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«r. LOO. Lei^tg. »glich. Prei, 7M. «W. 2-t« «»««lx- ««»», »P,. DcuWt Mgmtiilc Zcitung. «Wahrheit a»d Recht, Freiheit i»b Gesetz!» Dsxtt-t«-, 28. A>g»st 1879. Lnserate st»d «» di« «kvcditioa t» M send«. Zisertt,»»s«Sühr M» »i« S^lt»»t«U« » Vf» »t«« »o V«. Nachadome-evt- für Kea Moul September werden von allen Pokilmlen» des Deutschen Reiche- und der Oesterreichisch-Unaarischea Monarchie sowie für Leipzig von der Expedition der Deutschen Allgemeinen Zeitung in Leipzig (Querstraße Nr. 29) zu« Preise do» 2 Mark 50 Pf. angenommen. Lou auswärts käuneu NachabonuemeutS für diese Zelt auch direkt bei der Expedition erfolgen zn« Preise vou 3 Mark and ist dieser Betrag franco eiuznschicken, woraus die Zuseudnug jeder Nummer uuter sraukirteur Kreuzband geschieht. Telegraphische Depeschen. München, 26. Lug. Der König hat dem hie sigen Erzbischof, vr. Strichele, den Krooenorden verliehen, mit welchem der persönliche Adel verbunden ist. Der Erzbischof besaß bisher keinerlei Orden. (Nordd. Allg. Ztg) "Stuttgart, 26. Ang. Die StaatSminister v Mittnacht, v. Sick, v. Reuner und v. Geß. ler haben Urlaubsreifen angetreten. — Die Ernen nungen für die neuen Zustizdienststellen sind nunmehr vom Staat»-Anzeiger veröffentlicht. Zum Präsidenten des OberlaudeSgerichtS ist v. Kern, zu Senatspräsidenten sind Ministerialrath v. Kohlhaas und Director v. Kübel, letzterer unter Belassung bei der Reichscommission zur Ausarbeitung eine» neuen CivilgesetzbuchS, zum Oberstaatsanwalt ist Vicedirector v. Köstlin ernannt worden. — Der Prälat Kapff ist gefährlich erkrankt. * Stuttgart, 26. Aug. nachmittags. Der Deutsche Genossenschaftstag hat in seiner heutigen Sitzung den Antrag de« Creditverein» zu Meißen auf Zulassung einer beschränkten Haftpflicht für die Mitglieder der Genossenschaften abgelehut, dagegen mit allen gegen acht Stimmen die von dem Engern Ausschüsse de« GenossenschaftStagS vorgeschlägene motivirte Tagesord nung angenommen, wonach die unbeschränkte solidarische Haftpflicht al« die richtige Rechts- und Creditbasis der Genoffenschaften beizubehalten ist. Der nächstjährige GcnossenschaftStag soll in Altona stattfinden. ' * Wien, 26. Aug. Das Tageblatt theilt den In halt einer nahezu «»stündigen Unterredung mit, welche einer seiner Redacteure mit dem Grafen Andrässy gehabt hat. Nach dieser Mittheilung erklärte Graf Andrässy im Laufe der'Unterredung, er trete von seinem Posten zurück gegen Ao lleborzengung P«S Kaisers, der seinen Rücktritt nicht für nützlich hatte; der Kaiser habe nur in seine Dimisston gewilligt, weil er vir Verantwortlichkeit für die phvfischen nachtheiligen Folgen, die ein längeres Verbleiben im Amte für Andrässy's Gesundheit hätte haben können, nicht habe übernehmen wollen. Graf Andrässy habe darauf die Orientfrage besprochen und Hervorgehoken, daß Oester- reich-Unzarn, wenn eS Bosnien nicht occupirt hätte, im Orient abdicirt haben würde. Graf Andrässy habe auch darauf Gewicht gelegt, daß es ihm gelungen sei, den Frieden mit Rußland aufrecht zu erhalten und daß er Rußland jede« Recht genommen habe, sich üb« Oesterreich zu beklagen. Der Türkei sei jetzt die Auf gabe zugefallen, die Civilisation auch auf