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Nr. 14« Dienstag, -en 30. Juni 1942 97. Jahrgang (Scherl-Bilderdienst-M) MM (Karte Scherl-Bilderdienst-M.^ Ileukirch unö Almgegend der amtlichen Bekanntmachungen des Lanbrats zu Bauym und der Bürgermeister ferner die Bekanntmachungen des Finanzamts zu Bischofswerda und anderer Behörden Der SüchlWe LrMl'er Tageökaü MAWoftwerda „Großbritannien erhält seine schwerste Lektion" Rom, 30. Juni. Die Eroberung von Marsa Matruk Lat in der italienischen Öffentlichkeit und Presse lebhafte Begeiste rung ausgelöst, um so mehr, als man selbst nach dem überra schend schnellen Fall von Tobruk nicht wiederum mit einer neuerlichen britischen Katastrophe gerechnet hatte. Die Ereignisse der letzten Tage sind, wie „Mess aggero" schreibt, an sich so großartig, daß ihre entscheidende Trag weite jedermann ohne weiteres klar ist. Der englische Wider stand sei, wie das Klatt hinzufügt, gebrochen worden, und we der die Hitze noch Nachschubschwierigkeiten oder die Müdigkeit haben den glänzenden Vormarsch der Truppen der Achse auf halten können, der in die Geschichte als ein Meisterstück der Kriegskunst eingehen wird. Das dominierende Tagesereignis, so betont der Mailänder „Corriere della Sera", ist die Eroberung von Marsa Matruk und der Vormarsch in Nordafrika. Es handle sich um einen Kriegsschauplatz, wo die englische Ueberheblichkeit ihr end gültiges Ende finden könne. Großbritannien erhalte gerade in der Gegend seine schwerste Lektion, die cs zum Ausgangs punkt für seine Offensive gegen Italien ausersehen hatte. seitigten die Minensperren und erledigten sie feindliche Panzer durch ihre Vernichtungstrupps. Artillerie und Panzerabwehr kanonen unterstützten die Truppen, die jedoch häufig ohne den Schutz der schweren Waffen im Kampf standen, weil Geschütze und Munitionsfahrzeuge im Schlamm versanken. Der lttste Abschnitt des Kampfes war gekennzeichnet durch engerem Raum eingekesselten Bolschewisten. Der Höhepunkt dieser letzten Kümpfe war die Vernichtung einer Gruppe von feindlichen Offizieren und Kommissaren, die einen letzten der- zweifelten Durchbruchsversuch unternahmen. Die Zahl der verzweifelte Ausbruchsversuche der auf immer Gefangenen und Beute läßt sich bis jetzt noch nicht übersehen, da in den unzugänglichen Sumpfwäldern noch große Material- mengen b«r Bergung harren. Die Luftwaffe konnte während der Schlechtwetterperiode die schweren Kämpfe der Infanterie nicht immer mit voller Kraft unterstützen. Erst in den letzten Wochen kamen die Ver bände der Kampf- und Sturzkampfflugzeuge im Kampf gegen die eingekesselten Bolschewisten zur vollen Wirkung. Durch unermüdlichen Einsatz gelang eS ferner, den gesamten Nach schubverkehr des Feindes von Osten her empfindlich zu stören und teilweise ganz zu unterbinden. Auch die Versuche der Bol schewisten, während der Nachtstunden die eingeschlostcnen Kräftegruppen aus der Luft zu unterstützen, scheiterten an der Aufmerksamkeit der deutschen Jäger, die zahlreiche Transport flugzeuge abschossen. So konnte der sich zäh verteidigende Feind durch die Zusammenarbeit von Heer und Luftwaffe auf engstem Raum zufammengedrängt, in Teilgruppen zerschlagen und schließlich endgültig vernichtet werden. Ml dem «itterkrenz ausgezeichnet wurde Leutnant Graber, Staffelkapitän in einem Sturzkampfgeschwader, der auf mehr als 400 Kamofelnfätz« zurückblicken kann. 3m nordfranziifischen llüflengebirt schossen deutsche Jäger am Montagnachmtttag fünf Tpüsirer ab. Marsa Malruk Das letzte Bollwerk vor Alexandrien, die Feste, von der aus die Briten ihre Offensivversuche gegen die Achsenmächte ansetz ten, Marsa Matruk, ist gefallen. Ueberraschend schnell hat sich gezeigt, wie sehr durch den die ganz« anglo-amerikanische Welt erschütternden Fall von Tobruk die britischen Verteidiger Ae gyptens in Verwirrung gebracht worden waren. General Ritchie, der einst so gelobte Kommandeur