Volltext Seite (XML)
23. Januar 1847. Sonnabend MM Deutsche ««gemeiue Zeitung. WM »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Uebe-blLS. Deutschland. -X-Vresden. Landtag. VVresden. vr. Schaffrath. «Leip zig. Blinder Feuerlärm. * Kassel. Die Lheucrung und die Maßregeln dagegen. 0 Main?- Vorstellung und Bitte. * Frankfurt a. IN-Die Spielbank in Homburg. Preußen. ^Königsberg. Die Bevölkerung. Die Ehescheidungen. Der Judeneid. Das Freihandelssystem. Die städtische Ressource. — Die Ver öffentlichung der Landtagsverhandlungen. — Die berliner Stadtverord neten. — Die Bürgergesellschaft. — Lehrstuhl für Gefängnißkunde. — Die Befestigung Swinemündes. tvesterreich. Erzherzog Stephan. »»Lemberg. Die untern Klaffen. Ver ordnung. Die Polizei der Dominien. Die Lebensmittel. Gvotzvritannien. Das Morning Chronicle für Lord Palmerston. Ab sendung von Kriegsschiffen. Prinz George von Cambridge. Die irische Conföderation. Frankreich. Die Abweisung des Protestes wegen Krakau. Die Staats einkünfte. Der Phare des Pyrenees und eine französische Intervention in Spanien. Der dankbare Bey von Tunis. Die Colonisation von Algerien- Belgien. * Krüssel. Die Repräsentantenkammer. Wahl. Die Parteien. Die Presse. VerwaltungSconslict. Schweiz. Die genfer Entschädigungsfrage. — Die freiburger Truppen. Schweden und Norwegen. * Stockholm. Die Repräsentationsfrage. Wassermangel. Türkei. Konstantinopel. Die Straßenbeleuchtung. Stamatiadis. Nkejteo. Santa Anna und General Taylor. Die Awangsanleihe. Die englische Vermittelung. Uucatan. Schiffbruch der nordamerikanischen Brigg Somers. Wissenschaft und Kunst. »Leipzig. Concert. »Leipzig. Schiller's Schwester. — vr. Zeller in Tübingen. «Kandel und Industrie. »Frankfurt a. M. Geldmarkt. Getreide handel. * Leipzig. Börsenbericht. »Leipzig. Baubericht der Sächsisch- Baierschen Eisenbahn. »Leipzig. Die Fahrstunden der Leipzig-Dresdener Eisenbahn. — Wafferstand der Elbe. — Berlin. — Leipzig. stLnkündtgunge«. Deutschland. -^Dresden, 2l. Jan. Soeben ist die feierliche Eröffnung des nun beginnenden außerordentlichen Landtags vorüber, welche in dem zu'diesem Zwecke angemessen eingerichteten und einfach geschmückten Saale der II. Kammer bei gefüllten Tribunen stattfand. Rechts der Estrade, welche an der Stelle der Directorialsihe dem Haupteingange ge genüber sich erhob, befanden sich die Mitglieder der l. Kammer, links die der II. Kammer, vor beiden die Mitglieder der Directorien. Kurz vor 12 Uhr traten die Staatöminister v. Zeschau, v. Wietersheim, v. Falken- kenstcin, v. Carlowitz und v.Oppell ein und nahmen rechts der Estrade Platz. Um t2 Uhr hielt der Staatsminister v. Könncritz als königl. Be vollmächtigter durch die im Hofe des Landhauses ausgestellte Abteilung der königl. Gardedivision in der königl. Staatsequipage seine feierliche Anfahrt, wurde von den Mitgliedern der Directorien beider Kammern an der großen Treppe des Hauses empfangen und von diesen in den Stän desaal begleitet, wo er die für ihn errichtete Estrade betrat und mit fol gender Rede den außerordentlichen Landtag eröffnete: / „Durchlauchtigste, höchstgcehrteste Herren! Von Sr. Maj. dem König habe ich den ehrenvollen Auftrag erhalten, Ihnen bei Ihrem Wiedereintritt den königlichen Gruß zu bringen, Sie seiner fortdauernden Huld und Gnade zu versichern und den Landtag zu eröffnen. Zu