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Mittwoch, den 12. April 1VSV S4. Jahrgang Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Beilagen: Illustrierte» Sonntagsblatt / Heimatkundliche Beilage Frau und Heim > Aum Sonntag Landwirtschaftliche Beilage — Druck und Verlag von Friedrich May in Bischofswerda — Postscheck-Konto Amt Dresden Nr.LS2L GemeindeoerbandsgirokasseBtschofswerda Konto Nr. 364 »azetaeuprel«: Die 46 mm breite einspaltige Millimeters«»« 8 Rpf Im Texttril die V0 mm breite Millimeterzelle 2S Rpf. Nachlatz nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sägen. Für da. Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Der SWsHe LrMer TagMü MMWmerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Der Siichsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen des Landrates zu Bauden und der Bürgermeister zu Bischokswerdau.Neukirch(L)behördltchersettLbesttmmteBlattu.enthültferner die Bekanntmachungen de» Finanzamt, -u Bischofswerda u. and. Behörden. „ Nr. 444 «Md 44» 8m Fall» von Betriebsstörungen oder Unterbrechung der Beflrderuog-etorichtungen durch Häher, Gewalt bat der Be- Steher keinen Anspruch auf Äesenma oder Nachlieferung der SErmg oder auf Rückzahlung de, Bezugspreisen »rfch^«m»Er Täglw nM Aurnohme der Smn- tag«. Bezugvrei, für dl« -eit «in«, halb«» Monat -au, halbmonatlich SM. LlL bei« Abhoi«n in de stell, wöchentlich 4S Rpf. «n-elnummrr 10 Rpf. < nummer 1» RM Mess Säbelraffeln im Mittelmeer Hunde, die bellen, beißen nicht. An dieses alte deutsche Sprichwort muß man unwillkürlich denken, wenn man die aufgeregten Meldungen aus englischer Quelle liest, wonach das meerbeherrschende Albion seinen im Mittelmeer statio nierten Streitkräften die „Kriegsbereitschaft" befohlen und gewisse Flotteneinheiton mit geheimer Marschorder in Be wegung gesetzt habe. Die hiche Bürokratie im Londoner Außonamt und im britischen Kriegsministerium hat sich mit diesem Schreckschuß einmal wieder einen rechten Geniestreich geleistet, «men Geniestreich freilich, der bei allen wissenden BMern mähr als die Ungezogenheit eines dummen Jungen gewertet w«d. Denn wer könnte sich noch das Lachen ver beißen, wenn die Londoner Kamarilla — zum wievielten Male eigentlich? — aus Chamberlains Regenschirmfutteral plötzlich ein ausgewachsenes Kinderschwert hervorzieht, um damit wie «in moderner Bramarbas in der Luft herumzu fuchteln? Solche martialischen Gebärden der englischen Einkreisungsfanatiker machen keinen Eindruck mehr, seit dem in den Ssptemberwochen des vorigen Jahres offenbar wurde, auf wie schwachen Füßen die britisch« Neichsverteidi- gung Md besonders das strategische System Englands im Mittelmeer steht. Es ist geradezu belustigend zu sehen, wie die ti-ferblickendon französischen Journalisten geradezu er leichtert aufatmen, nachdem sich herausgestellt hat, daß ihr Bundesgenosse offenbar doch nicht bereit ist, die Besetzung Albaniens als eine Verletzung des englisch-italienischen Osterahkammens anzusehen oder gar eine provozierende Fwtteitdemonstration im italienischen Lebensvaum vorzu nehmen. Man freut sich in Paris trotz aller Scharfmacherei, daß eS sich Lei den militärischen Aktionen des britischen Freundes nur um das übliche Säbelraffeln handelt und um nichts mehr. Auch die Umstände, unter Lenen die Nachricht von den englischen Militärmaßnahmen an die Oeffentlichkeit ge langte, sind ziemlich damisch. Denn wieder, genau wie im Falle tzeS von Marsgesponstern heimgesuchten Lord Stan hope, funktionierte das Zusammenspiel zwischen den obersten Militärbehörden und der Presse Englands in keiner Weise. Ain 2. Osterfeiertag abends ließ nämlich das Kriegsministe rium bei den Londoner Zeitungsredaktionen ein« der be rühmten V-Notizen, die so überaus trefflich die „demokra tische Pressefreiheit" symbolisieren, mit folgendem Wortlaut zirkulieren: „DaS Kriegsministerium würde es begrüßen, wenn die Presse davon absehen wollte, Nachrichten aus Malta über die Küstenverteidigung und die Luftabwehr maßnahmen zu veröffentlichen." Diesen Wunsch des Kriegs- ministeriumS können wir gut verstehen. Wer prahlt schon gerne Mit Dingen, die dem Fachmann kaum ein halbes Lächeln abnöttgen? Aber das Unglück war schon geschehen. Tie Londoner Nachmittagsblätter hatten diese sowie weiter« Nachrichten ähnlichen Charakters bereits verbreitet, so daß dis V-Notiz zurückgezogen und die „Sensation" auch für die ganze Übrige Presse freigegeben wurde. So kriegte die ganze Welt einen leichten Schreck in der Morgenstunde, der aller dings- keine weiteren Folgen hatte, als daß die nervösen Po litiker in gewissen Staaten noch nervöser und noch ratloser geworden sind. Wenn beispielsweise die niederländische Regierung —anntgegeben hat, daß bereits am Ostermontag Lurch königlichen Beschluß der „Zustand der Kriegsgefahr" mit allen sich daraus ergebenden gesetzlichen Konsequenzen Proklamiert worden sei, wmn also in Holland daS gesamte Personal der Reservsgrenzschutztruppon unter die Waffen gerufen wurde und einige Fischerhäfen sogar mit Stachel draht und Schnellfeuerwasfen gegen eine Invasion von See „geschützt" wurden, dann ist hierin ein typisches Opfer jener Panikmache zu seihen, wie sie von London auS mit dem aus gesprochenen Zweck der Bauernfängerei betrieben wird. Nun glauben wir freilich nicht, daß sich die Aufgeregtheit der holländischen Pfeffersäcke auf die übrigen neutralen Staa ten, besonders im Mittelmeer, Wertragen wird. Denn um wirkliche Hoffnungen oder wirkliche Befürchtungen zu er wecken, ist LaS britische Kriegspotential im Mittelmeer doch allzu dürftig. Die Seestreitkräfte, die England dort unter- hält, 'btstehsn insgesamt aus vier alten Schlachtschiffen, sechs Kreuzern, einem Flugzeugmutterschiff, 39 Zerstörern, sieben U-Booten und einer Reihe von Hilfsschiffen. Diese Streit macht fällt schon rein zahlenmäßig nicht allzusehr ins Ge wicht, ganz abgesehen davon, daß die größeren Einheiten meist schon recht bejahrt sind und daher nur einen beschränk ten Kampstvert besitzen. Sollte man in London aber daran denken, die Mitttlmecrflottc durch Schiffe aus den Heimat häfen und auS der Nordsee zu verstärken, so würde hier wie der eine empfindliche Lücke entstehen. Nicht viel besser steht es «m di« festen Verteidigungsanlagen in Gibraltar und Malta, di« einem energischen Bombenangriff aus der Luft ziemlich schutzlos auSgesetzt siüb. Wir wissen auS englischem Munde, daß man dir tcuerbereiten Flakgeschütze an beiden Orten noch im September letzten Jahres vn den Fingern „Frankreich klebt an England" Paris, 12. April. (Eig. Funkmeldg.) Der Jnnenpolitiker des sozialdemokratischen „Populaire" beschäftigt sich eingehend mit der Beratung der französischen Minister am Dienstag und macht hierbei einleitend die Feststellung, daß zumindest ein Punkt klargestellt sei, nämlich Frankreich schließe sich allen Initiativen Englands an. Für ein großes Land wie Frank reich sei dies vielleicht nicht sehr ruhmreich, denn es hätte schließlich auch selbst Initiativen ergreifen können, ohne sich an eine benachbarte Macht zu kleben, wie ein Rennfahrer an seinen Schrittmacher. Allerdings hätte es auch schlimmer aus gehen können. Es stehe also fest, daß die englischenEnt- schlüsse auch die französischen sein würden Mm ttmmklekl tmttii