Volltext Seite (XML)
Donnerstag Nr 224. 13. August 1847. Lkiplig. Die Leitung «rtwemi täglich llbendj. Lu beziehen durch alle PoüLmtrr deL In- und Luälaude«. Deutsche Allgemeine Zeitung. Prei« füh da« Biert,!^ jahr 2 Thlf. — Ins-rUonsg-buhr für den Raum einer Seil« 2 Sigr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Uebe-Vki». Deutschland. Pfarrer Frantz. — Die deutschen Lhierärzte in Hanno ver. ch Stuttgart. Turneradrcssc an Jahn. Beeidigung der Stadträthe. OMains. Festmahl. — Die großherzogl. hessischen Staatsdiener. — Der König von Dänemark in Flensburg. — Hr. Bcselcr. * Sondershausen- Die Oesfcntlichkeit der Hinrichtungen. ^treuGen. ** Vertin. Der Polenproccß. s Königsberg. Hr. Lauterbach. Hr. Sperling. Revolutionaire Schriften. Die Kartvffclkrankheit. -i-Von der Etbe. Die Uhlich'sche Sache. — Hr. Cobden. — Die Kaufmann schaft in Stolpe. <S*»Gdritannien. Die Parlamentswahlen. Prinz Albert. Die Naviga- tioNSgesetze. Die Erbauung neuer Kirchen. Das Shakcspearehaus. Der Great Britain. Die Chartistenführer auf Bandiemensland. Frankreich. Die Pairekammer. Die Journale. Der Handel wegen des EiscnbahnprojectS von Paris nach Meaux. Hr. Warnery. Prcßproceß. Das Geschwader des Prinzen von Joinville. Die Verwundeten des Comte d'Eu. Nachrichten aus Otaheiti. S Paris. Zustände und Stimmungen. Schweiz. Die Offiziere des Sonderbundes. Amulete. Italien. Nom. Die Bürgcrgarde. Verhaftung. Die Audienzen. Die Geist lichen.— Die Verschwörung in Rom. Neapel- Rüstungen. Die Räuber. -Türkei. Konstantinopel. Die Kurden. Mohammed-Ali-Pascha. Grund steinlegung. Persvnalnachrichten. Handel und Industrie. ^Leipzig- Börsenbericht, chteipsig. Die StaatS- eisenbahn von Neuenmarkt bis Hof. — Berlin. Ankündigungen. Deutschland. Die Speyerer Zeitung berichtet, daß Pfarrer Frantz vor demCon- fistorium in Speyer am 5. Aug. über verschiedene Fragen vernommen worden sei. — Die Deutsche Zeitung meldet von einem neuen Verbot in Han nover. Die Zusammenkunft der deutschen Thierärzte in Hannover ist vom König, der sein« Abneigung gegen solche Versammlungen überhaupt entschieden ausgesprochen hat, nicht gestattet worden. s Stuttgart, 6. Aug. Unterzeichnet von den 14 schwäbischen Turn gemeinden ist dieser Tage eine Adresse an den Turnvater Jahn ab- gcgangcn, dessen Geburtstag bekanntlich auf den 11. Aug. fällt. Der Wortlaut jener Adresse ist: „Vater Jahn! Gestatte, hochverehrter Mann, daß Schwabens Söhne, Lie eS fühlen, daß sie auch des großen theuern Vaterlandes Söhne sind, sich -heute Dir nahen im unmittelbaren Ausdruck ihrer Liebe und Anhänglichkeit, ihrer Begeisterung für Dich, den Greis mit Silbcrlockcn, welche ein thaten- reiches, sturmbewegtcS Leben gebleicht hat im harten Dienst ums Vaterland. Wenn «thätig sein» leben heißt, so hast Du viel gelebt, nicht blvs IVJahre, nach dem gewöhnlichen Begriff gezählt; wenn unsere Unsterblichkeit haupt sächlich bestehen muß in den Werken, die, wenn auch der Staub zum Staube gekehrt ist, nach uns noch fortleben und unseres Jchs flüchtige Spur zu ei ner unauslöschlichen machen, so ist Dir die Unsterblichkeit gesichert. Und fort- teben wird in der deutschen Jugend die Erinnerung an Deine Begeisterung, als eS galt, mit den Waffen in der Faust dem frcznden Dränger sich entge genzuwerfen, fortlcben wird die Erinnerung an Dein Beispiel, wie eS, auch wenn das Alter den Rücken gebeugt, Auge, Hand und Fuß unsicher ge macht hat, doch noch möglich sei, im Herzen sich zu bewahren jugendliche Frische, um im «Frisch» froh zu sein, im «Frisch und Froh» frei und bei «Frisch, Froh und Frei» auch fromm; fortleben wird Dein großes Werk: die Lurnerei, so lange bei der deutschen Jugend im uncntncrvtcn Körper ein für de« Vaterlandes Größe warmschlagcnde« Herz wohnen wird. So, in diesen, dem Urbilde gegenüber freilich nur matt gezeichneten Zügen lebt Dein Bild in unsern Herzen, die rascher schlagen, wenn Deines Namens Klang ertönt in Liedern und ernsten Reden und heitern Trinksprüchen. Möchte diesem Ausdruck unserer Verehrung, dem wir dir gegenüber das Versprechen 1>cifügen, stets würdige Söhne des Vaterlandes sein zu wollen, das Glück werden, an Deinen abendlichen Lebcnöhimmel, dem wir noch lange Dauer und milde Sonnenblicke wünschen, einen freundlich schimmernden Stern zu heften! — In Liebe den Brudcrkuß. — Gut Heil! — Die schwäbischen Turngemeinden." Gestern Vormittag fand im Rathbaussaale die öffentliche Beei digung der ncugcwählten Stadträthe und Bürgcrdeputirlcn statt. Abends vereinigten sich eine große Anzahl Bürger zu einem gemcinschaft- Lichen Festessen. V Mains, 6. Aug. Mit Ausnahme von Hügel und Perrot sind alle rheinhessischen