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Sonnabend Rk. 30. —— 30. Januar 1847. WM Deutsche ««gemeine Leitung. MM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «eberblick. Deutschland. ^ÄusNorvveutsehland. Der Papst und dieKlöster. i'Leip- ttg- Die Deutsch-Katholiken. — Der Kronprinz von Württemberg. *Aus . »aden. UnterstützungSmaßregeln. — Landtag in Darmstadt. * Detmold. Die Auswanderung. *Zkrankkurt a. M. Die Spielbankyalter. MdtnHen» ** Berlin. Die Veröffentlichung der Ständeverhandlungen. Kirchliches in Magdeburg. — Russische Zollbeamte. Defkerretch. Siebenbürgischer Landtag. ** Lemberg. Der Adel. Die - Gendarmen. Spanien. Die Corte». Unruhen in Navarra. W»»Hhritannien. Oberhaus. Zucker- und Rumzölle. Das Morning j Cyronicle über Hrn. Guizot und die französische Allianz. Batterie auf " Penlec Point. Getreidcwucherer. Die Westminsterbrücke. Schneefall. Frankreich. Der Constitutionncl über die Lage Frankreichs. Die russi sche Note über die Einverleibung von Polen. Fahndung auf Cabrera. Ein Gerücht der-«!Presse». ip Paris. Die Adreßdebatte in der Kammer ' von gouvernementaler Seite. Die Allianz Lamartine-Thiers. Hr. Bidet und seine Aussichten. De Gesetzentwurf über den Secundairunterricht. Schweiz. Lessinische Studenten. Oesterrcichische Truppen. — Die gcn- ' fer Entschädigungsfrage. . Italien. Nom. Der Governatore. Daß Bettlerwesen. — Die russische . Kirchenfrage. Die Katholiken in England. Mutzland und Polen. * Petersburg. Das Fest der Wasserweihe. Messe. Zentralamerika. Aufstand in San Salvador. Wissenschaft und Kennst. ^Leipzig. Vorlesungen des Professors Bie dermann. * Leipzig. Concert. -Kandel nnb Industrie. * Frankfurt a. M. Die spanische Schuld, s Berlin. Gasbeleuchtung. * Leipzig. Börsenbericht. Zittau. Die Lö bau-Zittauer Eisenbahn. — Die Ludwegseisenbahn-— Der deutsche Post- eongreß. — Freihafen in Nürnberg. — Wasserstand der Elbe. — Berlin. - Leipzig. ' Vitkündignngen. ---- ----V- ' ^7 , ' - V ' ' -»7---».. , ' . ff Aus Norddeutschland, 27. Jan. Es ist merkwürdig, daß, während der jetzige Papst über die Klöster ganz andere Anfichten hat «iS sein Vorgänger und die starrgläubige Partei seiner Kirche, und des halb diese Institute weit schärfer überwacht und beschränkt, sich auch in Deutschland die öffentliche Aufmerksamkeit darauf richtet. Jrn breslauer Kloster der barmherzigen Brüder ist refermirt worden; aus einem west fälischen Kloster ist eine Nonne dem dortigen Unwesen entflohen und als DeMneiantin desselben in Berlin aufgetreten. In Böhmen hatten die dormherzigen Schwestern ein ihnen zur Erziehung und Pflege übergebenes Mädchen, eine Erbin von einigen Tausend Gulden, aus leicht errathbaren Gründen mit Liebe zum Klosterleben zu erfüllen gewußt. Da aber der <üte Adam in dem Mädchen erwachte und sie in die Welt zurückkehren wollte, setzten sich die Nonnen ihrem Wunsch entgegen und ließen die Tochter selbst dem sie reclamirenden Vater nicht fplgen. Erst durch eine sehr laute Demonstration der dortigen Einwohnerschaft konnten sie bewo gen werden, ihre Beute fahren 'zu lassen. Hoffentlich wird unser guter deutscher Ultrqmontanismus dem Papst in dem Klosterpunkt um so lieber Nachfolgen und diese Institute strenger bewachen, als derselbe in andern Stücken sich ihm zu aecommodiren bemüht ist. f*Eeipsig, 28. Jan. Zu wiederholten Malen lasen