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Montag ktipNg. Di« Zeitung ««schein, täglich Abends. Au beziehen durch alle Poüämter des In» und Ausländer. Nr 221. ». August 1847. Deutsche Allgemeine Zeitung. UM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «ebervlitk. Meutschland. Die DiLcesansynode in Frqnkenthal. — Äairische An leihe. *Äus Obersachsen. Die Differentialzölle. — Lob des Frhrn. v. Türkheim. — Adresse aus tzaderslevcn. Preußen. Vertin. Landtageabschied. Kerlin. Der Polenproceß. —Mcjico. Portugal. Die Expedition nach Madeira. General Concha. Oporto. Ruhe störungen in den Provinzen- Graf Lavradio. Die spanischen Truppen- Spanien. Die Königin. Navas de Pinares. Die Zollstätten. Der päpst liche Nuntius. Die progrcssistischc Partei. Differenzen zwischen der Kö nigin und dem Grafen Mensdorff. Großbritannien. Die Königin. Die Wahlen. Lord Palmerston's Wahl rede zu Tiverton. Der Großfürst Konstantin, z London. Die Wahlen. Frankreich. Pairskammer. Die Generalconseils der Departements beru fen. Der Proceß Lalabot. Hr. Teste. Das Dampfschiff Comte d'Eu. Die Messe zu Beaucaire. Spanische Flüchtlinge. General Prim. Das Geschwader des Prinzen Joinville. ** Parisi Hr. Guizot. Belgien. * Krüssel. Das Ministerium- Italien. *Nom. Die Verschwörung. Nom. Die Cardinäle. Freddi ge fangen. Gesetze. Die Nationalgarde. Das Kricgsministcrium. Nom. Die Bürgergarde. Sendung nach Petersburg. Die Kulschcrrevolution. Cardinal Ciocchi. Die Vorgänge in Faenza. Fürst Lorlonia. — Capi- - tain Riva. Griechenland. Äthen. Grivas. Die türkisch-griechische Angelegenheit. Südamerika. Waffenstillstand zwischen Buenos Ayres und Montevideo. Handel und Hndnlkrie. Fruchtpreise. * Leipzig. Del. — Verkehr deut scher Eisenbahnen. — Berlin. Antünbigungen. Deutschland. Das Frankfurter Journal enthält Folgendes aus Frankenthal in der bairischen Pfalz: „Die diesjährige Diöcesansynode, welche am 19. Jul. dahier abgchaltcn wurde, war unstreitig eine der wichtigsten, seit dem dieses Institut besteht, was schon ihre ungewöhnlich lange Dauer von zehn Stunden beweist. Ungeachtet nämlich der gcgcntheiligen Ansicht des Dirigenten und der Hinweisung desselben auf eine die Bcrathungsrechte der Oiöcesansynoden wesentlich beschränkende Verfügung des königl. Obcr- eonsistoriums, wurden diese Rechte unter Bezugnahme auf die hierher ge hörigen Bestimmungen der VcrfaffungS- und der Vercinigungsurkunde, besonders auf tz. 7 des dritten kirchlichen Edicts, kräftig gewahrt, und somit über einige der wichtigsten Fragen, welche jetzt unsere vereinigte Kirche der Pfalz bewegen, verhandelt. In dieser Hinsicht standen in erster Reihe die in der winzinger Eingabe an den König (Nr. 18-1) enthaltenen Be schwerdepunkte, denen gemäß die Synode über folgende Gegenstände sich aussprach: 1) Daß nach H. 3 der Vereinigungsurkunde die heil. Schrift die alleinige Glaubens- und Lchrnorm bildet, folglich den symbolischen Büchern, in welchen die sogenannte allgemeine proiestantischeKirchcnlehre enthalten sei, keine normative Geltung beigclegt werden könne. 2) Daß demnach die von dem königl. Obcrconsistorium im Jahre 18-14 ohne Ge nehmigung der Generalsynode ertheilte Amlsinstruction für die protestan tischen Geistlichen der Pfalz, wonach diese an Eidesstatt das Handgelübde oblegen sollen, jene Kirchcnlchre nach ihrem ganzen Inhalte vorzutragen, verfassungswidrig erlassen und darum ungültig sei. 3) Daß aus glei chem formellen Grunde die Instruction zu dem Katechismus beseitigt werde. 4) Daß ebenso einige ohne Gcnehmhaltung der Gcncralsynode in die neue Agende aufgenommcne Formulare, z. B. über die Nothlaufe, aus derselben entfernt werden. 5) Daß bei der lutherisch-theologischen Facultät in Erlangen ein besonderer Lehrstuhl für die vereinigte Kirche der Pfalz errichtet, jedenfalls aber bezüglich des Besuchs dieser Universität von Seiten der Thcologicstudirendcn der Pfalz aller Studienzwang auf gehoben werde. 6) Daß die AmtSsuspension des Pfarrers Frantz zu Ju genheim aufgehoben und derselbe in sein bisheriges Pfarramt wieder ein gesetzt weide. Wegen dieses Antrags, welchen der Dirigent sich weigerte zur Verhandlung zuzulasscn, wurde von der Synode eine energische Pro- tcstaticn in das Protokoll nicdergelcgt. Außerdem wurden noch folgende Anträge gestellt: 7) Daß die wissenschaftlichen Vorträge der Dekane in den Diöccsansynodcn künftighin schon aus dem Grunde nicht mehr statt finden sollen, weil durch dieselben und die Unterredungen darüber ein be deutender Theil der lediglich zu praktischen Verhandlungen bestimmten Zeit hinweggenommcn, also der eigentlichen Wirksamkeit der Synode entzogen werde. 