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so. Januar L8S1 Die Dresdener Conferenzen ** Dresden, 18. Jan. Erste Ausgabe. Vormittags 11 Uhr. Nr. 3«. Au bezieht« durch alle Poft- Lmted »«» S«- «ad »««laude« sawte durch die Lipeditlaur« in (Ouerfiraße Nr. «) «nd »,«»>;«« (bet S. H-ckUrr, NeustM, *» der Brick«, N». I). Insertion«,«bühr für d«, Naum einer Zeil« > Ngr. Montag. EtkltzM. Dl« ZtlNtng cr- sch«i»t Utzlich ,»«t »uU «n» »iod ««««««br, t» «ormitlas« tl Uhr, Mach« « Uhr, in »rr«d«« Abend« > Uhr, Vormittag« » Uhr. *r«i« für da» »intehuh, » LHU. ; 1«»« «uv»« sr»»»- Schleswig-Holstein. ^Aus Holstein, 18. Jan. (Morgens.) Noch gestern Nachmittag sind die sämmtlichen Commissare in Hamburg eingetroffen, General v. Thümen von Berlin, wo er sich von dem Ministerpräsidenten detaillirte Instructionen geholt, GrafMenödorff-Pouilly von Hildesheim, wo Verab redungen getroffen wurden, wann und in welcher Weise die österreichi schen Truppen sich zunächst in Lauenburg concentriren und dann in Hol stein einrücken sollen. Man bezeichnet den 25. Jan. als den Tag, an welchem die Truppen sich nach Holstein begeben, und die Stärke dersel ben auf vorläufig 17,000 Mann. — Graf Reventlow-Criminil war am Sitze der laueuburgischen Regierung in Ratzeburg, hat dort schon eine neue Regierung eingesetzt. Indem der Statthalter Graf Kielmannsegge und der Departementsrath Höchstädt ihre Entlassung nahmen, wurde einstweilen der Departementsrath Walther als Regierungscommiffar ein gesetzt, jedoch unter der ausdrücklichen Verpflichtung, als obere Behörde den bevollmächtigten Minister Grafen Reventlow-Criminil im Namen des Königs-Herzogs anzuerkennen und unter dessen Befehle sich zu fiel- len. ES wurde sodann die Beeidigung des laueuburgischen ContingentS, ein Bataillon Jäger, vorgenommen, welche dem Könige den Eid dec Treue leisteten. Die Landesversammlung ist gänzlich ignorirt* worden und keine weitere Notiz von ihrem Dasein genommen. Dem Verneh men nach ist der Baron Karl v. Pleffen als Statthalter unter dem Gra fen Reventlow für Lauenburg bestimmt. Damit wäre denn thatsächlich der Anfang zur Herstellung des alten Regime gemacht. Die österreichischen Truppen sind seit gestern früh bei Boitzen burg mittels Kähnen über die Elbe gebracht worden; eS sind bis gestern Abend, wo wir Nachrichten haben, drei Bataillone Infanterie herüber gebracht, welche die Nacht in und um Boitzenburg einquartiert werden; heute wird damit fortgefahren werden. Auch soll heute das ganze preu ßische Gardepionnierbataillon mit fertigen Pontons, die auf 150 Wagen geladen, in Boitzenburg eintreffen, um bei Artlenburg, wo bereits die Stellen vermessen sind, die Pontonbrücke zu schlagen, die jedoch nur von der Artillerie und Cavalerie passirt werden soll. Da seit gestern früh warmes Wetter und Regen eingetreten ist, fo wird die Ausführung der Brücke ohne Hindernisse durch das Eis vorfichgehen können. Nach den letzten Berichten wird das ganze Corps der Österreicher die Elbe pafk- ren; dagegen ist das vielgemeldete ReservecorpS Oesterreicher, welches in Hannover ausgestellt werden soll, bisjetzt noch sehr unbegründet. Die Statthalterschaft, welche jetzt nur auö dem Grafen Reventlow besteht, hat den abermaligen Antrag der Landeöversammlung auf Am nestie der politischen Verbrecher zum zweiten male zurückgewieftn; eS machte Dies unter den jetzigen Verhälmiffen