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Dtutschlayd io französischer Belevchtvog. Vor kurzem gaben wir aus der Kölnischen Zeifuug eine satirisch gehaltene Kritik eine» Buches de- Fran zosen Montell („l.v kkin 3»sm«n6") wieder, der iu ebenso abgeschmackter als leichtfertiger Weise über Derttfchlaud geurtheilt. Jetzt kommt auch das Deutsche WontagS-Platt auf diese- Buch zu sprechen und läßt ihm ein« geradezu vernichtende Vrrurtheilung wider- wieder: „Edgar Monteil darf nicht in Einem Athem mit Tissot genannt werden. Letzterer ist nur ein leicht blütiger Feuilletonist, ein geschwätziger Berichterstatter im Genre der »Figaristen». Aber Monteil, alle Ach tung! Das ist ein ernster, in der Schule des Leben- herangereifter Denker, der bereits Werke über Philo sophie, Geschichte, Religion, VolkSwirthschaft geschrieben und Romane, Dichtungen und Kritiken veröffentlicht hat. Er ist ein mehrfach gepanzerter Freidenker, dessen Schriften theilweise von den verschiedensten Regime» in Frankreich confiScirt und verboten worden sind. Als er sich aufmachtr, um den deutschen Rhein zu be reisen, und deutsch ist ihm nur daS rechte Ufer deS 20. Angsst 187S. Inserate . st»» <m die t» Jasr t >»,e»-br De »i« — M, »0 Ps. «r. 1S3. Leipzig. »,U». Preis ?M. »»Pf. S«»e «>»>«!»« «»«»« - V!. Lodwig I. voo Baiero öder Elsaß vod Lothringen. Der aug-burger Allgemeinen Zeitung schreibt man au» München vom 12. Ang.: „In den Tagen, da die wiedergewonnenen Westmatke» «inen neuen großen Schritt vorwärt» thun, um fester und selbständiger dem ReichSorganiSmuS sich «inzugliedern, ziemt e» sich wol, auch das Andenken de» großen deutschen Patrioten aus. dem bairischen Thron zu erneuern, deS Königs Ludwig 1., der wie kein zweiter Fürst schon zur Zeit deS Wiener Congreffe- seine Bemühungen mit jenen des Frhrn. v. Stein vereinigte, um Elsaß und Loth ringen wieder deutsch zu machen. Der Plan scheiterte damals an der deutschen Uneinigkeit und an der Eifer sucht der Fremden. Da mich em glücklicher Zufall in die Lage setzte, ein bisher unbekauntrs Schriftstück ein- zusehen, das auf diese idealen, wettn auch erfolglosen Bestrebungen de» deutschgesinnten Kronprinzen ein neues Licht wirst, so dürfte dessen VeröffeMuchnng nicht un zeitgemäß erscheinen. AIS ich nämlich im letzten Winter Studien halber in Wien weilte, konnte ich im dortigen k. k. HauS-, Hof- und Staatsarchiv durch die bekannte Liberalität de» Direktor- HofratheS vr. v. Arneth einen eigenhändigen Brief Ludwig'- benutzen und co- piren, den er am 3. Juli 1815 au- Bar-le Duc, als die verbündeten Heere gen Paris zogen, an Kaiser Franz von Oesterreich richtete: in der ihm eigenen Deutschen sei, Elsaß und Lothringen dem Erbfeinde abzunehmen und die geraubten Schätze der Kunst und Wlssenschaft zurückzufordern, wie der Kaiser kaum eine herrlichere That al» diese für da» Vaterland vollbringen könnte. Eine Antwort des österreichischen Monarchen habe ich weder in München noch in Wien finden können. Ludwig war eS nicht mehr gegönnt, den Traum seiner Jugend in Erfüllung gehen zu sehen und den Tag noch zu begrüßen, an dem wieder deutsche Fahnen vom Münster in Straßburg wehten. In msgms et voluisse «st esl! Ich gebe im Folgenden eine ge treue Abschrift des in Wien verwahrten Original- briefeS: Durchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser, Freundlich vielgeliebter Herr Bruder