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- Nr. 142. — DMscht AllMiU Mtmg «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» 22. Juni 1858. Za bczlchrn darch alle Post Lmter de« 3» - und Au»l«n»c«. svwie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Änscrtionsgebühr für den Raum einer Zeil« 2 Ngr. Dienstag. . ' '' Leipzig. Die Zeitung er, scheint mit Ausnahme de» Sonntag« täglich nachmittag« für den folgenden Tag. Ilreiq für da» Vierteljahr ä'/, Thlr.; jede einzelile Nummer 2 Ngr. Deutschland. Frankfurt a. M., 18. Juni. In der gestrige» Sitzung der Bun desversammlung sind Angelegenheiten von erheblichem allgemeiner» In teresse nicht vorgekommen. In der zwischen den beiden anhaltischen Regie rungen und der Gesammtlandschaft seit längerer Zeit schwebenden Verfas- sungsdiffcrenz ist ein Schritt zur Ausgleichung und Annäherung geschehen, indemdie Regierungen der Gesammtlandschaft sich über eine den Beschwerde führern zu machende Vorlage geeinigt und dieselbe den letzter» zur Erklä rung überwiesen haben. Der Verein für ältere deutsche Gcschichtskunde, wel cher bekanntlich von den Bundesregierungen Geldbeiträge empfängt, hat den hergebrachten JahreS- und Rcchnungsbericht erstattet. Eine Eingabe des Bi- schofSl Ketteler in Mainz, in welcher derselbe eine Nachbewilligung für die Beschädigungen der katholischen Kirchen beantragt, ist dergroßherzoglich hes sischen Regierung zur Bescheidung übergeben worden. Der Freien Stadt Frankfurt ist durch den Bundeöbeschluß vom 9. Dec. 1830 gestattet, das , BundeScontingent nur in Infanterie zu stellen; hierbei liegt ihr jedoch für jeden von ihr zu stellenden Cavaleristen und Artilleristen eine Mehrleistung von drei Mann Infanterie ob. Demnach beläuft sich die Bundesfordcrung an Frankfurt auf circa 700 streitbare Mannschaft. Gegenwärtig hat nun Frankfurt den Antrag gestellt, eins Ermäßigung des Kontingents eintreten zu lassen, indem die sich hier aufhaltcndcn, nicht militärdienstpflichtigen Frem den einen sehr bedeutenden Theil der Einwohnerschaft bildeten. Der An trag ist an den Militärausschuß überwiesen. An den diesjährigen Herbst- maoövern der hiesigen Bundcsgarnison wird auch das Hessen - homburgische Jägerbataillon theilnehmen. (Zeit.) -Preußen. t SeMu, 20. Juni. In Bezug auf den hiesigen Dombau wird hinnen kurzem eine Schrift mit den Planen des Baues vom Geh. Obexhaurath Stüler in die Ocffentlichkeit treten. Der Angriff der Ar beiten dürfte in diesem Jahre noch nicht erfolgen. ES handelt sich, wie wir hören, noch namentlich um einen jährlichen Zuschuß zu den Baukosten von feiten deS Staats, weshalb die Angelegenheit der nächsten LandcSver- tretuug Vorgelegt werden dürfte^ Uebrigens ist zu bemerken, daß eine bestimmte Entschließung darüber, oh der Landesvertretung eine Vorlage in dieser Beziehung gemacht werden soll, noch nicht vorliegt. Dem Prinzen von Preußen soll vorher in der Sache Vortrag gehalten werden. — Der wegen näherer Kenntnißnahme des preußischen Unterrichtswesens hier anwe sende vr. Mac Co sh, Professor, an der Universität zu Belfast (Nr. 139), wird sich morgen von hier nach Halle begeben. Die beabsichtigte Grün dung von Gymnasien und Realschulen in Großbritannien nach den besten Mustern deS Festlandes soll. in England voraussichtlich mit vielen Schwie rigkeiten zu kämpfen haben, obschon Much die Gegner einräumen, daß aller dings das Bxdürfniß vprliege, daß ein Schritt nach vorwärts auf dem Ge biete des Mittlern Unterxichiswesens in England geschehe. Soweit aber als Preußen in dieser Hinsicht gegangen" sei, dürfe England nicht folgen, weil man sein Augenmerk mehr auf Erziehung als auf Unterweisung in allen möglichen Lehrgegenständen richten müsse. Trotz dieser Anschauungen scheint man in England