jahre 1784 sand weitaus nicht den Anklang wie die der ihm vorausgegangenen „Räuber". Der Dichter schob dies damals auf Rechnung des dem Restdrnzpublikum ab gehenden „republikanischen Sinnes". Allein eS ist doch wol noch etwas anderes, was auch heute, wie damals, zu einem recht vollen poetischen Genüsse ein natürlich empfindendes Publikum beim „FieSco" nicht kommen läßt. In Bezug auf daS eigentlich Technische im dra matischen Aufbau des „FieSco", in der Fortleitung der Handlung, ist wenig auszustellen. Auch an scenischen Effecte» fehlt eS nicht; vielmehr möchte man einzelne davon gern missen — z. B. die Ermordung LeonorenS durch den eigenen Gemahl, oder jene Schauerscene, wo Verrina „mit Verzerrungen" zu Bourgognino spricht und dieser „unter Zähneklappern" ihn anhört. Za man kann sagen, daß überhaupt der ganze „Fiesco" Die Eisenbahndebatten im preußischen Abgeordnetenhause. * Serbin, 11. Nov. Auf der Tagesordnung heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses steht «r. L66. Leipzig. U,«4. peri, »IKelllhrlich ,M. «Pf. z«»« «iizela« N««»«r «Pf. Telegraphische Depeschen. »Vertin, 11. Nov. Es ist möglich, daß der Be such des Großfürsten-ThronfolgerS wegen deS Besuchs des wiener HofeS und wegen der Reise deS Kaiser- Wilhelm zu den Jagden in der Göhrde bis Sonntag sich verzögert. — Die Rückkehr des Kron prinzen aus Italien dürfte voraussichtlich erst Mitte Januar erfolgen. — Der Besuch Saint-Vallier'S bei dem Fürsten Bismarck war bereit- im Frühjahre verabredet und wurde nur durch daS Unwohlsein des Fürsten verzögert. (Wiederholt.) »München, 11. Nov. Die Abgeordneten kammer berieth heute die Rückäußerung deö ReichS- ratheS über das Eisenbahngesetz. Der Antrag deS Ausschusses auf Wiederherstellung des Art. 1 deS Ge setzentwurfs wurde nach langer lebhafter Debatte mit 77 gegen 69 Stimmen abgelehnt. Die Berathung wird morgen fortgesetzt. »Wien, 11. Nov. Das Unterhaus hat heute den Grafen Coronini als Präsidenten und die Abge ordneten Smolka und Goedel als Vicepräsidenten wiedergewählt. Der Candidat der Liberalen für die Posten des ersten und zweiten Vicepräsidenten, Klier, blieb bei der Wahl beidemal in der Minorität. * Lom, 11. Nov. Wie verschiedene Blätter melden, ist Oberst Lanza zum Militärattache in Wien er nannt worden. — Ein zufälliger B r a n d zerstörte die königlichen Stallungen in Florenz. Varis, 11. Nov. Eine Privatmeldung au- Brüssel von zuverlässiger Seite besagt, die dortige Ge richtsbehörde habe heute an die Bureaux der Banque europ eenne die Siegel anlegen lassen. (Berl. Tgbl.) »London, 11. Nov. Auf den bei dem^gestrigen Lord-Mayors-Banket auf die CabinetSmitglieder assgebrachten Toast erwiderte Lord Beaconsfield etwa Folgendes: Seitdem er zum letzten mal hier gesprochen, hätten die öffentlichen Angelegenheiten ein weit befriedigenderes Aus sehen angenommen, der Handel habe sich bedeutend bfleb^ und er sei überzeugt, daß diese Wiederbelebung de« Hao- del« eine dauernde sein werde, weil sie universell zu Tage trete. Bon besonderer Wichtigkeit sei auch die Steigerung de« Silberpreise«. Et beglückwünsche zu diesen erfreulichen Aenderungen das englische Volk, da« die Drangsale der letzten fünf Jahre ohne Murren ertragen habe, und hätte wol gewünscht, daß auch die Irländer diesem Beispiele gefolgt wären. Er vermöge nicht zu begreifen, wie die Irländer zu dem Glauben kommen könnten, daß die poli tische Agitation und die sociale Confusion die besten Mittel seien, dem ökonomischen .Nothstande abzuhelfen; in manchen Theilen Irlands ständen schwere Leiden in Aussicht, wenn keine Hülfe geboten werde. Und dabei sei die Ernte in Irland zwar schlecht, aber immerhin doch noch besser al« in England ausgefallen. Die behufs der Verstärkung der Nordwestgrenze in Indien und in Mittelasien unternom menen militärischen Operationen seien von eminentem Er folge gewesen, die Grenze sei gestärkt und gesichert, die Suprematie der englischen Waffen sei behauptet, der eng lische Einfluß in Mittelasien sei wiederhergestellt. Was die Katastrophe in Kabul anbelange, so sei keine Zeit