England abermals als Lügner entlarvt ' Athen, 12. April. (Eig. Funkmeldg.) Bei einem Besuch, den der italienische Geschäftsträger namens des Chefs der ita lienischen Regierung Mussolini gestern dem Ministerpräsi denten Metaxas abgestattet hatte, gab der Vertreter Italiens folgende Erklärung ab, die von der Athener Nachrichten agentur veröffentlicht wird: Alle Gerüchte, die wegen einer angeblichen Aktion Jta. liens gegen Griechenland im Umlauf waren oder vielleicht noch entstehen könnten, sind falsch. Sie können nur durch bestellte Provokateure verbreitet worden sein oder verbreitet werben. Das faschistische Italien versichert, daß es seine Absicht ist, die Unverletzlichkeit Griechen lands auf dem Festland und auf seinen Inseln absolut zu achten. Das faschistische Italien hat den festen Willen, die Beziehungen herzlicher Freundschaft, welche die Leiben Länder verbinden, zu erhalten und immer mehr zu entwickeln. Es ist auch bereit, konkrete Beweise dieses sei- nes festen Willens zu geben. WMlW W M M Ml »WM Plötzliche „Bersöhnungs"bereitschaft — Der Theaterdonner ist verhallt Seit Dien-tag nachmittag weht Plötzlich ein anderer Wind auS London. Verschiedene Umstünde haben offenbar zu einer Ernüchterung beigetragen, von SSbelrasseln ist keine Rede «Hr. Es wird erklärt, das «nalisch.italienische Abkommen werde nicht gekündigt. Wenn die britische Di plomatie heute jedoch nicht mehr „volle- vertrauen^ zu den italienisch,» Versprechungen haben könne, sei die britische Regierung trotzdem jeder Zeit zu einer „konkreten und wahre« Versöhnung mit Italien bereit". Die bevorstehende Unterhaus erklärung: „Allgemein gehaltene Warnung" London, 12. April. (Eig. Funkmeldg.) Die Londoner Morgenpresse ist heute ausnahmslos der Anficht, Last die be. vorstehende Unterhauserklärung Chamberlain- — obschon -er Wortlaut noch nicht fertiggestellt fei — in einer „allgemein gehaltenen Warung" bestehen werbe, daß England jedes wei tere militärische vorgehen im östlichen Mittelmeer als feind seligen Akt anfehe, und Laß die Erklärung in diesem Zusam menhang mit einer Definition Lessen, was England unter dem Status quo versteht, verbunden sein dürfte. Die Kom mentare der Blätter Leuten erneut darauf hi«, Laß von einer Kündigung des englisch-italienischen Abkommens keine Rede sein könne, wobei der Regierung die offensichtliche Abficht zu geschrieben wird, einen Bruch der italienisch- eng lischen Beziehungen zu vermeiden. Diese Absicht findet nicht in allen Zeitungen eine günstige Aufnahme. Insbesondere glauben die Linkblätter, die kich im Bunde mit dem konservativen „Daily Telegraph" wieder durch eine besonders böswillige Scharfmachers: auszeichnen, Chamberlain vor einer Rückkehr zu „Befrledungsmethoden" warnen zu müssen. Die Blätter setzen ihre Betrachtungen über die politischen Einkreisungsbemühungen fort und machen zum größten Teil aus chrem Mißmut über die aus bleibenden Fortschritte kein Hehl. MlMM Ml Ml Mlei IM MWM Die Achsenmächte von Jahr zu Jahr stärker geworben — Das wütende Gekläff demokratischer Schwätzer nicht tragisch genommen Rom, 12. April. (Eig. Funkm.) Italien hatte die wäh rend der Feiertage in den Gaszelle» der großen Demokra tien wegen der Besetzung Albaniens inszenierten lärmenden Manöver, wie die bereits von früher her bei ähnlichen An- läffen gewohnte Begleitmusik nicht tragisch genom men und sich darauf beschränkt, sie mit Aufmerksamkeit zur Kenntnis zu nehmen. Wenn heute „Symptome der Ent- spannung in London" zu verzeichnen find, wie „Meffaggero" seine Korrespondenzen überschreibt, so dürfte die-, wie der dortige Vertreter des Blatte- erklärt, vor allem auf