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22 Lctober 1847. WM Deutsch« Allgemein« Zeitung. NM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» geben. Das betreffende Rescript, von dem Minister v. Abel selbst unter zeichnet, erkannte an, daß es sich hier „augenscheinlich nur um einen Schreib- oder Druckfehler" — also nicht um absichtliche Entstellung — handle, und gleichwol wurde für den Fall, daß AchnlicheS sich wiederho len sollte, die Entziehung des Postdebitö in Aussicht gestellt! (N. C.) — Aus Baiern heißt cS in der Weser-Zeitung: „Während die Sammlungen für den Beselerfonds in fast allen unsern größern Städten geräuschlos aber eifrig betrieben werden, verlautet von der an dern Seite, daß die Umstände, unter denen unser König die Sammlung zu Gunsten Beseler's bewilligt hat, in Kopenhagen eine gewisse Misstim- mung hervorgerufcn haben, und daß man dort die ganze Sache als eine feindselige Demonstration betrachtet. Man soll deshalb nach den hierher gelangten Briefen gesonnen sein, nicht nur in München, sondern auch irr Frankfurt Beschwerde darüber zu führen. In unsern höhern Regionen wird man indcß einem solchen Schritte keinen sonderlichen Werth bei legen; man ist es bei uns schon gewohnt, die dänischen Beschwerden sich von Zeit zu Zeit erneuern zu sehen, die Dänen können aber ihrerseits durch die bisherigen Erfahrungen auch zu der Ucberzeugung gelangt sein, daß ihre Mühe eine verlorene ist." 0 Leidig, 20. Oct. Heute früh wurden im Saale des Kramer- hauseS die Verhandlungen der Abgeordneten zu der Conferenz zur Ver einbarung eines allgemeinen deutschen Wechselrechtö durch den königl. sächsischen Staats- und Justizminister v. Könneritz mit einer An rede eröffnet, in welcher er die Herren im Namen-seiner Regierung be grüßte und für die Wahl der Stadt Leipzig dankte. Anwesend waren für Oesterreich, zugleich für Liechtenstein: der k. k. Hofrath am obersten Gerichtshof und Mitglied der Gesetzcommission vr. Heißler; für Preu ßen, Luxemburg, Anhalt-Köthen, Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg, Waldeck, Lippe-Detmold: der wirkt, geheime Legationsrath v. Patow, der geheime Justizrath Bischoff und der Bankier Magnus; für Baiern, Hohenzollern-Hechingen: der Obcrappellationsgcrichtsrath Kleinschrod und der Bankier Assessor Schmidt; für Sachsen: der Vicepräsident desOber- appellationsgcrichts vr. Einert, Kramermeister Poppe und Fabrikbesitzer Georgi; für Hannover: der Schahrath Lehzcn und Bankier Hostmann; für Württemberg: der Obertribunalrath vr. v. Hofacker; für Baden: der Ministerialrath Brauer und Bankier Hohenemscr; für das Großher- zogthum Hessen: der Ministerialrath vr. Breidenbach; für Dänemark (we gen Holstein-Lauenburg): der Bürgermeister Etatsrath Behm; für Sach sen-Weimar, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Koburg und Gotha, Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß beider Linien: der geheime RegierungSrath Thon; für Nassau: der Gehcimrath Vollpracht; für Braun schweig: der Hofrath Liebe und Kaufmann Haase; für Mecklenburg-: der Professor Thöl; für Lübeck: der Syndikus vr. Elder; für Frankfurt: der Syndikus vr. Harnier; für Bremen: der Senator vr. AlbcrS und Ban kier Lührmann; für Hamburg: der Senator Lutteroth - Legat, der Präses des Handelsgerichts vr. Halle. (Kurhesscn, Oldenburg