einen doppelt schlechten Ein druck sowol im Volke wie in der Landesversammlung. ES ist zwar rvahrscheinlich, daß die sämmtlichen Commissare noch gestern Conferenzen gehabt, doch sollen biöjetzt noch die nähern Instruc tionen von Kopenhagen, fehlen. Jedenfalls werden di« Commissare mehre Tage in Hamburg verweilen, um erst Alles festzustellen, sowol in Be treff der Regierung von Holstein, als auch in Betreff der Verbindung mit Schleswig. ES dürften sich hierbei noch zahlreiche Differenzen Her ausstellen und die Berathungen in die Länge ziehen, zumal der jetzige Zustand der Herzogthümer keine Besorgnisse nach irgend einer Seite hin hat. Namentlich dürfte der Punkt, in welchem Namen die Regierung geführt wird, manche Schwierigkeiten machen, indem man die Regie' rung im Namen des Königs von Dänemark von Seiten der deutscher Commissare nicht zugestehen will; im Namen des DeutschenBundeS soll aber gleichfalls nicht beabsichtigt sein, da der Deutsche Bund unmittelbar kei- und Ordnung im Innern Deutschlands zu erhalten, und dazu möchte sie weit eher geeignet sein als die Truppen des eigenen Landes, bei de nen die Bande der Verwandtschaft und Bekanntschaft oft stärker sind als das Gefühl der Pflicht und deö militairischen Gehorsams. — Die Freimüthige Sachsen-Zeitung freut sich in ihrer Weise, die Nachricht des berliner Correspondenz-Bureau, daß der Kurfürst von Hessen sich geweigert habe, auf daö proponirte Schiedsgericht einzu gehen, insoweit bestätigen zu können, als das kurhesstsche Cabinet bei der Dresdener Konferenz dem deöhalbigen Ansinnen, namentlich der Mächte, welche sich auch mit Projecten einer Volksvertretung beim Bunde getragen haben, sich widersetzt hat. ES dürfte sich, meint das gedachte Blatt, jetzt auch in Kurhessen weniger um die Frage von schieds gerichtlicher Entscheidung, sondern um die einer exemplarischen Bestra fung der Häupter der Beamtenrebellion handeln. >. Bän der Thätwkeit der Conferenzcom- Missionen erfährt man jetzt Näheres. Die Reduktion der Stimmen von 17 auf 11 (anfänglich waren 12 im Vorschlag) wird der Plenar- versammlung empfohlen werden, so zwar, daß die beiden Großmächte jede zwei, die vier Königreiche jedes eine und endlich die Staatenaruppe der beiden Helsen und Baden mit Nassau, ferner die Gruppe Braun- schweig, Mecklenburg, Oldenburg und die Hansestädte, zuletzt die Gruppe der übrigen kleinenMaaten jede eine Stimme bekämen. Diese Reduktion soll in der Kommission auf keinen Widerspruch gestoßen sein; sie wird eS auch in der Plenarversammlung nicht, da die Beschränkung der Stim men «Nd die Vertheilung zu denjenigen Punkten gehören dürfte, über welche die beiden befreundeten Premiers der beiden befreundeten Groß staaten sich „verständigt" haben. Diese ganze letzte BerständigungSzusam- menknnft ist übrigens dem Vernehmen nach durch die Zähigkeit deS Hrn. v. Alvenölrben nöthig geworden. Wenn man aber sagt, Fürst Schwar zenberg habe eine direkte Verhandlung mit seinem Friedensgaranten von Olmüy gewünscht, weil eS sich mit Niemandem so angenehm und leicht verhandeln lasse, so scheint diese etwas malitiöse Auffassung doch einem einseitigen, verletzten Parteistandpunkte anzugehören; die einfachste Er klärung für die angebliche Zähigkeit, die,der Substitut des Hrn. ».Man teuffel gezeigt haben soll, wird die Annahme einer nur beschränkt ertheil- ten Vollmacht sein, in