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von Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Bella««: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag um» Friedrich Ma«, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr, 1521. Gemeindeoerbandsgirokaffe Bischofswerda Konto Nr. 64 «nzeiaeupreis: Dis 4» «w breit« «inspaltige Millimeters« 8 Rpf, Im Textteil di« 00 aus breit« Millmieterzeil« LS Rpf Nachlatz nach den gesetzlich vorgeschriebenea Lätzen. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestinmrten Nummern und an bestimmt«« Plätzen kein« Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Der Sächsische LrMer Tageblatt firZWoßwerba Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt« machungeu der Ämtshauptmannschaft, des Hauptzollamts und des Br» zirksschularnts zu Bautzen sowie des Finanzamt» und de» Stadttal» zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Lklcdeionnosnrriier wit Ausnabm« dir Kann- u tag«. Vyngsprei, sürdt, «in«» halb«« Monats: -aus halbmonatlich Ma« UE beim Lbholea in d«r stell« wSchentNch etz Pfg. Einzelnummer 10 Vf» (M numm«r Itz Pfg) Nr. 16S Tagesschau. * Der RelchsstakkhaNer und der Arb«ll»dle«st von Sachse« er- lasse« a« alle Angestellten und Arbeiter bi» LS Jahre einen Aufruf zum Eintritt in de« freiwillige« Arbeitsdienst. * Der Reichspräsident ha» auf Vorschlag der Reichsregirrung für alle Teilnehmer mn Weltkrieg «in Lhrrakreuz gefiistet. * 3« Sa« Franzisko <Veretuigle Staaten) herrscht General- streik. Der Legion de» Generalstreik» war für heul« früh 4 Ahr angeseht. E» kam bereit» zu Zusammenflüße«, die «ach Ansicht der Lehürden von Sommunistea provoziert nmrdea. Polizei und Na- lionalgarde stad verstärkt worden. Die ausverkauflea Lebrnimlttel- lgden haben ihre Düren und Fenster vernagelt. Di« Geschäftswelt teilt die Besorgnisse, daß der Generalstreik in San Franzisko die Stretklage im ganzen Land« verschärfen «erde. Maa hofft daher allgemein, daß sich das Gerücht bewahrheitet, wonach Präsident Roosevelt l« Sa« Franzisko persönlich vermiltem wolle. Auch aus andere« Städte« und Industriezentren kommen alarmierende Nach richten. * Ja Wien fehl« in der Nacht zum Sonntag im Straßenbahn- netz der elektrische Strom au». Di« Ursache war vermutlich ein kommunistischer Anschlag anläßlich einer »Zubllägnwfrler*. * Am Sonntag fand ln ttaltrvleutgeben bet Wien in «ine« Wald «ine geheime kommunistisch, Versammlung statt, an der tau send Personen tellnahme«. Gendarmerie wurde gerufen, um die Versammlung zu ^streuen. Di« «ommunistea setzten sich sedoch zue wehr, und es kam zu «ine« erbitterten Kampf. Nach de« bi«, her vorliegenden Meldungen blieben z Kommunisten tot auf dem Platze liegen. * »et Bukarest »st ein Mu«ltlon»lager in dl« Lüft geflogen. Vie Ursache wird auf die starke Hitze zurückgesührl. -> > > n *) Ausführliche» an and«r«r Gtell«. i beherrscht die Frontseiten der Morgenblätter und ver« > drangt alle anderen Ereignisse. -! San Franzisko machte schon am Sonntag den Eindruck einer belagerten Stadt, die niemand zu verlassen wagte, da die Möglichkeit einer Verschärfung ungewiß ist. Die Ein stellung des Straßenbahnverkehrs begann frühzeitig. Die Lebensmittelläden, die ausverkaust hatten, vernagelten ihre Türen und Fenster, eine Vorsichtsmaßnahme, die sich