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Nr. 125. Lctp)^ Mschewt tV4- Prei, ,^NIj»»,lt» ,W. MM. g«»« «t»»kl»r «N. DküWt Mgtvitim Zcitmg «Sthrheit „d Recht, Freiheit »od Gesetz I b»ai>«he»ß, 31. Mai I87S. Laseratt st»d «» die «rxeditt»» t» «eipi'I »» se»»«». Zusrrll»,»,«b»h« t«k ^ie S»«lt«,^le » Pf, »»»er «tigeso»« »v Pf. Telegraphische Depeschen. * Lifstngen, 29. Mai. Se. 1.1. Hoh. der Kron- prinz ist heule Vormittag mittels Exttazuge« von hier abgereist. Im Königssalon waren der Regierungs präsident Graf Luxburg und die Spitzen der Be hörden zur Verabschiedung erschienen. DaS zahlreich anwesende Publikum ernpfing Se. k. k. Hoh. mit enthusiastischen Hochrufen. *Marb»rg, 29. Mai morgen«. Dir Studenten schaft veranstaltete gestern Abend zu Ehren deS Cul- 1ll-mi»ister« vr. Falk einen Fackelzug, an welchem etwa SOO Studirende theiluahmeu. Auf das von den Studirenden ausgebrachte Hoch dankte der Minister für die Beweise der Theilnahme der Studirenden und sprach die Hoffnung au«, daß Marburg eine Pflanz stätte der Wissenschaft bleiben möge. * Marburg, 29. Mai. Die Thrilnehmer an der Feier der Einweihung de« neuen Universitäts- gebäude« begaben sich heute in geordnetem festlichen Zuge durch die Stadt nach dem UniverfitätSgebaude, welches der Cultusminister vr. Falk unter Ueber- reichung der Schlüffe! dem UmversitätSrector Professor Mannkopf feierlich übergab; bei der Enthüllung des Bildnisses Sr. Maj. des Kaisers wurde ein Hoch aus- gebracht, in welches alle Versammelten enthusiastisch einstinuuten. * Laden-Sade«, 29. Mai. Der Großfürst Michael von Rußland ist mit seiner Gemahlin heute Mittag zu länger« Badeauseuthalt hirr ringe- troffen. ' ' * Varmüadt, 29. Mai. Eine von den, Groß- Herzog« erlassene Ordre stellt den Fürsten Alexan der vo,n Bulgarien L la suite des 2. hessischen DragonerregimentS Nr. 24. *L»dap«st, 29. Mai abends. Das Unterhaus hat heute de» Gesetzentwurf betreffend die Bedeckung der außerordentlichen gemeinsamen Ausgaben pro 187H genehmigt. In Beantwortung der von dem Abg. Helfy einaebrrchten Interpellation erklärt« Minister, prafil^t NM/^ie EoiEWtM, die Nik zu Stande gekommen sei, entsprecht im wesentlichen Len bereit« von den Journale» gebrachten Mitthei- lüngen. Die Durchführung des Berliner Vertrages vpn feiten Rußlands sei in vollem Gange, die Durch, führung desselben werde überhaupt gelingen, da in Bezug darauf alle Mächte einig seien. Die Räumung der Balkanhalbinsel sei nicht schon am 3. Mai ge schehen, weil einige Signatarmächte, und zwar in erster Linie die Türkei, sodann auch England die be zügliche Vertragsbestimmung anders ausgclegt hätten. Darin seien aber alle Mächte Einer Ansicht, daß die Räumung am 3. Aug. vollständig bewerkstelligt sein Müsse. Die Convention wegen Novibazar sei ab geschlossen worden, damit die Besetzung des Districts stufenweise und im Einvernehmen mit der Türkei vor genommen werde, sodaß keine neuerliche Mobilisirung und überhaupt keinerlei größere Ausgaben beanspruchende Maßregeln nothwendig seien. UebrigenS gehöre die Convention nicht zu jenen internationalen Verträgen, welche der Legislativen zu unterbreiten seien, dieselbe werde aber im Amtsblatt bekannt gemacht werden. Die Antwort des Ministerpräsidenten wurde mit über wiegender Majorität zur Kenntniß genommen. « * Messina, 29. Mai. Am Westabhange des Aetna entstehen neue Kraterbildungen mit vehementem Lava- auSwurf. Die umgebenden Ortschaften sind bedroht, die Bevölkerung flüchtet. (Wiederholt). * Versailles, 29. Mai abends. Der Senat ver tagte die Interpellation Gavardie'S (von der Rechten) über die Beeinträchtigungen, die der Richterstand durch die