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- Nr. 276. 3. Oktober 1847. Sonntag WW Deutsche Allgemeine Zeitung. ZM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «ebev-kick. Deeetschkanö- München- Landtag. — Sammlung für Bescler in Kaiern. </> Dresden Die Wandcrvereine. — Nr. Grote. «»e«G«n. (*) Berlin- Die schlesische Kirchengeldcrsache. üAus Schle- sie». Hr. v. Mitschke-Kollande. — Der König in Köln. — Uhlich. kkPa«iek. General Rarvaez. Espartero. Blockadezustand in Catalonicn. Handelsvertrag mit England. Großbritannien. Die Königin. Das Cabinet. Die Ernennung des Herzog» von Rumale. Versammlung irischer UnterhauSmitglieder in Dublin. Viscount Courtenay. Hr. Brooke. Die ostindischc Armee. Lord Howden. Krankreich. Marschall Soult. Reformbanket in Mcaux. Wahlen. Die Subscription für Teste. Spukgeschichte in Lyon. Selbstmord. Die Beni- Amer und Haschen,. Die CabinetSpräsidenten. S Paris- Maßregeln und , Zustände. Schmelz. Der Canton Waadt. Italien. Die Stadtgarde in Lucca. — Die Bürgergarde in Toscana. — Der Prinz von Canino. Rußland und Maien. Der Kaiser Griechenland. ** Athen- Stimmungen und Zustände. Türkei, t. Konstantinopel- Die Cholera. Albanien. Die Armenier in Kurdistan. — Die Verhältnisse zu Persien. Die Kurden. Die persischen Zustände. Gardamerika. Nachrichten vom Kriegsschauplätze. Yucatan- Paredes. sPerfonalnachrichten. Wissenschaft und Kunst. (*) Krrlin. Theater. Die Werke Fried rich'» de« Großen. — Hamburg. Die Anwaltversammlung. Handel und Industrie. »Leipzig. Börsenbericht.—Zahlungseinstellung in London. — Berlin. GnkündtGUNgen. München, 29. Sept. Soeben findet die Eröffnung der Kam mern statt. Wenn nicht zu bezweifeln steht, daß der von dem Aba. Müller eingcreichte Antrag sich des Beifalls der Kammern nicht zu er freuen haben wird, so dürste dagegen ein Antrag, den der Abg. Frhr. v. Lcrchenfeld auch in unserer Geldftage vorgelegt hat, um so mehr Be achtung verdienen, als fich von den gründlichen Kenntnissen und dem Scharfblicke dieses Staatsmannes nur Tüchtiges erwarten läßt. Der An trag des Abg. Forstmeister vr. Müller will, daß die Summe von 1ü Mill. Fl. zur Deckung des Bedarfs für den Eiscnbahnbau im Jahr 1847/48 durch Emission von Sproc. Partialschuldscheincn von 5 Fl., und nach Ermessen in steigenden Beträgen von je 5 zu 5 bis ivv Fl., welche von allen öffentlichen Kaffen mit Einschluß der Zinsen statt baaren Gel des angenommen würden, aufgebracht werden soll. (N. C.) — Unterm 29. Aug. war aus Dinkelsbühl eine Eingabe an den König von Baiern gerichtet worden, welche die Bitte enthielt: cs wolle das Sammeln von Beiträgen für Bescler, um demselben die Nieder legung seiner Advocatenstelle und damit den Einkitt in die schleswigsche Ständeversammlung möglich zu machen, sowie die Errichtung von Co- mites zu Empfangnahme dieser Beiträge gestattet werden. Dieser Bitte ist jetzt die königl. Genehmigung geworden. (N. C.) Dresden, W. Sept. Wie der September bisher als Herbst-, Wild-, Hart- oder Obstmond bezeichnet worden ist, so könnte man ihn auch mit Rücksicht auf daö den Zügen der Vögel analoge Wandern der Gelehrten, Lehrer, Künstler, Landwirthe re. als Wandermonat be zeichnen. Sind jedoch die Züge der einm unzweideutige Boten einer rau her» Zeit, so kann man die Wanderungen der andern desto freudiger als sichere Zeichen einer bessern Zeit begrüßen; denn wenn auch noch nicht geleistet worden ist, was recht wohl hätte geleistet werden können, so sind doch bereits die erfreulichsten Anfänge gemacht, und namentlich scheint man immer mehr zu erkennen, daß eö bei solchen Versammlungen, unter denen wir hier besonders die der Schulmänner im Auge haben, auf etwas Anderes ankommen muß als auf Mitthcilung gelehrter Abhand lungen, die sich zu Hause weit besser lesen als in der Fremde hören las sen, und oft auch wegen des speciellsten Eingehens in das Speciellste der Wissenschaft njcht einmal einm fruchtbaren Stoff zu bclehrmder und ver- ständigmder Besprechung darbieten. Das Leben und seine Praxis machen auch hier ihre Rechte geltend, und alle theoretischen Fragen, welche ja etwa verhandelt werden sollen, müssen doch wenigstens insofern eine prak tische Seite haben, daß sie fich zu allgemeiner Besprechung der Versam melten eignen. Auch kann eö gerade in unserer Zeit namentlich den Schul männern an recht praktischen Fragen durchaus nicht fehlen. Dagegen lassen sich die Vortheile solcher Versammlungen kaum verkennen, wenn man irgend persönliche Annäherung von Fach- und AmtSgenoffen, Mit- theilung von vielleicht theuer erkauften