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Nr. S47. Leipzig. vus'i« «VG- Preis ,Inl.ltNr«« »W, 0^« «»»»« »Pf. " Mittwoch, Deutsche Mgemtim ZeitW. «Mch>M «» »cht, »rchrit MW. Telegraphische Depeschen- »Fraakfürt a. M., 2V. Oct. Die Söhne de« StaatSminister« v. Bülow find hier eingetroffen. Se. Maj- der Kaiser zog telegraphische Erkundigung über da» Befinden des erkrankten Ministers ein. * Frankfurt a. M , SO. Oct. Heute Nachmittag 2'/, Uhr verschied infolge eines Nervenschlagt- der Freitag auf der Durchreise nach Cannes hier ein- gekoffene Staatssecretär de» Auswärtigen Amte», StaatSminister v. Bülow. «Düsseldorf, 20. Oct. Heute fand die feierliche Einweihung de- hiesigen neuen Akademiegebäüde« statt. Die Versammlung wurde durch den Vorsitzenden htS Lehrkörper», Professor Wislicenus, begrüßt, welcher «in Hoch auf Se. Maj. den Kaiser ausbrachte, in da« die Anwesenden begeistert einstimmten. Professor Wis licenus gedacht« sodann dös Verdienste des frühern Ministers vr. Falk um den Bau der Akademie und dankte dem Minister v. Puttkamer für sein Erscheinen. Hierauf übermittelte der CultUSminister die Glück wünsche Sr. Maj/ für da- fernere Gedeihen der Malerschule und überreichte an hervorragende Künst ler königliche Ordensverleihungen. Professor Wisli cenus dankte alsdann dem Minister Bitter nnd den anwesenden frühern Curatören der Akademie für ihre Theilnahmt an der Keser. Grüße wurden Überbracht vom Oberpräsidenten v. Bardeleben für die Nhein- provinz, vom Präsidenten v. Kühlwetter für Westfalen und vom Regierungspräsidenten Hagemeister für den Regierungsbezirk! Ferner überbrachten noch Glück wünsche der Rector der Universität Boun, der Rector de« hiesigen Gymnasium», die Vorstände deS Verein- Malkasten und deS Unterstützung-Verein». Nachdem jodann Professor Wislicenus nochmals allen Anwesen den im Namen der Akademie seinen Dank ausgesprochen, hielt Professor Wöhrmann die Hauptfestrcde über die Geschichte, den Zweck-und die Pflichten der Akademien. Die Feier schloß Wit dem „Halleluja" au» Händel'» * « Münster i. W'^20. Ac^ hi« stattgchabten Nachw ah l zum Abgeordnetenhause würde KreiSgerichtSrath a. D. Sarrazin in Anholt (Cen trum) einstimmig gewählt. * Stuttgart, 20. Oct. In einer Correspondenz de» Staats-Anzeigers für Würtemberg aus Berlin heißt «s bezüglich des BundeSrathSauSschusse» für die auswärtigen Angelegenheiten, der Stellvertreter de« Reichskanzlers, Graf Stolberg, habe dem Aus schüsse mündliche Mittheilungen gemacht, welche als vertrauliche behandelt würden. Es sei deshalb eine Berichterstattung an das Plenum deS BundeSratheS derzeit nicht beabsichtigt. * Straßburg i. E., 20. Oct. Di« Großfürstin Katharina von Rußland, Witwe deS Herzogs Georg von Mecklenburg-Strelitz, ist heute, von Pari- kommend, mit ihren Kindern hier eingetroffen, am Bahnhofe von den» Statthalter Generalfeldmarschall v. Manteuffel empfangen worden und wird per einige Tage verweilen. Der Soh« derselben, Herzog. Georg, verbleibt hier, um di« hiesige Hochschule zu besuchen. Wie«, 19. Oct. Der außerordentliche spanifche Botschafter Herzog v- Vahle«, welcher bekanntlich die Mission hat, officiell um die Hand der Erzherzogin Marie Christine