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- Erscheinungsdatum
- 1942-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-194211240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19421124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19421124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1942
-
Monat
1942-11
- Tag 1942-11-24
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Monat
1942-11
-
Jahr
1942
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Tagung der Führerschaft des Bannes Bautzen Pflicht ist die Forderung des Tages! Bautzen. In der Wilhelm-Von-Polenz-Schule hatte die Führerschaft des HJ.-Bannes eine Tagung. Der Führer der Inspektion Ost II, Oberbannführer Förster, gab zu Beginn Richtlinien fiff: die kommende Arbeit. Nachdem das Orchester eine Einleitungsmusik gespielt hatte, ergriff der K.- Führer des Gebietes Sachsen (16), Hauptbannführer Frank, das Wort und führte folgendes aus: Der Krieg ist eine große Be währung für dieses junge Volk. Wenn dieses große Ringen eines Tages zu Ende geht, dann gilt es, den Helm fester zu bin den und zu arbeiten. Keine Arbeit ist uns zu niedrig oder zu Es wird überall so sein. Inden Tundren Lapplands, Unter der sengenden Sonne Afrikas, un Osten und Weiten schlägt des Hauptfeldwebels geheimnisvollste kompaniemütterliche Stun de. Wiederholt Hmr er einige Stunden weg. ohne Amtsbuch und ohne Dienstmiene, einfach verschwunden. Kameraden hadert ihn in der Marketenderei gesehen. Und die neuen großen Kisten beim Stab, die besagen alles! Flaschen? Ueberraschungen? Wir las sen uns überraschen. So beginnt bet uns die weihnachtliche Vorzeit? Ehe der erste Advenistag die Herzen höher schlagen läßt, hat ein anderer geheimnisvoller Spähtrupp längst die kleine Tanne ausfindig gemacht, die unserem Wethnachtsfest den hei matlichen Glanz geben soll. Und die Heimat kann ein übriges tun. Die Feldpost hat uns durch den vielbeschäftigten „Postminister", der Kompanie acht rot braune Marken auf den Tisch des Hauses gezaubert: Acht Päck chenmarken für die daheim. Fahrkarten für Muttis Weihnachts stollen und für die Pfeffernüsse der Braut. Acht Päckchen pro Kopf! Das wird un- am seitlichsten Tag des Jahres an allen Fronten mit der Heimat verbinden. . . . und was wünschst Du Dir im Weihnachtspäckchen?" Der Frage begegnen wir jetzt in vielen Briefen der Heimat. Deshalb soll unser erster weihnachtlicher Feldpostgruß für alle, die ihrem Soldaten mit Päckchenmarken und Gaben Freude bereiten wollen, einige kleine Ratschläge enthalten. Was soll ins Weihnachtspäck chen? Unsere erste Bitte: Gebt die Päckchen rechtzeitig (bis 30. November) aüf und denkt immer an die Schwierigkeiten des Postversandes. Der Soldat ist auf die praktischen und nützlichen Dinge deS Alltags angewiesen. Was nützen ihm die prächtigsten bayerischen Knödel, der stattlichste Kartoffelpuffer? Die Haare sind au» dem Postsack gewachsen, ehe er die Wüstenstraße erreicht hat. Und ein wohlgemeinter Festtagskuchen hat nach einer Drei wochenreise die Härte eines Pflastersteines. Natürlich muß Gebäck ins Päckchen. Süßigkeiten sind Aus Bischofswerda und Umgegend ' Bischofswerda, 24. November Ehrenschuh für gefallene Soldaten Warnung an Ehrabschneider und leichtfertig« Schwätzer. Bereit» im Sprichwort gebietet die Ehrfurcht vor dem To ten, über ihn nichts Spechtes zu sagen. Auch das Strafgesetz- buch schützt die Ehre des Toten. Wer wider besseres Wissen über «inen Toten unwahre Tatsachen verbreiftt, wird bestraft. Kürzlich kam über einen im Osten gefallenen Soldaten in seiner Heimatgemeinde ein Gerücht in Umlauf, in dem die soldatische