Erfahrungen, gegenseitige Ermun terung, Anregung und Belehrung, richtige Erfassung des Verhältnisses der Schule und der Schulen zu einander und im Leben, Verständigung über Zweifel und Beseitigung eingewurzelter Dorurtheile nur einigermaßen zu würdigen weiß. Und eben weil wir solche Vortheile hoch anschlagen, drängt uns die Liebe zur Sache, die wir gern durch persönliches Erschei nen bei der einen oder andern Versammlung bethätigt hätten, einige Be merkungen zu näherer Prüfung zu empfehlen. Je weniger nämlich ein Vorwurf darin liegen kann, daß jene Versamm lungen noch nicht organisirt genug sind, desto mehr ist es zu wünschen, daß auf eine zweckmäßige Organisation, wie sic etwa der Gustav-Adolf-Berein und hier und da auch die landwirthschaftlichen Vereine bereits haben, bald Be dacht genommen werde, damit die vorhandenen Lücken ausgefüllt werden und die kleinern Vereine, welche schon bestehen, einander mehr ergänzen und för dern, anstatt fich zu lähmen und zu stören. Es läßt sich auch durchaus nicht absehen, warum nicht im Laufe des Jahres in den einzelnen Ländern, welche ihr Kontingent'zu den allgemeinen Versammlungen stellen, diesen durch Landes-, Provinzial- und Zweigvereine, wie sie in der Gegend des Har zes, in Rheinpreußen, in Norddeutschland bereits bestehen und auch im Königreiche Sachsen, wenngleich bis jetzt noch ohne Erfolg, vorgeschlagen worden sind, gehörig vorgearbeitct werden könnte. Wenn dann aus den so gewonnenen Vorarbeiten das Wichtigste zu weiterer Verhandlung an die allgemeinen Versammlungen gebracht würde, so müßte die Bedeutung derselben wesentlich erhöht werden, nicht nur, weil nun eine Sicherheit geboten wäre, daß immer Gegenstände von allgemeiner», Interesse zur Sprache kämen, sondern weil auch unfehlbar das Interesse an den Ver handlungen selbst ein allgemeineres werden würde, sofern sich nun wenig stens mittelbar an denselben in den kleinern Vereinen bctheiligen könnte, wer etwa an unmittelbarer Lheilnahmc behindert wäre. Darum würde aber diese selbst keineswegs abnchmcn, im Gegcnthcil würde man es vielleicht immer mehr für der Mühe werth erachten, bei Bestimmung der Ferien auf die allgemeinen Versammlungen der Schulmänner gebührende Rücksicht zu nehmen. Freilich wäre dann auch zu wünschen, daß das Beispiel Magdeburgs, welches mit rühmlichst bekannter Freigebigkeit vo riges Jahr einen Lehrer auf seine Kosten zur Versammlung nach Mainz reisen ließ, immer mehr Nachahmung fände, da gerade diejenigen Schul männer, welche in minder günstigen VermögenSumständen leben, einer Anregung bedürfen, wie sie die persönliche Berührung mit einem guten Theile von Amtsgenossen recht wohl zu geben vermag. Möchte doch über haupt einmal das ganze Capitcl über pädagogische Reisen, auf welche auch Diesterweg mit Recht einen sehr hohen Werth legt, sorgfältigerer Erwägung gewürdigt werden, da bis jetzt noch hinsichtlich der Umschau in der Welt, abgesehen von den beneidenswerthen Rcisestipendien der Künstler und mancher Gelehrten, fast jeder Handwerker besser daran ist als der in der Regel mit ehernen Fesseln an Schule und Scholle geket tete Lehrer. Weit entfernt, die Ergebnisse künstlerischer und wissenschaft licher Reisen irgendwie verkleinern zu wollen, können wir doch den Ge winn pädagogischer Reisen bei geeigneten Subjecten durchaus nicht gerin ger anschlagen lassen als jene. Denken wir hierbei mehr an das pädago gische Deutschland, so scheint der Aufschwung der modernen Philologie die Lehrerwelt immer mehr auf das Ausland zu verweisen. Während wir also, um auf die in Rede stehenden Versammlungen wieder zurückzukommen, wünschen müssen, daß sich die Zahl entsprechen der Landes-, Provinzial- undZweigvereine mehre und ihre Beziehung zu einander und zu den Hauptvereinen geregelt werde, will es uns fast schei nen, als müßte diese endlich ein natürliches Streben nach einem gemein schaftlichen Mittelpunkte zur Einigung führen. Schon wenn man bedenkt, daß die Reihe deutscher Haupt - und Mittelstädte desto eher durchwandert sein wird, je mehr Vereine dieselben in Anspruch nehmen, möchte mau fragen, ob sie wol bei zu häufiger Wiederkehr ihre Gäste immer gleich freundlich aufnehmen könnten, wenn sic auch wollten. Man erinnere sich nur, welche Opfer Kiel und Lübeck erst in diesem Jahre gebracht haben, und man wird ihnen ähnliche so bald gewiß mch? wieder zumuthen wol len. Hierzu kommt noch, daß auch die Zusammenkünfte der Kirchenbewe gung angehöriger Vereine und die Gesang feste mehr oder minder auf die Gastfreundschaft jener Städte rechnen müssen. Wie eS jdaher ein sehr