für den König von Spanien zu werben, ist heut«'aus Pari» mit vier Offizieren eingetroffen und vom spanischen Gesandten empfangen worden. Der Kaiser kommt am Dienstag früh von GSdöllö Nach Wien, um den Herzog v. Bavlen in Specialaudienz zu empfange«. — Die Arab-Tabia- Commissio« tritt äM 27. Oct. in Konstantinopel zusammen. Der öst«rreichische Delegirte ist Oberst lieutenant Jäger. ; (Bohemia.) * London, 30. Oct. Der Daily Telegraph läßt sich au» Peschawer von heute melden, nach einem Bericht deS Generalgouverneurs von Jellalabad hätten die Russen nach heißem Kampfe Merw besetzt. Eine anderweite Bestätigung dieser Nachricht liegt noch nicht vor. * Charleroi, 20. Ott. Die Arbeiter fangen an, ihre Arbeiten wieder aufzunehmon. In von den Socialisten verbreiteten Plakaten wird aufgefordert, die Arbeit einstweilen wieder aufzunehmen, bi» e» ge lungen sei, eine allgemeine Arbeitsniederlegung aller drei Kohlenbecken zu bewerkstelligen. * Loptichagen, 20. Oct. Wie Dagbladet chSdet, steht die Berzichtleistung des Herzog» vo». Cumberland aufHannover infolge der Bemühungen de» dänischen und der verschwägerten' Höfe demnächst bevor und erwartet man davon «ne günstig« Rück wirkung auf dse Beziehungen zwischeü Deutschland und Dänemark. * Lukarest, 20. Oct. In der heutigen Sitzung des Senats legte der Minister des Auswärtigen, BoereScu, da» am 18 Oct. von der Deputirtenkammer votirte RevisiouSgesetz vor. Die Vorlage wurde so* sp^ M die Sect^ und soll morgen * Wien, 20. Oct. Der Politischen Correspondenz wird au» Konstantinopel bestätigt, daß die griechi sch e n B e v o ll m ä ch ti g te n in der letzten Conferenz der GrenzregulirungScommisston erklärten, von der Deklaration der türkischen Commissare bezüglich de» 13. Congreßprotokoll» Act zu nehmen. Die gnechischrn Commissare hätten die türkischen aufgefordert, die Grenzlinie anzugeden, welche sie anstatt der im 1S. Protokoll angegebenen zugestehen wollten. Die tür kischen Bevollmächtigten erklärten, sie seien nur er mächtigt, über die in dem Congreßprotokoll erwähnte Grenzlinie zu diScutiren, und ersuchten die griechischen Delegirten, die DiScussion hierüber zu eröffnen. Letz tere gaben indessen vor, zuvor ihrer Regierung Bericht erstatten zu müssen; infolge dessen wurde die Conferenz bis zum 20. Oct. vertagt. Weiter wird der Politischen Correfpoadeuz am» KoustaMlnvpet gakewet, infolge des MmiDMWL» bürste S«v»--Poscha zu« erst»» Bv- vollmäWßkt» für die Verhandlung«» mit Grieche«» lauv «Mftmk werdru. — Der «outeuegriaifche Minister des Auswärtige», Radonic, soll der Pforte «otipeirt habe«, daß IbOOGMonteaegriner Gttfiuje und Plava besetzen würden, wenn diese Orte nicht bisc rum 27. Oct/ freiwillig von den türkischen Behörde» übergebe« würde«. Lord SaliSbury'S Rede. * Leipzig, 21. Oct. Di« in telegraphischem Au«» zuge bereit» MitgethMe Rede Lord SaliSbury'S liegt heute in etwa« vslWndigerm Text vor. Für un» ia Deutschland ist natürlich darin der Passus der wich-, tigste, der von dem deutsch-österreichische» Bünduih handelt. Daß der englische Minister de» Auswärtige« dasselbe in einer öffentlichen Rede wie eine feststehende Thatsache bespricht, ist, obgleich er sich dagegen