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DerSSHWeLrMfer Nr.302 8». Jahraan« llll Tageblatt firAWoßwerda Einzige Tageszeitung tm Amtsgerichtsdezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsisch« Erzähler tsi da, zur Deröfsenüichung der amtlichen Bekannt machungen der Ämtshauptmannschaft, de, Hauptzollamt, und de« Be- -irksschulamt» zu Bautzen sowie de« Finanzamt» und de« Stadlrat» zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmt» Blatt Unabhängige Fettung sitr alle Stände in Stadt und Land. Dich, verbreite, in allen Bolkslchtcbten. Beilagen: Illustrierte» Sonntagsblau, Heimatkundliche Betlaae , und H-im ' Landwirtschaftliche Beilage und Verla» Friedrich May, G. m. b. H in Bischofswerda. - vostscheckkonw A»? Dresden Nr. 1521. Gemeindeoerbandrgirokasse Bischofswerda KonwN?k4 krscheUu«g»w«ii«: mtt «umahme d« vom- und Feier- Aemspeecher «»» vtschösiwerd« Rr 444 44L s vn,eiaeaore^- Die 4« »»» .. tage. Bezusepreie für^ Leit «in«, Haide« Monat«: Frei in, ' 6m Faü höherer VewoU - ttrie» oder wnltig« wgendwelcher Im Tertteil d>. an Millim«»r^»U, S Rp,. »au. halbnwnaüich Mark lA bet» llbAn in der B-Ichäft,- Störung d« v«nebe« d« Zeitung oder v«r «etSrderun^M^ch nach den geAch o^elchrieb^ stell« wöchentllch «s Psg. Einzelnummer 10 Pfg (Sonnabend- tunaeu - h« der Bezieher keinen «nipruch au» wetenmg oder von Snäeiaen in beMmmt?n Nummern ünb «rscheinen nummer 1, Pfg) , N°LIt.,«u«g Zeitung oder auf Rückzahlung de, B«,ug«preä7. 'L E-Äh7 - «rMungeartBischok^ d--den Sonnabend, den 2S Dezember 1V34 lnzösische Verhält- begann sich sein Tagesschau. * Vor dem obersten «bstimmungegerichtehos de» Kaargebiek, begann am Freitag der pro,eh. den die Regierungrkommtsflon we gen Beleidigung de« saarlilndischea Eisenbahnpräfldenten Rickla, angestrengt hatte. Dieser Prozeß gab Gelegenheit, da, Treiben de, Sq»arati«mu» an Gerichtsstelle bloßzvfiellen. Rechtsanwalt Prof. Grimm-Esten hielt ein« scharfe Abrechnung mit dem Separa- ti»mim. * Außenminister Laval hat dem französischen Botschafter la Rom am Freitagabend die französische Antwort auf die Vorschläge Mussolini» übermittelt. Dem »Oeuvre" zufolge, soll die französische Regierung nach wie vor darauf bestehen, die Mächte der Kleinen Entente al, politische» Staatengebllde zu betrachten, und die Steine Entente al, solche an dem franzöflschen Abkommen teilnehmen zu lasten. * 2m pariser »Figaro" warnt Vladimir d'vtmeffon vor über- triebenen Hoffnungen ans sofortige Aumvirkungen der Romrelse Laval«. Man könne wohl von einer französisch-italienischen An näherung eine wesentlich« Besserung der gegenwärtigen politischen Lage erwarten, aber man dürfe keine Umwälzungen erhoffen. * Rach einer franzöflschen Meldung au, Marschau wird der polnische Außenminister Beck, der auf einer Ves«ch»reise in Däne mark wellt, sich nach einem Aufenthalt in Kopenhagen wahrschein lich nach Part» begeben. * Zu den in London verbreiteten Gerüchten von einer be vorstehenden Zusammenkunft Sir 3oh» Simon» mtt Mussolini, er klärest die käuflichen Berichterstatter der großen französischen Btät- ter, daß man an amtliche« italienischen Stellen nicht, von einer Begegnung Sir John Simon, mit Mussolini wist» Der ehemalige spanische Ministerpräsident Azana, der in Zu sammenhang mit den revolutionären Ereignissen vor einigen Mona ten verhaftet worden war, ist am Freitag wieder steigelasten wor- dö». Ausführliche« an anderer ktell». von einer Begegnung Sir John Simons mit dem Duce wisse. Ein Sonderberichterstatter des „Matin" hatte Ge legenheit, Sir John Simon in Cannes zu sprechen und ihn um eine Stellungnahme