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De,blatt zu Rmuiuer «8 Der Sächsische Erzähler Souuadend/Soautag, de« 21./2L. März 1V4» Oie //ei^rirseitt^rK Aus Bischofswerda und Umgegend Bischofswerda, SL^SL März. j BollkornLpot gut gekaut ist Hal- verdaut Zum Lag de« VolUoradrotet «, 2L. NlSrz Diese Volk-Weisheit behalt immer ihre Richtigkeit. Leiber, aber haben viel« Menschen da« richtige Kauen verlernt, obwohl dasselbe für den Verdamumsvorgang und damit für die Ge- sundtthaltung von wesentlicher Bedeutung ist. Kür den Kauprozeß, Mr die genügende Durchspetchelung müerer Nahrung ist Vollkornbrot sehr wtttvoll, denn Kruste und Krume desselben ergänzen sich -u einer harmonischen Ein heit. Die Kruke bewirkt eine intensive Beanspruchung der Zähne, während sie Lei Hellem Brot so gut wie gar nichts zu arbeit«» haben; außerdem werden durch den folgebedingten systematischen Kauprozetz nicht nur die Zähne gereinigt, sondern auch gärung-fähige Speisereste und Bakterien weggescheuert, so daß harte- Vollkornbrot auch zur Verhütung der Zahnfaule (Karte-) dient. Da da- Vollkornbrot zu langsamem Men sowie gutem Einspeicheln und Kauen nötigt, sind die gesundheitlichen Auswirkungen die denkbar günstigsten. So konnte ich ebenfalls feststellen, daß da- gute Vollkornbrot selbst vom Magen- empfindlichen und Magenkranken ausgezeichnet vertragen wird. Viel« Stuhlverstopfte wurden durch die Umstellung auf Voll» kornbrot schlagartig ihre Beschwerden lo-, wie auch viele Magenkranke mit Volllornbrvt Heilung oder Besserung ihrer Beschwerden erlangten. Zum großen Teil ist die- aber auch darauf zurückzuführen, weil das Vollkornbrot auS dem unver» fälschten Naturschrot hergestellt wird, drei Vitamine enthalt und dazu noch einen größeren Gehalt an Eiweißstoffen, Stärk« und Mineralstoffen aufweist als das sog. Weiße Mehl. So bleiben nur noch die Kragen zu erörtern, ob Vollkornbrot genau so sättigt wie da- übliche Brot, so daß man auch mit den Brotmarken auSreicht. Beide Fragen sind zu bejahen. Aller» ding- darf das Vollkornbrot nicht zu frisch gegessen werden, weil es sonst — von gesundheitlichen Bedenken abgesehen — tatsäch lich nicht ausreicht. Wenn es aber mindestens drei, möglichst aber fünf vis acht Tage alt und gut durchgebacken ist, weist e- in Gegenüberstellung z«M Weißbrot mehr Sättigungswert auf, von den gesundheitlichen Vorteilen ganz zu schweigen. Nur gute- Vollkornbrot mit der Gütemarke, , das in den Bäckereien vorrätig ist. kann als gesundes Brot bezeichnet wer» den; — es sichert für die Zukunft die Gesundheit de- einzelnen, auf der sich letzten Endes die Gesundheit des ganzen Volkes aus baut. vr. «. Feier der Verpachtung der 3vgend Die Ortsgruppe Bischofswerda der NSDAP, veranstaltet morgen Sonntag im Festsaal der Wilbelm-Gustloff-Schule vor mittags 10 Uhr ihre Feier zur Verpflichtung der Jugend. Der Orisgruppenleiter: Dr. Boden, Vertr. im Kriege. Frühlingsanfang im Zeichen de» Widders Am heutigen 21. März überschreitet die Sonne, aus süd lichen Himmelsregionen kommend, den Himmelsäguator oher -gleicher, um sich wieder auf die nördliche, auf „unsere" Him melshalbkugel zurückzubegeben und damit den Kalenderfrühling bei unS zu eröffnen. Sie wechselt auS dem Tierkreiszeichen Fische in das Frühjahrszeichen Widder über. Mit anderen Worten also: der Sonnenbav, unser einzigartiger kosmischer Licht- und Wärmespender, erreicht nun seden Tag eine immer größere Mittagshöhe und damit auch Wärmekraft und die nun im Kalender folgenden Tage zeichnen sich durch stetig wachsende Länge auS. Die Tagesdauer wird heute, am Tage des Lenz beginns. schon zwölf Stunden und zwölf Minuten betragen. —* Volksschule Bischofswerda. Die Schüler der obersten Jahrgänge unserer Volksschule versammelten sich am Freitag im Festsaal zu einem Schlußappell, der durch ein gemeinsames Lied eröffnet wurde. Rektor Hellriegel entließ 62 Knaben und 70 Mädchen auS unserem Sckmlverband. 25 Schülern und Schü lerinnen konnten für gute Leistungen und eifrigen KrieaSein- satz wertvolle Bücher überreicht werden, di« von dem Schul- b^irk und Freunden der Schule zur Verfügung gestellt worden waren. Eine abgehende Schülerin sprach dem Lehrkörper ihre Dank für die gelüstete Arbeit auS. Sie überreichte al- Ab- schiedSgeschgnk zur weiteren Ausschmückung der Schulräume 100 viele, viele Bewohner unsrer Stadt die Kaserne Waldeck traf, war die Kaserne noch längst nicht bezu und die Trupp« unsres Standorte- besuchen werde». Eit« wurde der Gasthof „ZumGoldenen ! wird sich noch mancher Stadtbewohner de- Tage- er» läufigen Aufnahme der Truppe hergerichtet, inner«, an dem Bischofswerda Garnisonstadt würde. zog nun zunächst die Trainkompanie e.. . .» wann Bischofs» ^ZW^Viz^ ^Nrgeanten ' m unsrer offiztere, 82 Mannschaften und 8S Pferde. Unsere Kaserne am Waldeck / Zum „Tag der Wehrmacht" am A. März, an dem viele, viele Bewohner unsrer Sl" "' " ' " " ' Lio nv-N Qraonwi nu ^v^ckmecürenäi Einschränkungen im Osterreiseverkehr Wie wir bereits oekanntgaben, ist die Reichsbahn genötigt, den Osterreiseverkehr einzusckränken. Nach Mitteilung der Reichsbahndtrektion Dresden dürfen in ihrem Bezirk vom 2. bis 7. April 1942: 1. mit Fahrausweisen bis 75 Kilometer keine Schnellzuge benutzt werden (ausgenommen In haber von Wehrmachtfahrkartrn, Wehrmachtfahrfcheinen. Zeit karten, Retz- und Bezirkskarten). 2 mit Fahrausweisen über 75 Kilometer ab Dresden-Hbf., Dresden-Neustadt und Chem» nitz-Hbf. die, nachstehenden Schnellzüge nur mit besonderer Zu» lassung-karte benutzt werden: a) ab Dresden-Hbf. unl Dresden-Neustadt alle Schnellzüge, b) ab Chemnitz Hbf. D124, D 126, D69. uebergangsreisende mit Fahrausweisen über 75 Kilometer, Inhaber von Wehrmachtfahrkarten, Wehrmachtfahrscheinen Zeitkarten, Netz- und Bezirkskarten brauchen keine Zulassungs karte. Die Zulassungskarten werden in der Reihenfolge, in der Fahrkarten für die betreffenden Züge verlangt werden, an der Fahrkartenschaltern und bei den Reisebüros gebührenfrei abge geben. Fernmündliche oder schriftliche Bestellungen sind nich zulässig. Di« Ausgabe der Fahrausweise und ZulassungSkarter Er ist bis auf die Stunde genau festgehalten, wann I. Werda Garnisonstadt geworden ist: Am 1. Oktober l913 