und Betteri BertrauungSvoll DtüWk Mgtüitim ZcitW. «Wahrheit >»d Stecht, Freiheit nd Ersetz!» Telegraphische Depeschen. »Wie«, 18. Aug. Da- Geburtstagsfest de» Kaisers wurde heute in der Residenz wie allent halben in der Provinz von allen Schichten der Be völkerung auf das feierlichste durch Gottesdienst und andere Festlichkeiten begangen. Wie«, 14. Aug. Das Portefeuille eine» Mini ster- deS Auswärtigen war dem Grafen Aloi» Kärolp angeboten, welcher eS jedoch abgelehnt hat. Für die Wahl deS Nachfolger- von Andrässy dürften folgende Gesichtspunkte maßgebend sein: Pflege de» FreundschastSverhältniffeS in Deutschland, intime Be ziehungen mit den ungarisch-conservativen Kreise«; deS- halb ist Graf Emerich Szkcheny neuestens in Aussicht genommen. («Post».) »Sofia, 18. Aug. Anläßlich des Geburt-tageS de» Kaisers von Oesterreich fand heute in der katholischen Kapelle ein feierliches Tedeum statt, welchem der Hofmarschall, der Minister des Auswärtigen und ein zahlreiche- Publikum beiwohnten. Abend« findet bei dem Fürsten Alexander ein größere» Diner statt. Bei dem dem österreichischen diplomatischen Agenten anlaßüch de- Geburtstages des Kaisers Franz Joseph abgefiattetrn Gratulationsbesuche gab der Minister deS Auswärtigen den Wünschen der bulgarischen Nation für da- fernere Wohlergehen de» Kaiser- warmen Ausdruck. »Wien, 18. Aug. Meldungen der Politischen Corrrspondenz auS Konstantinopel: „In der Eir- cularnote der Pforte an ihre Vertreter im Auslande über die Ernennung der türkischen Delegirten für die Verhandlangen mit Griechenland erinnert die Pforte an di« identisch« Not« der Mächte vom Juni, in welch«r die Ernennung d«r Commissare zur Wieder aufnahme der Verhandlungen in Konstantinopel ver langt wurde. In Gemäßheit der Anschauungen deS Berliner Congreffe« und von dem Wunsche beseel;, die gutnachbarlichen Beziehungen zu Griechenland zu erhalten, sei die Pforte dem Verlange« der Mächte nachgekommen. Sie erwarte die griechische« Com-. missart und werde denselben den Tag der Eröffnung der Verhandlungen bekannt geben. Es verlautet, die Pforte wolle den 21. Ang. als den Eröffnungstag be- stimmen. — Die Einwohner von Makrinitza, im District Bolo, haben sich an mehrere Botschafter ge wandt mit der Beschwerde, daß die türkische Behörde die vom Sultan erlassene Steuer des Vorjahres ein- treibe, sie zu Fronarbeiten zwinge und hundert da gegen opponirende Mitbürger eingekerkert habe. Die Einwohner bitten schließlich um Abhülfe oder um Er möglichung der Auswanderung." * Lonflautinopel, 18. Aug. Gutem Vernehmen nach hat die Pforte ihren Vertretern im AuSlande in einer Circulardepesche die Ernennung Savfet-Pascha'S, Ali-Saib-Pascha'S und SavaS-Pascha'S zu Com- miffaren für die Verhandlung«« mit Griechin- land angezeigt. »Lairo, 18. Aug. DaS gejammte bisherige Ca- binet hat seine Dimission gegeben. Da- neugebildete Ministerium, in welchem der Khedive selbst den Vorsitz übernimmt, besteht au« Zulfikar-Pascha, Minister der Justiz und d«S Inner«, Mustapha-Fahni-Pascha, Minister des Auswärtigen, Haidar-Pascha, Minister der Finanzen, O-man - Reski - Pascha, Minister de« Kriege« und der Marine, Mehemed-Mara-cli-Pascha, Minister der öffentlichen Arbeiten, und Ali-Jbrahim- Pascha, Minister des öffentliche» Unterricht«. wende ich mich zu Eurer Kaiserlichen Majestät, hierinn be stärkt durch die gütige, und ich darf