das moham medanische Element zu übertragen. Er hoffe, die Occupatio» des Sandschak« Novibazar werde ohne blutige Zwischenfälle durchgeführt werden; wenn die Occupation ohne eine vorherige Convention mit der Türkei erfolgt wäre, würde in der Türkei der Glaube entstanden sein, daß Salonichi daS österreichisch-unga rische Marschziel sei. Die Occupation NovibazarS be zwecke nur die Wahrung der österreichisch-ungarischen Handelsverbindungen mit Salonichi, die Befestigung der Stellung Oesterreich-Ungarns in BoSuien, die Sicherung des Berliner Vertrags. Daß durch den Grafen Kärolyi die Uebernahme des Ministerium- des Auswärtigen abgelehnt worden sei, habe Graf Andrässy bestätigt und hinzugefügt, er werde bemüht sein, durch seine Vorschläge die Wahl de« Kaisers auf den zuver lässigsten und fähigsten Mann zu lenken. Bei Be rührung der inner» Politik habe Graf Andrässy darauf hingewiesen, daß der Dualismus das Product der ge- schichtlichen Entwickelung sei, und seine Ueberzeugung ausgesprochen, daß sich auch in Oesterreich eine Partei bilden werde, welche den Muth besitze, sich als Re gierungspartei zu bekennen. — Der diesseitige Bot schafter in Rom, Baron Haymerle, ist gestern hier eingetroffrn und hat eine längere Conferenz mit dem Grafen Andrässy gehabt. * Röln, 26. Aug. Die Kölnische Zeitung läßt sich au« Wien melden, es werde augenblicklich mit dem dort eingetroffenen Baron Haymerle, gegenwärtig Botschafter in Rom und seinerzeit dritter österreichi scher Delegirter auf dem Berliner Congreß, wegen der Uebernahme de» Portefeuille der auswärtigen An gelegenheiten verhandelt. Haymerle hege zwar wegen der Uebernahme noch ernste Bedenken, doch hoffe man dieselben zu überwinden. " Stockholm, 26.Aug. nachmittag«. Der Groß fürst-Thronfolger von Ruhland hat gestern vsr»itta^ di« WA«n niM die Adrigen Sehenswürdig keiten der Stadt in Augenschein genommen. Nachmit tags 5Uhr fand zu Ehren de« Großfürsten im Schlosse ein Galadiner statt, an welchem sämmtliche hier anwesende ausländische Gesandte und höhere Be amte theilnahmen. Heute Vormittag machte der Groß fürst eine Ausfahrt per Dampfschiff nach Drottning- holm, wo das Dejeuner eingenommen wurde. Das Diner findet in Gripsholm statt. Die Rückkehr erfolgt heute Abend 10 Uhr. Für dieselbe ist eine glänzende Beleuchtung der zahlreichen Privaten gehörigen Som mervillen am Mälarsee unter Abbrennen von Feuer werkskörpern vorbereitet. Morgen begibt sich der Großfürst-Thronfolger nach Tullgarn, um der Königin einen Besuch abzustatten, und tritt von dort die Weiter reise nach Kopenhagen an. Petersburg, 25. Aug. Der Golo« läßt fich au« Orenburg melden, aü« Taschkend eingetroffenea Meldungen zufolge habe die Nqchricht von der Zurück gabe Kuldscha- an Chitra einen großen Eindruck auf die Einwohner von Kuldscha gemacht. Da die' russischen Localbehörden Ruhestörungen bei der Ueber- gabe befürchten, so sollen nach Kuldscha mehrere Ba- taillone Infanterie und mehrere Sotnien Kosacken so- wie Artillerie gesandt werden. (Nordd. Allg. Ztg.) "Wien, 26. Aug. Der Politischen Corresponde», wird aus Konstantinopel vom heutigen Tage ge meldet, der Minister des Auswärtigen, Savfet-Pascha, würde heute den griechischen Bevollmächtigten