traf die 2. Kompanie de- l. Sachs. Trainbataillons in unsrer Stadt ein. Die Bürgerschaft hat sich von >eher eine G a r n i j o n ge wünscht. Schon 1867 sprach eine Abordnung der Stadtregierung beim sächsischen Krieg-Minister von Fabrice vo», >»«> - nach Bischofswerda zu erhalten. Doch erst im Jahre 19 w konnte! der ReickHtagsabgeordnete Heinrich Gräfe aus Bischofswerda eS durchsetzen, daß die Stadt Garnison wurde. Die Stadt er- klärte sich zu allen von der Militärverwaltung geforderten Lei- stüngen bereit und zeigte nach jeder Seite großes Entgegenkom men: AW Platz für den Bau der Kaserne, an den mqn sofort heranging, wurde der alte Exerzierplatz am Waldeck, wo bis 1849 die Kommunalgarde von Bischofswerda exerziert hatte, ausgewählt. Der Krieasminister und Führer der 3. (sächs.) Armee, Generaloberst Frerherrvon Kausen, besichtigte selbst den Platz, den Vie Stadt unentgeltlich zur Verfügung stellte. Die Baukosten, die man damals auf rund 880 000 Mark veranschlagte, wurden von BundeSrat uwd Reichstag genehmigt. Die Planungen und Verhandlungen hatten stch aber doch so stark veyögert, daß Bischofswerda von der Ankunft der Truppe Überrascht wurde. Als die 2. Kompanie de- 1. Tratnbatatllon- Reichsmark. Sodann erfolgte die Uebergabe der Schulfahne an den folgenden Jahrgang. Beim Empfang der EntlassungHeug- nisse wurden die Knaben und Mädel von ihren Klassenlehrern durch Handschlag verabschiedet. Ein gemeinsame- Lied, der Gruß an den Führer und die Nationallieder beschlossen den «in» druÄvollen letzten Appell. — Erfreuliche Opserbereitschast. Die Mädel der abgehenden 8. Klasse hatten sich vorgenommen, da durch Landhilse verdiente Geld nicht persönlich zu verwenden, sondern es dem Lazarett Arnsdorf zukommen zu lassen. Sech- Wäschekörbe wurden mit viel Eifer und Liebe ausgestattet mit Gebäck und Kuchen, beides im Kochunterricht der letzten Woche hergestellt. 15 Flaschen Äpfelsaft und einigen Büchsen Kompott. Aepfeln und Apfelsinen, Zigaretten. Büchern, Spielen und den ersten Frühlingsblumen und Blumenstöckchen. Die 16 auSge- wahlten Madel verteilten im Lazarett von Bett zu Bett gehend ihre Gaben und bald war ein ungezwungene- Erzählen im Gange. Auf besonderen Wunsch sangen sie einige Lieder, die von Gitarre, Laute und Flöte begleitet wurden und großen An klang fanden^ Nur zu rasch verflog die Zeit. Lehrerinnen und Mädel schieden mit dem Bewußtsein. Niel Freude bereitet zu haben. * Kriegsauszeichnung. Gefr. Alfred Bettermann, Geplante Straße wohnhaft, der im November 1941 mit dem Eisernen Kreuz L. Kl. ausgezeichnet wurde, erhielt im Februar die italienische Tapferkeitsmedaille in Bronze. —* Die KrüPPelderatunaSstunbe, die für Monat März in Bautzen angesetzt char, fällt auS. Schaufetzstttfchümck zum Lag der Verpflichtung der Jugend. Di« deutsche Jugend wurde im nationalsozialistischen Deutschland zu höchster Leistung für die Gemeinschaft erzogen. Sie ist in den Jahren des Schicksalskampfes des deutschen Vol kes herangewachsen und wird sich nun vor der Nachwelt bewäh ren. Um bie Bedeutung der Feiern am Tage der Verpflichtung der deutschen Jugend zu unterstreichen, haben das Fachamt ..Der Deutsche Handel", in der Deutschen Arbeitsfront und die Wirtschaftsgruppe Einzelhandel alle deutschen Ladengeschäfte aufgeforderr. am 22. März ihre Schaufenster entsprechend zu dekorieren. Hier spricht die Deutsche Arbeitsfront NS-Gem. „Kraft durch Freude", Bischofswerda. Alle Betrieb-Warte der NS.