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- Erscheinungsdatum
- 1942-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-194207303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19420730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19420730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
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Jahr
1942
-
Monat
1942-07
- Tag 1942-07-30
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Monat
1942-07
-
Jahr
1942
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Aus Bischosswerdo und Umgegend Bischofswerda, M. Juli Wogende Getreidefelder Ein eigenartige-, erhabenes Bild ist ein reifende- Getreide feld, wenn darüber mit geheimnisvollem Wehen der Wnd hin stretcht. ES sieht so aus, als ob ein weitgespanntes seidenes Tuch Falten werfe. Ackerwinden ringeln sich an den Halmen ewpor,-wischen denen noch der rote und der blaue Schmuck von Mohn, Kornrade Und Kornblume leuchtet. Jetzt sind wir nicht mehr allzu weit von der Ernte. Der goldene Segen auf den Getreidefeldern wird sich in einigen Wochen, wenn alle» ganz ausgereist ist, der Sense entgegen neigen. Für da» Landvolk ist die Erntezeit die härteste und doch auch die schönste, sieht eS doch seine rastlose Arbeit, das tägliche Brot für das ganze Bo» zu schaffen, gelohnt. Vom wogenden Kornfeld weht ein heimatlicher Zauber au». In ihm liefen mit die stärksten Wurzeln unseres deutschen Heimat- Verdunkeln von Donnerstag 21.56 bl« Freiiag 4LS Uhr Deutsche« Rote« Sreu, Dienstplan für Monat (ich und (st») «an-en ii, Bereitschaft (M) «ante» ii, De«itzH-»a,itz: S. 8. 20 Uhr Zug I, Demltz-Lhumitz, DRN.'Krim. 1«. 8. 7.30 Uhr Bereitschaft Bischofswerda, SH^e«Äch»ft (w) Baatzen », »ischostwerda: 10. 8. 20 Uhr Zug l, Gr. 1, 2, 8,10 und 11, Bischofswerda, DRK.-Hclm, 2S. 8. 20 Uhr Demitz-Thumitz, Nchiath» Verb.-«., Uevungsmarsch. Eine Unmenge Fundsachen SäS alle» in der Schutzpolizeiwache <n Bischofswerda liegt In der Zeit vom 1. Apru bis 28. Juli sind in der Schutzpoli zeiwache folgende Gegenstände als Fundsachen abgegeben wor ben: Ein Paar Kindersandalen, Einkaufsnetze, Knabenjacken, Damenjacke, Boa, kurze Turnhose, Frack, Kindermützen, Leder handschuhe. kleine Handsäge, Schals, Schurken, Wolldecke, Bade kappen, Kinderröckchen, Damen- und Kindergürtel, einzelne Strümpfe, Taschentücher, Leinensack, Leibriemen, Damen schürze, Kinderball, Jsolierschnur, Kindereinkaufstasche, Deckchen- Kinder - Sportwagengummibereifung, Kinderschuvkarren, ekU Kennzeichen (Kraftfahrzeug), mehrere Geldtäschchen mit und ohne Inhalt, mehrere Geldscheine, Damenreaenschirme, 1 Bal len Baumwollfäden, 1 Schraubenzieher, Schreibpapier, Dreh bleistift, Peitsche, Füller, eiserne Klammer, Weidenkörbe. Die rechtmäßigen Eigentümer werden ersucht, unter Nachweis des Eigentumsrechtes die verlorenen Gegenstände in Empfang zu nehmen. Im Falle der Nichtabholung wird anderweitig da rüber verfugt werden. -* H.J./Nachrichttn-Gef. 2/18« Heute Donnerstag 19Z0 Uhr Antreten (H-J. Heim) Es spricht der Ausbildungsleiter. —* Die KreiSfachgruppe Bautzen der Kaninchenzüchter hält kommenden Sonntag vorm. 9 Uhr im Gasthaus „Stadt Zittau" in Bautzen eine Kreis-Dienstbesprechung ab. Der erste Bor- sitzende Richard Schletzje, Demitz-Thumitz, wird