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Mittwoch Nr. 45. 14. Februar 1844. Ueberblick Preutzen. K Berlin. Die jüdischen Freimaurer. Die Juden in Polen- Colonisationsplan.— Daß Eheschcidungs- und das Judengesetz. Oesterreich. *u>icn. Die ägyptischen Flüchtlinge. Der Bladika von Mon tenegro. Der päpstliche Nuntius. — Graf v. Attcmß. Großbritannien. Oberhaus: Durchsuchungsrecht. Unterhaus: das Ore- gcngebiet. Die Eisenbahnen.— Die Whigs in der Getreidcfragc. Ergän zungsvertrag mit China. Feuersbrunst in Kanton. Schiffsbau. Frankreich. Project eines Jnvalidenhavses für Handwerker. General Ber trand. Die Colonistcndörfer in Algerien. Niederlande. Finanzvota. Schweiz. Das Hospiz auf dem St.-Gotthard. Die Gcschworcncnliste in Genf. Solothurn in Betreff des Distelikalenders. .Italien. *Rom. Das Verfahren gegen die Volksvertreter. Finanzmaß regeln. Die Candelora- Feuersbrünste. Rußland und Polen. Vom Schwarzen Meere. Lscherkcssenkrieg. — Ukas in Betreff der katholischen Geistlichkeit. Türkei. * Konstantinopel. Die Libanonsangclegenheit. Syrien- Der Hin gerichtete Renegat- Tod des Ur. Eder- Graf Stürmer. Perfonalnachrichten. Wissenschaft und Kunst. *Nom. P. Ungarelli. Handel und Industrie. *tvien. Ein Contrebandefall- * Petersburg. Hebung der Pferdezucht. -Galacz. Moldauische Schiffsflaggc- * Äthen. Die Nationalbant. — Der Eisenbahnbetrieb in Frankreich i. I. 1813. — Berlin. Neueste Nachrichten. Eröffnung der Ständeversammlung von Nassau. Madrid- Die Jnsurrectionen. Paris- Ministerium. Mnkündigungen. tcnstandes hat die Macht der Richter und die Masse zweckwidriger Ge setze möglichst viel gethan. Sind darin auch große Veränderungen und Verbesserungen cingetrcten, so besitzt der Abvocatenstand doch noch in an sehnlichen deutschen Ländern beiwcitcm seine gebührende Stellung nicht und hängt thcilweise, wie die Staatsdicncr, mit seinem äußern Wohl und Wehe von ministerieller Gunst ab. „Von einem Verfalle des Advo» catenstandes zeigt cs schon", sagt Weiske s Rcchlslcxikon, „wo die Advo- calcn unter andern Benennungen, z. B. Justizcommissare, Justizräthe re. Vorkommen, zumal wenn diese Titel als Vergünstigung gesucht und er- theilt werden", weil daraus erhellt, daß der Abvocatenstand als solcher kein Ansehen zu verleihen vermag. Von der Versammlung in Mamz ist daher für Hebung des Standes wie für nationales Recht Wichtiges zu erwarten. Denn cs beschränkt sich die Aufgabe des mit seiner Wissen schaft fortgehcnden Advocatcn keineswegs auf bloße Anwendung gegebener Rechtssätze in Streitigkeiten vor Gericht und bei anderer Gelegenheit; vielmehr hat er noch ein höheres Ziel außerdem zu verfolgen und zur Bil dung und Fortbildung des Rechts mittels freier Forschung eifrig bcizutra- gcn. Außer den dafür erhobenen wichtigen Stimmen weisen ihn dabei schon die Zustände Deutschlands darauf hin, die Einheit seiner Gesetz gebung dabei mit ins Auge zu fassen. Der Zollverein bedingt ganz na türlich ein gemeinsames Handelsgesetzbuch, wie er schon zu einem gleichen Zollstrafgcsetze geführt hat, und von diesen Theilen führt die innere Ver bindung des Rechts nothwcndig weiter. Die Anbahnung der Vermitte lung dieses Fortschrittes liegt zunächst auf wissenschaftlichem Boden, und es rann wol nur ein Misverstandniß oder ein entstellter Umstand zu dem Verbot