zu diesen Gerüchten zu bitten. Sir John Simon erwiderte, daß er auf Urlaub sei und sich dem nächst nach Monte Carlo begeben werde. Der Frage einer möglichen Zusammenkunft mit Mussolini wich er aus, ohne sie aber in Abrede zu stellen. Di« beiden Mitarbeiter des englischen Außenministers im Foreign Office sind am Frei tag in Cannes eingetroffen. Die Auswirkungen einer Uomreife Favals. Warnung vor übertriebenen Hoffnungen. pari,, 29. Dez. (Eig. Fnkmeldg.) Im „Figaro" warn, Wladimir d'Ormesson vor übertriebenen Hoffnungen aui sofortige Auswirkungen der Romreise Lavals. Man könne wohl von s'"" ' ---- we i die em Teile Euro,, Wälzungen erhoffen. Schachfiguren versetzen. Was besonders Oesterreich angeHe, so werde sich di« Tätigkeit Frankreichs und Italiens notge- drangen darauf beschränken müssen, di« zusammen mit England abgegebene Erklärung zu erneuern und die mittel- europäischen Mächte des Donaubeckens «lnzuladen, sich zu beteiligen. Frankreich und Italien würden gewiss« Grund sätze aufstellen und in späteren Verhandlungen versuchen, di« größtmögliche Anzahl anderer Mächte zu ihrer An«» kennung zu bewegen. Es handele sich also nicht um sensatio nelle Ereignisse, aber wenn man das gesteckt« Ziel «rreiche, so müsse man zugeben, daß es mehr wert sei al» «in« Sen sation. o Moderrristerirrrg der englischen Territorialarmee. DNB. London, 29. Dezember. (Eig. Funkmeldg.) Wie der militärische Mitarbeiter des „Daily Telegraph" bersch- tet, sind bedeutsam« Aenderungen in der Organisation der Territorialarmee geplant. Sie zielen daraus ab, die „Bür- verwehr" der modernen Kriegsführung anzupassen und sie für die Aufgaben der Landesverteidigung geeigneter zu machen. Im Januar sollen die Vorschläge den führenden T«rritvrialoffizi«ren auf einer Konferenz vorgelegt werden. Ein wichtiger Punkt des Plane» soll sich auf die Umwand lung eines wesentlichen Teile» der Londoner Territorial divisionen in Luftabwehrabteilungen zum Schutze der Hauptstadt und ihrer Umgebung beziehem Der Mitarbeiter berichtet, die größte Umstellung sei im Gebiete We UeherreichW der franzWen Antwort in Am DNB. Paris, 2S. Dezember. (Eig. Funkmold.) Außen minister Laval hat dem französischen Botschafter in Rom am Freitagabend die französische Antwort auf di« Vor schläge Mussolinis übermittelt. Sie besteht aus zwei Haupt punkten, die die stets gut unterrichtete Außenpolitikerin des „Oeuvre" folgendermaßen zusammenfaßt: 1. Ein Garankieabkommen über die Unabhängigkeit Oesterreichs. Dieses Abkommen solle in den nächsten Tagen in Rom von Italien, Südslawlen und der Tschechoslowakei unterzeichnet werden. E» solle Frankreich, Rvmänten, Eng land, Ungarn nad Deutschland zum Beitritt offen stehen: 2. die unterzeichneten Mächte garantieren sich gegev festig ihre Grenzen. Wenn diese Ausführungen zutreffen, so bedeute das daß die französische Regierung nach wie vor darauf bestell, die Mächte der Kleinen Entente als ein politisches Staaten gebilde zu betrachten, und die Kleine Entente als solche an dem französischen Abkommen teilnehmen lasten will. Be- nesch und Titulescu sollen nach den Blättern bereit» fern mündlich ihre Zustimmung gegeben haben. Die Zusage Jeftitschs sei nicht zweifelhaft. Auch di« englische Regierung steye diesem Plane wohlwollend gegenüber. Di« Frage lei nur, ob die italienische Regierung sich angesichts ihres Ab kommens mit Ungarn, das sicher auch «inen vorläufig noch nicht bekannten politischen Teil enthalte, bereit erklären könne, die französischen Vorschläge anzunehmen. Im Fall» einer Ablehnung werde die französische Regierung von d«r vorläufigen