der 8. Armee, ist in der Versenkung verschwunden, aber in London hegte man we nigstens die Hoffnung, Marschall Rommel würde seine Achsen kräfte nicht so schnell gegen die letzte und stärkste Festungslinie auf ägyptischem Boden werfen können. Hatte nicht gerade Ge neral Äuchinlek, der Oberkommanüierende in Aegypten, nach London berichtet/„an einem gewissen Zeitpunkt" seien Rommels Kräfte von den Anstrengungen der Wüstenschlacht erschöpft ge wesen, seine eigenen aber auch, sodaß.... Nur, daß Rommel General Äuchinlek überrommelte, nur, daß die ihm unterstellten Truppen der Achsenmächte sich gar nicht durch die pa pierenen strategischen Einwände aus London abhalten ließen, weiter zu marschieren, hart am Feinde zu bleiben und immer Mann und Motor daran zu setzen, um chn zu vernichten. Noch am Montagmorgen meldete Reuter aus Kairo, auf rund 400 Quadratmeilen Ausdehnung tobe jetzt die entschei- . Sende Schlacht. Die Aufgabe der Alliierten, also der Briten und ihres Völkersammelsuriums, bestelle darin, den Feind an jeder möglichen Stelle anzugreifen. Rommel dürfte sich — erklärte der Reuter-Dümmling — dem Ende seiner intensiven Operationen nähern, er habe keine wesentlichen Panzerver stärkungen erhalten. Wenn der Zusammenstoß der Hauptkräfte der beiderseitigen Panzer einträte, dann „dürfte der Feind einige sehr unangenehme Ueberraschungen erleben", versicherte außerdem Reuter mit einem wissenden Augenaufschlag. Der Sender Kairo aber log aus arabisch, die — Alliierten hätten den Zeitpunkt für die Schlacht gewählt, die jetzt im Gange sei, gleichsam, als ob Rommel ihnen die Entscheidung darüber über lassen hätte. In die gleiche Kerbe paßt der lächerliche Versuch britischer Blätter, durch eine Darstellung der Schwierigkeiten des Kampfes in der Wüste, durch die Vorteile, die die natür liche Bodenbeschaffenheit den Empiretruppen in der Verteidi gung gebe, die deutschen Siegesausichten abzuschwächen. Die Antwort auf diese englischen Mätzchen ist der Fall von Marsa Matruk, der schwerste Schlag, der über Tobruk hinaus die Eng länder treffen konnte. Denn mit Marsa Matruk verliert Eng land endgültig die Hoffnung, jemals wieder in Jtalienisch- Nordafrika einmarschieren zu können. , Um die Festung Marsa Matrur war die stärkste und letzte Verteidigungslinie der Briten vor Alexandria errichtet worden. Die Festung liegt am Abhang des ägyptisch-libyschen Wüsten plateaus, das mrt seinen tief eingeschnittenen ehemaligen Fluß läufen, seinem Geröll und weiten Strecken Flugsandes der Ver teidigung den besten Halt gibt, da auch Diinen dem Vormarsch größte Schwierigkeiten entgegensetzen, während die britischen Panzerabwehrgeschütze die beste Ausnützung des Geländes für sich haben. Marsa Matruk galt bis jetzt für unbnwingbar. Von Tobruk aus, von dem es in der Luftlinie 32ö Kilometer entfernt liegt, während es von Alexandria, mit dem es wie auch Tobruk durch eine strategische Bahn verbunden ist, in der Luft linie 260 Kilometer entfernt liegt, haben die Truppen der Achsenmächte nur 8 Tage gebraucht, um die ganze Dorfeld- Verteidigung Alexandrias zu vernichten. Trotz schwerster Be festigungen, zahlreicher Verteidigungsanlagen und zähen Wi derstandes der Briten, die wußten, daß mit diesem Einsturz der letzten Bastion der Weg nach Alexandria offen läge, haben die Truppen der Achsenmächte in beispiellosem Schwung dem Geg ner auch dieses Bollwerk entrissen. Innerhalb von 24 Stunden kamen drei gewaltige Sonder meldungen: der neueste Erfolg deutscher U-Boote an Nordame rikas Küsten mit wiederum 107 000 ÄRT. der gewaltige Sieg an der Wolchowfront mit der Vernichtung der zweiten sowjeti schen Stoßarmee und von Teilen zweier anderer Armeen, und letzt Marsa Matruk! Ein Londoner Blatt, der „Evening Standard", prägte dieser Tage — schwerer Ahnungen voll — die simple Formel: „In Afrika sowohl wie bei Charkow haben die Deutschen die Ueberlegenheit." „Die