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Italiens dramaWer Awnwe-sel. Italien nicht mehr gegen Osttoearno. London, 14. Juli. Der Plan der Ostlocarno-Vakte» in der von Sie John Simon im Unterhaus- dargelegten Form wird von der grohen Mehcheit der englischen Presse freund- llch begrützl. Gleichzeitig wird die ablehnende Stellung- nähme Deutschland« und ihre Begründung ausführlich nud au hervorragender Stelle wledergeaeben. Die der engli schen Regierung übermittelte italienische Haltung — Italien hat sich mit oer Begründung, der Pakt sei zugunsten Deutschland« geändert worden, mit dem Plan einverstan den erklärt — wird allgemein al» „dramatischer Frontwech sel" bezeichnet. Besondere» Gewicht legt die Presse auf die Mitteilung, dah der Pakt unter der Voraussetzung der völ- ltzen Wechselseitigkeit und der Anerkennung der deutschen chleichherechtlgungsansprüche in Kraft gesetzt werden solle. Wien ohne Licht und Strom. Mte in Wien, LS. Juli. Von einem geheimnisvollen Vorgang, der noch der restlosen Aufklärung harrt, wurde in der Nacht zum Sonntag die Stadt Men betroffen. Zehn Minuten vor Mitternacht setzte plötzlich lm ganzen wiener Straßenbahn- neh der elektrische Strom aus. Die Wagen der Slrahenbechn blieben auf den Schienen stehen, und allenthalben bildeten sich Menfchengrnppen, die sich über die möglichen Ursachen dieser Betriebsstillegung unterhielten. Gleichzeitig sehtederwlenerSender aus, und in nicht weniger al» sechs wiener Gemeindebezirken, und zwar in den Be zirken 2, S, g, 10,13 und IS, erlosch jede Beleuchtung. Mäh- rend zunächst der Verdacht eines schweren Anschlags auf das wiener Elektrizitätswerk auflauchte, sprach eine spätere Lesart von einem groben Sabotageakt. Im Verlauf der Nacht wurde an amtlicher Stelle erklärt, daß es sich um die Unterbrechung einer Starkstromleitung nach Wien Han- dele. Ls liegt die Vermutung nahe, dah eine der Stark stromleitungen nach Wien durch einen Sprengstoffanschlag beschädigt wurde. Der Wiener Sender konnte nach verhält- nismähig kurzer Zelt wieder in Betrieb genommen werden, während die Strahenbahnen vorerst stromlos blieben. * Des Rätsels Lösung ist möglicherweise in einem „Jubi läum" zu suchen, das die Kommunisten am Sonnabend feiern konnten. Am 14. Juli jährte sich nämlich zum sieben ten Male der Tag, an dem die Kommunisten den Wiener Iustizpalast in Brand steckten. Man glaubt daher in maß gebenden Kreisen, daß die Kommunisten aus diesem Anlaß den Sabotageakt an der Starkstromleitung ausgeführt ha ben. Die notwendigen Arbeiten, die Stromstörungen durch Umschaltung zu beseitigen, sind umgehend ausgenommen worden. Die Wiener Polizeidirektion war übrigens eben falls eine Zeitlang ohne Strom. Kommunistische Geheimverfamm- tung bei Wien nach heftigem Kampf aufgelöst. —3 Tote. Am Sonntagabend fand ln Laltenleukgeben bei Wien, nie es heißt, in einem Walde, eine geheime kommunistische Versammlung statt, an der etwa tausend Personen teilnah men. Gendarmerie wurde gerufen, um die Versammlung zu zerstreuen. Die Kommunisten setzten sich jedoch zur Wehr und es kam zu einem erbitterten Lamps. Die Gen- dapnen muhten schließlich von ihrer Schußwaffe Ge brauch machen. Nach den bisher vorliegenden Meldungen blieben drei Kommunisten auf dem Platze liegen. Die Zahl der Verletzten ist noch nicht bekannt. — Die Kommunisten versammlung fand anlählich des 7. Jahrestages des Justiz- palastbrandes statt. Dadurch wird auch die Annahme, daß der schwere Sabotageakt, der das wiener Straßennetz fast eine Stunde stromlos machte, und ln zahlreichen Wiener Gemeindebezirken das Licht erlöschen ließ, von Kommuni sten herrührk, unterstrichen. Wie inzwischen bekannt wird, sand der Anschlag auf die elektrische Fernleitung bei Grat wein in Steiermark statt. Dadurch wurde nicht nur die wiener Stadtversorgung, sondern, wie jetzt bekannt wird, auch die Versorgung der Stadt Graz für einige Zeit unterbrochen. Es ist im übrigen bemerkenswert, daß trotz der Ankün digung der Todesstrafe die Anschlagswelle in den letzten Tagen eher eine Zunahme erfahren hat. Mordhetze des Keimalfchutzes in Körnten. Wien, 15. Juli. Der Landesausschuß des Heimatschuh. Verbundes Särnten hat