Fortsetzung der Verhandlungen absehen, da st» der Ansicht sei, daß dann für ein« gewiss« Zeit sämtlich» Möglichkeiten neuer Vorschläge erschöpft seien. Pertinax vom „Echo -e Pari»" scheint weniger gut un terrichtet zu sein, wenn er bei der Anführung der beiden Hauptpunkte d«r französischen Vorschläge Rumänien aus läßt. Denn gerade die Beteiligung der Kleinen Entente al» politischer Staatenbund war einer der Hauptpunkte, an dem Frankreich unbedingt festhölt. Man rechnet in hiesi gen politischen Kreisen damit, daß der französische Bot schafter in Rom noch heute Gelegenheit haben werde, dem Duce di« neuen Vorschläge zu unterbreiten, und daß di» Antwort möglicherweise noch heute oder spätestens am Sonntag in Paris vorliegt. Im günstigsten Fall würde Laval dann seine Reise am 2. Januar antreten. Die Frage einer Zusammenkunft Sir Jahn Simon» mit Mussolini. DNB. Paris, 29. Dezember. (Eig. Funkmeldg.) Die rö- mischen Berichterstatter der großen französischen Blätter erklären, daß man an amtlichen italienischen Stellen nichts eine Erklärung für di« deutschen Leser zur Verfügung gestellt, die, zumal unter Berücksichtigung der Stellung Bastids als Vorsitzender der außenpolitischen Kom mission, den Stimmungswandel anzeigt, den die deutsch-französischen Frontkdmpferbesprechungen sogar im französischen Parlament herbekgeführt haben. Die Erklärung lautet: „Ich bin immer der Ansicht gewesen, daß die deutsch, französische Annäherung das fundamentale Problem — um nicht zu sagen: das einzige Problem — des Friedens in Europa darstellt. Diese meine Ansicht hat sich nicht geändert. Frankreich ist entschlossen, stark zu bleiben, weil es un erschütterlich an seiner Unabhängigkeit und territorialen Unberührtheit festhält. Darum ist es aber auch fähig, die Kultur eines anderen Volkes, und sei diese auch noch so verschieden von der seinigen, zu verstehen und zu achten. Frankreich hängt viel zu sehr an seiner geistigen Eigenart, um nicht zulassen zu können, daß andere Völker innerhalb ihrer Grenzen di« ihrige hochhalten. Es widersetzt sich nur jedem Gedanken der Expansion und der Vorherrschaft, so wohl für sich wie für die anderen. Wie könnte man anderseits auf dem übernationalen und weltlichen Gebiet die Bereicherung verkennen, die das menschliche Denken den großen Dichtern, den großen Phi losophen, den großen Musikern und den großen Gelehrten Deutschlands schuldet. Meiner Meinung nach ergänzen sich die germanische Kultur und die latei nisch e K u l t u r gegenseitig. Derjenige, welcher nur die eine oder di« andere besitzt, ist — wie es im Deutschen heißt — „einseitig* — Paul Bastid." Dr. Kurt Ihlefeld. MMchrMm des Mens Llne Unterredung unseres pariser Berichterstatters mtt dem Präsidenten der außenpolitischen Kammer kommission, Paul Bastid. VS. Paris, Ende Dezember 1934. Wenn es bisher noch nicht zu einer offenen Aussprache zwischen Frankreich und dem neuen Deutschland, di« vom Führer ohne Unterlaß vorgeschlagen und angeboten wur de, gekommen ist ,so lag das zum größten, wenn nicht aus schließlichen Teil am französischen Parlament. Die über wiegende Mehrheit der Abgeordneten und Senatoren lehnte jegliche direkten Verhandlungen Mit dem Dritten Reich ab. Männer wie Herriot und Barthou zogen es vor, mit der Sowjet-Union zu paktieren, statt mit dem nationalsoziali stischen Deutschland auch nur den Versuch einer Verständi gung zu machen. Diese wahrhaft „unverständliche* Stel lungnahme der meisten französischen Parlamentarier läßt sich wohl nicht anders erklären, als dadurch, daß gewisse dunkle Mächte am Werk« waren und noch sind, denen da ran