Schlacht aller Schlachten" Genf, 30. Juni. Die „Times" spricht in einem Leitartikel von „der unsichtbaren Schlacht auf den Weltmeeren" und ver steht darunter die deutschen U-Boot-Operationen im Atlantik. „Tag und Nacht", heißt cs in dem Leitartikel, „wird eine der größten Schlachten des Krieges, ja vielleicht die Schlacht aller Schlachten geschlagen". Die „Times" beklagt dann den Beschluß der britischen Regierung, die monatlichen Schiffsverluste nicht mehr bekanntzugeben und weist darauf hin, daß die Schiffsver luste in der ersten Hälfte des Jahres 1942 die des Jahres 1941 bedeutend übertreffen. „Zur Zeit scheint die Lage so zu sein", erklärt das Blatt vorsichtig, „daß die Zahl der Versenkungen höher ist als die der Stapelläufe'" Tas Blatt kommt zu dem Schluß, daß die U-Bootgefahr keineswegs, wie man immer sage, „auf den Werften gewonnen" werden kann. Die U-Bootgefahr könne man nicht einfach da durch bewältigen, daß man für gesunkene Schiffe Ersatzbauten ausführe. Dazu bedürfe es vielmehr kühner und wirkungsvol ler Offensiven. Bloßer Tonnageersatz, so wichtig er auch sei, könne nur untergeordnete Bedeutung haben. Die Schlacht auf den Weltmeeren sei jetzt in ein Stadium eingetreten, das den Wagemut und phantasicvollen Einsatz aller englischen und amerikanischen Hilfsmittel zu Land, zu Wasser und in der Luft erforderlich mache, „wenn wir das nackte Leben sichern wollen." Lieferabkommen London—Moskau Genf, 30. Juni. Wie erst jetzt bekanntgcgeben wird, ist zum Wochenende in Moskau ein Abkommen über die Finanzierung der Kriegslieferungen und anderer Kriegshilse der britischen Regierung an die Sowjetregierung mit rückwirkender Kraft vom 22. Juni 1941 an unterzeichnet worden. Nach den Bedingungen dieses Abkommens ist die britische Regierung bereit, die Lieferungen an die Sowjetunion an Waffen und Material, das kn Großbritannien oder in britischen Dominien und Kolonien hergestellt wurde, ohne Bezahlung bzw. auf Kredit zu leisten. kesselt und aufgerieben wurden, wurden die nach Osten auswei chenden britischen Truppen, von den nachftoßenden deutschen Panzerkräften hart bedrängt, -um weiteren Rückzug gezwungen. Der Fall von Marsa Matruk wurde in der letzten Nacht, nachdem tags zuvor die Luftwaffe. den feindlichen Nachschub, Eisenbahnen und Flugplätze vernichtend angegriffen hatte, durch einen überraschenden Schlag deutscher Kampf- und Sturzkampfflugzeuge vorbereitet. 22 Minuten lang detonier ten pausenlos Sprengbomben schwersten Kalibers in der mit Truppen und Kriegsmaterial angefüllten Stadt und in den zahlreichen BersorgungSanlagen deS Hafengebietes. Im inneren Stadtgebiet, sowie in oen Stellungen am Stadtrand entstanden nach außerordentlich heftigen Explosionen ausgedehnte Brände, die noch heute vormittag die ganze Stabt in dichte Qualmwol ken hüllten. In der Abenddämmerung deS Montag» richteten sich weitere heftige Angriffe deutscher Kampfflugzeuge gegen die Nachfchublinien der nach Osten geflohenen orinschen Verbände. gannen die we nigen Wege, die dieses von Ur wäldern und Sümpfen bedeckte Gelände aufweist, abzutrocknen, bis Ende Mai und im Verlauf deS Juni anhaltende Wolkenbrüche erneut einen Zustand völliger Wegelosigkeit schufen. In diesen Morasten bauten die Pioniere zahllose Brücken und Knüppeldämme, be- / o-, 5/ «7, s / . . ( sketwevp/ck/eckt/ 6 v ? iktl Der Verlauf der Kesselschlacht am Wolchow Aast übermenschliche Leistungen der deutschen Truppen sicherten einen überwältigenden Sieg Berlin, 29. Juni. Wie daS Oberkommando der Wehrmacht zu der Vernichtung starker bolschewistischer Kräfte im Wolchow- Kessel mitteilt, versuchte der Feind unter stärkstem Einsatz von Menschen und Material, von Artilleriefeuer, das sich bis zum Trommelfeuer steigerte, von zahllosen schweren Waffen, Schlacht- uno Tieffliegern die schmale deutsche Riegelstellung vergeblich zu durchbrechen. Nachdem diese Angriffe unter schwer sten Verlusten