Abgeordneten der letzten Ständeversammlung als Ehren gäste zu einem solennen Gastmahle von der hiesigen Bürgerschaft ein- geladen worden. — Der Staatsrcgierung dcS Großherzogthums Hessen liegt ein Pro- jcct vor, welches die Staatödiener zunächst angehen soll, und zwar insofern, als der Vorschlag gemacht wird, durch eine einfache und wenig kostspielige Einrichtung die verschiedenen Klassen der Angestellten gegen die Folgen einer künftigen Thcucrung möglichst sicher zu stellen. Für den Fall der Genehmigung des vorgelegtcn Planes, der gar nicht un praktisch zu sein scheint, hätte die RegierMg bloS die Oberaufsicht zu führen und die Localitätcn zur Aufbewahrung der Getreidevorräthc zu be willigen, alles klebrige aber, wie auch die Bestreitung der verhältniß- mäßig geringen Vcrwaltungskostcn, den Bctheiligten zu überlassen. (Fr.J.) — Aus Flensburg vom 31. Jul. schreibt man der Deutschen Zeitung: „Gestern Nachmittag langten der König und die Königin von Dä nemark mit einem Dampfschiffe von Kopenhagen hier an, um sich von hier über Husum nach Föhr zu begeben. Das hiersclbst zum Schutze der dänischen Filialbank stationirte Militair war durch eine aus Schleswig hcrbcigezcgene Verstärkung verdoppelt, auch die Polizeimannschaft der Stadt durch eine große Anzahl für die Zeit der Anwesenheit des Königs angenommener Leute vermehrt worden. Das hohe Paar ward an der Schiffbrücke von den Beamten der Stadt und der Umgegend empfangen; eine große Mcnschcnmasse war zusammengeströmt, verhielt sich aber durch aus still, fast lautlos. Nach den üblichen Vorstellungen der Beamten ward in dem Garten der Agentin Christiansen eine Collation eingenom men; dieser sehr geräumige und dem Publicum gewöhnlich offenstehende Garten ward verschlossen gehalten und ringsumher bei den Verzäunungen, innerhalb und außerhalb des Gartens, waren zahlreiche Wächter aufge stellt. Solche seit Mcnschcngedcnkcn unerhörte polizeiliche Thätigkeit konnte jedoch nicht verhindern, daß in einem nahegelegenen öffentlichen Garten das bekannte Volkslied « Schleswig-.Holstein mcerumschlungen» erscholl. Nachdem der König noch in dem sogcnanntetk Bürgerverein eine zweite Collation eingenommen hatte, ward ihm von den Mitgliedern eines Sän- gervcreins, welcher sich der Dänische nennt, obgleich er nicht Dänisch, sondern Deutsch singt, ein Fackelzug gebracht, der, da mehre zum Bei tritt aufgefoderte Zünfte ihre Theilnahme verweigert hatten, weniger zahlreich ausfiel, als man gewünscht hätte. Selten hörte man ein schwa ches Hurrah, größtenthcils von Knabenstimmen." — Der Ober - und Landgcrichtsadvocat Bese ler in Schleswig hat seinen Wählern in der Stadt Tendern, wohin er in Folge einer Einla dung gegangen war, erklärt: daß er sich in Gemäßheit der formell nicht anzufcchtcnden Versagung der königl. Herzog!. Genehmigung seiner Wahl nicht als Mitglied der nächsten schleöwigschcn Ständeversammlung anschen könne. Die Weser-Zeitung meldet dazu: „Sonach bleibt dieser Stän- devcrsammlung nur die Beschwerde, daß Bcscler ausgeschlossen sei; die Frage über seine Zulassung wird nicht zur Erörterung gelangen. Wir zweifeln nicht daran, daß das Land seine Subsistenz sichern und hoffen, daß er bewogen werden wird, die Advocatur nicderzulegcn, damit er einer Genehmigung zum Eintritt in die Ständeversammlung nicht fer ner bedürfe." * Sondershausen, 10. Aug. Damit, daß unser Landtag sich gegen die Oeffentlichkeit der Hinrichtungen erklärt hat (Nr.222), ist man wol im Allgemeinen einverstanden, weil man fühlt, daß die öffent lichen Hinrichtungen, weit entfernt, ihren Zweck, als abschreckendes Bei spiel zu dienen, zu erreichen, nur ein der Menschenwürde wenig entspre chendes Schauspiel sür die Neugierde der Menge darbicten und weil man nicht verkennen kann, daß das moralische Gefühl der letztem durch solche Schauspiele nicht etwa veredelt, sondern abgestumpft wird. Man höre nur die rohen und groben Scherze und sei Zeuge der Unsittlichkeiten, wie sic bei jeder öffentlichen Hinrichtung sich wiederholen; man höre nur, wie man dem hinzurichtcndcn Miffcthäter bewundernde Theilnahme und Hul digung zollt, und man wird nicht länger an der völligen Unzweckmäßig keit dieses traurigen Actes zweifeln können. Allein es wäre sehr zu wün schen gewesen, daß die Stände sich näher über Das ausgesprochen hät ten, was sie an die Stelle dcS dcrmaligen Modus gefetzt zu sehen wün schen. Wenn sie blvS aussprechen, eS möge fernerhin die Hinrichtung im Gefängnißhofe geschehen und der Moment derselben durch daS An schlägen einer Glocke verkündet werden, so ist das offenbar ein zu kahler und unzureichender Antrag, »Selcher der Regierung wenig Anhalt zur