ye» wahrt, mehr davon zu wissen als die Zeitungen sag ten, doch a« sich schon eine Bestätigung dieser Zeitung»-« «chrichten. Der Lord sprach übrigen» nicht (wie «S fälschlich zuerst hieß) von einem .Offensiv- und Defenstvbünd- niß", sondern nur voN einem „Defensivbüntmiß" zwi schen Deutschland und Oefterreich. Das MiSverständniß mag daraus entstanden sein, daß er selbst diese« Bündo ^iß so behandelte, als könne und solle eS unter Um« Dkden auch offensiv (gegen Rußland) auftreten. Nu« iff ja gewiß, daß auch zum Zweck der Defensive bi»e jmsid« offenfiv vorgeaangm werden muß; allein di» Deftüfive, d. h. die Selbstvertheidigung ber betreffen den Mächte, muß doch das Motiv sein, welche» dit Offensive sowol dictirt als beschränkt. Da» Bündniß zwischen MMchland und Oesterreich ist zur Zeit eben nur geschlossen zur gemeinsamen Berthridigung der heidcrsrüigM. d. h. der deutschen und der österreichi- sch» ÄuMMch MzHsche J»tsWW. Mit -« v«. theidigen, liegt demselben /-- vorderhand wenigsten« — fern. Ein solcher Vorbehalt scheint uns vom deutschen wi« vom österreichffche» Standpunkte aus gleich nothwendig. Nach dieser allgemeinen, Vorbetrachtung lassen wir den Inhalt der Rede selbst ohne weitere Bemerkung«» jolgen. . , /? / Der Lord warf zunächst der Opposition vor, iw Anfang beS letzten Jahres alles gebilligt zu habe», «»» Rußland that, und alle« misbilligt zu haben, was die Regierung «hat, Run sei plötzlich eine Wendung in ihrer Taktik eingrtreten, indem sie der Regierung vorwerfe, nicht energisch genug Rußland zurückzw- weisen. In Besprechung des Berliner Vertrages ve» theidigte er zunächst sejn vielangegriffenes Circular ,vom April 18-8 und meinte weiter, die Besitzergrei fung CypernS sei den alten Traditionen englischer Po- litik gemäß erfolgt. Als die Äugen Europa« auf die StaatSminister von Bülow -f-. Die Neue Frankfurter Presse schreibt au» Frank furt a. M. vom 20. Oct.: „Heute starb dahier im Hotel Zum Englischen Hofe der StaatSminister Bernhard Ernst v, Bülow. Am Freitag hier eingetroffen, um sich zur Herstellung seiner Gesundheit langsam reisend nach Cannes zu begeben, wurde er bereits am Sonnabend von einem Schlag anfall betroffen, von dem er sich nicht wieder erholen sollte. Hr. v. Bülow verschied so an dem Ort, an welchem er früher ein Jahrzehnt hindurch, vom Jahre 1852—62, als Bundestagsgesandter für Holstein und Lauenburg in einer Weise thätig gewesen war, daß er sich nicht allein als Diplomat Achtung und Ber- trauen, sondern auch als Mensch die Sympathien aller erwarb, die mit ihm in Berührung kamen. Hr. v. Bülow war am 2. Aug. 1815 zu CiSmar geboren und trat 1839 in den dänischen Staatsdienst, den er im März 1848 verließ, um Ende 1849 wieder nach Kopenhagen berufen zu werden, um an den Frie- dcnSverhandlungen auf Grund de» gesammtstaatlichen Programms theilzunehmen. Im Jahre 1862 über nahm er als StaatSminister den Vorsitz in der mecklen- burg-strelitzschen Landesregierung, in welcher Eigenschaft er einen hervorragenden Antheil an den Verhandlungen zur Gründung de» Norddeutschen Bunde» nahm. Im Jahre 1868 ward er zum mecklenburgischen Gesandten in Berlin und zum Vertreter der beiden Mecklenburg im BundeSrathe ernannt. Im