aber auf den» besqgten Felde Vorgehen zu wollen, . wobei das preußische Unterrichtswesen ganz besonders zu Rathe gezogen werden soll. Wie wir hören, ist vr. Mac Cosh mit der Berichterstattung über den Ge- genstand betraut. — In der Generalversammlung des hiesigen evangelischen Gustav-Adolf-Vereins vom 16. Juni ist der Beschluß gefaßt woxden, daß in Luisendorf am Rhein eine evangelische Kirche für 8000 Thlr. und in Landshut in Baiern eine evangelische Schule für 4000 Thlr. gebaut werden solle». Zur Erlangung der Summe werden 24000 Lose zu 15 Sgr. ausgegcben werden, deren Absatz sich der Verein angelegen sein laßt, ^ine Veröffentlichung in dieser Hinsicht soll bevorstehen. Der hiesige Gustav-Adolf-Verein zählt jetzt gegen tausend Mitglieder. — Hr. v. Auers wald, welcher seit mehreren Tagen hier anwesend ist, wird binnen kurzem Berlin wieder verlassen. — Unter den vielen gegenwärtig hier anwesenden Fremden'befindet sich Alerander Dumas. Hannover. Hannover, 18. Juni. In der heutigen Sitzung dcr U. Kammer wurde ein theilwcise vom Ausschüsse befürworteter Antrag der Reflieruflg fvegen Erbauung von Nebenzeughäusern mit 43 Stimmen ver worfen. Ebenso mit 41 Stimmen ein Antrag wegen Bewilligung der er- fordersichen Gelder zum Ban von drei Jnfanteriekasernen. Kurhessen. Äus Lurhtssen, 19. Zuni. Soeben sind zwei Mini sterialbeschlüffe ergangen, wovon der eine eine mildere Gesinnung der Re gierung gegen die vom Staate nicht anerkannten sektirerischen ReligionS- gesellschaften documentirt, indem diesen, insofern sie die vorgeschriebenen Förmlichkeiten bei ihrer ConstituiruNg gewahrt haben und durch ihre Ten denzen die staatliche Ordnung nicht gefährden, fortan nichts in den Weg zu legen sei, auch ihren Zusammenkünften nicht, wie bisher, eine obrigkeit liche Person beizuwohnen habe. Doch soll jedem proselytcnmacherischen Trei ¬ ben solcher Sektirer entgegengewirkt und letztern keine Aufenthaltsgestattung an fremden Orten crthctlt werden, wenn sic solchen Treibens verdächtig er scheinen. Der zweite Beschluß macht die Obergerichtsdirectoren auf die Mjs lichkeit dcr seither unbeschränkten Ertheilung von Hciralhscousensen an hie Amts ässessoren aufmerksam, indem beim Mangel anderweitiger S»b flstenzmittel deren Gehalt (300 Thlr.) bei den jetzigen Lebensverhältnissen zum Unterhalt einer Familie nicht zureiche, durch Nahrungssorgen auch das Interesse deS Dienstes gefährdet werde. Hiernach scheint an eine Aufbesse rung dieser gänzlich unzureichenden Gehalte vor der Hand noch nicht ge dacht zu werden. (Frkf. Pz.) N assau. Von dcrLahn unten» 13. Juni schreibt man derElberfelderZei- tung: „Dcrbisherige Spielpachter der nassauischen Spielbanken hat vorlängst auf den frischen Pacht verzichtet, wie man sagt, auf dringendes Bitten seiner Gattin, das zweideutige Gewerbe aufzugeben. Anstatt des französischen Spiel- Pachters ist nun, damit die Spielhölle doch nicht verfalle, eine deutsche Spiel- Pächtergesellschaft, ein Acticnverein eingetreten, der Mitglieder selbst in den Schichten der Gesellschaft haben soll, die wir mit dem Namen der höher» bezeichnen." Thüringische Staaten. — rIena, 19. Juni. Unsere Universität hat ein schwerer Verlust getroffen: soeben (früh 7 Uhr) verschied nach nur achttägigem Krankenlager an einer Hirncntzündung der Geh. Hofrath vr. Emil Huschke. Er war geboren am 14. Dec. 1797 zu Weimar, besuchte i» den Jahren 1811 —14 das Gymnasium , seiner Vaterstadt, studirte in Jena Medici» und war 1818 Doctor derselben. Darauf begab er fich zur Fortsetzung seiner Studien nach Berlin und 1819 nach Wien, bereiste hierauf einen großen Theil des südlichen Deutschland und habilitirte sich 1820 in Jena als Privatdocent. Später erhielt er die ordentliche Professur der Ana tomie und ward zum