einstimmig beschlossen: „Sämtliche Unterführer erhalten den Befehl, im Falle von Terrorakten neben offentsichlllchen Herausforderungen der Heimattreuen Bevölkerung durch politisch« Gegner zur rücksichtsloser» Selbsthilfe zu schreiten. Dabei wird ihnen gemäh der Wei sung der Bundesführer» die Zusicherung voller Deckung ge geben." Starhemberg nach Italien abgereist. Wien, 18. Juli. Vizekanzler Starhemberg ist, wie jetzr bekannt wirb, Sonnabend mit dem Flugzeug nach Italien geflogen. Cs heißt, daß der Vizekanzler zuerst in Venedig Aufenthalt nehmen wird. Dann soll ein Zusammentreffen mit Mussolini und Unterstaatssekretär Suvich stattfinden. Ruhland vollzieht seine offizielle Anmeldung in Genf. Genf, 15. Juli. Wie verlautet, beabsichtigt Sowjetruß- land, etwa in 14 Tagen seine Anmeldung für die Aufnahme in den Völkerbund offiziell zu vollziehen. Cs steht fest, daß Litwinow bei seiner letzten Anwesenheit in Genf schon mit dem Generalsekretär über Einzelheiten des Eintritts russi scher Beamter in bas Dölkerbundssekretariat verhandelt hat. Das Völkerbundssekretariat soll sich nunmehr in letzter Zeil von neuem mit diesen Fragen beschäftigt haben. Gauleiterbesprechung in Berlin. Dnb. Berlin, 15. Juli. In Anwesenheit des Führers, seines Stellvertreters Rudolf Heß, des Reichsbauernführers Darrö sowie zahlreicher anderer Reichsleiter der Partei sand, wie die NSK. meldet, am Sonnabend in Berlin eine Besprechung der Gauleiter der NSDAP, statt, die sich mit agrarpolitischen Fragen befaßte. . Ehrenkreuz für alle Kriegsteilnehmer. Vom Reichspräsidenten gestiftet. — Verleihung auch an Hinterbliebene. Berlin', 16. Juli. Reichspräsident v. Hlndenbura hat auf Vorschlag der Reichsreglerung zur Erinnerung an die unver gänglichen Leistungen des deutschen Volke» im Weltkriege 1S14/1S ein Ehrenkreuz für alle Kriegsteilnehmer sowie für die Witwen und Estern gefallener, an den Fotzen von ver- "DüH' au. wundung oder in Gefangenschaft gestorbener oder ner Kriegsteilnehmer gestiftet. Das Ehreakreuz t .... ... Elsen. Das Ehrenkreuz für Frontkämpfer (Frontkämpfer- kreuz) trägt zwei Schwerter. Nähere Einzelheiten werden morgen bekanntgegeben. Dr. Gereke zu 2^ Jahren Gefttngnis verurteilt. Dnb. Berlin, 14. Juli. Im Prozeß gegen don-früheren Reichskommissar Dr. Gereke verkündete am Sonnabend nach etwa viermonatiger Verhandlung der Vorsitzende der 8. Strafkammer des Berliner Landgerichtes, Landgerichts direktor Lempke, folgendes Urteil: Dr. Gereke wird wegen Betruges ln zwei Fällen zu 2)4 Jahren Gefängnis verurteilt. Ein Jahr drei Monate der Untersuchungshaft werden ihm angerechnet. Der Haft befehl bleibt aus den bisherigen Gründen aufrecht erhalten. Der Mitangeklagte Freygang wurde freigesprochen. Uier Monate Gefiingnis für Kermes. Berlm, 16. Juli. Nach über neunwöchiger Verhand lung im Prozeß gegen den früheren Reichsernährungs minister Hermes (Z.) wurde folgendes Urteil verkündet: Der Angeklagte wird wegen Untreue zu vier Monaten Ge fängnis verurteilt, die durch die Untersuchungshaft verbüßt sind. Im übrigen wird der Angeklagte freigesprochen. Die Kosten des Verfahrens werden Dr. Hermes auferlegt. Wttbekondgebung der deutschen Kleingärtner und Kleinsiedler. Berlin, 15. JE. Im Rahmen des Festes der deut schen Rose fand am Sonntagnachmittag auf dem Tempel hofer Feld eine Werbekundgebung des Roichsbundes der Kleingärtner und Kleinste d i e r Deutschlands statt. In allen Städten marschierten zur gleichen Zeit die Klein gärtner und Kleinsiedler auf, um die Rundfunkübertragung vom Tempelhofer Feld zu hören. Vor der für die Kund gebung aufgebauten Fahnentribüne strömten in acht Zügen die zu einer einheitlichen Organisation zusammengefaßten Kleingärtner und Kleinsiedler zusammen. Die Teilnehmer zahl betrug rund 150 000. Der Führer des Reichsbundes der Kleingärtner und Kleinsiedler Deutschlands, Dr. Ka mm- ler, sprach seine Freude darüber aus, Vertreter des Rei ches, der Länder, der SA., SS. des Reichsnährstandes, des Reichsheimstättenamtes, der NSV. sowie der befreundeten Verbände und Organisationen begrüßen zu können. Er sehe darin eine Anerkennung der deutschen Kleingärtner- und l>n Mm Ar« der historischen Der Führer nimmt