sagen, liebevolle Aus nahme, so mir von Höchstderselben in Heidelberg wurde. Vorige« Jahr war die Gelegenheit, nun, säst wunderbar ist sie von neuem, und dann wohl ui« mehr, wieder zu er langen, wa« durch Berrath und Wafsenalück Franjoßeu von unserm Vaterland an sich gerißen. Aufrichtigkeit liebe« Euer« Kaiserliche Majestät, und aufrichtig jage ich mein« Meinung: für am zweckmäßigsten zu halten sich nicht in lange Unterhandlungen einzulaßen, al« worin» die Fran- zoßen gefährlich, sondern in Paris zu erklären was man will. Ruhmvollere« hat noch nie ein Kaiser vollbracht al« wenn Euere Majestät machen daß nebst den im letzten Frieden erhaltenen Bezirken, Elsaß, Lotharingen nebst Metz, Loul und Verdun di« in jenem eingeschloße» von Frauk- reich gefordert werden; wonach diese« immer noch größer bleibt al« «« war da e« Teutschland verderblich wurde. Darum beschwöhre ich Euere Kaiserliche Majestät, daß wenig sten« Elsaß mit Teutsch- Lothringen und da» Vogesen Departe ment doch wieder Teutsch werden; e« wäre zu traurig wen» diese« nicht geschehe, Südteutschlands Kränzen ferner jedem Einfall offen stünden. ES waren, sind und bleiben Deutsch« land« Feinde die Fraozoßeu welche Familie sie auch regiere. Obige« erwarten die Teutschen und daß Frankreich die Kriegskosten zahle, wie daß e« angehakten werde zur Rück gabe deßen wa« e» in Europa geraubt an Kunst- und Wißenschastlich«» Werken. Ich sage diese», obgleich Baiern sehr wenig Bedeutende« nur verlohr. E« ziemt mir viel leicht nicht, mich so gegen Euere Kaiserliche Majestät zu äußern, aber Höchstdero Wohlwollen gegen mich, und die Tugend welche Euere Majestät nebst so vielen anderen be sitzen, Offenherzigkeit zu lieben ließen mich diese« schreibe«, Vergebung wenn ich gefehlt. Höchstdieselben um der« fer nere Gewogenheit ersuchend verbleibe ich mit vorzüglichster Hochachtung und dienstwilligster Ergebenheit Euerer Kaiser lich Königlichen Majestät! dienstwilligster ganz ergebenster Bruder Vetter und Diener Ludwig Kronprinz. Lar le Duo den 3. Julii 1815." Brief -es Professors Nordenskjöld an vr Oskar Dickson. (Fortsetzung au« Nr. 1S1.) Jenseit vom Cap Schelagkoj dampften wir am H. und 7. Sept, weiter in einer schmalen, offenen und eisfreien Rinne, nahe dem Strande, jedoch wegen des unbekannten, stellenweise recht flachen Fahrwassers nur niit geringer Geschwindigkeit. In der Nacht zum 8 Sept, legten wir wie gewöhnlich an einem Stück Grundeis an, woselbst auSgeworfene Netze eine reiche Ernte lieferten. Am Morgen waren wir wieder derart von Eis und Nebel umgeben, daß wir nach einigen vergeblichen Versuchen, weiter zu kommen, wieder an einem Treib- cisstück in der Nähe des Lande« anzulegen genöthigt waren. Sobald das Fahrzeug, nachdem sich der Nebel getheilt, vom Lande aus gesehen werden konnte, erhielten wir zahlreichen Besuch von Eingeborenen, die uns durck Zeichen einluden, an Land zu kommen. Da eS jedenfalls unmöglich war, gleich weiter zu ge langen, ließ ich ein Boot auSsetzen und ging mit den nieisten Kameraden ans Land. Die Küste wird hier durch einen niedrigen Sand wall-gebildet, welcher zwischen einem kleinern Strande und dem Meere aufsteigt; weiter im Innern erhebt sich das Land allmählich zu kahlen, schneefreien Berg gipfeln, die zur Zeit allerdings mit einer frisch gefalle nen dünnen Schneelage bedeckt waren. Lagunenbil dungen, wie wir sie hier antrafen, sind