Anlaß gewesen sein, was den preußischen Advocatcn die Theil- nahme an der Versammlung in Mainz untersagt, zumal diese Theilnahme obendrein keine amtliche ist. Wenn aber derselbe preußische Ministerial- erlaß auch den deutschen Amtsbrüdern der preußischen Advocatcn den Beruf (der nur wissenschaftlich verstanden werden kann) abspricht, für deutsche Einheit im Recht und Rechtsvcrfahren zu wirken, so ist es we nig erfreulich, Dergleichen, wenn auch erfolglos, von dieser Seite zu ver nehmen. Noch hat es allen erleuchteten Männern für ein ermuthigcnd Wahrzeichen gegolten, daß die deutsche Nation unter den wenigst günsti gen Verhältnissen nicht alle Kraft verloren hat, selbständig am der Rechts- crzcugung und Fortbildung Theil zu nehmen. Und zudem kennen wir im konstitutionellen Deutschland überhaupt keine so einseitigen Zustände mehr. Tief schmerzen aber muß cs den Freund des deutschen Vaterlandes, so edle Bestrebungen für dessen Wohl und Ruhm mit Edictcn wegen Ver hütung und Bestrafung geheimer Verbindungen bedroht zu sehen. Aber die segensreiche Richtung der Zeit auf das Allgemeine wird darum nicht verkümmern, obgleich noch ärmer werden an Vertrauen nach einer wich tigen Seite. Allein zu einer Zeit, wo in den deutschen Landen Alles nach Einigung und Verbindung strebt, will ich mit den Worten einer neuesten Schrift über diesen Gegenstand (F. W. Fischer, „Die deutsche Justiz" rc.) schließen: wäre cs thöricht, wenn nicht auch das Recht, der Reflex des Volkslebens, diesem glücklichen Drange folgen sollte. Die Gründung eines gemeinsamen Rechts wird die Einheit Deutschlands nicht hcrbeiführen, aber sie wird den einträchtigen Verkehr der Deutschen schi» men und beleben. Deutschland. -----Leipzig, 12. Febr. Der Ruf nach nationaler Einheit, welcher mit schöner Beharrlichkeit dermalen in Deutschland widcrhallt, gewinnt um so tiefere Bedeutung, weil er kein Nothschrci in unmittelbarer Be- dränaniß, keine Parole des Fanatismus irgend einer Art, sondern das Ergedniß des im langen, gesegneten Frieden gereiften. Selbstbewußtscins des deutschen Volks ist, das unbedenklich der edelsten eins genannt wer den darf. Aus diesem Selbstbewußtsein entAringt jene überall bemerk bare Empfänglichkeit für große und nationale Ideen, jenes einverstandene Streben nach ihrer Verwirklichung, kurz, jene „Richtung auf das Allge meine", welche Hofrath Schulze im Fcbruarhefte von Bülau's »Neuen Jahrbüchern« rc. so trefflich als Erscheinung unserer Tage und als tröst liches Vorzeichen einer bessern Zukunft charaktcrisirt hat. Sie dient da zu, einen edlen Gcmeingcist zu nähren, die Kräfte Vieler für das dem Ein zelnen Unausführbare zu vereinen, und wenn sonst, wie es am angeführ ten Orte heißt, das Volk nur Heil und Wohlstand vom Regenten er wartete, so weiß es jetzt sich selbst zu helfen. Der Dünkel wird von je ner Richtung in seiner ganzen Bloße hcrausgestellt, welcher blos seine Individualität bevorzugt, sein Volk für ein Volk Gottes hält, ein Dün kel, „der sich oft in deutschen Staaten breit gemacht, Deutschlands Vereini gung gehindert und dessen Kraft geschwächt chat". Thörichte Despoten und gefährliche RcvolutionairS sind es, die das Volk durch zwingende Staats maßregeln glücklich machen wollen, sie mögen auf der äußersten Linken in Len Kammern sitzen oder als besternte