dabei u. a. die neuesten Anordnungen der Reichs- und Landesfachgruppe und auch einen Rückblick über das abgelaufene Geschäftsjahr be- kanntgeben. - - —* Hundekuchen nur auf Bescheinigung. Während Hunde kuchen bisher frei abgegeben wurden, dürfen nach einer am 1. August in Kraft tretenden Verordnung künftig Hundekuchen und Hunderöstmischfutter von den Elnzelhandelsgeschäften nur noch an solche Hundehalter abgegeben werden, die im Besitz einer Dringlichkeitsbescheinigung sind. Diese Dringlichkeitsbe- scheinigung wird für die Dauer von zwölf Monaten vom zu ständigen Kreisjägermeister oder Landesverbandsleiter b«S ReichsverbandeS für Hundewesen. Paul Bergmann, Halle (Saale), Merseburaer Straße 161. ausgestellt. —* Der zerrissene Schnürsenkel. Nach dem Kragenknopf hat der Mann beim Anziehen den meisten Aeraer mit den Schnürriemen. Zerrissene Riemen oder Senkel sind heut« schwerer zu ersetzen als sonst. Aber findige Schuhmachermeister haben schon manchmal ihren Stammkunden aus der Verlegen heit geholfen und auS Lederabfällen einen Lederriemen ge schnitten. In „Schuh und Leder" wird diese Methode hand werklicher Schuhriemenherstellung grundsätzlich empfohlen. Aus kleinen nicht bewirtschafteten Abfallstücken von der Größtz einer Taschenuhr lassen sich mit einem Schuhmachermefler spiralförmig ohne weiteres Riemen für Halbschuhe schneiden. Dabei kann sehr gut starke» Throm-Leber, Sportleder usS. verwandt werden, da» sich zu Schuhreparaturen weniger eignet. Solche Lederrtemen zur Befestigung der Fußbekleidung sind im Grunde uralt; sie sind erst später vom Textilriemen abgelöst worden, haben aber immer, besonder» bei Sportschuhen, eine modische Bedeutung behalten. Rammenau. HJ-Fühnlein 28/118. Am kommenden Sonn abend tritt, das Fähnlein um 13,45 Uhr am HJ.-Heim an. Erscheinen ist Pflicht. Neukirch (Lausitz). Schon Vorwerken! Eine eindrucksvolle Kundgebung der NSDAP, findet am Mittwoch nächster Woche, dem 5. August, 20.30 Uhr im Hofgericht statt. Als Redner ist Gauredner Pg. Hans Briesen aus Sorau (N.-L.) gewonnen worden. Seine Ansprache behandelt das Thema, das uns allen am Herzen liegt und das zugleich die Parole unserer gesamten Arbeit ist: Alle» für den Siegt SteiniatwolmSdorf. Ein Appell der Politischen Leiter findet Sonnabend, 1. August, im Parteilokal statt. Beginn 20.30 Uhr. Gaußig. Freudentag im Hause Schall. Riaueour. Seit über vier Jahren war eS das erstemal, daß sich die große Fa milie des Grafen von Schall-Riaucour zum Geburtstag des Vaters vollzählig im Daterhause für kurze Stunden Ver einen konnte. Von den acht Söhnen trugen während des Krieges sechs den feldgrauen Rock. Ein Sohn fiel im Feldzug gegen Frankreich Vox Dünkirchen, einer stand in Afrika, drei — von denen einer schwer verwundet wurde — im Kampf gegen den Bolschewismus, während der Jüngste augenblicklich seine Ausbildung bei einer Artillerie-Ersatzabteilung erfährt. Auch der Mann der einzigen Tochter steht nn Kampf gegen die Sow jets jn Lappland. Bautzen. Künstlerische Erfolge des Stadtorchesters in Bad Tölz. DaS Bautzener Stadtorchester ,das sich während der Som- NrermoNate als Kurorchester in Bad Tölz aufhält und dort mit recht gutem Erfolg musiziert, ist seiner Tradition treu geblie ben und hat ihren Kunstfreunden auch diesmal einige