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Donnerstag Nr 1W. 1S Julius 1847. Deutsche Allgemeine Zeitung. MM ' «Wahrheit und Reckt, Freiheit und Gesetz!» «ebe-bli». Deutfchla«b. »Aus Deutschland. Die drei nordischen Großmächte. — Hr. Schwaiger. — Bamberger Adresse. — Der päpstliche Nuntius. — Di« Lutncr in Eßlingen. — Die Untersuchungen in Marburg. — Das Lurnwesen im Großherzoathum Hessen. — Peter Nielsen in Flensburg. * Meiningen. Di« Auflösung des Landtags. — Die Waisenkinder m Hamburg. HtbeuGan. ** Vertin. Entgegnung, s Königsberg. Feuer. Die freie Gemeinde. Bauten. — Der König. — Prinz Friedrich. — Der Cassa tionshof. K-eVerretch. * Deva. Markalcongregation. Die Palastfrage. Mp»H»ptt«r»»ton. Parlament. Staheiti. Das neue Gesetz über Fort- Weisung Armer. General Priarte. KranVerich. Der Proceß Eubitrc«. Deputirtenkammer. Die neue An leihe. Das Reformbankct. Das Geschwader de» Prinzen von Joinville. ** Paris Dtr Proceß vor dem Pairthofe. Schwei,. Luzerner Rüstungen. — Kriegsplan. — Di« Frauen der Ur- cantone. statte». »Kam. Die Reformen des Papstes. Die Lodtenbestattung.j Mejieo» Der Krieg. Neue Constitution. Sandie» «nd «»»«Kete. »Hechingen. Münzcartel. »ktipsig. Bör senbericht. »Lübeck. Eisenbahn. — Berlin. ^nkÜndtgungen. D-«tschka«d. * Aus Deutschland, > 2. Jul. Was sich bei der Bekachtung der Angst veröffeittlichten Declarationen von Oesterreich, Rußland und Preu- ßen über die krakauer Angelegenheit (Nr. 185) al» bemerkenSwerth her- «gsstcht, ist, daß Pies« hreiMiArte Kch immer noch als engverbündete und gleichmäßig conservatkpt Mächte in denselben darstellea. Die Begebenhei ten der neuern Zeit schienen dies in Zweifel zu stellen. Oesterreich vermied «s, durch eine Heiralh mit Rußland in engere Verbindung zu Keten; seine Antipathie gegen die russischen panslawistischen Tendenzen und Gelüste rücksichtlich der Türke« ist bekannt. Preußen ergriff ebenfalls mehre Maßregeln gegen die russische Handelspolitik, befestigte sich an den russi schen Grenzen, befolgte in seinen polnischen Besitzungen ganz andere Ver waltungsgrundsätze Und wendet sich immer mehr liberalen Institutionen zu. Auf der andern Seite meidet der russische Hof bei seinen Reisen im vorigen und diesem Jahre sichtbar die preußischen Staaten, die militairi schen Sympathien zwischen beiden Heeren sind gänzlich erloschen, und der Zgr als Chef eines preußischen Kürassierregimen >ö nimmt an demselben nicht mehr den früher« An'heil, sondern beschränkt sich darauf, seinen Beitrag zur Regimentömusik zu gebe«. So hätte man wol in Deutsch land meinen können, die frühere Allianz zwischen den deutschen Groß mächten und Rußland sei verschwunden, um so mehr, als jetzt nicht bloS Liest, sondern auch England, ja selbst Frankreich faktisch conservatioe Mächte sind. Die Declaration über Krakau scheint das Gegentheil zu beweisen. Sie stellt di« drei Staaten als verbündet dar. Wir werden jedoch kaum irren, wenn wir glauben, daß sic solidarisch nur rücksichtlich der polnischen Frage verbunden sind. Dies erfodert ihr Interesse. Aller- Lings ist für den Weltfrieden zu wünsche«, daß sie es auch in andern, ja in allen Beziehungen sein möchten. Dieser Wunsch gehört jedoch zu Len frommen,, den» dir Interessen dieser drei Staate« sind von Natur so verschieden und werden es durch den Fortschritt der Zeit in dem Maß immer mehr, daß auf eine «atsnto oorüisle zwischen ihnen in alle« Punkten nicht zu rechnen ist. So viel steht indessen fest, daß die deut schen Großmächte an sich mächtig genug sind, um ihre Interessen, na mentlich die des gemeinsamen deutscken Vaterlandes, gegen jeden Feind auch ohne Ruhland, selbst gegen dasselbe zu vcrtheidigen. — Dem Nürnberger Correspondenkn schreibt man aus München vom II. Jul.: „Vorgestern starb hier der bekannte Director des sogenannten VolkSthcaters, Hr. Schwaiger, ein Mann, der in seiner Art, eine BWe zuzeiten, VicleS^elei^ hat. Hoffen wir, daß jenes Theater jetzt in hie Hqnde eines Mannes übergehen werde, der aus demselben Das macht, was es. sein soll: «in VolkStheatcr. Großes Aergerniß bei vielen Bewohnern unserer Stadt erregt der Umstand, daß Hr. Schwaiger sich Irotz eifrigsten Zuspruchs der Geistlichkeit beharrlich geweigert hat, vor seinem Tode zu beichten und di« Sterbesakramente zu empfangen; die Geistlichkeit versagt demselben daher auch das kirchliche Begräbniß, so daß