angesichts des Herumlungerns vieler zweifelhafter Ele- mente nur allzusehr rechtfertigt. Obwohl die Streikenden selbst durch Bildung von Sicherheitsausschüfsen Ausschrei tungen vorzubeugen suchen, kam es bereits zu verschiedenen Zusammenstößen, die nach Ansicht der Behörden von Kom munisten eingelettet werden. In der Nähe des Docks wur de die Nationalgarde mit Steinen bewarfen, während sie Feuer gab. Infolge eines Mißverständnisses ist ein Dock wächter durch einen Bajonettstich lebensgefährlich verletzt worden. Da sich bereits Nahrungsmittelmangel fühlbar macht, versucht der Streikausschuß die unruhig werdende Bevöl kerung durch di« Ankündigung zu trösten, daß eine Anzahl von Speisehäusern offenbleiben wurde. Demgegenüber weist die Presse darauf hin, daß diese Speisehäuser höch- stens dreitausend Personen versorgen könnten, bei einer Desamtbevölkerung von 700 000. Die Elektroarbeiter haben bekanntgegeben, daß sie die . Streikabstimmung hinausschieben wollten, da «ine Unter bindung der Stromzu/uhr auch die Feueralarmanlagen in der weiten Stadt laymlegen würde. Trotzdem sieht die Stadtverwaltung der weiteren Entwicklung der Lage mit größter Besorgnis entgegen, da sie die Befürchtung hegt, daß es sich um einen revolutionären Anschlag an der ganzen i Westküste handelt, demgegenüber die besonneneren Führer der Werkvereine mehr und mehr an Einfluß verlieren würden. Vielfach wird die Ansich tgeäußert, daß für San Franzisko schlimmere Lage bevorstehen, als seinerzeit bei dem Erdbeben. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung stehen außer der Polizei, die um 500 Mann vermehrt wurde, und außer der Naklonalgarde etwa 1000 Mann Bundestruppen zur Ver fügung. Gouverneur Meriam gab die Entsendung von weiteren 1500 Mann Nationalgarde bekannt, wodurch die Stärke der Nationatgorde In San Franzisko auf etwa 4500 Mann gestiegen ist. Von der Erklärung de» Betagervngszustan- des hat der Gouverneur zunächst abgesehen. Er versicherte, jedoch, daß die Truppen die Lebensmittelzufuhr sichern würden. Besorgnisse der amerikanischen Ge- schastswett. Ausdehnung der Streik welle. New Port, IS. Juli. (Cig. Funkmeldg.) Die Geschäft»- weit teilt die Besorgnisse, daß der Generalstreik in San Franzisko die Streiklage im ganzen Lande verschärfen werde. Es wird daher allgemein gehofft, daß da» au» Washington kommende Gerücht sich bewahrheite, wonach Präsident Roosevelt persönlich in San Franzisko eingk«if«n wolle, um eine Vermittlung herbeizuführen. Die düstere Stimmung, mit der die öffentliche Mei nung ln den Vereinigten Staaten dem Streik in San Fran zisko entgegensieht, erscheint nicht übertrieben, wenn man sie alarmierenden Nachrichten berücksichtigt, dl« au» ande ren Hafenstädten und Industriezentren eintreffen. In Portland (Oregon) hat sich die Laae weiter verschärft. Man rechnet dort endgültig mit der Ausrufung de» General streiks. In Houston (Texas) wurden 8 Neger bei Unruhen streikender Dockarbeiter erschossen. Birmingham (Mama) meldet den Streikbeschluß der Textilarbeiter für den gan zen Staat. Auch in der Hauptstadt Washington herrscht eine ziemlich gedrückte Stimmung angesichts de, «rsten wirklichen Generalstreiks in einer amerikanischen Groß stadt. Lin im Jahre 1V1S in Seattle versuchter General streik brach bekanntlich rasch zusammen. In politischen Kressen glaubt man, daß, fall, nicht bald eine Beendigung de» Streik» beginnt, die Verwendung von Bundestruppen zur Aufrechterhaltung der Ordnung kaum vermieden werden kann, zumindest für die Aufrechterhal tung de» Postverkehr» und möglicherweise auch zur Siche rung der Lebensmitteltransporke. w, NL 444 Md 445. i od«r sonstiger irgendwelcher oder der ««strderungseinrich. Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück^^^«AgU«itz» Montag, den 1«. Juli 1034 8». Jahrgang Uebergreifen auch auf andere Großstädte der Bereinigten Staaten? San Franzisko, iö. Juli. Nachdem der von Präsident Roosevelt eingesetzte Schllchtuugsausschuß vergeblich« Der- mittlungsversuche gemacht hatte, beschloß der Lkrelkaus- schuß deu Generalstreik, der am Moutag beginnen soll. SZ stimmberechtigte Gewerkschaftsvertreter sprachen sich für den Generalstreik au» und nur drei dagegen. Der Streik- beschloß besagt, daß diejenigen Gewerkschaften, deren Mit glieder bereits für den Streik stimmten, am Moutag mit dem Streik begrünen sollen und daß die übrigen Sewerk- schaflen schnellstens eine Streikabstimmung herbeiführen sollen. E» ist anzunehmen, daß auch die wenigen Verbän de, deren Vertreter zunächst gegen den Streikbeschluß stimmten, sich für die Beteiligung am Generalstreik aus- Die Gesamtlage in San Franzisko mutz nach diesem Beschluß al» sehr aespannt bezeichnet werden- Die Hasen- geäind wird von 2000 Natlonalgardisten scharf bewacht. 4000 weitere Nationalgardisten werden in Reserve gehal ten, um sie im Falle von Ausschreitungen oder ernsteren Ereignissen sofort einsetzen zu können. Mehrere Restau rant» haben ihre Betriebe bereit» geschloffen. Die Hotel» sink nur Mr zwei Tage noch mit Lebensmitteln «ingedeckt. Di^ Leben-mtttelgeschäft« haben den Verkauf eingeschränkt. Tausende von Kraftfahrzeugen liegen wegen Mangels an Benzin still. Für die Polizei, die Feuerwehr und die lebenswichtigen Betriebe ist behördlicherseits ein Benzin depot einaerilfstet worden. Noch am Sonnabendabend wur den 500 Hilfspolizisten eingestellt. Der Gouverneur hat die Staatspolizei beauftragt, besonder« Vorsichtsmaßnah men zu treffen, um di« Lebenrmitteltransporte auf den Zufahrtsstraßen nach San Franzisko vor den Streikenden zu schützen. Der Bürgermeister der Stadt, Rossi, erklärte, daß er von den Rechten, die ihm der Notstand gebe, un umschränkt Gebrauch machen werde. Uebrigens haben auch die 4006 Angestellten einer der beiden hiesigen Straßen- bahnaesellschaftev, der Markelsteel Rallway, die etwa fünfzig Aweigliniev hak, den sofortigen Ausstand be schlossen. In San Rafael, das etwa 40 Kilometer nördlich von San Franzisko lieat, hat die Polizei ein in einem Privathaus verstecktes Dynamitlager, das 128 Kilogramm Stangensvrengstoff und 200 Sprengkapseln enthielt, aufge hoben. Eine Person wurde verhaftet. In Birmingham (Alabama) werden am Sonntag die Vertreter der Gewerk schaften aus 42 Bezirken Alabamas über den Streik 18 000 Textilarbeitern abstinnnen. lAMMkllkkläSMAmM W SmMelk Mklt. Persönliches Eingreifen Roosevelts? San Fr«mzi»ko, 18. Juli. Nachdem Im Lause des Sonntag« IS welkere Gewerkschaften für den Generalstreik gestimmt haben, wird angenommen .daß die groß« Mehr- zahl der Gewerkschaften noch vor Montag morgen die Streikabstimmung vornlmmt, an