Sinfonie- Zar Aktion der Hitler-Jugeub: „Schont Kleider und Schuhe." Die Hitler-Jugend führt zur Zeit eine Aktion durch, die unter dem Motto steht „Schont Kleider und Schuhe, spart Spinnstoffe, Leher und Gummi". Den Jungen und Mädeln wird in aufklärenden Vorträgen die Wichtigkeit der Schonung und Ersparnis von kriegswichtigen Rohstoffen zur Kenntnis ge bracht. Außerdem wird zur Unterstützung der berufstätigen Mütter in Nähstuben das Äendern, Ausbessern und Umarbeiten von Kleidungsstücken vorgenommen. — Blick in eine BDM- Nähstube, in der Kleidungsstücke des Jungvolks ausgebcssert werden. Scherl-Bilderdienst-M. konzerte aeboten. Ueber ein solche» Stnfoniekonzert, da» Mo- zart gewidmet war, schreibt I. H. Huber in der Tölzer Presse u. a.: „Das städtische Kurorchester spielte unter der feinsinnigen, ganz dem Werk hingegrbenen Leitung von Kapellmeister OSwin Jäpel sehr sauber und exakt." DaS 6. Sinfoniekonzert war ausschließlich Beethoven gewidmet. JH>. Huber schrieb über diese- Konzert u. a.: „Kapellmeister OSwin Jäpel, der mit vor nehmer Sicherheit seine Musiker führende Dirigent, hatte die der ersten Schaffensperiode Beethoven» angehörende Sinfonie Nr. 1 C-dur gewählt. Das Orchester spielte ausgeglichen schön; besonders eindrucksvoll war die Wiedergabe des ergreifend weltentrückten Andante-cantabile-Satzes. Zu einem bedeuten den künstlerischen Ereignis wurde der Abend durch daS Spiel des Solisten, Professor Erwin Koerper von der Musikakademie München, im c-moll-Klavierkonzert. Der Abend wurde für unser Kurorchester, dessen fleißigem und rührigen Dirigenten sowie für den Solisten ein eindeutiger, großer Erfolg." Bautzen. Der Sommerjahrmarkj wird in der Zeit von« 1. bis 3. August abgehalten. An den Wochentagen beginnt der Marktverkehr um 7 Uhr und endet um 19 Uhr; am Sonntag beginnt der Markt um 12 und endet um 18 Uhr. Sonntag, 2. August, bleiben die Einzelhandelsverkaüfsstellen (Läden) ge- Bautzen. Bom Tode des Ertrinkens gerettet wurde aus der Spree in der Nähe des Alten Weinberges der 5jährige Günter Schramm. Als der zur Zeit hier in Bautzen be schäftigte dänische Ingenieur Axel Rasmus aus Kopenha gen bei einem Spaziergang über die Heilige-Geist-Brücke weiter am linken Ufer spreeauswärts ging, sah er gerade noch aus dem Wasser zwei Kinderhände herausragen, die aber dann ver schwanden. Kurz entschlossen entkleidete sich der Ingenieur und sprang kopfüber in die Spree. Erst nach längerem Tauchen und Fühlen gelang es ihm, im Schlamm die Hände des Jungen zu fassen und ihn an Land zu bringen. Die sofortigen Wiederbe lebungsversuche hatten erfreulicherweise Erfolg. Großröhrsdorf. Ein Lehrgang für Rettungsschwimmen beginnt am heutigen Donnerstag im Massenei-Bao. Anschlie ßend erfolgt die Prüfung für den Grund- und Leistungsschein der DLRG. Pulsnitz. Ein frecher Diebstahl. Jn einer recht frechen Weise wurde einer Frau beim Einkäufen von Broten im La ben des Bäckermeisters Oswald die Lebensmittelkartentasche gestohlen. Die Kartentasche enthielt 4 Eierkarten alt, 4 Eier karten neu, 2 Fettkarten, 2 Marmeladenkarten, 1 Zuckerkarte (weiß), 1 Haushaltskarte und eine Milchkontrollkarte. Als Täter kommt ein fremder Mann in Frage, der gebrochen Db"g!au^chwU. Sein sojöhriges Geschäftsjubisäum begeht an, 1. August