meiner Beglaubigung hierzu wird Ihnen das allerhöchste Commissoriale voraelesen werden." Nach diesen Worten verlas der geh. Referendar Ministcrialrath v. Weber das allerhöchste Commissoriale, worauf der Minister fortfuhr: „Nur vor Monaten erst, nach einem langen arbeitsvollen Landtag, in Ihre Heimat entlassen, durften Sie mit Recht hoffen, bis zum Wiedereintritt des regelmäßigen Zeitabschnitts Ihren gewöhnlichen Geschäften sich ungestört widmen zu können. Alle Verhältnisse des StaatS, selbst die in einem so wichtigen Zweige wie das Eisenbahnwesen, schienen für die nächsten Jahre in ausreichender Weise geordnet. Unerwartete Ereignisse haben diese Hoffnung vereitelt und Sc. Maj. veranlaßt, nach §. 105 der Verfassungsurkunde eine außerordentliche Ständeversammlung einzubcrufen. Wird aber auch sonach Ihre Lhätigkeit von neuem in Anspruch genommen, so bürgt doch Ihr Ge meinsinn dafür, daß Sie dem StaatSwohl auch dieses außerordentliche Opfer gewiß gern darbringen. Allerhöchstdieselbcn hegen übrigen« zu Ihrer be währten Einsicht das Vertrauen, daß eS Ihnen gelingen werde, die bezeich neten Angelegenheiten der gründlichsten Prüfung unbeschadet recht bald in befriedigender Weise zu erledigen, daß Sie sonach in kurzer Zeit Ihren Ver hältnissen werden zurückgegeben werden können. So bleibt mir nur noch übrig, im-Auftrag und Namen Sr. Maj. des König« die nach dem Aus- schrciben einberufene außerordentliche Ständeversammlung hiermit für eröff net zu erklären." Nach Beendigung dieser Anrede wurde dem Könige vom Präsiden ten der l. Kammer ein dreifaches Lebehoch ausgebracht, worauf der Mini ster v. Könneritz auf gleiche Weise wie er gekommen den Saal wieder verließ, und so diese kurze Feierlichkeit beendet war. Wenige Stunden später, Nachmittag 3 Uhr, fand in dem Saale des Hotel de Pologne ein von den Staatsministern den Ständemitglicdern beider Kammern gegebenes Diner statt. — Morgen hält die U. Kammer die erste geheime Sitzung: den Vortrag des allerhöchsten Dekrets betreffend, und die erste öffentliche Sitzung, in welcher die Deputation ernannt werden wird, welche Bericht über die Regierungsvorlage, die Sächsisch-Baiersche Eisenbahn betreHvid, erstatten wird. Ebenso ist in der l. Kammer öffentliche Sitzung übersle- gistrandencingänge. Morgen soll auch eine Deputation ernannt werden, an welche alle auf diesem Landtag eingehenden Petitionen und Beschwer den verwiesen werden. ü Dresden, 21. Jan. Die wegen eines Formfehlers geschehene Nichtbe stätigung der WahldeSLandtagsabgeordneten vr. Schaffrath zumSladt- rath in Neustadt durch das hiesige Äppellationsaericht (Nr. S) hat zu der ganz grundlosen Verdächtigung gedient, als sei sie aus politischen Gründen erfolgt. Diese sind jener Maßregel durchaus fremd gewesen. Im Ucbri- gcn ist vr. Schaffrath bei der änderweiten Wahl wiederum vom Stadt- rath in Neustadt bei Stolpen zum Stadtrichter gewählt worden, und zwar dieses Mal mit allen Stimmen außer seiner eignen. Die Bestä tigung dieser Wahl ist nun von dem hiesigen Appellationsgcrichte um so gewisser zu erwarten, als nach der Städteordnung bei der Wahl eines Stadtrichters nur die Wahl, nicht, wie bei andern Wah len, z. B. denen von Mitgliedern des Sladtraths, der Gewählte oder des sen Person zu bestätigen ist. Zwar ist, wie wir hörten, in Neustadt der Wtadtrichter jedesmal