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Dienst«« —— Nr. 271. -— 28. September 1847. WM Deutsche AVgemeiue Zeitung. MM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Itet-rblt». D«u4sch1«»H- München. Landtag. — Verbot einer politischen Versamm lung in Vonaneschingen. — vr. Hecker, ^vom Main. Gustav- Adolf-Verein. — Hr. Cobden in Hamburg. HtseuHe«. *Eertin. Polemische«. * Posen. Die Herbstübungen. Krank heiten. Die polnische Universität. **Äus Preussen. Tabellarische Charakteristik de« Bereinigten Landtag«. — Die Kinderarbeit in den Fabriken. — Pr. Detroit. — vr. Frievenberg. KSSOerreich. Der Prinz von Eanino in Venedig. WggObrttgmete«. Die Ernennung de« Herzogs von Aumale zum Ge- neralgouverneur von Algerien. Da« Pächterrccht. Sharman Crawford. Der Repealvrrein. Die irische Hülstlegion für den Papst. Sir I. Lam bert stirbt. MraukrtiH. Der Hof im Lager von Compiegne. Generallieutenant v. Medem. Die Journale über die neueste Modifikation de« Cabinet«. Hr. du Lhil. Schristsetzerfest in Pari«. Graf Flahault. General Narvaez. V. d'Ecquevilley. Dem. de Luzy. ** Paris. Die Ernennung de« Her zog« von Aumale. ' lvekgien. Der Pönitentiarcongreß. LItaNeU. Die Bürgergarde in Livorno. Nom. Handelsvertrag mit Nea pel. Die Bürgergarde. Sardinische Minister. Graf Auersperg. — Die Angelegenheit von Ferrara. — Die Unruhen in Calabrien und Messina. — Verhaftungen in Messina. Wrtechsnland. * * Leipzig. Der Lod Kolettis'. tvftinbiey und Shin«. Nachrichten aus Kalkutta und China. Akegypten. »Atkeh. Der Mahmudiekanal. Handel und Industrie. ^Leipzig. Börsenbericht. — Frequenz her Leipzig-Dresdner Eisenbahn. — Leipzig. Aenründsgungen. Deutschland. München, 24. Sept. Dereus gestern Nachmittag anbcraumt ge> Msene Zusammentritt der Stände, um die Ernennung der Präsidenten von den Ministern zu vernehmen, wurde, nachdem vorher Staatsraths- fitzung stattgehabt, Nachmittags plötzlich abgesagt, und wir erfahren jetzt, daß nunmehr dennoch ein Kurier mit den Candidatenlisten nach Aschaffen burg abgegangen ist; die erwarteten Ernennungen werden demnach, dem Wortlaute der Hh. 57 und 63 gemäß, durch den König selbst erfolgen. Da der Kurier erst gestern Nachmi/tag abgesendet wurde und die Ant wort von Aschaffenburg nicht vor dem 26. Sept, zu erwarten ist, so wird die feierliche Eröffnung der Ständeversammlung erst am 27. Sept, statt- finden können. (N. C.) — Die Karlsruher Zeitung bringt folgenden Artikel: „Das Donau- «schingcr Wochenblatt vom 17. Sept, enthält eine von acht Einwohnern der dortigen Gegend unterzeichnete Einladung zu einer Besprechung der verfassungsmäßigen Zustände des Landes bei einem auf den 26. Sept, im Hirsch zu Donaueschingen veranstalteten Mittagsmahle. «Wenn wir nicht in Abrede stellen wollen, sagen die Einladenden, daß die Majorität der letzten Ständeversammlungen entschieden für die Verfassung und ver fassungsmäßigen Gesetze gekämpft habe, so können wir doch nicht verheh len, daß es an verfassungsmäßiger That gefehlt hat, um die Kammer beschlüsse zum Vollzüge zu bringen. Es ist an der Zeit, daß das Volk mit Energie und Kraft auftrete und die verfassungsmäßigen Mittel unter «inmüthiger Festhaltung an unsern Grundgesetzen anwende, um die Be- Kiünmmgm der Verfassung ins Leben zu rufen und zugleich diejenigen Änstitut« zu erhalten, ohne welche ein konstitutioneller Staat in Wahr heit nicht bestehen kann. Die Verfassung gibt uns das Mittel an die Hand, um unsere Wünsche wegen Erfüllung verfassungsmäßiger Zusagen und wegen Gründung der -zur bürgerlichen Freiheit nothwendigen politi schen Einrichtungen der Ständeversammlung vorzutragen. Es ist das Pe- titionSrecht. Um aber dieses Recht mit Wirksamkeit ausüben zu können, ist eine Verständigung der Vaterlandsfreunde und eine rege Theilnahme derselben nothwendig.... Schließlich zeigen wir an, daß bewährte VolkS- freunde, nämlich die HH. Hecker und Struve, ihre Theilnahme zugesagt Hatzen.» Das Ministerium deS Innern ging bisher von der Ansicht auS, daß die freie Bewegung in politischen Dingen in keiner Weise zu hindern sei, so lange nicht bestimmte Gründe dafür vorliegen, daß rin beabsichtig tes Unternehmen das allgemeine Wehl bedrohe, und es gedenkt jene Behörde auch für die Zukunft bei diesem Grundsätze zu beharren. Die politische Bil dung ist in unserm Lande so weit vorgeschritten, daß die Mehrzahl der Bürger! das Treiben extremer Köpfe in seinem wahren Werthezu beurtheilen vermag, man daher ohne Störung der Ordnung zu Gunsten der Freiheit geschehen las sen kann, was man selbst häufig