der hiesige Schneidermeister Fritz Rennau. Der jetzt 76jährige Meister erfreut sich noch einer guten Gesundheit und übt sein Handwerk zur Zufriedenheit seiner zahlreichen Kundschaft noch in vollem Umfange aus. Möge dem arbeits frohen Jubilar noch weiterhin Gesundheit und Kraft zu seinem Schaffen beschieden sein. Ebersbach. Bogelibhll .Zu einem an sonnigen Tagen ge wohnheitsmäßig vor das Fenster gesetzten Käfig mit einem Zeisig fanden sich kürzlich zwei Besucher gleicher Art ein, und zwar ein Paar Junazeisige. Zur größten Verwunderung lie ßen sich beide von dem 6 Jahre alten Männchen durch die Käfigstäbe hindurch mehrere aufeinander folgende Tage füttern. Der Rundfunk am Freitag, ZI. Juli Reichsprogramm: Lieder und Kammermusikwerks von 11 bis 11.80 Uhr. — Klassische Opernmusik und Konzertwerke im Nachmittagskonzert von 16 bis 17 Uhr. — Zeitgenössische Unterhaltungsmusik von 17.15 vis 18.30 Uhr. — Sommerliche Unterhaltung aus Operette und Film von 20.15 bis 21 Uhr. — Beliebte Operettenklänge von 21 bis 22 Uhr. Deutschlandsender: Schöne Musik zum späten Nachmittag von 17.15 bis 18.30 Uhr. — Max Regers Klarinettenguintett von 20.15 bis 21 Uhr. — DaS lyrische Spiel „Der gefangene Vogel" von 21 bis 22 Uhr. Freiwillige Helfer — keine Urlaubsaäfke Das Landvolk verdient den Dank der Städter durch die Tot Dem Landvolk ist nicht damit gedient, wenn sich jetzt Städter als Helfer anbieten, die vielleicht glauben, auf dem Lande nicht nur eine bessere Ernährung genießen zu können, sondern dadurch auch: zu „Beziehungen" für die Zukunft zu kommen. Das Land kann nur Helfer gebrauchen, die einen ebenso starken Ar beitswillen mitbringen, wie er in der Landbevölkerung herrscht. Solche Hilfskräfte sind durchaus erwünscht, und mancher Urlaub oder eine sonstige Freizeit kann auf diese Weise für die Allge meinheit nutzbringend auf dem Lande zugebracht werden. Es bleiben immer Arbeitsspitzen, deren Bewältigung nicht durch einen verstärkten Einsatz fremder Hilfskräfte möglich ist. Wer sich aus der Stadt heraus freiwillig als Helfer in der Landwirt schaft zur Verfügung stellen will, um durch die eigene Arbeit an der Sicherung unserer Ernährungsfreiheit mitzuhelfen, kann sich — soweit nicht eine Verwendung bei Bekannten oder Ver wandten auf dem Lande in Frage kommt — den Arbeitsämtern zur Verfügung stellen. Ireue um ^reue ramttionkomon von Kurt keleckier (26. Fortsetzung) (Nachdruck verboten.) Erst nach einer längeren Pause stummen Borsichhinstarrens fährt er fort: „Ich will Ihnen berichten, wie alles kam." Ingrids Vater war hoch erfreut, als ich ihn um die Hand seiner einzigen Tochter bat, Es siige sich , glücklich, da er nur noch etwa ein halbes Jahr, in Mexiko zu bleiben gedenke. Dann wolle er nach Deutschland zurückkehren, um seine For schungsergebnisse auszuwerten. Er glaube, ein Serum entdeckt zu haben, das nicht nur bei Schlangenbissen, sondern auch gegen die gefährlichen Folgen bei akuter Blutvergiftung von Erfolg sein werde. Glückliche Wochen, die glücklichsten meines Lebens, kamen. Aber das Unheil schwelte bereits um uns. Mir war schon öfters ausgefallen, daß die Indianer, wenn Dr. Sturm ihtien den Rücken wandte, mehr al» scheele Augen machten und bas seit der Zeit, da er einen hergelaufenen Indianer, gutmütig wie er