Haltung des Gefallenen vor dem Feinde in Zweifel gezogen wurde. Als ein Ortseinwohner dieses Gerücht einer Verwand ten, de» Gefallenen, wenn auch mit dem Zusatz, er alaube das Gerede nicht, weiter erzählte, um es an die Witwe des Toten heranzutragen, hat das Amtsgericht in Ingelheim den leichtfer tigen Schwätzer zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt. Die Be leidigung deS gefallenen Soldaten verletzt nicht nur dessen Ehre, sondern auch seine Stellung al» Familienoberhaupt. Der zuge fügte Schimpf trifft damit auch Re Sippe, insbesondere die Frau und die Kinder. Die Familie ist aber nach dem völkischen Rechtsempfinden schutzwürdige Trägerin einer eigenen Ehre. Und genau so, wie sich daS Volk nicht in der jeweils lebenden Generation erschöpft, so ist es auch bei der Familie. Der tote Soldat ist ebenso wie der lebende Träger der Soldatenehre. Wer einen gefallenen Soldaten beschimpft, verletzt die Ehre sei ner Familie und muß genau so bestraft werden, als wenn der Beleidigte noch lebte und ihn selbst zur Rechenschaft ziehen könnte. Verdunkeln von Dienstag 17.08 bis Mittwoch 7.0S Uhr > ' , Tag des Pferdes — Pferdepfleaerlehrgang Relchsnerfchuhlag in Bischofswerda Der Reichstierschutztag sollte in Bischofswerda, wie geplant, auch in diesem Jahre durch einen Vortrag Paul Tippers (die Zuhörer seines vorjährigen Bortrages werden sich entsinnen, daß er einen Dortrag für dieses Jahr über seine Erlebnisse mit Menschenaffen in Aussicht stellte) in würdiger Weise begavgen werden. Paul Tipper mutzte, da er an derweitig eingesetzt ist, für diese» Jahr leider absagen. Der Tag aber findet außer einer eingehenden Würdigung in allen Schulen auch heute abend mit einem Vortrag des Leiters des Reichstierschutzbundes, Ober bürgermeister der Stadt Frankfurt ä. M. Staatsrat Krebs, von 18.30 bis IS Uhr über alle Sender sein« Geltung, weshalb alle Tierfreunde und Tierhalter gebeten werden, ihren Empfänger einzustellen und diese grundlegenden Ausführung««! mitzuhören. In diese Tage fiel aber nun auch eine wichtige tierschützerische Ver anstaltung — der Kursus für Pferdepflege (hier in der Gaststätte zum Rotz). Der Leiter des Tierschutzhauptvereins Bautzen, Studienrat H ä - nel, hatte als Vortragenden Obertruppführer Kliemann vom SA.» Reitersturm 4/133 gewonnen, der den Fachleuten durch seine Aufsätze über den kommenden Fahrschein und sein „Merkbüchlein für Pferde- Pfleger" kein Unbekannter ist. Erfreulich war, daß außer den jüngeren Kutschern auch alle alten Geschirrführer und Pferdebesitzer aus Bischofs werda und Umgebung erschienen waren. Die Ausführungen über Stall und Geschirrpflege brachten auch den älteren Pferdepflegern manches Neue. Am Sonntag fand dann noch eine Unterweisung am lebenden Pferd statt, die Jungmannen des Reitersturms zeigten einen Einblick in ihr« Ausbildung. Abschließend sprach dann Polizeileutnant Fröde über das Reichstierschutzgefrtz im Straßenverkehr. Er verkörperte jn der Art seines Vortrages den Potizeibeamten der neuen Zeit, der nicht nur als Strafender, sondern auch als Berater den Verkehrsteilnehmern und hier besonders gerade den jungen Geschirrführern zur Seite steht. Der Vorsitzende der Zwerggruppe dankte in seinem Schlußwort allen Mithelfern für ihre Mitarbeit und allen Kursusteilnehmern für ihre Teilnahme. Wär der Kursus doch von mehr als 40 Hörern besucht, teilweise aus entfernt liegenden Dörfern. Alle Teilnehmer verband ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Dadurch aber entstand gerade bei den jungen Leuten ein gewißer Berufsstolz. Ist doch der Kutscherberuf noch immer eine Tätigkeit, die nicht wie in