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Montag 12. Julius 1847. Deutsche Allgemeine Zeitung. " «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Preis für Nat viertel» j«br 2 L'NN. Ins,rlionSgibuhr für de» Raum einer Zeil« 2 Ngr. FL AU dejiehen durch «Uc d^WW.n-und U«be*bltäk. Mevtschlan». * Au« Mitteldeutschland- Da« Volk. — Lola Montez in Äambera. — Hofrath Behr. K Leipsia. vr. Harleß. Prof. Al- brccht. N Kassel- Die LheuexungSwirren. Berichtigung. OAus Kur- Hessen. Petition. — Die Mainzer Turner.— Da« dänische Seminar. Hsppussen. sÄerlin. Fürst Lynar. Ständische Bildergalerie. * Posen. Hr. v. Minutoli. Adresse. — Die russische Anleihe. — vr. Mendelssohn. Evesserreich. Die galizischen Bauern. MroDSkltannien. Parlament. Die Staatseinnahmen. Die Fcstlichkei- , ten in Cambridge. Urnnkreich. Parlament. Der Herzog von Montpensier. Hr. Pellapra. vi Paris. Das Ministerium. Die Kammerarbeiten. Die Opposition. Re- § formbanket. «Uchweiz. »Aus der westlichen Schwei;. Die französische Rote. Die LagsatzungSinstructionen. — LagsatzungSdiner. ^tAUe«. Die Opposition. Mchwede« und Storwegv«. Der Kronprinz von Dänemark in Stock holm. Griechenland. »»Athen. Die Wahlen. — General Grivas. General Kri- ..." s/ M^oldan und Malachei. Das Feuer in Jassy. »Perfonalnachrichten. handel und JnduEvie. Von der Iveser. Dampfschiffahrt. »Leipzig. Eisenbahnwegweiser. — Frachtpreise. »Leipzig. Oel. »Memel. Ge- ' treibe. — Berkehr deutscher Eisenbahnen. — Berlin. «ntündigungen. Deutschkan- * Äuö Mitteldeutschland, 9. Jul. Bezeichnend "für den Stand der politischen Tendenzen und Anschauungsweisen ist es vor Allem, welchen Begriff man mit dem Worte Volk verbindet und ob man einzelne Klassen slmd welche mim darunter begreift: Thatsächlich hielt sich im Mittelalter -ei manchen Nationen so ziemlich nur der Adel für das Volk; doch ist <r nirgend, als höchstens in Ungarn, so weit gegangen, die übrigen Klas sen als gar nicht zum Volke gehörig zu betrachten und die wisora oon- tribuens ploks von dem stolzen populus Uungarious zu unterscheiden. Daß aber die Mächtigen des Volks in so vielen Fällen wenigstens that- sqchlich handelten, als wären nur sie das Volk und der Staat nur für sie da, dafür fand sich die Ntmesis, als SicyeS von dem Tiers-Parti proelamirte, daß er früher Nichts gewesen sei, bereits anfange Etwas zu sein und bald Alles zu werden bestimmt sei. Seit der französischen Re- vplütiön fing man an, das Volk seinen höchsten Klassen, dem Adel so- wol wie allen Organen der öffentlichen Macht cntgegenzusetzen, und der Bürgerstand wollte in der That Alles,, er wollte das Volk sein. Ob es -auch ihm gegenüber, dessen Herrschaft doch noch nicht lange gedauert hat, M sich so schwer versündigen zu können, bereits eine Nemesis ist, oder v- bloße nachahmende Parteitaktik waltet, lassen wir dahingestellt sein; r»2re es eine Nemesis, so möchte sie ihren Ursprung mehr in gegen oben «lS in gegen unten begangenen Sünden finden; aber gewiß ist, daß auch der Bürgerstand demselben Geschicke zu verfallen beginnt, das er über Fürsten, Adel, Beamte, Klerus und Heer verhängt halte. Die Schrift- Aller der socialistisch - kommunistischen Richtungen unterscheiden bereits ganz unumwunden zwischen der Bourgeoisie und dem Volk und erkennen such den Bürgerstand nicht mehr als zum Volke gehörig an, das sieviel- wehr lediglich aus den handarbeitendcn Klassen und Proletariern bestehen lassen. Dahin ist der hohe heilige Begriff des Volks, dieses großen or ganischen Ganzen, daS nur in seiner vollendeten Gliederung eine Wahr heit und zur festen Verknüpfung der Jahrhunderte bestimmt ist, gekom men! Bereits haben jene Richtungen diese Anschauungsweise eben so sicher »nd als eine sich von selbst verstehende in ihren Sprachgebrauch ausge nommen, wie das zeither die Schriftsteller der politischen Tendenzen des LierS-Parti mit der ihrigen, eben so irrigen und beschränkten, nicht ohne Erfolg gethan hatten. — Aus »»mtzers vom 3. Jul. schreibt das Frankfurter Journal: ^,Um wechselseitigen Entstellungen vorzubeugen, thrile ich Ihnen den wahrheitsgetreuen Sachverhält über die hiesige Erscheinung der Lola Montez mit. Im Hotel zum Bamberger Hofe waren auf Veran staltung eines Lotto-EovectrurS Dekorationen zum festlichen Empfange der selben angebracht worden, was die Andersgesinnten noch mehr reizte, die im Bahnhofe Angckommene mit Schreien und Pfeifen zu empfangen. Lola Montez bedrohte die den Wagen umdrängende