8) Daß von der VcrfassungSurkunde der protestantischen Kirche der Pfalz ein besonderer Abdruck veranstaltet und in den Gemeinden ver breitet werden solle, ö) Daß dem Gustav-Adolf-Vereine, resp. dessen Einführung in Baiern, die allerhöchste Genehmigung erwirkt werden möge. Alle diese von verschiedenen Mitgliedern der Synode gestellten Anträge wurden nebst einigen andern von weniger allgemeinem Interesse, zum Theil nach langwierigen und stürmischen Debatten, dennoch mit einer überwie gend großen Stimmenmehrheit angenommen." — Das bairische Finanzministerium beabsichtigt eine Anleihe bei der bairischen Hypotheken- und Wechselbank in München im Betrage von 10 Mill, abzuschließen, und zwar, wie man hört, zu sehr annehmbaren Bedingungen. (Fr. I.) * Äus Obersachsen, 6. Aug. sForts. aus Nr. 220.) Weiter beant wortet die Hamburger Denkschrift die Frage: „Welche Einwirkung würden die Differentialzölle auf die deutsche Industrie ausübcn?" Sie schickt voraus, daß man bei Abwägung der Ausfuhren gegen die Einfuhren mit Unrecht nur auf die Industrie-Erzeugnisse Rücksicht nehmen würde, daß vielmehr die Bodenerzeugnisse wesentlich mit ins Gewicht fallen, und daß schon aus diesem Grund England als Abnehmer für die deutsche Gewerb- thäligkcit nicht die geringe Bedeutung habe, welche man demselben ge wöhnlich beimesse. Mas nun aber den Absatz deutscher Industrie Erzeug nisse in den transatlantischen Ländern betrifft, den die Freunde der Dif ferentialzölle durch die Erzwingung der dircctcn Einfuhren zu befördern beabsichtigen, so ist zu erwäacn, daß der Handel jetzt nicht mehr in einem so einfachen Zustande sich befindet, wie es noch zu Zeiten der alten Hansa, auf die man sich so gern beruft, der Fall war. Damals mochte sich der Handel in der Regel in einen dircctcn Waarcnaustausch auflösen, der Flandcrfahrer in Hamburg oder Lübeck bestieg sein eignes Schiff, segelte nach Brügge, vertauschte dort seine Ladung, nahm neue Ladung ein und beeilte sich, vor Winter nach Hause zu kommen. Jetzt haben sich die Wege des HandclS sowie die Mittel des Umsatzes und Absatzes so sehr vervielfältigt und verwickelt, daß an einen Verkehr von solch einfacher Be schaffenheit nicht mehr zu denken ist. „Der Kaufmann will gewinnen, und um gewinnrciche Geschäfte zu machen, genügt cs nicht, eine Ladung deutscher Waaren über See zu sen den und den Ordrebricf mitzugebcn, daß eine Ladung Kaffee oder Zucker hier her geschickt werden solle; eS bedarf, um der Unternehmung als Richtschnur zu dienen, einer genauen Kennlniß und Berücksichtigung der Preise an den ver schiedenen Orten, der Vorräihe, der Größe der Consumlion und Production, der Aerntcn, der bereits geschehenen Versendungen, der Geldmärkte und der Cursverhälinisse; cs müssen dem Handel nicht blos seine Erfodernisse, es müssen ihm gewissermaßen selbst seine Capricen abgelauscht werden. Es ist nur ein günstiger Fall, wenn die Sache so einfach steht, daß deutsche Waaren, nach einem Handelsplatz in Amerika versendet, dort Gewinn bringen, und gleichzeitig nordamcrikanische Waaren, von dcmtclbenPlatzc nach Deutschland verschifft, hier mit Gewinn verkauft werden können. Viel häufiger kommt vor, daß die Rückladung hierher nicht rcntircn würde; es muß also die Zahlung in Wechseln entweder hierher rcmikiirt werden oder nach irgend einem andern Orte, von woher Waaren, hierher versendet, rcntircn wür den. Ist Letzteres möglich, so überläßt der Aussender es öfter einem Dritten, die fremde Waare hierher zu senden, weil nicht jeder Kaufmann in jeder Handelsbräuche arbeiten, und nicht alle über alle Märkte gleich gut unterrichtet sein können. Muß aber der Ausscnder selbst die Retou ren kommen lassen, so ist cS nothwcndig, daß er wenigstens freie Hand behalte, sie dahin zu dirigiren, wo er den b.sten Markt findet; dies läßt sich bei den Schwankungen der Märkte in der Regel erst bestimmen, wenn das Schiff in der Nähe ist; daher der so häufige Fall, daß außereuro päische Ladungen ihre definitive Bestimmung erst im Kanal erhallen, was Alles mit jener Theorie in vollem Widerspruche steht." Oer deutsche Handel hat es besonders mit Hülfe seiner transallanti- schen Etablissements, deren cs zu Ende des Jahres 1845 343 großen- lhcilS hanseatischen Ursprungs gab, vortrefflich verstanden, diese Compli- cationen des Verkehrs im Interesse der deutschen Industrie sowol als der Nhedcrei auözubeuten, und nichts hindert den naturgemäßen Fortschritt auf diesem Wege, wenn man nur die freie Bewegung nicht hemmt. Die Ausfuhr Bremens seewärts betrug im vorigen Jahre mehr als 13'/^ Mill., die Ausfuhr Hamburgs auf demselben Wege 40 Mill. Thlr. (80 Mill. Mk. Bco.), darunter für 35 — 38 Mill. Mk. Bco. an Weberei- und Spinnereiwaarcn, d. h. mehr, als der Import Hamburgs an Kaffee, Zucker und Taback beträgt.