Jahr« 1873 erfolgte sodann seine Berufung zur Leitung deS Auswärtigen Amtes de» Deutschen Reiche» unter dem Reichskanzler als Staatssecretär mit dem Range eine» StaatS- ministerS. An dem Verewigten verlieren der Kaiser und das Deutsche Reich einen ihrer höchsten und intelligentesten Beamten, einen Diplomaten, der «S infolge langjähriger reicher Erfahrung im Dienst und im Besitz einer hohen Bildung vorzüglich verstand, den Verkehr mit den aus wärtigen Mächten in entsprechender Weise zu pflegen und dem Reichskanzler so die die Sorge für die Ge schäfte des täglichen diplomatischen Verkehr» in einer Art zu erleichtern, dit von allen Seiten stet» die größte Anerkennung gefunden hat." Leipziger Stadttheater. D Leipzig, 19. Oct. Die Stimmung, mit welcher man eine interessante SchwurgerichtSsiyung verläßt, wird sich von derjenigen nicht merklich unterscheiden, mit welcher die Besucher de» Neuen Theaters dasselbe am gestrigen Abend, an welchem ein neue» Schauspiel in vier Aufzügen von A. MelS: „Der Staatsanwalt?', in Scene ging, verließen. Sogleich im ersten Acte führt uns der Dichter ein Familiengemälde in den düstersten Farben vor. Er führt un» auf den Landsitz des BaronS v. Hallern, eines sehr kranken Mannes, der dringend der Landluft und des anwesenden Arztes l)r. Kern bedarf. Seine jugendliche Gattin scheint mit ihrem gleichfalls anwesenden Bruder, dem Staatsan walt Otto v. Sternfeld, nicht auf dem besten Fuße zu stehen, dagegen ihrer Stieftochter Irent, welche niit Or. Kern Schach spielt, in freundschaftlicher Liebe zu- gethan zu sein. Die kurz abgebrochenen, meist bittern Bemerkungen de» Staatsanwalt« und seines Schwager», des BaronS, gegenüber den jovialen Scherzen des Ärzte» verrathen un» sehr bald, daß in dieser Familie zum mindesten kein Segen und keine Freude wohnt, wenn wir auch noch keine Ahnung von der furchtbaren Schuld haben, die auf ihr lastet. Auch da» Hiuzutreten einer neuen Person, Edgar Walburg'S, eine» Freundes de» Vr. Kerri, bringt kein Licht in die düstern Verhältnisse, Walburg führt sich durch eine abenteuerliche Erzählung ein, worin ein Mann geschildert wird, in welchem die Familie deS BaronS sofort einen gewissen Hegemann erkennt. Ueber diesen Hegemann, den wir noch im ersten Acte kennen lernen» erfahren wir, daß er pegen TodtschlagS zehn Jahre im Zuchthause gesessen, sich jedoch nichtsdesto weniger in der Familie de» BaronS eines theilnehmeü- den Interesses zu erfrenenhat. Diese ergenthümlichen Beziehungen werden noch geheimnißvoller durch da« befremdliche Benehmen Hegemann'«, der, an sich ein wilder und trotziger, der Wilddieberei dringend verdäch tiger Geselle, nur Einem Willen, dem der jugendlichen Irene, sich unbedingt unterwirft. Mit diesem Räthsel schließt der erste Act und man muß gestehen, daß derselbe vielleicht am besten von allen vier Acten gelungen ist, da der Dichter zwar im Publikum eine Ahnung aufdämmern läßt, aber doch durchaus noch nichts verräth und so eine wirksame Spannung erzielt. Im zweiten und dritten Acte erfahren wir, daß daS Verbrechen, welche« Hegemann ins Zuchthaus ge brächt hat, vom Baron v. Hallern begangen worden ist, und dies ist die furchtbare Schuld, welche diesen