in keiner Weise billigt. Von diesem Grund satz ausgehend hat man der am 12. Sept, zu Offenburg abgehaltenen Versammlung kein Hinderniß in den Weg gelegt, und dabei gehofft, daß die dortige Besprechung sich in den Grenzen erlaubter Erörterungen be wegen werde. Diese Hoffnung ist jedoch nicht in Erfüllung gegangen, vielmehr'den Behörden zur Kenntniß gebracht worden, daß in jener von mindestens 660 Personen besuchten Versammlung Reden gehalten wur den, welche geeignet waren, gegen die bestehende Staatsordnung aufzu- reizen, daher das allgemeine Wohl zu bedrohen. Die einstweilen im amt lichen Wege gemachten Erhebungen, deren Fortsetzung noch im Gange ist, haben Gründe zu der Annahme geliefert, daß jene Angabe, wenig stens in Beziehung auf die meisten und wesentlichen Punkte des Einzel nen, in Wahrheit gegründet sei. Da nach dem Inhalte der oben ange führten Einladung zu der zu Donaueschingen abzuhaltenden Versamm lung, und insbesondere bei dem Umstande, daß die Hauptredner der of- fenburger Versammlung, Hecker und v. Struve, ihre Mitwirkung auch bei jener Versammlung zugesagt haben, die Voraussetzung hinlänglich begründet ist, daß zu Donaueschingen lediglich wiederholt werden soll, was zu Offenburg stattgefunden hat, die Regierung aber verpflichtet ist, jener Aufwiegelung des Volks durch aufreizende Reden in größern Ver sammlungen mit aller Entschiedenheit entgcgenzutreten, so hat das Mi nisterium des Innern am 21..Sept, sich veranlaßt gesehen, die in Do naueschingen beabsichtigte Versammlung, als das allgemeine Wohl be drohend, nach dem Gesetz über Volksversammlungen vom 15. Nov. 1833 zu verbieten. Dasselbe darf hierbei wol auf die Zustimmung aller Der jenigen rechnen, welche die besonnen fortschreitende Entwickelung unserer politischen Zustände und die möglichst freie Bewegung in den Grenzen des Erlaubten wollen, aber auch die öffentliche Ordnung mit Nachdruck aufrecht erhalten zu sehen wünschen." — Nach einem Artikel des Rheinischen Beobachters aus Heidelberg wäre jüngst vr. Hecker von Mannheim mit einem feiner Gegner, vr. Schulz aus Heidelberg, in Wiesloch so sehr in Wortwechsel gerathcn, daß Daraus eine Federung auf Pistolen entstanden sei. MlNN, 24. Sept. Der Beschluß der Generalversammlung des Gustav-Adolf-Vereins (Nr.26S), die einen so höchst erfreulichen Ausgang genommen, macht namentlich der liberalen Majorität derselben alle Ehre, wie wir willig anerkennen, ungeachtet wir im Princip ihren Gegnern näher stehen als ihr. Aber sie ist es, welche die wesentlichsten, die princi- pitllen Concessionen gemacht hat, während die vorgenommenen Wahlen bezeugen, daß sie die Mehrheit, wenn auch keine große Mehrheit, bildete. Sie hat das Princip zugegeben, daß nur Mitglieder der evangelischen Kirche deputirt werden können und daß diese Eigenschaft nicht durch eine bloße subjektive Versicherung erhärtet wird, sondern in Zweifelsfällen einer objektiven Prüfung unterworfen werden kann. Sie hat damit indirekt ein geräumt, daß die berliner Majorität die Statuten richtig auSgelegt hatte, hat aber, weil ihr das Verfahren nach den frühem Statuten nicht ange messen erschien, es vorgezogen, statt den Statuten einen andern Sinn bcizulegen als den sie haben, lieber eine Aenderung deS Verfahrens für die Zukunft zu beschließen. Diese Aenderung wird praktisch die Fälle einer Ausschließung zu den seltensten machen, was sie wol auch außer dem gewesen wären; im Princip ändert sie nichts. Nicht einmal der vermittelnde Antrag, die Entscheidung den Hauptvereincn zu überlassen, ist durchgegangen, sondern man hat sie der Generalversammlung übertra gen, in welcher, wie die Erfahrung zeigt, auch dem konservativen Ele mente sein gebührendes Gewicht mit größerer Sicherheit verbürgt ist. Die Minderheit hat nichts nachgegeben, als daß die materielle Prüfung nicht mehr durch den Ceutralvorstand und daß nicht eine sofortige Ausschlie ßung erfolgen kann. Die Radikalen können daher auch fernerhin über Glgubensg'erichte im Gustav-Adolf-Verein schreien. Sie werden künftig so viel Recht oder. Unrecht dazu haben wie früher. Aber wir ehren eine Majorität, die nach englischer Art auch der Minderheit die Rücksichten schenkt, auf die sie Anspruch hat, und lieber zum Besten des Ganzen ei nen ehrlichen Frieden mit ihr schließt als ihr ein absolutes Machtgebot aufdrückt und sie dadurch zu offener Feindschaft aufregt. Es ist in keiner Sache alles Recht und alle Wahrheit nur auf der Einen Seite. — Zum 4. Oct. wird in Hamburg ein großes Festmahl zu Ehren des Hrn. Cobden stattfinden.