Meng?' mit Pisto len. Nach ihrer Ankunft wurde der Gasthof eine Zeit lang geschlossen. Dieser mit vermuthlicher Entstellung ins Bad Brückenau gelangende Vor fall wurde daselbst übel vermerkt. Es muß hier zur Vermeidung eines möglichen Misvcrständnisscs bemerkt werden, daß die Motive, die dm von der gestürzten Partei fanalisirten Haufen leiteten, der städtischen Ble- hörde durchaus fremd sind. Der bambergcr Magistrat gehört, wie daS sein jüngstes Aktenstück über Oeffentlichkeit und Mündlichkeit bekundet, zur entschieden freisinnigen Partei. Von diesem Standpunkt aus dürste seine Handlungsweise die angemessenste Beurtheilung finden. Daher auch die in seiner Mitte gefallene Aeußcrung: «Wir haben die VerwaltungS- grundsätze des Ministeriums Abel jederzeit offen bekämpft, wir finden uns aber dadurch nicht veranlaßt, der gefallenen Größe der Rückschritts. Partei einen Fußtritt bcizubringen, halten es vielmehr für unsere Ehre und Pflicht, bei dem gegenwärtigen Conflict durchaus neutral zu bleiben.»" — Hofrath vr. Behr hat nunmehr auch die Erlaub niß erhalten, sich in Würzburg, seinem frühem Domicil, niederzulasscn. (A. Z.) k Leipzig, II. Jul. Heute waren die Räume unserer Nikolaikirche wahrhaft überfüllt, um die Antrittsprcdigt des neuen Pastors dieser Kirche, des vr. Harleß, zu vernehmen. Die vielfachen und heftigen Oppositions maßregeln, welche schriftlich und mündlich wegen Besetzung dieser Stelle mit einem strenggläubigen Theologen vorgckommen sind, mußten natürlich in Bie len, welche entgegengesetzter Ansicht sind, die Neugierde erwecken, einen Mann zu hören, der unter so gewaltigen Kämpfen die Lehrkanzel in unserer Stadlkirche besteigt. Es gehört Muth dazu, unter so schwierigen Ver hältnissen die Berufung zu einem so wichtigen Posten anzunehmcn. vr. Harleß hat bewiesen, daß er Muth besitzt, und in seiner heutigen. Än- tritlsprcdigt hat er dargelhan, daß er Muth und Energie aus einem un erschütterlichen Gottvertrauen zu schöpfen weiß. Er verhehlte es nicht, daß der heutige Tag für ihn kein Freudcntag sei, daß Angst und Zittern ihn be fallen müßten, wenn ihn nicht der Segen deS geistlichen Amtes über sich und alle seine Sorgen erhöbe, und daß er hingehe und predige, weil ihn eine höhere Pflicht dazu dränge. Zum Thema hatte er sich die Frage gewählt: Worin die Freudigkeit und Aast eines Predigers im evangelischen Predigtamte be stehe? Darin nämlich, daß unsere Stärke das Gebet ist, daß unsere Vollmacht Gottes Wort ist und endlich unsere Wirksamkeit nicht unser, sondern Werk Gottes ist. Die Durchführung dieser Gedanken bekundete ein festes Gottvertrauen und ein Beugen unter die Allmacht des Höchsten, mit ent schiedener Zurückweisung aller menschlichen Klugheit, Satzung und Einbil dung. Die Predigt enthielt indirekt die stärksten Zurechtweisungen seiner Gegner und der nicht fest am Worte Gottes Haltenden. Sie ward mit Kraft, Würde und Entschiedenheit gesprochen und machte sichtbar einen gewaltigen Eindruck. — Gestern Abend nach S Uhr fand ein Fackelzug zu Ehren des HofratHS Prof. Albrecht statt, welcher einen Ruf nach Mün chen abgelehnt hat und der Universität zu nicht geringer Freude der Stu- dircnden erhalten bleibt. o Kassel, 8. Jul. Wir können jetzt, nachdem die Theuerungs- wirren wol überall als so ziemlich überwunden zu betrachten sind, nicht ohne Gcnugthuung auch auf unser Land und die in ihm trotz aller Noth beobachtete Ruhe zurücksehcn. Es ist uns keine irgend erhebliche Abwei chung von der Ordnung bekannt, die bei uns vorgckommen wäre, und selbst die kleinen Vorgänge, von denen am Schlüsse eines in Nr. 12t» enthaltenen Artikels berichtet worden, sind, wie wir aufs bestimmteste ver sichern können, eben so unbegründet wie die an derselben Stelle angege benen Vorsichtsmaßregeln. Hier am Orte ist von alle Dem, was jener Correspondcnt in seinem Schlußsätze als hier geschehen berichtet, nicht daS Mindeste bekannt geworden, auch, wie wir aus sicherster Quelle versichern können, nichts Derartiges vorgckommen, und muß der Correspondcnt durch das damals so erfinderische Gerücht getäuscht worden sein. «Aus Kurhessen, 7. Jul. Bei der kürzlich vertagten Stände versammlung ist folgende Petition eingebracht worden, über welche die selbe jedoch, wie aus den Landtagsberichten erhellt (Nr. 182), zur Tages ordnung überging: „Hochansehnliche Ständeversammlung! Der Obergcrichtßanwalt vr. Kar. Sternberg zu Marburg thut ehrerbietige Vorstellung, die Revision der Ber,