deren Grenzen sich Hr. v. Alvensleben natürlich zäh, d. h. gewissenhaft, hielt. Bezüglich der Nachricht von Aufhebung deS Prineips der Stim- meneinhelligkeit wird eS sehr auf die bei Annahme deS Majoritätöprin- cipö gemachten Beschränkungen ankommen. Abgesehen davon, daß diese Annahme in der Commission in dieser Frage noch nicht die Zustimmung der Plenarversammlung verbürgt, so wissen wir ja auch genugsam auS Erfahrung, wie man die Regel durch Statuirung gewisser unschuldiger Ausnahmen illusorisch machen kann. Dre-den, 10. Jan. Gestern ist wieder eine Plenarsitzung der hier versammelten Ministerialeonferenz im Brühl'schen Palais gehalten worden, in welcher auch der von Frankfurt a. M. hier angekommene k. k. Hofrath Nell v. Nellenbnrg anwesend war. Der königlich sächsische Be vollmächtigte, StaatSminister v. Beust, konnte wegen eines jetzt ziemlich wieder vorübergegangenen Unwohlseins nicht theilnehmen und wurde da her durch den königl. Geh. LegationSrach Grünler vertreten. Was der Freimüthigen Sachsen-Zeitung Anlaß zu einer Aeußerung, und wäre eS auch nur in Gestalt einer Conjectur, gegeben haben kann, daß bei der hiesigen Eonferenz das kurhesstsche Cabinet sich dem Ansinnen einer schiedsgerichtlichen Entscheidung widersetzt habe (siehe unten), muß um somehr, dahingestellt bleiben, als weder in den Commissionen noch im PlemrG überhaupt diese Frage aufgeworfen worden oder ein Antrag auf Berufung eines Schiedsgerichts zur Sprache gekommen ist. (Dr. I.) — Die Kasseler Zeitung (die kurhesstsche Sachsen-Zeitung) erfährt auö Dresden vom 16. Jan. folgende Nachricht: Wie ich höre, soll der künf tigen deutschen Exekutivgewalt, über deren Zusammensetzung man sich Vieser Tage hier geeinigt hat, ein mobiles Armeekorps zur Ver fügung gestellt werden, das je nach Umständen verstärkt oder verringert werden kann. In der Regel soll dieses Armeecorps den dritten Theil der nach der BundeSmatrikek von sämmtlichen deutschen Staaten zu stel lenden Truppenzahl nicht übersteigen, ihr Unterhalt würde aus der Bun- deSkasse bestritten, und zu diesem Behufe sollen die Erträgnisse deS zu schaffenden neuen großen ZvllbundeS in erster Linie der BundeSkasse zu gewiesen werden. Von der deutschen Exekutivgewalt würde die Verthei- lung dieser stehenden Bundeöarmee von circa 100,000 Mann dergestalt vorgenommen werden, daß die Völker des Südens, soweit thunlich, nach dem Norden, die norddeutschen nach dem Süden verlegt würden, die des Ostens nach dem Westen und umgekehrt, und dabei Sprge getragen wer den, daß kein Bataillon lange an ein und demselben Orte stationirt bleibe. Von dem Ermessen der Regierungen der Einzelstaaten würde es abhängen, diejenigen Bataillone ihres Landes zu bestimmen, welche und in welcher Reihenfolge sie dem mobilen Bundesheere zngethrilt werden sollen. Daß sich mit einer solchen Einrichtung Separatmilitairconven- tionen, wie sie Preußen mit einigen Kleinstaaten abschloß, so wenig ver tragen als mit der bisherigen Bnndesmilttairverfassung, bedarf kaum einer Erwähnung, und alle solche Conventionen müßten, selbst ohne be sondere Kündigung von Seiten des einen oder ändern der Vertragschlie ßenden, als aufgehoben oder vielmehr als nicht geschehen betrachtet wer den. Die mobile Bundeöarmee ist vorzugöweift dazu bestimmt, Ruhe Deutsche Allgtiueiue Zeitung «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz I»