-Gem. *Krast durch Freude" werden gebeten, sich am DienStag, 24. Marz, im Geschäftszim mer der DAF., Bahnhofstraße, etnzufinden Ruck—Zuck, die heiter« Revue. Am Sonnabend, L8. März, findet in der „woldnen Sonne" Wieder ein, KbY -Borstelluag unter vorgenanntem Titel statt. Der Vorverkauf zum BarietS beginnt ab DienStag, S4. März, in den 3orverkaufSsteüen bei Grafe, Altmarkt, und bei venu-, Dresdener Straße. Di» Karten für Webrmachtangebörige find nur am Mittwoch, SS. März, iü der Zeit von IS bis SS Uhr in der Geschäftsstelle der DAF. ,« haben. Nr. 12 am U Oktober 1913 von Dresden in Bischofswerda ein traf, war die Kaserne noch längst nicht bezugsfertig. In aller L ö w e n" zur vor» ... hergerichtet. In dieses HauS rainkompanie ein: 1 Hauptmann 1 Veterinär, . > und Unter giere, 82 Mannschaften und 89 Pferde. Mit Freuden grüßte Bischofswerda die einztehende Truppe, Die ganze Stadt hatte Flaggenschmuck angelegt, und die Bewoh nerschaft stand jn dicken Mauern aus dem Marktplatz, als hier die Truppe durch Bürgermeister Lagemann begrüßt wurde, vor^ um eine Truppe, Am l. Oktober 1914 sollte der Kasernenbau vollendet sein - doch kam der Weltkrieg dazwischen. Im Kriege zogen dann vorübergehend französische, englische und russische Offiziere al- Gefangene ein. Nach dem Kriege wurde die Kaserne viele Jahre hindurch für Wohnzwecke verwendet. Erst beim Aufbau der neüen deutschen Wehrmacht wurde Bischofswerda wieder Gar nison. Vor dem Einrücken neuer Truppenteile wurde die Ka serne durch Erneuerungs- und Erweiterungsbauten vervoll ständigt. Die neuzeitlich auSgebaute und w allen Teilen wohnlich und zweckmäßig gestaltete Kaserne Waldeck ist von den Soldaten stet- mit besonderer Liebe und Sorgfalt gevflegt worden. Davon fön» nen sich die Bewohner unsrer Stadt am Sonntag, 29. März, Aeugen. wenn sie die Gebäude und Räume der Kaserne be sichtigen. Es werden sicher, wie schon in den letzten Jahren, viele tausende Besucher kommen — denn der Weg zur Kaserne lohnt sich! Humor bei Lisch Von Paul Lindenberg Die Großen der deutschen Vergangenheit liebten es, bei Tisch auch den Humor als Gast zu laden. Mit Laune und feinem Witz wußten sie das Mahl zu würzen und dadurch ihren Tisch, genossen eine besonders anregende Zukost zu geben. Gelegentlich war mit dem Scherz auch Ernst vereint... Jn Luthers Tischreden finden wir eine Fülle von schalkhaften Anspielungen auf Personen und Ereignisse seiner Zeit; er war gern zu Neckereien aufgelegt. Friedrich der Große sah mit Vor liebe Philosophen und Gelehrte an seiner Tafel in SanSsouci. Von Goethes Freude an fröhlichen Mahlzeiten haben uns Eckermann und manch andere berichtet, und BiSmarck sagte: „Den Sinn für Humor habe ich auch in den ernstesten Lagen meine- Leben- nie verloren", und