zugleich Mitglied des Stadtraths und Protokol lant desselben; allein Schaffrath ist bereits Mitglied des Stadtraths und als solches erst noch im April vorigen Jahres von der hiesigen KreiSdirec- tion bestätigt worden, sodaß er also einer neuen Bestätigung derselben als Rathmann um so weniger bedarf, als nach der Städteordnung nur die vom Bürgerausschuß (oder den Stadtverordneten) erfolgten Wahlen von RathSmitgliedern der KreiSdirection zur Bestätigung anzuzeigen sind, ein« solch« , aber hier gar nicht stattaefunden hat. Dies zur Berichtigung dieSfallsiger Jrrthümer in andern Zeitungen, deren Zweifel an der Be stätigung der Wahl des vr. Schaffrgth durch die KreiSdirection um so grundlose« waren, als derselbe erst noch im Mai vorigen Jahres von der Regierung Concession zu einer Oppositionszcitung und mit ihr einen Be weis großen Vertrauens in seine Rechtlichkeit — seiner ständischen Oppo sition ungeachtet — erhalten hat. v Leipjig, 22. Jan. Heute Nacht nach 12 Uhr ward unsere Stadt durch einen Feuerlärm und sogar Sturmläuten erschreckt. Sowol die Spritzen als alle andern bei Feuern zu Dienst Verpflichteten waren zur Hand, ein zahlreiches Publicum auf den Straßen, und doch war nicht zu erfahren, wo cs brenneW Es soll sich noch aufklärcn, wodurch der ilinde Lärm entstand. * Kassel, 18. Jan. Die Preise der Kornfrüchte und der Kartoffeln und mit ihnen zugleich vieler anderer Lebensmittel, wie namentlich der Eier, der Butter, der Milch rc., sind hier fortdauernd im Steigen. Das Brot ist so theucr, daß, wenngleich das Taglohn, das sonst geringer war, bei den Arbeitern an den Eisenbahnen jetzt acht Silbergroschen beträgt, dieser Verdienst doch kaum hinrcicht, um den nöthigen Brotbedarf für hrc Familien anzuschaffen. Da die Brottaxe bei der hiesigen Bäckerzunft ich nach den Marktpreisen des Getreides richtet, so war diese berechtigt, mit dem beginnenden neuen Jahre eine Erhöhung jener Taxe in Anspruch zu nehmen; aber der Polizeidirector Morschutt versammelte die Bäcker )cr Residenz und rieth ihnen, diesmal nicht hierauf zu bestehen, weil er unter den obwaltenden Umständen für die Folgen nicht stehen könne. Da ngen ertheilte er ihnen die Zusicherung, daß er den ihnen hieraus erwach enden Nachtheil zu einer andern Zeit durch Gestattung eines länger» Bestandes einer höhcrn Brottaxe wieder gut zu machen suchen wolle. Da die Niederlassung von Bäckern in den Dörfern nicht gestattet wird, so kommt es, daß viele Einwohner der Umgegend ihren Brotbedarf aus kassel beziehen. Als bei eingetrctenem Froste plötzlich alle Wassermühlen illstanden, während man in hiesiger Gegend keine Windmühlen hat, so vären die Bäcker fast gcnöthigt gewesen, wegen Mangels an Mehl das Brotbacken einzustellcn. Die angestellte polizeiliche Nachforschung hatte ergeben, daß die Mehlvorräthe nur höchstens auf acht Tage ausrcichen 'önnien. Man sprach schon davon, daß man, um dem Mangel abzuhel- en, zum Kornschroten seine Zuflucht werde nehmen müssen. Glücklicher- vcise aber brachte eingetrctenes Thauwetter die Mühlen wieder in Gang. Man erkannte bei dieser Gelegenheit von neuem die Nützlichkeit von Dampfmühlen. Die Errichtung einer solchen hatte zwar schon vor meh ren Jahren ein hiesiger Bäcker beabsichtigt, aber er hatte die Concession dazu nicht erlangt. 'Man hört im Publicum vitlfach klagen, daß ver-