für den Feind abgeschlagen waren, begann die planmäßige Verengung des Kessels. Der Feind leistete ver zweifelten Widerstand gegen die deutschen Truppen, die sich in dem Sumpf- und Waldgelände Schritt für Schritt vorwärts kämpften. Zunächst Sei Eis und Morast und überfluteten Niederungen hatten die dort kämpfenden deutschen Truppen fast übermenschliche Leistungen zu voll bringen. DaS tägliche Leben und Kämp fen in Nässe und Schlamm war nicht weniger schwer, als der Kamps gegen die sich verzweifelt wehrenden Bol- Nu besonders stolzer Erfolg llommels Wie -ie Britenfeste fiel — Pausenlos detonierten die Sprengbomben Berlin, 29. Juni Au dem neuen Sieg der deutsch-italieni- a Truppen bei Marsa Matruk teilt das Oberkommando der hrmacht ergänzend mit: Dem Sturm auf die Festung gingen heftige, für die Briten ustreiche Kämpfe voraus. Nachdem die britischen Nachhuten scharfem Angriff -urückgeworfen waren, durchbrach die Küstenstraße vor. In diesen harten Gefechten erlitten die bri tischen Verbände schwere Verluste an Menschen, Panzern und Geschützen. Der schwer angeschlagene Feind wurde in mehrere Teilgruppen aufgespalten, Vie teils südostwärts Marsa Matruk eänaekesselt und aufgerieben wurden, teils auf Maya Matruk zurückaeworsen wurden. Durch Angriffe der deutschen 90. leichten Division und eines italienischen Infante rie-Korps wurde der Ring um Marsa Matruk ge schlossen und immer werter verengt. In der Nacht zum 28. Juni unternahm der Feind mehrere verzweifelte Aus- bruchsveyuche aus der belagerten Festung, wobei die Briten außer hoben blutigen Verlusten über 1000 Gefangene und zahl reiches Kriegsmaterial verloren. In den frühen Montag- Morgenstunden wurde dann die Festung erstürmt. Die Einnahme von Marsa Matruk ist für die Achsentrup pen ein besonders stolzer Erfolg, da die Briten diese Stadt durch zahlreiche Verteidigungswerke, tiefe Minenfelder und ein gebaute Artilleriestellungen zu einer starken Festung ausgebaut hatten. Die flache Küstenevene und der südlich der Stadt in Terrassen abfallende Nordhang der ein Hochplateau bildenden Wüste gaben die Möglichkeiten zur Anlage zahlreicher Befesti gungen, mit denen die äÜeren Anlagen zu einem tiefgestaffelten Berteidigungssystem erweitert Word«! waren. Die große Bedeutung von Marsa Matruk ergibt sich neben seiner günstigen Lag« an einem geräumigen natürlichen Hafen auch daraus, daß hier die erste Station der Küstenbahn nach Alexandria liegt und die Stadt zugleich der Aus gangspunkt für die große Wüsten straße zur Siwa-Oase sowie von weiteren Karawanen wegen nach Südosten ist. Wäh rend bei Marsa Mätruk , größere Heilkräfte deS Feindes einge- „Die schwerste Niederlage des ganze» Krieges Graf, «0. Juni. Die Londoner „Daily Mail" schrieb am Montag, «och ehe die amtliche« Londoner Stellen de« Fall Mars» Matrurs zugegeben hatte«, doch offenbar in Voraus- ahuuug dieser neuen britischen Niederlage, in ihrem Leitartikel, der Gegner habe geradezu „gefährliche militärische Erfolge" zu verzeichnen. Niemand könne bisher sage«, wie daS ausgehe. ES habe keine« Zweck, sich zu verheimlichen, baß die britischen Waffen in Nordafrika „die schwerste Niederlage des ganzen Krieges" erlitten hätten, die mit allen optimistischen Ansichten aufraume, -le weite Kreise Englands noch vor kurzem hegten. „Rommels Ruhm von Lag zu Lag größer" Madrid, 29. Juni. Die letzten drei Sondermeldungen deS OKW. — der Fall von Marsa Matruk, das Ende der Kessel schlacht am Wolchow und 107000 BRT. versenkten Schiffs raumes — beherrschen daS Gesamtbild der Madrider Presse. Die Zeitung „Madrid" erklärt, daß Rommels Feldherrntalent die ganze befreundete und feindliche Welt in grenzenloses Er staunen versetzte. „Rommel", so schreibt das Blatt, „hat mit einem Schlage den 3S0 Kilometer tiefen Verteidigungswall Aegyptens über den Haufen geworfen. Der Ruhm des großen deutschen Felbmarschalls wird von Tag zu Tag größer". 5kk