wir in dieser Zeitung unter dem Artikel Breslau die lieblosesten Angriffe auf die dortigen Deutsch-Katholiken. Wir sahen uns nicht dadurch ver- ablaßt, etwas zu erwidern, da diese Aufsätze alle die schwarze Farbe tra gen und daher von jenem Regiment ausgchcn, dessen Waffen von je her nicht die rühmlichsten gewesen sind. Allein in dem letzten Artikel dieser Zei tung (Nr. M) greift dieser Herr denn doch zu weit, indem er geradezu die Deutsch-Katholiken der Unsittlichkeit beschuldigt und die Ursache davon auf ihr Princip, „geistige Freiheit und Liebe", hinüberdrängt. Wenn der Einsender des genannten Artikels bloß seine Unwissenheit in den Grundsätzen der Deutsch-Katholiken dadurch an den Tag gelegt hätte, daß er gerade Das, was dieselben als die größte Unfreiheit, als die nie drigste Sklaverei des Menschengeistcs bezeichnen, zur deutsch-katholischen .Freiheit macht, so hätte er seine richterliche Jncompetcnz schon hinläng lich beurkundet; allein er vcrräth noch mehr Taktlosigkeit in seiner Art zu verdächtigen dadurch, daß er das „3'/?- Kind der Dissidenten in Bres lau als ein uneheliches" bezeichnet und diese Erscheinung als „eine kei neswegs besonders cmpfehlenswcrthc und christliche" für die Deutsch-Ka tholiken darstcllt. Wir halten den Herrn Einsender jenes Artikels für einen ehrlichen Mann ünd suchen die Ursache seiner Taktlosigkeit bloS in der Partci- sucht, die ihm jene Geistesfreiheit geraubt hat, welche zu einem unparteii schen Urthcil erfodert wird und welche allein das „Lieben in der That und Wahrheit" versteht; darum erlauben wir uns, auf die Integrität dieses unbekannten Herrn vertrauend, anstatt alles Raisonnements bloS die Bitte, uns gütigst folgende Fragen beantworten zu wollen: Beweisen denn Ihre angeführten Zahlen wirklich, daß so viele uneheliche Kinder geboren wor den, oder sind diese Zahlen die Schuh- und Zolleinschnitte an dem alten Maßstabe, nach welchem die Kinder aus den von den Dissidenten cinge- gangenen Ehen, welche vor ihrem eignen Geistlichen geschlossen worden, als unehelich zu betrachten sind? Und wenn wirklich die Zahl der außer der Ehe geborenen Kinder so groß ist, wie der Einsender angegeben, würde diese Zahl kleiner sein, wenn die Aeltern dieser Kinder einer andern Con- fcsfion angehörtcn? Sollten deren Väter alle in der deutsch-katholischen Gemeinde zu finden sein, und sind diese nicht eben so strafbar als die Mütter? Kommen solche unmoralische Erscheinungen nicht am häufigsten unter den Proletariern vor, also natürlich auch in jenen Vereinen, wo diese am zahlreichsten sinh? Da die ganze Welt weiß, daß der Mensch weder auf einmal ganz gut noch ganz schlecht wird; da ferner die deutsch-katholische Gemeinde in Breslau erst in das dritte Jahr ihres Bestehens getreten ist: trifft der genannte Vorwurf nicht auch, wenigstens zum Theil, >ene Confcsfionen, aus denen jene deutsch-katholischen Mütter stammen? trifft er nicht somit auch di«°'Confessio» de» Hrn. Anonymus? Da die Apostel schon laut klagen über ebendieselbe Unsittlichkeit, welche da den Deutsch-Katholiken zur Last gelegt wird; da diese Klagen bis heute bei keiner Confessio» aufgchört haben; da also überhaupt das Christenthum nicht im Stande ist, alle Unsittlichkeit auszurotten: kann der Hr. Einsender jenes Artikels vernünftiger Weise von dem ChristkatholiciSmus verlangen, daß