am wenigsten, setzen wir hiryu, wenn er bet Tisch saß. Das hilfreiche Messer. Di§ Männer nahmen es auch nicht übel, wettn Spaß mit Spaß vergolten wurde. Der sonst ko gestrenge Vater des Großen Königs liebte eS, seine Umgebung bisweilen in Ver legenheit zu bringen, um ihre Schlagfertigkeit zu prüfen. Ein mal brachte er bei der Tafel eine Gesundheit aus und gab feinem Nachbar zur Rechten einen Äackenstreich mit^ den Worten: „Gib'S weiter!" Jener gehorchte, der damit Bedachte ebenfalls, und so erhielt jeder seinen. Äackenstreich mit, dem Losungswort: „Gib'- weiter!", bis die Rdihe an den Minister von Grumbkow kam, der link- vom König saß. Friedrich Wilhelm wartete schmunzelnd, waS nun geschehen werde; Grumbkow wußte sich zu helfen. Im kritischen Augenblick lieh er sein Messer fallen, und als ein Lakai herbeisprang, es auszuheben, erhielt dieser unter allseitigem Gelächter den eigentlich für den König bestimmten Backenstreich mit den Worten: „Gib'S weiter!" Suppe ohne Löffel. Auch der Sohn deS SoldatenkönigS konnte es nicht unter lassen, hin und wieder einen seiner Gäste durch eine Fopperei aus die Probe zu stellen. So einmal den von ihm sonst sehr geschätzten Professor Taubmann. Dieser fand sein Besteck ohne Suppenlöffel vor. MS man den ersten Gang reichte, rief der König über die Tafel: „Wer seine Suppe nicht ißt, ist ein Scklingel!" Taubmann aber ließ sich nicht verblüffen, nahm ein Weißbrot, höhlte eS auS und löffelte damit seine Suppe. Als er mit seinem Teller fertig war, sah er sich vergnügt im Kreise um, Und rief zum König hinüber: „Wer feinen Löffel nicht ißt. ist ein Schelm!", aß sein Weißbrot hinterher und hatte die Lacher auf feiner Seite. Sogar Napoleon mutzte einmal eine scharfe Antwort ein- stecken. Bei dem großen Festmahl gelegentlich seiner Ver mählung mit Marie Louise fragte er den ihm geaenübersttzen- den Fouchs: „Ist es wahr, daß Sie für den Tod Ludwig XVI., Onkels der Kaiserin, die an meiner Seite sitzt, gestimmt haben?" Fouchs erwiderte laut: „Gewiß, Sire, und es ist der erste Dienst, den ich Ew. Majestät leisten konnte." Tallevrand dachte kaum daran, seine Gläubiger zu bezahlen. Einer derselben äußerte im Laufe deS Gesprächs beim Diner etwas anzüglich: „Wet Schulden byahlt, mehrt sein« Güter." Der Diplomat aber war damit nicht einverstanden: „DaS ist auch eine so verdammte Lüge, die die Gläubiger in die Wett gesetzt haben." Diplomatie beim Frühstück. Liszt war einmal beim Fürsten Metternich zu einem Früh stück geladen. an dem viele Diplomaten teilnahmen. Die adelS- stolze Fürstin Milan«, Gattin eines bekannten Staatsmannes, wollte den berühmten Gast an ihrer Seite in Verlegenheit setzen und fragte chn etwas von oben herab: „Nun, waS machen Sie Mr GeMfte?" - „Ich schaffe nur Musik, Geschäfte mach e n die Diplomaten'^ war Liszts kühle Antwort. Johannes BrahmS wurde während seines Aufenthalt- in Frankfurt a- M. van . einem bekannten Bankier, der ein be geisterter Kunstfreund war, zum Abendessen etngeladen. Hoch erfreut empfing ihn der Gastgeber und führte Ihn zu einem Tisch, auf dem eine ganze Batterie von Weinflaschen einen feucht-fröhlichen Abend verhieß. „Mein sehr verehrter Herr BrahmS".