da» Mort. Tleolervewegung u. oer vom Reichsbund geleisteten Arbeit. Der Redner gab dann einen Überblick über die dem Reichs- bund im Jahre 1V3S gestellten Aufgaben. Reichskommissar Staatssekretär Feder, der dann das Wort ergriff, erklärte einleitend, die Werbekundgebuna be trachte er als spontanen Ausdruck des Willen», der Oeffent- lichkeit zu zeigen, wie weite Kreise de» Volkes von der Kleingartenbewegung schon ergriffen find. In der unermüdlichen Sorgfalt, die «e Kleingärtner ihren Gärten widmen, bekunde sich die Liebe zur Hei materde, der Wille zur Ordnung und da» Erwachen der deutschen Frauenseele in ihrer Blut- und Erdverbunden- Helt; e» liege darin zugleich etu Protest gegen Marxls- nm» uud Bolschewismus, gegen Lhao» und Anordnung und gegen da» Hausen in Mietskasernen und Hinter häusern. Dieses Streben sei für den Staatsmann von ganz besonderer Bedeutung. Er brauche diesen richtigen Instinkt nur richtig zu lenken, um die Großstadtbevölkeruna wieder seßhaft zu machen und ihr das Heimatgefühl zurückzugeben. Der Red ner wies auf seinen eigenen Garten am Fuße der Zugspitze hin, der ihm oft genug ln den zermürbenden Kampfesjahren mit seinen Nutzpflanzen und seinem Mumenschmuck Ruhe und Erholung gewährt habe. Die Kleingartenbewegung reiche mit ihren Bestrebungen dem grohen Siedlungs werk di« Hand, die einmal als eine der entscheidenden Großtaten der Regierung unseres Führers ge wertet werden dürfte und dessen Endziel die Wiederverwur zelung der deutschen Bevölkerung in der Heimaterde ist. Neue Gartenstädte sollen in Deutschland dort erstehen, wo es nach allgemein politischen Gesichtspunkten notwendig und er wünscht ist und wo eine dauernde Existenzgrundlage gegeben ist. Die Zahl der Kleinsiedler beträgt zur Zeit etwa «ine Million Volksgenossen. Die» ist, so fuhr der Staatssekretär fort, in meinen Augen noch viel zu wenig. <- Erst wenn jeder deutsche Volksgenosse Kleingarten- und Elgenhelmbefitzer ist, wird unser höchste» Ziel erreicht sein. Der Redner schloß: „Unser Ziel soll sein, aus Deutsch land einen blühenden Garten zu machen mit einem in Frie den und Eintracht verbundenen Volk, das froh und freudig seiner Arbeit nachgeht, aber ebenso gewillt ist, die deutsche Scholle zu verteidigen gegen jeden Eingriff von außen." Aus dem brausenden Beifall der 150 000 Kleingärtner und Kleinsiedler löste sich spontan das Deutschland- und Horst-Wessel-Lied. Die Kundgebung hatte damit ihr Ende Ium Werbelag der Kleingärtner und Kleinsiedler der am 15. Juli in ganz Deutschland zur Durchführung kam. Ein Bild, das die praktische, kulturelle und ideelle Bedeutung des Kleingartenbaues und der Kleinsiedlung verrät. Hier werden nütz liche Werte geschaffen — hier erhält man sich seins Gesundheit — hier wird wahre Volksgemeinschaft erreicht. Neues aus aller Wett. Der Oppelner Rathausturm eingestürzt. Dnb. Oppeln, 15. Juli. Am Sonntagabend stürzte der obere Teil des 60 Mtr. hohen Oppelner Rathausturmes, der in den letzten Tagen wegen Umbauarbeiten versteift werden mußte, em. Der Turm brach zunächst in sich zusammen und fiel dann nach, der Südwestseite um. Ein Teil der Trümmer stürzte auf die Straße. Zum Glück sind Men schenleben nicht zu Schaden gekommen. Lediglich einige Schaufenster in der Umgebung wurden zertrümmert. Eini ge Minuten vorher hatte ein Auto mit Ausflüglern die Un fallstelle passiert. Die Polizei und die Feuerwehr nahmen sofort Absperrungen vor. Oppeln, 16. Juli. (Etz. Funkmeldg.) Zu dem plötzlichen Einsturz des hohen Wahrzeichens der Stadt Oppeln ist ergänzend zu melden, daß der Turm völlig in Trümmer gegangen ist. Das Mauerwerk bedeckt weithin die Ring straße. Ein amtlicher Bericht besagt: Bei den seit Wochen be triebenen Neuerungsarbeiten an der Westseite des Rat hauses, wobei auch einige Stellen des Turmes freigelegt wurden, zeigten sich zunächst nur zwei alte, zur Ruhe ge kommene Risse, die zu Befürchtungen keinen Anlaß gaben und ständig beobachtet wurden. Erst am Freitag gegen Mittag, in der Nacht zum Sonntag und am Sonntagnach mittag bildeten sich plötzlich neue Riffe im Mauerwerk in etwa 6 bis 8 Meter Höhe über dem Erdboden. Trotz so fort eingeleiteter umfangreicher Abstützungsmaßnahrnen