und Schaumburg- Lippe sind noch unvertretcn.) Sodann wurde zur Wahl eines Vorsitzenden geschritten und der Staatsministcr von Könneritz gewählt, welcher die Wahl auch annahm, ebenso der zu dessen Stellvertreter gewählte königl. preußi sche Bevollmächtigte, wirkt, geheime LegationSrath v. Patow. Der hie sige Skadtgerichtsrath vr. Hänsel wurde um Führung des Protokolls ersucht. **Hannover, 10. Oct. Diesen Morgen sind bei einer Explosion in einer Desti llationsanstalt zwei Menschen so furchtbar verbrannt, daß die Aerzte den einen, einen Greis, aufgegcbcn haben, während sie den andem nur mit Hülfe seiner Jugend- und Lebenskraft herzustellen hoffen. Die Ex plosion erschütterte eine halbe Straße lang die Häuser so sehr, daß Hun derte von Fensterscheiben zersplittert, die schwächer» Baue sogar auö ihren Fugen getrieben wurden, und die Flamme zog so rasch weiter, daß sie selbst die gegenüberliegenden Häuser ergriff. Wie groß hätte das Unglück werden können, wenn eS in der Nacht geschehen wäre. Man muß bei diesem Fall auf die Frage geführt werden, ob cs nicht recht und thun- lich wäre, alle Anstalten, mit denen stete Gefahr verbunden ist, vor die Thore' der Stadt zu verweisen? Es ist nicht lange her, daß hier die Werkstatt eines Feuerwerkers in die Luft flog und ein verheerendes Feuer erzeugte. Damals ließ man sich durch den Schaden klug machen und ver bot solche Laboratorien für das Weichbild der Stadt. — Die Freiburger Zeitung berichtet: „Aus zuverlässiger Quelle können wir mittheilen, daß Vic ar Nollfuß (Nr. 241) durch das erzbischöfliche Ordinariat von seiner Stelle zu Niederwihl und zugleich von der Pasto- a-b-rvlitk. Veutfchlanb. München- Landtag. Die Entziehung des Postdebits. — Die Sammlung für den Beselerfonds. 0 Leipzig. Eröffnung der Wech- selconferenz. ** Hannover. Explosion.— Bicar Rollfuß. — Diebraun- schweiger Frage. Mreuße«. * * Lerlin. Der Polenproceß. z Königsberg Untersuchung, vr. Motherby. Die Hartung'sche Zeitung. — Die freie Gemeinde in Halle. Ivesterreich. * Krakau. Die Unterrichtssprache. Die Aufenthaltskarten. Die Bekehrung der Juden. Die Cholera. Die Lhcilung Galiziens. VroHbritannien. Sir Robert Peel. Die irischen Bischöfe. Die spani schen Angelegenheiten. Schiffbruch der Iris. Krjdnkreich. Die Einnahmen aus den indirekten Abgaben. Die Aernte- berichte. Die neuen conservativen Blätter. Aumonier an der Kapelle der Kammer. Haussuchung in Metz. Heimliches SpiclhauS. Königin Chri stine. Die Eisenbahnverhandlungen mit Baiern. Ueberschwemmung des Herault. ** Paris. Spanien. Die Schweiz. Griechenland. Hr. Baring. Melgie«. Die indirecten Steuern. Nkieopslanbe. Eröffnung der Gcneralstaatcn. Revision des Gewerbege- ^sctzeS. Einkommensteuer. Schtöeiz. Zürich. Die Vermittelung. — Die Waffensendungen. Der große Rath von Freiburg. — Umtriebe. — Armirung. Besitznahme von Lucca. — Reformplan in Neapel. Romeo's Gefangennehmung. General Vial. — Reformen in Neapel. NuKland unv A)vlen. Die Großfürstin-Thronfolgerin und Prinzessin Alexandra in Warschau. Musterung der muselmännischen Schwadronen. Ätvebameeika. Der Krieg. Die Aernte. Wttjieo. Räumung von Tabasco- Mtzrfonalnachrichte«. Miffenschaft und «unflk. * »Leipzig. Theater. Handel und jzn»«flteie. * Leipzig. Börsenbericht. — Berlin. Htnkün-igungrn. Deutschland. München, 