- begann der Hausherr, „eS ist eine hohe Ehre für mich, daß «je heute erschienen find. Jn Anbetracht dessen habe ich aus NMnem Weinkeller die hervorragendsten Marken her aufholen Mm. Probieren Sie bitte diese Sorte, eS ist der Brahms Mster meinen Weinen." — Der berühmte Gast ließ den Blick »wechselnd von den Gläsern zu dem Bankier schwei fen, ProbMte ein GlaS mit der Mene deS Feinschmeckers. „Gut", niM er endlich, „sehr nett. Aber wenn daS der Brahms unter Ihr« Weinen ist, dann lassen Sie lieber den Beethoven heraufholenl' Nach der Ouvertüre ... Während Hiner letzten Wiener Zeit war Richard Wagner, dem eS damSlS recht schlecht erging, von einem Verehrer zu Tisch geladen. Er hatte sich auf ein reiches Essen gespitzt, wurde aber sehr enttäuscht. Aus die Aeutzerung des Haus herrn: ,„Hoffentlich waren Sie mit meinem bescheidenen Mahl zufrieden?" erwiderte der Meister: „Man muß ja auch öfter mit der Ouvertüre einer Oper zufrieden sein; nachher kommt dann nichts." Menzel war auf einer Kindtaufe, er war sogar Pate. Und nachher, beim Essen, sagte ihm sein alter Freund, der Bild hauer Ernst Herter. eS ginge nicht anders, er müsse reden, die jungen Eltern konnten das verlangen und erwarteten es. End lich stand Menzel auf, alles wurde mäuschenstill. Er hob sein Glas und sagte, vxm, rief laut und vernehmlich: „Möge...!" und setzte sich wieder. Alle konnten sich die Fortsetzung denken. AlS der berühmte d'Aubigns, Staatsmann und Schriftsteller, noch ein Neuling am Lose Heinrichs IV. war wurde er von einigen Dämen sehr geneckt. Drei von ihnen, die schon längst der Aufsicht eine- Vormundes entwachsen waren, fragten ihn bei der Tafel spöttisch, waS er so aufmerksam betrachte. „Die Altertümer deS HofeS", erwiderte er fröhlich; die Damen ließen ihn von nun an in Ruhe. Der Lrotze französische Philosoph Descartes ließ sich einst einen Rebbrakn sehr gut munden. „Ei, essen die Philosophen auch Rehbraten?" fragte ihn ein Höfling. — „Warum nicht?" erklang die Antwort. „Glauben Sie denn, daß die Rehböcke nur für die Dummköpfe auf der Welt sind?" Der bestrafte Hase. Hoffmann von Fallersleben mußte aus gesundheitlichen Rücksichten einige Zeit mit Planzenkost vorlieb nehme,'. Als ihn eine- Tages ein Freund in Corvey besuchte, saß der Dichter vor einer ansehnlichen Lasenkeule. Erstaunt der Gast: „DaS ist doch eine Hasefikeule! Ich denke. Sie sind überzeugter Vegetarier? — „Wissen Sie", erwiderte Hoffmann, „manchmal packt mich die Wut darüber, daß diese Biester unS den ganzen Kohl wegfressen, und so", er schob einen großen Bissen in den Mund, „so nehme ich Rachel" Der Heidelberger Professor Kuno Fischer hatte eine gewal tige Glatze, von der er selbst sagte, daß sie vom Rockkragen bis zur Nasenwurzel reiche. Bei Tafel passierte dem Diener bas Unglück, dem Professor ein« volle Schüssel Mayonnaise über die Gliche zu gießen. Alle- war sprachlos vor Entsetzen, dock: Fischer wandte sich freundlich an den zitternden Diener Und fragte: „Glauben Sie wirklich, daß daS noch etwas hilft?"