vornehme Räthe an den Stufen unumschränkter Fürstenthrone stehen. Denn zu allen Zeiten noch beruhte die Kraft wahrhaft gebildeter Staaten auf ihren Bürgern, und Deutsch land wurde nur dadurch von einigen andern Staaten überflügelt, daß sie ihre Macht vor Allem auf ihre Bürger gründeten. Der lebenskräftigen Richtung aus das Allgemeine haben wir die Vereine deutscher Naturfor scher, Philologen, Architekten, Landwirthe rc. entspringen sehen, und die zum Juli ausgeschriebene Versammlung deutscher Advocaten in Mainz verspricht wieder eins ihrer tüchtigsten Ergeonissc zu werden. Das Ver langen nach einer deutschen Nationalgcsctzgebung ist längst als eine der wichtigsten Zeitfragen anerkannt. Vieles ist auf diesem Gebiete nachzu holen, denn Gesetzgebung und Juristen haben sich nicht als Organe einer nationalen Rechtßbildung bewährt. „Dem Volke selbst ward sein freier Antheil an der Rechtöerzeugung verkümmert", sagt Beseler in seinem «Volksrecht und Juristenrccht»; aber auch zur Herabdrückung des Advoca- * München, 8. Febr. Ohne daß wir neue Briefe aus Athen er halten haben, denn die seit gestern erwartete Post vom 27. Jan. ist noch nicht eingetroffen, bilden die griechischen Zustände in diesem Augenblicke gleichwol wieder den Hauptgegenstand aller Unterhaltung in den gebildetem Kreisen. Unter den seit den letzten Tagen aus Äthen hier einactroffeneir Familien und Einzelnen befanden sich nämlich auch solche Personen, de nen man ein hinreichend verständiges Urthoil zutraucn darf, um aus die ses einigen Werth legen zu können. Diese alle sprechen sich aber dahin aus, daß ein schon früher hier verbreitet gewesenes Gerücht, auf welches ich sogleich zurückkommcn werde, nicht nur nicht unbegründet sei, sondern seiner Verwirklichung vielleicht in diesem Augenblicke schon sehr nahe stehe. Da nun auch Briefe aus Triest vom neuesten Datum ähnliche Andeutungen enthalten, so wird es begreiflich, daß man hier mehr als früher auf das Ganze einigen Werth legt und daran weitere Folgerun gen knüpft. Es mag etwa vier Wochen her sein, daß hier ein Brief von Hand zu Hand ging, der von einem Griechen an einen aus Athen zu- rückgckehrten ehemaligen griechischen Offizier geschrieben war und sich über manche nicht eben allgemein bekannt gewordene Dinge verbreitete. Vor zugsweise wurde in demselben der nahe Bruch im Ministerrathe bestimmt vorauöaesagt und darauf hingewiescn, daß derselbe eine Folge ganz an derer Veranlassungen sei, als welche in den griechischen Zeitungen bereits erwähnt wurden, wenn in diesen die Rede auf vorhandenen Zwiespalt in den ministeriellen Reihen komme- Ganz unumwunden erklärte derselbe Grieche in einem vor vierzehn Tagen hier eingetroffenen Briese, daß die jenigen Partcihäupter, welche den lS. Sept, herbeigcführt, mit nichts Ge- Deutschlanb. ----- Leiplig. Die Richtung auf nationale Einheit- Die Advocatcnversammlung in Mainz- *München. Die griechischen Zustände. Gerüchte von Reactionßplanen. Der Hülfsverein. *München. Der Fürst y. Wallerstein geht wieder nach Paris. * Hannover. Die Zollwirrcn. — Bau eines Hosthcaters. — Studentenversammlung in Niessen. Verbot der «Narrhalla.« Oldenburg. Beisetzung der Großherzogin. Bremen. Der Zolldruck in Ammensen- WM Deutsche Allgemeine Zeitung. --M «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»