gelegen ist, eine deutsch-französische Verständigung un ter allen Umständen zu verhindern. Die französischen Frontkämpfer haben in die Front der amtlichen Ablehnung eine erfreuliche Bresche geschlaaen. El« haben es sich nicht verbieten lassen, nach Berlin zu fah ren und mit dem Führer des deutschen Volkes selbst zu spre chen, wodurch die Diskussion über die Möglichkeiten eines deutsch-französischen Ausgleichs in der Pariser Oeffentlich- keit neu in Gang gekommen ist. Einige Zeitungen greifen diese Erörterungen auf. Im Volke werden immer mehr Stimmen laut, di« einen endgültigen Frieden mit dem deutschen Nachbar wünschen. Jetzt können auch diejenigen Abgeordneten wieder zu Worte kommen, die schon seit ge raumer Zeit von der Notwendigkeit einer Berekniaung der deutsch-französischen Beziehungen überzeugt sind, aber gegenüber dem Strom der grundsätzlichen oder sonstwie verpflichteten Deutschenhasser machtlos waren. Zu diesen gehört in erster Linie der Abgeordnete Jean Goy, der zugleich einer der Führer der Frontkämpfer ist und als solcher in Berlin empfangen wurde. Ferner ist d«r neusozialistische Deputierte Montagnon zu nennen, der in der bewegten Kammersitzung über die Außenpolitik dem redegewaltigen Ehauvinisten Franklin-Bouillon entgegen zutreten wagte. In ähnlichem Sinne hat sich nun auch wieder der Abgeordnete und Präsident der außenpolitischen Kammerkommistion Paul Bastid geäußert. Bastid gehört zu der jüngeren Generation, im Gegen satz zu Herriot, seinem Vorgänger auf dem verantwortungs vollen Posten des Leiters der Kommission, welche die fran zösische Außenpolitik maßgeblich beeinflußt. In seinem Hauptberuf ist er Professor für Rechtswissenschaft an der Universität Lyon und leitet außerdem den Teneralrat des Departements Tantal. Nach der nationalsozialistischen Revo lution zog es ihn, der für Deutschland immer besonders inter- eksiert war und ausgezeichnet deutsch spricht, in das Dritte Reich. Am 1 Mai 1933 war er zusammen mit Francois- Poncet, dem französischen Botschafter, auf dem Tempelhofer Feld. Unter dem gewaltigen Eindruck dieses Festes der Ar beit setzte er sich, nach Paris zurückgekehrt, in mehreren Zei tungsartikeln für eine offene Aussprache mit dem neuen Deuttchland ein. Es war die Stimme eines Predigers in der Wüste. Nur ein ganz schwacher Widerhall war in der Oefsentlichkeit zu vernehmen, im Parlament überhaupt keiner. Als seine Artikel schon in Vergessenheit geraten waren, wurde er zum Präsidenten der außenpolitischen Kommission gewählt. Seitdem mußte er sich völlige Zurückhaltung hin sichtlich seiner Ansicht über das deutsch-französische Verhält nis auferlegen. Erst vor einigen Wochen begann sich sein Einfluß gegen die französisch-russischen Verabredungen gel tend zu machen. So veranlaßte er em« Kommission zu einer scharfen Kritik an der Gewährung einer staatlichen Kredit- garantie für das Russengeschäft durch di« französische Regierung. Als Paul Bastid mich das letzte Mal in seinem Arbeits raum in der Kammer empfing, sagte er mir noch, daß seit dem -Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund keine Ver- handiungsmöglichreiten mehr vorhanden waren, und daß er sich über die deutsch-französischen Beziehungen überhaupt nicht äußern könne. Auf meine neuerliche Anfrage hat er mir jetzt in einem handschriftlichen Schreiben i einer französisch-italienischen Annäherung eine entliche Besserung der gegenwärtigen politischen Lage in em Teile Europas erwarten, aber man dürfe keine Um- . Wirklichkeiten ließen sich nicht wie Was besonders Oesterreich angebe, Igkeit Frankreichs und Italiens notge