mitthei- len, daß die Pforte bereit sei, die von dem Berliner Congreß festgestellte Trace für die Grenzreguliruug als Grundlage für die Verhandlungen anzunehme», daß sie jedoch den obligatorischen Charakter der be treffenden Congreßprotokolle' bestreite. — Seiten- der russischen Negierung soll die Regelung der Frage de» Kostenersatzes für die türkischen Kriegsgefange nen dringend in Erinnerung gebracht sein. Eine Stimme aus Italien. Während man hofft, daß au- der Besprechung de» italienischen Minister« Cairoli mit dem Fürsten Bis marck dem Eiuverständniß, das zwischen Deutschland und Italien zeither bestand, eine neue Befestigung - hinzugefügt worden, bemüht sich ein anderer italienischer Staatsmann a. D.» der gewesene Präsident der Kam mer und Minister de« Inner», Crispi, das Land «ach zwei Seiten, nach der österreichischen und der deutschen, aufzuwiegeln. Er sagt in seinem Blatte Risorma: „Die Dimisflon de« Grafen Andrässy wird nuu nicht mehr m Zweifel gezogen. Und mit Recht: ste ist eine logisch«, natürlich« Thatsache, welch« sich viel leicht noch eiuige Zeit hinausziehen lassen wird, die aber unvermeidlich eintreten muß. Zu neuen Plane« gehören neue Männer, Und die neuen Plane sind so traurig, daß, wie wir schon bemerkt haben, der Rück tritt Andrässy's al« ein Unglück für da« liberale Europa im allgemeinen und als «ine Gefahr für Italien i« besonder» angesehen werden kann. Der Liberalismus Andrässy's wird in diesen letzten Zeiten vielen sehr problematisch geschienen haben, Aber sie sind jetzt, wo Oesterreich sich anschickt, die alte», für kurze Zeit und wider Willen vergessenen Pfade wieder einzuschla- gen, berufen, sich hiervon zu überzeugen. Die liberale Partei in Wien ist antipäpstlich. Das Gegentheil ist hingegen bei der militärisch-feudalen Partei der Fall, welche wieder ans Ruder gekommen ist. Wenn nun Ensemblescentn beginnenden und schließenden, bis zum letzten Act sich gleichmäßig steigernden Entwickelung der Handlung ist besonders die künstlerisch durchgeführte, selbst in kleinen Zügen dem Leben abgelauschte Cha rakterzeichnung jeder einzelnen Person hervorzuheben, deren Gegensätze scharf beobachtet und oft in treffend ster Weise gegenübergestellt werden. Auf der gleichen Höhe steht der höchst anziehende, die Handlung in nichts aufhaltende, sondern sie vielmehr reizvoll be lebende Dialog. Daß eS den Künstlern bei einem so vorzüglichen Drama ein Vergnügen sein muß, ihr Beste« zu leisten, versteht sich von selbst und offenbarte sich auch bei der Wiedergabe dieses Stückes in wohlthucndster Wxise. Der durch Geist und Adel der Gesinnung seine aristo kratische Umgebung weit überragende Fürst Lübbenau wurde von Hrn. Senger im ganzen, besonders in den erregbaren Momenten, befriedigend wiedergegeben, ob gleich Hr. Senger durch ein gewisses oft durchaus un- motivirtes schnelles Tempo des Vortrages sich manche schöne gehaltvolle Stelle verdirbt und ihrem Inhalt den richtigen Ausdruck versagt. Vorzüglich war Frau Western als Magdalena Werner. Sowol für die Zurückhaltung innerer Erregung wie für den leiden schaftlichen Ausbruch ihres edeln Zornes, ihres „so- ciqlen Muthes", am Schluß des dritten ActeS wußte die geschätzte Künstlerin den richtigen wirkungsvollen