Schwaiger, wie bis jetzt bestimmt ist, morgen in aller Frühe ohne Geistlichen begraben werden wird, ein Fall, der in unserer Stadt lange nicht vorgekommen ist." — Das Bamberger Tageblatt schreibt: „Der perfide Borwurf deS Fanatismus und UltramontaniSmuS, ryelchen einige auswärtige Blätter in Folge deS jüngsten, wenn auch unbedeutenden, doch von ave» Klaffe» gemisbilligten Straßenlärms Bamberg machen zu können glaubten, hat die Behörde veranlaßt, in einer ehrfurchtsvollen Adresse an Se. Mas. de» König den Ausdruck der Loyalität und längst bewährten Anhänglichkeit an Allerhöchstdenselben zu Füßen zu legen." — Aus München vom Iv. Jul. meldet die augsburger Allgemeine Zeitung: „Der päpstliche Nuntius am bairischen Hofe, Monsignore Morichini, wird sich morgen in Urlaub nach Rom begeben," — Die Ulmer Schnellpost schreibt aus Eßlingen vom 6. Jul.: „Gestern Abend wurden unsere Turner auf den Turnplatz berufen und ihnen durch unsern Polizeicommissar ein Schreiben vorgelese», worin ih nen auf allerhöchsten Befehl für die Bereitwilligkeit, mit welcher sie sich zu Nachtpatrouillen gebrauchen ließen, gedankt und damit zugleich Lid Mitthcilung verknüpft wurde, daß sich der hiesige Turnverein der aller höchsten Gewogenheit versichert halten dürfe." — Im Frankfurter Journal heißt es aus Marburg vom II. Jul.: „Wiederum ist einer der bei den bekannten Neuhofsversammlungen be- theiligten sogenannten Lichtfreunde, der hiesige GWtewärter Koch, wel cher der Blasphemie und Verspottung des Abendmahls angeklagt war, von dem Criminalsenate des Obergerichts freigesprochen worden. ES schwe ben jetzt in dieser Hinsicht noch zwei Anklagen, gegen den Braumeister Pfeiler und den Professor Bayrhoffer. Oer Letztere ist seit Monaten nicht mehr verhört worden, doch scheint dir Untersuchung noch nicht ge schlossen zu sein. Auch haben di« Verhöre wegen der an Hcitkel und Sunkel gerichteten Adressen, worüber noch eine Anzahl von Unterzrichnem zu vernehmen ist, seit einem Vierteljahr und darüber keinen Fortgang gehabt." — Im Schwäbischen Merkur heißt es aus Darmstadt vom S. Jul.: „Wie sich die Turnangelegenheiten schließlich in unserm Lande noch regeln werden, ist ungewiß. Vorläufig liegt nur vor, daß man für die Schüler der öffentlichen Schulen das Turnen, jedoch hauptsächlich in sei ner Eigenschaft als Spiel und als Unterrichtsstunde, mehr und mehr zu begründen di« Absicht hat. Anders mit dem Turnen der Erwachsenen. In Gießen, Offenbach und Darmstadt sind diese Uebungen bereits verbo ten, doch, wenigstens hier, das Verbot noch nicht vollzogen, da der Vor stand der hiesigen Turngesellschaft den RccurS dagegen angezeigt hat. Auch tritt hier der Umstand hinzu, daß die Turngcsellschaft zugleich frei willige Spritzenmannschaft ist, indem ihr schon vor einigcr Zeit vom Kreis.- rath eine Spritze zur Bedienung bei Feuersbrünsten zugestellt wurde und man diese ihre Dienstleistung nicht gern entbehren möchte. Zn Offenbach hat sich der Gemeinderalh der bedrohten Turnanstalt angenommen. Von Mainz endlich, wo die Turner sich schon mehrmals durch ihre Thätigkeit bei Feuersbrünsten auSzeichneten, hört man, daß der dasige KrriSrath auf ergangenen Befehl zur Auflösung sich zwei Mal mit Gegenvorstellungen an hiesige höchste Staatsbehörde gewendet habe. Der Erfolg davon war bis jetzt günstig." — Der bekannte dänisch gesinnte Abgeordnet« der Stadt Flensburg in der schleswigschcn Ständeversammlung, der kürzlich verstorbene Peter Nielsen, welcher stets noch den Glaub«», daß er vermögend sei, zu er halten wußte, hat wider Erwarten eine so ansehnliche Schuldenlast hinter lassen, daß seine Masse für circa IOV,VVV Mk. Cour, keine Deckung ge währt. Seinem Principe, den directen Handel nach Flensburg zu leiten, gemäß, ließ er sich als Fabrikant nicht mit den Hamburger, sondern we sentlich nur mit flenSburger Kaufleuten in Geschäfte ein, sodaß die Ver luste meistens Einwohner dieser Stadt treff«». Dadurch ist die dänische Sache bei vielen Flensburgern sehr in MiScrcdit gerathen. Um dieser Sache wieder aufzuhelfen, ist man jetzt darauf bedacht, zu bewirken, daß die Deckung der Schulden aus der Staatskasse übernommen werde, was IheilS, dadurch geschehen solle, daß das Wohnhaus des Verstorbenen für emen «norm hohen Preis anzukaufen wäre, um dasselbe als Posthauß zu benutzen, theils daß directe Zuschüsse aus der Staatskasse gewährt