jüngsten Veränderungen in der Besetzung von Richterstellen erfahren habe, auf einen Monat. — In der Deputirtenkammer zog Lockroh (radical) seine Interpellation über die Ausführung deS Amnestiegesetzes unter dem Vorbehalte zurück, dieselbe wieder aufzu nehmen, wenn er es für nothwendig halten sollte. Bon dem Deputirten Spuller wurde der Commis- sionSbericht über die Gesetzentwürfe deS UnterrichtS- ministerS Ferrh auf dem Tische des Hause« nieder gelegt, der Bericht spricht sich für die Genehmigung der Gesetzentwürfe au». * pari«, 29. Mai. Der zur Herstellung eine« interoceanischen Kanals hier tagende Congreß hat sich mit 74 gegen 8 Stimmen dafür ausgespro chen, daß der Isthmus von Panama in der Richtung der Bai von Limon-Panama nach den von Wyse, Neclu« und General Türr enttvorfenrn Plänen durch stochen werde. * London, 29. Mai. Acht Compagnien Marine- infanteric und 2 Compagnie» Marineartillerie, im ganzenH30 Mann, häbeu Ordre tthalten, sich »ach dem Cap einzufchiffen. — Der Kronprinz von Dänemark ist gestern nach Deutschland abgereist. * Lrüssel, 29. Mai abends. Im Senat inter- pellirte heute Tercrlin den Finanzminister wegen der Convertidung der 4 ^Prvc. Rente, indem er die Zeit- bezeichnrte. Der Kinanzmmister erwiderte, die Con- vtrtkrungSfrage liege ganz unverändert so, wie sie unter seinem Amtsvorgänger gelegen habe, daS Recht der Regierung zur Vornahme einer Convertiruug sei unbestreitbar, die Regierung werde auf dieses Recht aber erst dann Bezug nehmen, wenn sie chatsächlich von demselben Gebrauch machen wolle. * Bukarest, 29. Mai. Auf der Bahnlinie Plo- jesti-Predeal fanden gestern die ersten Probefahrten mit der Locomotive statt. *Wten, 29. Mai. Meldungen der Politischen Correspondenz. Aus Philippopel von heute: „Ge neral Stolypin verabschiedete sich gestern von den hier befindlichen Consuln und theilte denselben dabei niit, daß sämmtliche bulgarische Beamte provisorisch eingesetzt worden seien, und daß er die Bestätigung derselben in ihren, Amte den neuen Autoritäten Vor behalten habe; die Räumung des Laude« von de« russischen Truppen werde nun rascher vorschreiten. General Stolypin hat sich nach Slivno begeben, wo vorläufig das Hauptquartier aufgefchlagen ist. Die Verabschiedung ter Bevölkerung von dem General Stolypin trug einen sehr herzliche» Charakter." — Aus Bukarest von heute: „Gestern passirte bei der Probefahrt die erste Locomotive die rumänische Bahnlinie Plojesti-Predeal. Der Zustand der Bahn wurde als ein solider befunden." * Äthen, 28. Mai abends. Eine ungxfähr 500 Mann starke türkische Truppenabtheilung über schritt in der Verfolgung einer etwa 150 Mann star ken Räuberschar die griechische Grenze bei Ktemeniou, wohin sie die Verfolgten geflüchtet meinte. Da die türkischen Truppen der Aufforderung der griechischen Grenzwache, sich über die Grenze zurückzuziehen, nicht nachkamen, vielmehr auf die griechische Grenzwache Feuer gaben, entspann sich ein drei Stunden währen- der Kampf, worauf die Türken wieder über die Grenze zurückgingen. Die türkischen Truppen haben einige Mann verloren, diesseits ist kein Verlust zu beklage». Was ist geschehen? Berlin, 29. Mai. Der Wechsel im Reichs tagspräsidium ist in der. deutsch«« Presse noch immer der Gegenstand einer hin- und herschwankenden De batte. Durch die Auslassungen der jüngsten Provin- zial-Correspondenz hat dieselbe noch neue Nahrung er halten. Wie eS die officiösen Stimmen von vorn herein gethan, so stellt sich auch da« eigentliche Re- gierungSorgan höchlich verwundert darüber, daß man auf liberaler Seite jenem Wechsel eine so tragische Bedeutung beilege. „WaS ist denn in Wahrheit ge schehen?", lautet