war, in Dienst genommen hatte. Es war ein alter Bursche, in dessen vom Trunk gezeichneten Gesicht ein Paar düstere fana tische Augen brannten. Jtlu, wie er hieß, gehörte zu jenen Nachkommen der Azteken, in deren Herzen noch immer der Haß gegen die Weißen Unterdrücker lebt, nicht weniger alS der Glaube an die alten mexikanischen Götter, von denen Huitzilopachtli selbst oder der KriegSgott Mextli einst kommen und blutigste Rache an den Feinden ihres Volkes nehmen werden. Wie ich später erfuhr, soll dieser Fanatiker Jtlu hoch oben in den Klüften der terra fria auf uralten Opfersternen noch seine Opfer dargebracht haben. Davon wußten wir freilich damals nichts. AIS ich Dr. Sturm auf daS verdächtige Treiben seines Schützling» aufmerksam machte — ich hatte ihn schon ein paar mal erwischt, wie er im Kreise seiner StammeSgenoste» ein dringlich auf sie einredete — lachte der mich nur auS. Ich sähe am hellichten Tage Gespenster. Dieser gute, leider etiva» ver trottelte Jtlu werde seinen Leuten Märchen erzählen, weiter nicht». Im übrigen stelle gerade er sich sehr geschickt bei der Betreuung der Schlangen an und habe eine große Fertigkeit, ihnen daS Gift zu entziehen. Do vergingen noch ein paar Wochen. Meine Vermutungen schienen tatsächlich gegenstandslos zu sein. Ingrid, die auf meine Andeutungen hin eine Zeitlang auch unsicher geworden war, beruhigte mich. Im übrigen sei Jtlus Zeit bald abge- taufen; für immer könne ihr Vater ihn nicht behalten. Eines Nachmittags, ich erinnere mich noch aufs deutlichste des Auftritts, saßen Ingrid und ich wieder unter unserm Son nenrosenbaldachin und malten uns aus, wie wir in einem Vierteljahr gemeinsam zu den Menschen in der terra caliente zurückkehren würden. Jn Veracruz wollten wir uns auf dem deutschen Konsulat trauen lassen und dann zusammen mit ihrem Vater mit dem nächsten Schiff nach Deutschland'zurückkehren, um unser Nest zu bauen. Plötzlich vernahmen wir erregte Stimmen, und als tvir nach dem Hofe eilten, von woher der Wortwechsel drang, sahen wir Dr. Sturm umringt von unfern Leuten. Er selbst hatte Jtlu am Kragen, schüttelte den Burschen hin und her und schalt auf ihn in einer Weise ein, wie ich es bisher noch nie an ihm erlebt hatte. Was war geschehen? ' Jtlu, der wohl wieder einmal zu reichlich von seinem selbst gebrauten Pulque-Schnaps getrunken hatte, hatte die Ver schlüsse an den Körben, in denen die Schlangen bei Nacht ver wahrt wurden, nicht gehörig gesichert, so daß eine beträchtliche Zahl der gefährlichen Reptilien ausgebrochcn war. Mein Schwiegervater war über diesen bodenlosen Leichtsinn so em pört — und Wohl mit Recht —, daß er Jtlu noch am gleichen Abend wegjagte. Der Auftritt schien zunächst keine weiteren Folgen zu haben. Nur unsere Indianer wollten mir nicht gefallen. Freilich zeig ten sie sich, wenn man mit ihnen verhandelte, nicht eigentlich widerspenstig; aber in ihren Blicken lauerten abgrundtiefe ver haltene Geheimnisse uralten Rasschasses. Aber wieder blieb ich mit meinen Besorgnissen allein. Schließlich tröstete ich mich damit, daß in wenigen Wochen ja doch das Abenteuer in diesen einsamen Bergklüften beendet sein würde. Eines Nachmittags unternahm ich wie schon manchmal eine Wanderung nach den Bergen, um nach einigen Exemplaren der dort