verloren *U1ikN, 11. Nov. Die Politische Correspondenz meldet aus Philippopel, daß der Generalgouverneur von Ostrumelien» Aleko-Pascha, einer persönlichen Einladung des Sultans folgend, morgen nach Konstan tinopel abreisen werde. gezogen werden, den dortigen Colonien sei durch diesen Krieg die Kunst der Selbstvertheidigung gelehrt worden, auf welche jene Colonien künftig hauptsächlich angewiesen sein würden. Wenn er auf die auswärtigen Beziehungen England- blicke, so möchte er sagen, daß die englische Re gierung, obschon Europa von Millionen von Kriegern be deckt sei, doch nicht bloS die einfache Hoffnung, sondern den festen Glauben habe, daß der Friede erhalten bleibe. E« sei die» die Ansicht der Regierung, weil dieselbe die Ueber- zeugnng besitze, daß der Friede für alle Großmächte «ine Nothwendigkeit sei und weil sie diese Ueberzeugung nicht auf so untergeordnete Rücksichten, wie etwa die Nothwendig keit, die LandeShülfsquellen zu schonen, stütze. Denn er wisse, daß di« Mächte Europas sich durch Erwägungen von weit erhabenerer Bedeutung beeinflussen ließen. Indem er aber annehme, daß der Friede erhalten bleibe, gehe er zugleich von der Voraussetzung aus, daß keine Großmacht vor ihren Verantwortlichkeiten zurückschrecken werde. Wenn z. B. das größte und reichste Land infolge verkehrter Deu tung seine» geographischen und insularen Charakters den Gefühlen und Schicksalen de« festländischen Europa ein gleichgültige« Ohr schenken sollte, so sei er überzeugt, daß die» da« Land in Gefahr bringen würde. Dieser Gleich ¬ gültigkeit schreibe er die Schuld zu, daß es zu so vielen und verhängnißvollen Kriegen gekommen sei. Er sei über zeugt, daß der Friede, wenn England« Macht und Eng land« Rathschläge im Rathe Europa« Beachtung fänden, während eine« langen Zeitraums erhalten bleiben werde, er wolle nicht sagen, daß unter solchen Bedingungen eine Störung de« Frieden« ganz unmöglich sei, aber er hege die Gewißheit, daß ein Krieg wahrscheinlich werde, wenn England seinen natürlichen Posten im Rathe Europas auf gebe. Da« vvn einem der größten Römer in den Worte» „Imperium «t libertasl" aufgestellte Programm sei da« nämliche, nach welchem da« vermalige Ministerium stet« handeln werde. Die Rede Lord BeaconSfield's war wiederholt von Beifallsrufen begleitet. Weder die Pforte noch Rußland wurden von dem Premier in der Rede be sonders erwähnt. London, 11. Nov. Der russische Gesandte in Teheran, erhebt auf Anweisung seiner Regieruya Amt lich Beschwerde über fortgesetzte Einfälle und Verhee rungen persischer Nomaden im Eriwangebiete, wo durch in Jahresfrist über 1 Mill. Schaden angerichtet ' Miquel, Seyffardt-Krefeld, v. Zedlitz-Licgnitz, Frhr. v. Hammerstein und vr. Löwe-Bochum. Abg. vr. Virchow: Mit aller Aufmerksamkeit habe ich di« Materialien ge prüft und studirt, um meine Ansicht, die ja bekanntlich gegen die StaatSbahnen ist, noch in letzter Stunde, wenn irgendmöglich, zu corrigiren. Da- ist mir indeß zu meinem Bedauern nicht gelungen. Wenn ich zunächst die Motive der Vorlage betrachte, so machen sie durchaus den Eindruck einer Parteischrift. Wir finden in ihnen so wenig eine unparteiische Würdigung der Privatbahnen, daß e« so au«- sieht, als ob diese eine gemeinschädliche Einrichtung wäre«. Man sollte doch schon aus historischen Rücksichten niemals vergessen, was die Privalbahnen geleistet haben. Alle«, wa« wir in Bezug auf Eisenbahnen find, verdanken wir lediglich den Privatbahnen, alle Verbesserungen haben wir von ihnen, der Staat ist niemals vorangegangen; er hat immer nur von ihnen gelernt und das Gute adoptirt. Wenn man aber alle die Vorwürfe, welche man den Privat bahnen macht, näher in« Auge faßt, ja wenn man sie con- centrirt, dann wird, dann muß man erkennen, daß all die Mängel, all die Misstände durch den Grafen Jtzenplitz und da« damalige Ministerium verschuldet sind. Au« diesem Hause erhoben sich gegen die damalige Verwaltung fort während warnende Stimmen, und das, was beut« al» schlecht von seilen der Regierung hingestellt wird, ist von un» längst vorher al« schlecht erkannt. Wenn