seine überaus hannlose Frage. Und- zur Antwort erhalten wir, daß, hätte» die Liberalen (soll heißen: die National-Liberalen) nur ernstlich ge wollt, der Wechsel in der Parteifarbe de« Präsidium« hätte vermiede» werden können. Daß Hr. ». Fveötta- beck, nachdem er die bekannte Mmketrede gehalten, a»f dem Präsidentenstuhle nicht länger verweile« konnte^ steht der Provinzial-Correspondenz 'natürlich außer allem Zweifel. Aber, sagt sie, „die Möglichkeit schien nicht ausgeschlossen, daß Hr. v. Bennigsen an feine Stelle berufen würde". So vorsichtig dieser Ausdruck gewählt ist, er trifft doch nicht zu. Nach dem, wa« man bei der Wahl des Vorsitzenden der Tarifcommis sion erlebt, war die Möglichkeit deS Hrn. v. Bennigsen allerdings ausgeschlossen. Die Provinzial-Correspon- denz stellt die Sache dar, als wäre die Candidatur Bennigsen für den Präsidentenposten seitens der Ma jorität ursprünglich ins Auge gefaßt und erst auf den Beschluß der national-liberalen Fraction hin, weiße Zettel abzugeben, fallen gelassen worden. Thatsächlick war daS Bündniß zwischen den Deutschconservativen, Feuilleton. Dir Schrift „Die Metamorphosen de« Polar« eise«. Bon Karl Weyprecht" (Wien, Moritz Perle«) ist eine Frucht der österreichisch-ungarischen Expedition von 1872—74. Wie diese und somit auch das vorliegende Buch zu Stande kamen, erzählt der Verfasser im Vorwort fol gendermaßen: „Im Sommer 1871 hatten I. Payer und ich eine Recognoscirungsfahrt in da» damals noch fast ganz unbekannte Meer zwischen Spitzbergen und Nowaja-Semlja unternommen, zu welcher uns zum weitaus größten Theil die Mittel von vr. A. Petermann in Gotha und Graf Wilczek geliefert worden waren. Statt der erwarteten un durchdringlich bis über 75 Grad Breite herab liegenden EiS- ufassen, von welchen frühere Expeditionen und die in Tromsö und Hammerfest von mir ausgeforschten norwegischen Jäger imd Fischer zu erzählen wußten, hatten wir bekanntlich ein bis auf 73 und 79 Grad ganz offenes, eisfreie« Meer ge funden, welches sich gegen Osten über den Bereich unserer Beobachtungen hinaus in unbekannte Ferne erstreckte. Auf 100 Meilen von der Nordküste von Nowaja-Semlja gegen Norden war kein Stück Eis vorhanden und unsere Beob achtungen wurden noch durch die norwegischen Schiffe er gänzt, die in diesem Sommer das ganze Karische Meer durchschifft und bi« weit nach Osten eisfrei getroffen hatten. Die so unerwartet günstigen Eisverhältnisse diese« Jahres erregten allgemeine« Interesse und riefen die Hoffnung wach, aut diesem Wege bis in die gänzlich unbekannten und wissen schaftlich außerordentlich wichtigen Regionen im Norden von Sibirien, möglicherweise sogar bi« znr BeringSstraße Vor dringen zu können. Die Begründung eine« dahin zielen den Plane« fand die Billigung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, uud darauf hin trat in Wien ein Kreis von angesehenen Männern zusammen, die sich für die Ziele der Expedition interessirten. Aus ihrer Mitte ging da« Lentralcomits hervor, da« sich sogleich in einem warmen Ausrufe «n die Bevölkerung Oesterreich-Ungarns wandte. Den energischen Bemühungen und der unermüdlichen Lhätigkrit der Mitglieder dieses Lentralcomitr und der kräftigen Unterstützung, die es bei Len in den Provinzen und in Frankfurt a. M. gebildeten Subcomite'S sand, gelang es in unglaublich kurzer Zeit, die für die gründliche Au«- rüstung einer auf drei Jahre berechneten arktischen Expe dition nöthigen großen Geldmittel aufzubringen." Der Jubel, welcher die von der glücklich vollbrachte» Expedition heimkehrenden kühnen Seefahrer nicht blo« in Oesterreich- Ungarn, sondern ebenso auch in Deutschland empfing, ist noch