besonders häufig vorkommenden Agaven zu suchen. Ich hatte mich länger als sonst verweilt, und die Sonne sank be reits dem Westen zu. Wenn ich noch vor der in diesen Breiten ohne eigentliche Dämmerung hercinbrechenden Nacht auf der Farm emtreffen wollte, mußte ich mich beeilen. AlS ich endlich, von Tageshitze und dem langen Hcrumklet- tern ermüdet, das Haus erblickte, rief ich schon von weitem In grids Namen. Keine Antwort! Sie wird im Hause das Abend essen bereiten, tröstete ich mich. Ich trat in den Hausflur, rief wieder — jetzt mußte sic mich doch hören. Meder blieb alles still. Da fing mein Herz an in rasenden Schlägen zu klopfen. Eine furchtbare Ahnung von irgendetwas Unheilvollem überströmte mich siedend heiß. Ich riß die Tür nach dem Wohnraum auf, und der letzte Schein des sinkenden Tages ließ mich vor einem entsetzlichen Anblick bis ins Mark erschauern." Dr. Mergentin schweigt, und Sabine Brenkenkamv sieht, w'e sich die Brust des Mannes bei der Erinnerung an das Er lebt? in schweren Stößen hebt und senkt. Mit weiten Augen sitzt sie stumm neben ihm. Wieder legt sie ihm fast unbewußt die Hand aus seinen Arm. Grenzenloses Mitleid steigt in ihr empor. Was muß dieser Mensch durchaemacht haben, daß ihn die Erinnerung nach Jahren noch so aufveitscht! Und doch weiß sie nicht einmal, was er ihr noch zu berichten hat. Aber schon hört sie wieder seine vor innerer Erregung bebende Stimme. „Auf dem Erdboden lag, lang ausgestreckt, die Leiche Dr. Sturms. Jn der aufgerissenen Hemdbrust steckte, bis zum Heft hineingestoßen, ein uralter aztekischer Bronzedolch. Im Augen blick wußte ich, wessen Hand ihn geführt hatte. Jtlu und kein anderer hatte die Rache der beleidigten Götter vollzogen. Aber wo war Ingrid? Mit zitternden Knien wankte ich zur Tür, rief von neuem: Ingrid, Ingrid! Keine Antwort. Das Grauen Packte mich. Wie irrsinnig lauschte ich in das immer stärker werdende Dun kel. Da! Stöhnt da nicht etwas? Ich taste mich vorwärts und stoße im nächsten Augenblick auch schon an einen auf dem Estrich liegenden Körper, knie nie der, sine klebrige Flüssigkeit feuchtet meine vor Erregung flie genden Hände. Vor allem Licht! Ich taste mich nach der Kü che; dort muß die Petroleumlampe stehen. Mit Mühe gelingt es mir, Licht zu machen. Der fahle gelbe Schein der Lampe fällt auf Ingrids am Boden liegende verkrampfte Gestalt. Die Hände sind ihr auf dem Rücken gefesselt, die Kleider fast völlig vom Körper gerissen, unter dem wild zerzausten Blondhaar sickert aus einer Stirnwunde Blut; im verzerrten Mund steckt ihr ein Knebel. Jn ihren weit aufgerissenen Augen steht der Wahnsinn. Was ich in den nächsten Stunden getan habe, ist mir heute noch wie ein Nebel verhangen. Ich habe Ingrid von ihren Qualen befreit, notdürftig verbunden, versucht, Aufklärung über das scheußliche Verbrechen zu erlangen. Aber nur zusam menhangloses Gestammel war zu vernehmen. AlS ich m den Hof tappte, um von den Indianern Hilfe zu holen, fand ich keine Spur von ihnen. Hütten und Schuppen leer, auch die letzten Schlangenbehälter geöffnet. Keine Antwort auf noch so lautes Rufe». Nichts, nichts, nur das schauerliche Echo von den Hängen der Agavenberge. Jtlu hatte ganze Arbeit getan. (Fortsetzung folgt.)
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