allen anderen Berufen durch ge eigneten Fachunterricht» durch Prüfung und Zeugnisse gehoben wird, sondern die Entscheidung für eine künftige Beschäftigung mit Tieren ist meistens noch ganz zufällig. Hierin will de, kommende Fahrschein — wie beim Kraftwagenführer der Führerschein — Wandel schaffen, nicht zuletzt zum Wohle der anvertrauten Tiere und einer fachgemäßen Behandlung. Wieder erhielten zwei verdiente Kutscher für gute Pferdepflege und bewiesene Tierliebe die Ehrenurkunde: Geschirrführer Gust. Förster bei Firma Ziegelei Lorenz und Martin Schust e r bei Firma Spedi tionsgeschäft Hedwig Tischer. —* Freiw. Feuerwehr Bischofswerda. Ergänzunaszug mor gen Mittwoch Nebung. Stellen 20 Uhr am Gerätehaus. -* Mot-Gef. 2/10«. Die Schar l der Mot.-Gef. tritt heute, Dienstag, nm 20 Uhr im Heim an. Die Schar II tritt am Don nerstag, um 1S,4S Uhr am Schützenhaus an. —* Hydranten von Schnee freimachen. Um einen, größere« Brand schnell und wirksam bekämpfen zu können, muß die Feuerschutzpolizei ohne jeden Zeitverlust Löschwasser verfügbar haben. Zu diesem Zweck sind m Orten mit Wasserleitung in in allen Straßen Hydranten eingebaut. Wenn aber der Hydrant mit Schnee und Eis, Kies. Bauschutt oder sonstigem Material bedeckt ist, mutz er im Bedarfsfall erst freigemacht werden, was besonders in der Dunkelheit sehr erschwerlich und zeitraubend ist Wenn die Forderung, Hydranten freizuhalten, schon im Frieden Wichtig ist. so kommt ihr im Krieg entscheidende Bedeu tung zu. Alle Hydranten müßen jederzeit schnell benutzbar sein. Die „Sirene" betont deshalb, daß der verantwortungsbewußte Luftschutzwart, Betriebslustschutzleiter und Werkluftschutzleiter ständig darauf achten muß, tiatz alle in seinem Bereich liegenden Hydranten freigehalten werden. Die Bevölkerung muß die Luft schutzwarte dabei weitgehend unterstützen. —* Hand, und Mundharmonikas nur für Soldaten. Die Einzelhandelsgeschäfte sind von den zuständigen Fachgruppen der Wirtschaftsfachgruppe Einzelhandel angewiesen worden, Hand- und Mundharmonikas nur an Wehrmachtsangehörige abzuge ben. Dssn Geschäften wird empfohlen, für den Verkauf eine Liste anzulegen, aus der zu ersehen ist, welche Instrumente ver kauft sind, wer sie kaufte und was sie kosteten. Um die Beliefe rung des Einzelhandels sicherzustellen, muß der Käufer durch eigenhändige Unterschrift den Kauf bestätigen. Die zivilen Ver braucher, die vielfach gerade jetzt zu Weihnachten für ihre Kinder oder sonst zu Berschenkzwecken gern ein derartiges Instrument erwerben würden, werden die Ablehnung dieses Kaufwunsches verstehen, wenn sie hören, daß die ihnen verweigerte Ware den Soldaten Vorbehalten bleiben soll. —* An den Volks- und Mittelschulen erst im Februar Zeug nisse. Der Reichserziehungsminister ordnet an, daß von der Er teilung eines Halbjahreszeugnisses amIetzten Schultag im Mo nat Januar an den Volks- und Mittelschulen abzusehen ist. Die Zeugnisverteilüng soll vielmehr am letzten Tage der ersten vollen Februarwoche vorgenommen werden. Seeligstadt. Die nächste Mütterberatung findet mor gen Mittwoch, vormittags 10 Uhr, im Erbgericht statt. Pünkt liches Erscheinen ist unbedingte Pflicht, da der Arzt zugegen ist. Schmölln. Fast duftet es schon weihnachtlich! Durch spar sames Umgehen mit Kohlen und Licht bringen wir nur ein kleines Opfer, aber eine große Hilfe für den Sieg. In diesem Sinne zu denken und handeln gehört unbedingt mit zur Disziplin, die wir als deutsche Menschen, hier, wie auch in anderen Dingen des Gemeinschaftslebens zu wahren haben. Der Ortsgruppen leiter, der zum Gemeinschaftsabend der NS.