unvergessen. Wa« nun die vorliegende Schrift an belangt, so war dieselbe ursprünglich zur Publication in den Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften bestimmt und sollte ebenso streng wissenschaftlich gehalten bleiben wie die Bearbeitung der magnetischen, der astro nomischen, der Nordlichtbeobachtungen rc. Ohne zu wollen, lief dem Verfasser aber die Feder davon und es kam ein Ton hinein, der sich für ein wissenschaftliches Fachwerk nicht recht eignete. Davon hat aber die Laienwelt den Vortheil, ein populäres und doch auf streng wissenschaftlicher Forschung beruhendes Werk über «inen, wie wir nicht zu sagen brauchen, höchst interessanten Gegenstand sich darge boten zu sehen. Dem Text vorangestellt ist eine Illustra tion der Eisregion, bis in welche jene Expedition vor gedrungen. — Au« Brüssel vom 27. Mai wird berichtet: „Die internationale Afrikanische Gesellschaft erhielt aus Zanzibar Nachrichten von ihren Reisenden. Lambier und Dutrieux schrieben aus Taboro (Kaseh in Unyamwesi, 5 Grad südl. Br.), daß sie dort bis Ende der Regenzeit, die bi« znr letzten Maiwoche anzuhalten Pflegt, zu bleiben ge denken. Lambier ist, wie er meldet, auf ein volles Jahr reichlich mit HülfSmittrln versehen, steht auf gutem Fuße mit den Arabern und hat auch einige vortheilhafte kauf männische Geschäfte gemacht. Obgleich die Regenzeit die große Fieberzeit ist, so geht es beiden Reisenden doch be friedigend. Lambier hat eine von seinem Begleiter gesam melte Jnsektensendung abgeschickt. Auch von den Mitglie ds« der zweiten Expedition sind Nachrichten eiugetroffrn: Popolin und van den Heuvel trafen am 12. Mai in Port- Said wohlbehalten rin. DUtali« schreibt au» Zanzibar vom 1. Mai, daß er fieberfrei sei und alle« zum Empfange von Popolin und van den Heuvel, die am 29. Mai in Zanzibar eintrefsen sollten, vorbereitet habe." — Dieser Tage ist Hr. Franz Mötz, Pfarrer in Puchkirche«, gestorben, und zwar unter Umständen, die iu die Oeffentlich- keit gebracht zu werden verdienen. Der Pfarrer hatte näm lich die Gewohnheit, die Stahlfedern mit Ler Spitze nach oben in das Schreibzeug zu stecken. Vor einiger Zeit stach er sich zufällig, al« er ein Buch neben dem Schreib zeug niederlegen wollte, mit der au« dem Schreibzeuge herausstehenden rostigen Stahlfeder anscheinend unbedeutend in die Hand, sodaß man den Stich kaum bemerkte. Schon am folgenden Tage erkrankte der Pfarrer und der Arzt constatirte Blutvergiftung. Am dritten Tage war Hand und Arm bi« zur Schulter riesig ausgeschwollen und nach achtwöchentlichem Leiden trat der Tod ein. — Diedie«jährige Gencralversamlung der Gesell schaft für Verbreitung von Volksbildung findet vom 8. bi« 10. Juni in Danzig statt. Der gedruckte Jahresbericht weist nach, daß die Gesellschaft am Schluffe des Jahre« 1878 5111 Mitglieder zählte, 4339 persönliche und 772 körperschaftliche. Vorträge wurden im verflossenen Jahre in 44 verschiedenen Vereinen de« preußischen Ver bandes allein 826 gehalten. Da« BolkSmusrum, welche«, in 9 Abtheilungen nach einzelnen Wissensgebieten geordnet, eine Reihe von Veranschaulichungsmitteln enthält, wnrd« im ganzen an 33 Vereine verliehen. Al« Verein«- und Voltsbibliotheken waren 16 neue errichtet. Publiciftisch wirkte die Gesellschaft durch ihr Organ „Der Bildungs- Verein" und durch abermalige Herausgabe de« Neuen Deut schen Reichskalenders. — Soeben erschien im Verlage von H. Erler in Berlin die Klavierausgabe einer originellen Humore«kr über La« Volkslied „Kommt ein Vogel geflogen", von Ernst Scherz. Dieselbe parodirt diverse Eompositionen der Meister Bach, Mozart, Beethoven, Weber, Wagner rc. und zwar in echt komischer Weise.