dieser aller Unsittlichreit ein Ende machen muffe, und zwar plötzlich, gleich nach er folgtem Uebertrittt? Wenn eS dort ferner heißt: „Die Stimmführer dieser Richtung erkennen blos eine Freiheit für ihre Partei, und bei all ihrer Liebe zeige» sie gegen Andersdenkende den bittersten Haß", und wenn der Beweis dazu auS dem Gustav-Adolf-Verein entnommen ist: was ist das für eine Argumentation? Sind der Küstav-Adolf-Verrin und die Deutsch-Kä^oliketrMM^eDmg«? Wie steht 4- den» mit der Liebe des Hrn. Verfassers jenes Artikels, nämlich mit der Liebe gegen Andersdenkende? In dessen Aufsatz ist diese Liebe ebensowenig zu fin den wie- die Deutsch-Katholiken im Gustav-Adolf-Vereme. Matth. 7, 3. — Dem Frankfurter Journal wird aus Stuttgart vom 25. Jan. gemeldet: „Vorgestern schwebte das Leben unsers Kronprinzen und seiner Gemahlin, der Großfürstin Olga, in großer Gefahr. Auf der Rückfahrt von seiner Villa bei Berg wurden die Pferde an dem in rus sischer Weise bespannten Schlitten scheu, der russische Kutscher fiel, wie erzählt wird, herab, die Pferde nahmen Reißaus, da erfaßte in diesem gefährlichen Momente der Kronprinz mit der einen Hand die herabhän- aenden Zügel, mit der andern hielt er die Kronprinzessin, welche aus dem Schlitten zu springen im Begriffe war, zurück. Dadurch ward größeres Unheil verhütet. Der Kronprinz bändigte nach und nach die ungestümen Rosse, welche mit dem Schlitten bis in die Nähe der Bockshammer'schen Fabrik zu Berg fortgerannt waren und ihn dort in einen Graben warfen. Der Prinz brachte sic endlich zum Stehen, übergab sie dem Kutscher wieder und ging mit seiner Gemahlin zu Fuß nach Stuttgart." *AuS Baden, 24. Jan. Wohl scheint es hohe Zeit, daß die deutschen Regierungen das Ihrige thun, um den längst befürchteten und nun in Folge der wachsenden Theuerung fast aller nothwendiqen Lebens mittel eingetretencn Nothstand augenblicklich mildern zu Helsen und, so viel an ihnen ist, zu sorgen, daß dieser an der Bevölkerung vorüberZefiihrt werde, ohne daß er noch tiefere Leiden zurücklasse. Die badische Staatö regierung ist unter den ersten, die hier thätig und wirksam eingreifen. Sie hat nicht nur, wie dies auch mehre andere Verwaltungen gethan haben, vorsorglich eine ziemlich bedeutende Quantität Brotfrüchte ange kauft, sondern sie trifft nun auch zu deren Verwendung solche Maßregeln, die, wenn sie in ihrem Sinn überall gehörig zur Ausführung gebracht werden, eine wesentliche Erleichterung der ärmsten Theile der Bevölkerung zu bewirken geeignet sind. Vermöge unterm 2!.Jan. erlassener Verord nung soll nämlich in jedem Amtsbezirke eine Unterstützungscommission nie- dcrgesetzt werden, welche die Mittel, wie der Noth der Armen in de« verschiedenen Gemeinden des Bezirks zu steuern sei, zu erforschen hat. Diese UnterstützungScommifsionen werden ebensowol die Mittel ins Auge zu fassen haben, wodurch den Dürftigen Gelegenheit zur Arbeit und zum Verdienste verschafft wird, als die, wodurch Denen, welche arbeitsunfähig sind oder sonst keinen Verdienst finden können, der nöthigste Unterhalt ge währt wird: Anschaffung von Kartoffeln und Getreide auf Kosten der Gemeinde, um sic an Dürftige um mäßige Preise, etwa mit Borgfristcn, beziehentlich an ganz Arme auch unentgeltlich abzugcbcn, gemcinschaft- lichcd Brotbackcn und Vcrthcilung aus gleiche Weise, und (besonders em-