-Frauenschast er- Soldalenwünsche fürs weihnachtspiickcheu / W-W immer dankenswerte Abwechslungen im Landserdasein. Ter Weihnachtsstollen in kleiner Dose kommt wohlbehalten an. Päckchenlücken nehmen alles Rauchbare, Tabak und Zi garetten, aus. Und dann die notwendigen Dinge des feldgrauen Alltags: Die alten Rasierklingen sind abgestumpft, ein ver lorenes Taschenmesser schlummert irgendwo im fremden Lande und die Borsten deS Rasierpinsels haben sich längst aus allen Angeln gehoben. Auf dem Vormarsch gibt es nur schwer Ersatz für gewindelahme Bartschaber. Ihr glaubt nicht, wieviel Freude ihr mit solch nützlichem Solinger Allerlei bereiten könnt! Oder das Feuerzeug zündet nicht mehr, die Skatkarte hat Eselsohren, die Schachspieler haben Turm und Dame verloren, der Fußpuder stäubt nur noch spärlich aus schmaler Streudose und die Zahnpaste ist ausgeauetsckt. Der Füllhalter spuckt aus allen Oeffnungen, die Bleistifte sind zu Däumlingen geworden. Dazu etwas Briefpapier, ein paar Ergänzungen fürs Nähzeug, ein Dutzend Knüpfe und eine kleine Schere. Wie oft hat uns die Mundhar monika über schwere Stunden hinweggeholfen! Und fast alle Kameraden lieben guten Lese st off im Taschenformat. Denkt an die neuen Taschenkalender, an wärmende Socken und vielseitig verwendungsfähige Taschentücher. Ein Fläschchen Tinte, ein handfestes Eßbesteck, Butterdose, Trink becher,Handbür st en, oder habt ihr gar einen Rollfilm übrig? Der Oberfeldwebel lobt seit Monaten die schmackhafte Würze des Mostrichs. Das Senfglas ist längst leer und im neuen Päckchen wünscht er sich Ersak. Um das Ganze bindet den traditionellen Weihnachtsbogen. Eine Weihnachtskerze hat im kleinsten Päckchen Platz. Ganz obenauf darf der Tannen zweig als sinnvoller Gruß der Heimat nicht fehlen. Das sind ein paar Wünsche eurer Soldaten. Praktische K/ei- niflkeiten heben die Stimmung, wenn in Kürze die ersten Feld- vostzüge anrollen. Kriegsberichter Hans König, PK. schienen war, legte weiterhin klar, daß in den Kleinigkeiten des Alltags Opferbereitschaft, Kampfgeist und Charakterstärke inso fern bestimmend sein.müssen, wenn es gilt, Kundgebungen oder derartige gemeinsame Veranstaltungen zu besuchen. — Uebcr „Deutsche Ordnung—polnische Wirtschaft" sprach die Abteilungs leiterin für das Gebiet Grenz- und Auslandssragen. Die be setzten Ostgebiete haben durch die Arbeit der Deutschen schon ein ganz anderes Gesicht bekommen. — Wenn an solchem Gemein schaftsabend ein Gedicht eines einheimischen Soldaten, der an der Ostfront ist, zum Vortrag kommt, dann bedeutet dies eine kleine Brücke, eine Verbindung herüber und hinüber. Ebenso, aber in anderer Weise, stellt es die „Löffelspende" dar, d. h.. was ein oder ein Paar Eßlöffel fassen, wird für das Weihnachts gebäck für unsere Verwundeten in Lazaretten von jedem beigc- steuert. Für die eigene weihnachtliche Hausbäckerei wurden noch einige Rezepte bekanntgegeben. Schmölln. Ein schönes Erlebnis. Der durch die Gaupro pagandaleitung, Hauptstelle Film, durchgeführte Filmabend war wieder etwas ganz Besonderes. Mit begrüßenden Worten vom Ortsgruppenleiter Kulesch eröffnet, brachte er zunächst den wunderbaren Film „Soldaten von morgen", bei dessen Genuß es manchen der älteren Zuschauer im Rückerinnern an die eige ne Jugend in den Gliedern zuckte. Die anschließend gezeigte Wochenschau fesselte wieder wie immer in ihren einfachen bestimm ten Bildberichten; bringt sie uns doch jedesmal in der Haupt sache den heldischen Einsatz unserer Soldaten. Als Haupffilm folgte dann „Wetterleuchten um Barbara", dessen Handlung in seiner Eindringlichkeit und Größe uns nochmals in die fin stersten Tage Oesterreichs, ehe es heim ins Reich geholt wurde, zeigte. Neukirch (Lausitz). Diebstahl? Vor einigen Tagen wurde in der hiesigen Polizeiwache ein Damenfahrrad ohne Vorderrad als gefunden abgegeben. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Diebstahl des Vorderrades, worauf der Täter das Fahrrad weg gestellt hat. Sachdienliche Mitteilungen erbittet die Polizei. Neukirch (Lausitz). Hitler-Jugend, Gefolgschaft 81/10«. Am Donnerstag 19.45 Uhr findet der nächste Basteldienst im HJ.-Heim statt. einen borgen tieirsten wir! koman von Ilario Laversk? (40. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Frau Müller-Heise schluckte ein bißchen und wischte sich die Augen. „Rufe ihn herein, Dore," sagte sie dann. Als Felix über die Schwelle trat, rauschte Tante Ida mit auSgebreiteten Armen auf ihn zu. Ehe er es sich versah, hatte sie ih» an ihre Walkürenbrust gebrückt. Dann gab sie ihm einen schallenden Kpß. „Ich danke dir, lieber Neffe. Und von heute ab darfst du mich duzen." „Dafür darfst du in drei Wochen wieder Spickaal essen, Tante Ida," lachte Felix. In der nächsten Zeit war Frau Müller-Heise sehr beschäf tigt. Modekünstlerinnen kamen, um sie für die Reise nach Baden- Bcwen neu auszustatten. Putzmacherinnen erschienen mit ihren neuesten Schöpfungen. Dore, Konsul Häftling und gelegentlich auch Felix wurden zu Rate gezogen. Tante Ida benahm sich wie ein Engel. Sie schien wirklich ein neues Leben anzufangen und sich zu bessern. Dazwischen fand sie noch Zeit, Alex für das Bild zu sitzen. Es gab einiges Hin und Her, in welcher Pose es gemalt werden sollte. Schließlich entschied sich der Maler und fein Modell für müde, Lässigkeit im Lehnstuhl. Tante Ida bekam einen Schal malerisch um die Schultern gelegt und einen Blu menstrauß in die rundlichen Hände. Alex machte sich ans Werk. Er zauberte seinem Opfer tat sächlich einen ätherischen Zug ins Antlitz. Das war allerhand, denn Tante Ida hatte in der Klinik zehn Pfund zugenommen. Endlich erklärte der Maler, daß er sein Werk ohne weitere Sitzungen vollenden könne. Das war das Signal zur Abreise. Mit wohlgefüllten Koffern dampfte Ida nach Baden-Baden. Der Konsul und Tatzelwurm bildeten die Begleitung. Bald langten bunte Ansichtskarten aus dem schönen Oostal in der Platanenstraße an. Sie waren von Tante Ida, dem Kon sul und... Professor Hildebrand unterzeichnet. Der hatte näm lich seinen Urlaub angetreten, war zufällig auch nach Baden-Ba den gefahren und wohnte sogar mit Frau Müller-Heise im glei chen Hotel, so daß Tante Ida über zwei Kavaliere verfügte. Durch des Professors Reise war Felix mehr als je an die Klinik gebunden. Dores Arbeit in der Werkstatt neigte sich dem Ende zu. Sie ging jetzt des Abends häufig früher heim oder machte sich einen freien Nachmittag, den sie meist zu Streifzügen durch die Stadt benutzte. Von solchen Fahrten brachte sie immer kleine Päckchen heim, betrachtete den Inhalt zärtlich und verschloß ihn dann in Schiebladen. Manchmal blieb sie auch zu Hause und ging, ein Liedchen summend, durch ihr kleines Reich. Das Alleinsein bedrückte sie jetzt nicht mehr. Wenn Frau Sauer merkte, daß die Nachbarin anwesend war, schlüpfte sie auf einen Plausch hinüber. Sie erzählte dann von ihren wirtschaftlichen Heldentaten und wieviel Dinge sie selbst gemacht hatte. „Ich habe alle Gardinen gewaschen und gespannt, sogar die Wolkenstores," brüstete sich Frau Sauer. „In den nächsten Ta gen werde ich sie selber anmachen. Auf diese Weise spare ich den Dekorateur." Aber Dore imponierte die tüchtige Fran Sauer gar nicht mehr. Sie nickte nur geistesabwesend und blieb stumm. Was Frau Sauer übelnahm. „Wissen Sie schon das