18. Oct. Die Erklärung, welche der Ministerver- «tser deSJnner» in der letzten Sitzung der Abgeordnetenkammer über däS Vtrhältniß der Regierung zur Censur abgab (Nr. 2S3), lautete wörtlich: , Meine Herren! Ihre Redner haben, der Verheißung in letzter Sitzung gemäß, ihre scharfen Geschosse gegen die Censur treulich mitgebracht. Ich habe sie hingenommcn, weil ich mich vollkommen berechtigt fühle, den beson ders durch Tagblätter von hier aus verbreiteten Vorwurf, als sei die Presse Nie unter strengerer Censur gestanden als unter dem dcrmaligen Ministerium, mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen und dem Vorwurfe die Behauptung gegenüberzustellen, daß zu keiner Zeit über die innern Angelegenheiten des Landes Nut größerer Freimüthigkeit gesprochen werden konnte als eben jetzt. Ich habe keine Waffen mit mir genommen, um meine Behauptung zu recht fertigen ; aber indem ich mich auf Thatsachen berufe, fodere ich anerkennende Gerechtigkeit von Ihnen. Meine Herren! Wie ein Minister über Preßfrei heit und Censur denken möge, es ziemt ihm nie, den Boden der Verfassung zu verlassen. Er hat die Verfassung beschworen, ihre Meinung muß die sei- nige sein, und er muß heute die Rache fürchten, die ein entsetzliches Gericht über Jene verhängen wird, welche sich vermessen, durch Verletzung der Ver fassung ihren Namen zu schmälern. Wohl liegt cs dem Minister ob, daß er seine Ansichten mit dem Geiste der Verfassung in Einklang bringe, denn er muß seine Meinung beugen unter das Gesetz und dem Geiste des Gesetzes huldigen. Ich mag aber mit Ihnen, meine Herren, den Adlcrflug zur Preß freiheit mitmachen oder zur Zeit noch beim III. Edict stehen bleiben, so ver mag ich der verfassungsmäßigen Censur nicht die Ansicht abzugewinnen, als sei sse, wie vor einigen Jahren in diesem Saal ausgesprochen und heute wie der daran eriWett worden ist, «eine morsche Krücke einer schwachen Regie rung». DieDerfaffung, welche von Ihnen schon vielfach eine freisinnige genannt worvK ist, eine Verfassung, welche die Regierung gekräftigt und mit Weisheit umgeben hat, konnte unmöglich die von ihr verordnete Censur zur gemeinen Magd herabwürdigen, vielmehr sie zu ihrem Geist erheben, und so ist die Censur eine Wächterin für Gesetz- und Verfassungsmäßigkeit. Ge setz- und Verfassungsmäßigkeit ist der neuerdings und wiederholt erklärte Wille der Krone, u»d auf diesen Standpunkt erhoben, werden Sie sich über diese Censur nicht zu beschweren haben. Unter diesem Gesichtspunkte werden Sie anerkennen müssen, daß die Verfassung keinen Unterschied macht zwischen innerer und, äußerer Politik, denn die Verfassung will den Schutz gegen alle ÄiShränche der Presse, sie kommen von innen oder von außen. Wenn sich nur dAMgierung auf den ihr gegebenen und nie verlaßbaren Boden der Verfassung stellt, so werden Sie, so lange die Bestimmungen des Hl. Edict« besteHM>Jhre Wünsche erfüllt sehen. Ich hoffe, daß ich mit diesen wenigen, aber,Mie ich glaube, inhaltsvollen Worten nicht miSverstanden, sondern recht verständen werden möchte." 'Nährend des vorigen Landtags wurde cin bairisches Blatt mit der Sntziehlmg des PostdebitS bedroht, weil bei einer Zahlenangabe durch «inen Druckfehler eine Null zu viel gesetzt worden war. Die Kosten einer ^isenbahnhofs waren zu 1,800,000 Kl. statt zu I80,000 Kl. ange-