nun heute zur Heilung all der Uebelstände der Uebergang sämwtlicher Bahnen an den Staat gefordert wird, so erlaube ich mir die Frage aufzuwerfen, ob un« denn die Organisation der königlichen Staatsregierung irgendwelche Garantien gegen die Wiederkehr solcher Ver hältnisse, gegen die Wiederkehr eine« Minister« wie Graf Jtzenplitz bietet? Nun finden wir in der un« vorgelegtcu Denkschrift fortwährend den Ausdruck „öffentlich?» Interesse". Ich wünschte wohl eine Interpretation dieser Worte durch den Herrn Eisenbahnminister. Es wird gesagt, die Primär bahnen, dann die Secundärbahnen, ja schließlich die Tertiär- Hahnen lägen im öffentlichen Interesse. Die heutig« Strö mung gleicht in vieler Hinsicht der des alten Patrrmonial- staate« (Heiterkeit und Widerspruch), da sah mau die Mi mst« «l» eine Art Kirchenväter an, hatte da« „öffentliche Interesse" eine Kautschuknatur. Nach Belieben liegen da wichtige Dinge nicht un öffentlichen Interesse, und Lirch- thurnuntereffeo werden für öffentliche erklärt. Ja wen» man sich in seiner providentiellen Bedeutung so weit ent wickelt wie der Herr Reichskanzler, wenn man nach dem Zollkriege auch den Tarifkrieg etabliren will, dann kommt man gleich dahin, zu sagen, jede Industrie, sobald sie eine gewisse Blüte erreicht hat, hat ein öffentliches Interesse. Ich bin aber der Meinung, öffentliches Interesse und Staatsinteresse decken sich in keiner Weise, wenigstens nicht immer. Wenn man die gesammte industrielle, kaufmännische, gewerbliche Thätigkeit als öffentliche Interessen, als Staat»- ultereffen hinstellt, dann weiß ich nicht, wie der omnipotente Staat seine Pflichten erfüllen will und kann. Ich möchte also gern wissen, bis zu welchen Grenzen schließlich da« Staatsbahnsystem gehen will, was eigentlich dem Privat betriebe Überhaupt noch überlassen werden soll. E» ist durchaus nothwendig im Interesse des Nationalwohlstandcs, der Privatthätigkeit, dem Privatbetriebe ein gewisses Maß Von Freiheit zu lassen. Gianettino zweimal Mordanschläge gegen ihn sinnt. Dadurch erweist sich das ganze Verfahren FieSco'S al- falsch, zwecklos, ja thöricht; damit aber fallen auch alle die darauf gebauten Verwickelungen (wie die sonst un verzeihlichen Zurücksetzungen und Kränkungen LeonorenS) als unberechtigt Und zwecklos in sich zusammen. Wenn wir solche Mängel und Fehler des „Fiesco" (deren es noch mehrere gibt) hier hervorheben, so ge schieht dies hauptsächlich darum, weil dieselben eine befriedigende Aufführung gerade dieses Stückes außer ordentlich erschweren, ebenso aber auch eine gerechte Kritik einer solchen Aufführung. Denn es ist oft mals nicht leicht, zu sagen, ob der Dichter oder ob der Darsteller im Unrecht sei, ob der letztere dem Dichter unbedingt auch da folgen müsse, wo dieser fehlgegangen ist, oder ob eS seine Pflicht, mindesten« ein Zeichen seiner Künstlerschaft sei, Uebertreibungen oder Unsicherheiten des Dichter- in der Charakteristik zu verbessern. Dieses letzte gilt beispielsweise von einer Rolle, welche der Darsteller bei der neulichen Aufführung des „Fiesco" offenbar im engen Anschluß an die Vorzeich nung Schiller's selbst so, wie er that, wiedergeben zu müssen glaubte, welche aber gerade durch diese allzu getreue Wiedergabe für unsern Geschmack etwa- nicht bloS ästhetisch Abstoßendes, sondern auch psychologisch Unwahres und Verfehltes erhielt. Wir meinen den Gianettino des Hrn. Pohl. Schiller bezeichnet diesen (in seinen Andeutungen zu den einzelnen Personen) als „bäuerisch-stolz". Danach hatte Hr. Pohl (der gerade im Charakteristren oft große Feinheit ent wickelt) offenbar seinen Gianettino sich zurechtgelegk. worden, die englischen LandsleUti zu rächen und da« Ueber- erste Berathung deS Gesetzentwurf- betreffend de» Er- gewicht der englischen Waffen ,» behaupten. Der Premier „erb mehrerer Privateisenbahnen für den Staat. sprach sich h.-rbei zugleich über> von d-m V.c-kömg von melden sich al» Redner gegen die Vorlage die Krieg betreffe, so müßten au» demselben vortheilhafte Folgen Kirschke, Berger, für die Vorlage die Abg. v. Wedell-