Neueste?" suchte sie das Interesse der jungen FraU zu wecken. „Die Freundschaft zwischen Fräulein Basedow und Margot Kreißler ist aus. Die beiden hatten --— Riesenkrach miteinander." „Ich habe ihn gehört," lachte Dore, „aber das liegt ja schon viele Wochen zurück." „Oh, damals haben sie sich wieder vertragen. Den richtigen Knall aab's vor ein Paar Tagen, als Sie bei Ihrer Tante weil ten. Hifi Basedow hat kein Blatt vor den Mund genommen und Herrn Schultze, der bei dem ganzen Theater anwesend war, den Star über Frau Kreißler gestochen." „Der Arme tut mir leid/ murmelte Dore. „Mir nicht," trumpfte Frau Sauer zurück. „Wenn ein Mann sich von Margot Kreißler ausnutzen läßt, hat er es nicht besser verdient. Uebrigens ist die Kreißler abgereist." „Dann ist Herr Schultze sicher auch heimgefahren?" Frau Sauer schüttelte mit geheimnisvoller Miene das selbst ondulierte Haupt. „Im Gegenteil, der ist noch hier. Er ist bloß auf die andere Seite des Blocks hinübergewechselt und geht jetzt bei Zieglers aus und em. Passen Sie auf, den fängt Klara Ziegler für ihre Nichtsein. Was meinen Sie?" Dore meinte gar nichts. Sie wünschte von Herzen, daß Frau Sauer sie mit Hausklatsch verschonen und sich nm ihre eigenen Angelegenheiten kümmern würde. Um den Besuchen der Nachbarin zu entgehen, fuhr sie noch häufiger in die Stadt und betrat ihre Lieblingsläden noch öfter. Dabei lief sie eines Tages Frau Ziegler in die Arme. Die alte Dame guckte Dore an und lächelte freundlich. „Guten Tag, Frau Auerbach, und... herzlichen Glück wunsch!" „Wozu?" murmelte Dore verwirrt. Da wies Frau Zieglers Finger auf das Ladenschild. „Ba byausstattungen" stand darauf. Dore bekam rote Ohren. Dann nickte sie vergnügt. „Richtig geraten,, Frau Ziegler!" „Da ist der Herr Gemahl Wohl sehr glücklich?" „Hm," machte Dore. „Wo gehen Sie hin? Nach Hause?" „Noch nicht. Erst will ich mit meiner Nichte Kaffee trin ken. Wir haben uns drüben in der Konditorei verabredet. Wollen Sie mitkommen?" „Sehr gern. Ich freue mich, Fräulein Anna wiederzusehen." Frau Ziegler zog Dores Arm mütterlich durch den ihren und führte sie über die Fahrbahn. „Wundern Sie sich nicht, wenn Sie Herrn Schultze in An nas Gesellschaft finden," sagte sie. „Von dem Krach zwischen Fifi Basedow und Margot werden Sie ja gehört haben. So was spricht sich in einem Wohnblock rasch herum. Herr Schultze war über die Eröffnungen, die er zu hören bekam, sehr niederge schlagen. Da haben wir uns ein wenig seiner angenommen". Es schien Dore, als ob sich besonders Fräulein Anna Les arinen Emil angenommen hätte, denn-ihre Hand ruhte iu Schultzes Rechter, als sie mit Frau Ziegler an den Tisch trat. Mir scheint, daß Frau Sauer diesmal recht hat, dachte Dore vergnügt. Jedenfalls paßt Emil zu der bescheidenen Anna tausendmal besser, als zu der aufgedonnerten Margot Kreißler. Die gemeinsame Kaffeestunde verlief sehr heiter. Emil spielte seine Lieblingsrolle als fescher Kavalier. Er betreute die drei Damen, am meisten aber Anna Ziegler. Als es dämmerte, fuhr man heim. Vor der Wohnungstür traf Dore mit Felix zusammen, der eben aus der Klinik kam. Er sah das Päckchen, das sie zärtlich an sich drückte.^ „Du hast wohl Einkäufe gemacht?" fragte er höflich. „Du darfst raten, was hier drin ist," neckte Dore. „Oh, ich bin mein Lebtag ein schlechter Rater gewesen." „Möchtest du nicht wissen, waS ich cingekauft habe?" bohrt- die junge Frau. „Neugier ist eine unmännliche Eigenschaft, mein Kind." Dore tvandte sich ab, um die aufsteigenden Tränen zu ver bergen. ""-lix tat seine abweisende Haltung leid (Fortsetzung folgt)
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