die Athener Ankündigung von italienischen Zuficherungen an Griechenland zurückzuführen sein sowie auf die Tatsache, baß Chamberlain es für einen Fehler halte, die Brücken mit Italien abzuvrechen. Weit größere Beachtung finden aber in den römischen Morgenblättern die konkreten Tatsachen, so vor allem die am Vorabend erfolgte offiziell« Ankündigung der derzeiti gen Effektivstärke des italienischen Heeres nach der Einbe rufung von vipr JahreSklaffen. Wie übereinstimmend unter, strichen wird, wurden hierdurch die im AuSlanbe verbreite- ten Falschmeldungen eindeutig dementiert, und dem italienischen Volk wurde die Gewißheit gegeben, Laß eS im Bewußtsein einer machtvollen Stärke in Ruhe seiner Arbeit nachgehe» kann. einer Hand abzählen konnte. Daß sich hieran viel geändert hat, muß füglich bezweifelt werden. So ist es kaum mohr als eine Schaumschlägerei, wenn in der britischen Presse plötzlich von strategischen Weisungen an die Flotte, von der Ausrüstung der Gibraltar-Truppen mit Gasmasken und Stahlhelmen, von der Bemannung der Flakbatterien und sonstigen VerteidrgungSebnrlchtungen, von einem Geheimtreffen der britischen Mittelmeerslötte, von Lnternehmungen in der griechischen Inselwelt, von der Verstärkung der britischen Territorialarmee ober von son stigen kriegerischen Taten die Rede ist. Die Zeit, in der John Bull mit derartigen Mätzchen di« europäischen Festland- staoten, die kleinen wie die großen, ins Bockshorn sagen ober in seinen Dienst zwingen konnte, ist endgültig vorbei. Nicht der britische Mars, sondern Las Friedensgesetz der Achse regiert in selbstsicherer Ruhe Md souveräner Uebcr- legenheit die Stund«! Was schließlich die kürzliche Aufregung im demokrati schen Lager Wer die Besetzung Albaniens anbelangt, so zer reißt „Popolo di Roma" das feingesponnene demo kratische Lügengewebe mit seiner eindeutigen Dar stellung, baß die demokratischen Länder wie im Falle Aethio- Pien, Spanien, Oesterreich und der Tschecho-Slowakei stets erklärten, im Namen der „Gerechtigkeit" und der „Unab hängigkeit" der kleinen Völker zu protestieren, während sie in Wirklichkeit rm Namen ihrer eigenen militärischen Interessen Protest erhoben. Die Demokratien seien wütend, weil die Achsenmächte sich einiger Schlüsselstellungen bemächtigten, mittels deren sie heute eine Machtprobe mit den Demokratien unter weit günstigeren Bedingungen als einige Jahre zuvor würden aufnehmen können. Die Achsenmächte seien von Jahr zu Jckhr, ja man könne sagen von Monat zu Monat, stärker geworden, und nicht nur durch ihre Aufrüstung, sondern «yuch durch die Be setzung dieser Positionen. Tie französische Presse jammere nicht, weil Italien Albanien besetzt habe, sondern weil die italienischen Schiffe zwischen Brindisi und Valona die Adria für die französischen oder englischen Schiffe abrirgcln könn ten und weil Albanien in italienischen Händen ein Boll werk gegen jene Völker Larstelle, die die Demokratien gegen die Achsenmächte aufwicgeln möchten. MMlttSM lkk WkMl les WlMm Mm Einberufung italienischer Truppenbeftände Rom, 11. April. Zu den in der letzten Zeit vorgenomme« nen Einberufungen italienischer Truppenbestände veröffent licht Agenzia Stefani folgende Meldung: Mit der vollständigen Einberufung der Jahrgänge 1901 und 1912, mit den ihre Dienstpflicht erfüllenden Jahrgängen 1917 und 1918 mit einem gewissen Prozentsatz des Jahrganges 1919 und der teilweisen Einberufung von Spezialisten anbei rer Jahrgänge haben die Effektivbcstände des in Italien stehenden Heeres eine imposante Stärke erreicht. Falls nicht außerordentliche Umstände eintreten, werden keine weiteren Jahrgänge einberufen