Director des Anatomischen Theaters und des Anato mischen Cabinets ernannt. Der Großherzog Friedrich von Sachsen-Wei mar-Eisenach ertheilte ihm erst den Charakter eines Hofraths und dann den eines Geh. Hofraths. Huschke war ein treuer Jünger der Wissen schaft, ein tüchtiger Lehrer und ein vortrefflicher Mensch. Oldenburg. Oldenburg, 17. Juni. Durch die Oldenburger Zei tung ist der genauere Inhalt der Antwort bekannt, welche der Großherzog der Deputation des Landtags auf die von ihr überreichte Adresse ercheilt hat. (Nr. 135.) Jetzt bringen die Hamburger Nachrichten die Adresse selbst. Nachdem dem Bedauern über das Scheitern des Einkommensteuer gesetzes Worte geliehen, heißt eS: Das tiefe Bedauern, welches durch diesen Verlauf der Sache hervorgerufen war, wurde aber bis zu einer vollständigen Mißstimmuyg gegen das Ministerium Ew. königl. Hoh. in dieser Frage gesteigert, als sich herausstekte, daß dasselbe sehr rasch nach der ersten Ablehnung des Steuergcsctzes, die zu den nothwendigsten und nützlichsten Chausseebauten für diese Finanzpcriode durch Lieferungscontrakte gesicherten Materialien verkauft und dadurch die künftige Fortführung der Bauten auf eigene Hand geradezu unmöglich gemacht hatte. Liese Maßregel, in solcher Eile getroffen, ist, das darf der Landtag nicht verschweigen, von der öffentlichen Meinung im ganzen Lande mit entschiedener Mißbilligung ausgenommen und als voreilig bezeichnet. Die deutlichste Kritik der Maßregel lag darin, daß anfangs fast niemand an dieselbe glauben wollte, dann aber, als dieselbe nicht mehr zu bezweifeln, die Vermuthung nicht selten gehört wurde, daß durch dieselbe dcr Land tag bei dem Volke in Miscredit habe gebracht werden sollen. Dcr Landtag will solche Bermuthungen nicht theilen, allein auch er glaubt diese Maßregel der Mi nister Ew. königl. Hoh. als eine voreilige und nicht gerechtfertigte auch Ew. königl. Hoh. gegenüber offen bezeichnen zu müssen. Es war allgemein bekannt, daß die Chausseesteine im Preise ansehnlich gestiegen und zu Hähern Preisen, als den von der großhcrzoglichen Staatsregierung versprochenen, vielseitig, namentlich zu be deutenden Bauten in Holstein und Geestemünde gesucht waren. Konnte dies den Ministern Ew. königl. Hoh. unbekannt sein? War cs ihnen aber bekannt, war dann eine solche Eile nothwendig, um Material zu verkaufen, welches zu jeder Zeit zu einem höher» Preise loszuwerden war? Fürchteten aber die Minister Ew. königl. Hoh. wirklich, daß durch die Unterlassung des sofortigen Verkaufs der Steine für sic eine Gefahr, eine Verantwortlichkeit oder für die Staatskasse Nach theile erwachsen könnten, lag dann nicht dcr Weg nahe, dem Landtage über die Lage der Sache Mittheilung zu machen? Derselbe würde gern bereit gewesen sein, für allen Schaden, welcher aus der Unterlassung des sofortigen Verkaufs der Steine entstehen konnte, die Verantwortlichkeit mit zu übernehmen. Hessen-Homburg. Homburg, 16. Juni. Gestern, 9 Uhr abends, wurde die Leiche der verwitweten Landgräfin Luise, geborenen Prinzessin von Anhalt.Dessau, feierlich durch hiesige Bürger in die Ahnengruft getra gen. Man bedauert sie allgemein; sie war wirklich eine Mutter der Armen, in dem Grave, daß häufig ihre Revenuen nicht einmal ausreichtcn für ihre zahlreichen Wohlthäten, und sic Geld lieh, um es zu spenden. Dcr Land graf sclbst durstc nicht, wie er vorgehabt, der Feierlichkeit beiwohnen ; die Acrzte hatten es ihm streng verboten, er war zu sehr erschüttert. WaS nämlich eine Rheinsage, „Die Brüder", als Mythe erzählt, hat sich hier wirklich ereignet, und da es allgemein bekannt, ist cs wol keine Jndiscrc tion, davon zu sprechen. Der jetzige Landgraf und sein älterer Bruder nämlich warben beide um die Prinzessin, und fast hätten bei diesem heiß