Ton zu treffen. Eine gleichfalls vorzügliche Leistung war die Gräfin Hohenheim der Frau Senger. Den innern Kampf dieser im Grunde gefühlvollen, nur von aristokratischen Anschauungen begangenen Frau, und den sich aflmäh» Eine gewerbliche Ausstellung in Sulza. L Leipzig, 27. Aug. Daß auch ein Städtchen «ine gewerbliche Ausstellung ermöglichen kann, davon liefert Stadt Sulza, der beliebte Badeort, einen er freulichen Beweis. Am vergangenen Sonntag wurde die dasige vom 24. Aug. bis 3. Sept, stattfindende Gewerbe- und Industrieausstellung in Gegenwart Ihrer königl. Hoh. des ErbgroßherzogS Karl August von Sachsen-Weimar und Gemahlin eröffnet. Diese Aus stellung, welche doch immer nur eine bescheidene sein kann, legt beredtes Zeugniß davon ab, daß unter den dortigen Gewerbtreibenden und Industriellen ein reger Eifer und Fleiß herrscht, und daß sie streben, auf immer höherer Stufe des Schaffens anzukommen. Die ausgestellten Gegenstände sind, jedenfalls unter Mithülfe der dasigen Bauschule, sehr geschmackvoll arrangirt und hat letztere Schule die im letzten Se mester angefertigten Schülerarbeiten mit zur Ausstel lung gebracht. In diesen meist musterhaften Arbeiten sieht man die energischen Bestrebungen dieser Bauschule, die nicht durch Farbeneffecte bestechen, sondern durch strenge Methode und durch Darstellung größern Maßstabes in Formen und Constructionen den Bedürfnissen des Bauhandwerkes Rechnung zu tragen sucht. LobcnS- wcrth ist es, daß zu den Zeichnungen in der dar stellenden Geometrie von vielen Schülern Modelle an gefertigt worden sind. Die Zeichnungen in der Formenlehre und im Ge wölbebau sind äußerst gefällig und dabei in Anferti gung streng constrnctiv gehalten. für Maschinenbau sind auch reichlich vertreten und findet man in denselben sowol Maschinenelemente als auch die verschiedensten Maschinen dargestellt. Auch an diesen Zeichnungen findet man Einfachheit, Klar heit und Wahrheit. Jedenfalls geben die ausgestellten Arbeiten ein klares Bild von den anerkennenswerthen Bestrebungen dieser Schule und sind die besten Em pfehlungen für dieselbe. Sehr erfreut war die sulzaer Bürgerschaft darüber, daß auch der Landesfürst, der Großherzog von Sachsen-Weimar, diefe Ausstellung am 28. Aug. mit seinem Besuche beehren will. Gewiß wird diese Ausstellung dem Gewerbe und der Industrie Sulzas nur zum Segen gereichen. Leipziger Stadttheater. Ä Leipzig, 26. Aug. Ein wirklich genußreicher Abend wurde dem am gestrigen Abend recht zahlreich versammelten Publikum des Neuen Theaters durch die Vorstellung des neueinstudirten vieractigen Schauspiels „Aus der Gesellschaft" von Bauernfeld bereitet, und man kann dessen hoffentlich dauernde Einreihung in das Repertoire al« einen durchaus glücklichen Griff bezeichnen. Schon der Stoff des Dramas, der Gegen satz aristokratischer und bürgerlicher Elemente, also die Darstellung von Zuständen und Vorgängen, welche dem modernen socialen Leben angehören, entspricht durchaus den Zwecken deS modernen Dramas und trägt seine Wirkung in sich. Aber auch die Behand lung dieses Stoffes offenbart nach jeder Seite hin den feinen künstlerischen Sinn und daS dramatische Neben der mit wirkungsvollen Die Zeichnungen Talent deS Verfasser».