charakteristisch für die Nordostküste Sibiriens. Die Dörfer der Tschukt- schen werden meist auf dem Strandwall aufgeführt, welchen die Lagune vom Meere trennt. Die Woh nungen bestehen meist auS großen, geräumigen Zelten, welche ein bis zwei Schlafstellen umschließen. Diese bilden gleichsam ein besondere- inneres, von Renn- thierhäuten umgebene-Zelt, welches durch eineThran- lampe erhellt und erwärmt wird. Im Sommer, aber nicht im Winter, wird außerdem in der Mitte des äußern Zelte- mit Holz geheizt, zu welchem Zwecke in der Spitze des Zeltdaches ein Loch angebracht ist. Wir wurden überall sehr freundlich ausgenommen und man bot uns, waö das Haus gerade zu liefern vermochte. Für den Augenblick war der Speisenvor rath ein reicher. In einem Zelte wnrde Rennthier fleisch in einer großen gußeisernen Pfanne gekocht, in einem andern war man damit beschäftigt, zwei soeben geschossene oder geschlachtete Rennthiere zu zerlegen und deren Innere- auszunehmen. In einem dritten Zelte endlich war eine alte Frau dabei, aus dem Bauche die grünen, spinatähnlichen Eingeweide auszu nehmen und in einen Lcdersack zu stopfen, wahrschein lich um als Gemüsevorrath für den Winter aufgehoben zu werden. Der Inhalt des RennthierbaucheS gilt auch bei den EskinioS in Grönland als ein Leckerbissen. Außer diesem wenig delicatrn Gericht sammeln die Tschukt- schen im Sommer einen großen Vorrath Blätter und junger Schößlinge von vielen verschiedenen Gewächsen, darunter eine Weidenart, welche, nachdem sie in Gä rung gerathen und Frost bekommen, entweder ohne weitere Zubereitung zum Fleischt verzehrt werden, oder auch gekocht als eine Art Grünsuppe figuriren. Um ihren Bedarf an Pflanzennahrung zu befriedigen, ver zehren sie auch die Wurzeln von wenigsten- zwei Arten einheimischer Pflanzen. Die eine Wurzel bildet runde Knollen, etwas größer als Haselnüsse und denselben auch im Geschmack ähnelnd; die andere gleicht den dicken, kegelartigen Wurzeln der kkaos trigicka. Viel leicht kommt hierzu noch eine dritte Sorte, die Wurzel einer vMdollissrs. Andere Säcke auS SeehundSfell sahen wir mit Thran angefüllt. Diese Säcke sind so- wol lüft- al- wasserdicht und bestehen aus dem gan zen Felle deS ThiereS, mit Ausnahme de» Kopfe-, welcher am Halse abgeschnitten ist. Wenn dieselben zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten benutzt werden, so sind sic am Halse fest zugebunden, ebenso an den übrigen Fellöffnungen, dagegen ist ein Zapfloch, wel ches in einem Stück Holz oder Knochen besteht, au der inner» Seite eine» Vorderbeins angebracht. Vor einem Zelte lagen zwei frische Walroßköpfe mit großen prachtvollen Zähnen. Kinder waren in Menge da; sie wurden freundlich behandelt; alle sahen sehr gesund auS. Oft wurden sie sowol von Männern als Frauen auf den Schultern herum getragen und waren sie dann derart bekleidet, daß sic daö Aussehen einer Fellkugel hatten. Im inner« Zelte dagegen erschienen sie voll ständig nackt und von da aus sah man sie zuweilen ganz unbekleidet zwischen den Zelten auf hartgefrorenem Boden herumspringen, bei einer Temperatur unter dem Gefrierpunkt. Ich tauschte mir hier eine Menge HauS- geräthe, Waffen und Kleider ein. Am Morgen deS 9. Sept, versuchten wir weiter zu dampfen; anhaltender und dichter Nebel nöthigte uns aber bald, bei Grundcis in sechs Faden tiefem Wasser anzulcgen. Als der Nebel verschwand, sahen