deren Ausfall praktisch kein Zweifel besteht. Neben 85000 gewerkschaftlich oraani- flerten Arbeitern in San Franzisko nnd 40000 in Oakland werden 47000 vnorgaaiflerte Arbeiter direkt oder indirekt znr Arbeltseinstellnng gezwungen fein, so daß der Gene- ralstreik insgesamt über 150000 Arbeiter umfassen wird. Es ist di« der größte Streik ln den Vereinigten Staaten feit dem Pullmaa-Skrelk, der sich vor 40 Jahren In Ehika- go ereignete. San Franzisko macht angesichts de» Verkehrsmittel streik» «vd de, Benzinmangel», unter dem die Besitzer von privakkrafkwagen zn leiden haben, den Eindruck einer koken Ueber «ln etwaiges Eingreifen Roosevelt», der durch Marinefunksprüche ständig über die Streiklage unterrichtet wird, verlautet amtlich noch nicht», Mch wurde auffallen derweise di« Abfahrt des Zerstörer» Alden, der am Montag von San Diego aas dem Präsidenten die Post bringen soll- te, abgesagt. Statt dessen wurde sämtlich« Post Mr Roose velt nach San Franzisko, postlagernd, weitergelettet. Die ersten AnfammenstSke. — Febens- mittelrrmrrgel. — Militärische Ver stärkungen. New Jork, 16. Juli. Der Generalstreik in San Fran zisko, dessen Beginn auf heute früh 8 Uhr festgesetzt war, Me ge-Mge Phrasen Sachoos. Keikes Semühen nm Polens . Anstimnmng rnrn Gstwcarno. pari», 15. Juli. Außenminister Barthvu begab sich am Sonntag in Begleitung de, polnischen und de» spant chen Botschafter» sowie des polnischen und des portugiesischen Militärattaches nach Bayonne, um bei der Einweihung von Gedenktafeln Mr die auf französischer Sette gefallenen polnischen und portugiesischen Kriegsfreiwilligen am Krie gerdenkmal ln Bayonne die Regierung zu vertreten. Bei der Feier erttärte er u. a., er habe bei einer Reise nach der Front tm Jahre 1017 die Disziplin der portugiesi schen Armee feststellen können, die ohne unmittelbaren Nutzen ihr Blut vergossen habe, einzig und allein deshalb, um für die Freiheit, Gerechtigkeit und Zivilisation zu kämpfen (l), Begriffe, die in Schande untergeganaen wKren, wenn Frankreich und feine Verbündeten bei diesem großen Kampfe besiegt worden wären. Frankreich und seine Verbündeten hatten für die Sicherheit und im absolu testen Sinne für die Ehre der Welt gekämpft. Der Frie densbegriff lasse sich für den Franzosen nicht von der Wür de Frankreichs und von der Sicherheit trennen. (!) Der französische Außenminister warf dann dl« Frage auf, was eintreten würde, wenn der französischerseits ange- regte Ostpakt nicht zustande kommen würde. Mögen doch all« Länder auf die Stimme Englands und auf die Stimme Frankreich» hören, so rief er au». Er könne dem polnischen Botschafter die Versicherung geben, daß der in Aussicht ge nommene Pakt keinesfalls die Freundschaftsbeziehungen mindern oder den Geist, die Bedingungen und die Folgen des polnisch-französischen Bündnisses zerstören könne, Oer polnische Botschafter Ehlapowski feierte die gefal lenen polnischen Kriegsfreiwilligen. Das Opfer der besten Söhne Frankreich» und Polens sei eine unerschütterliche Garantie der Freundschaft und Zusammenarbeit für eine Stabilisierung, für eine friedliche Entwicklung der Völker Europa» und für das Glück der Menschheit. O Barthou wollte, scheint es, wieder einmal zeigen, daß er noch im Jahre 1918 lebt. Wenn er Polen mit den »lumpen Mitteln der Kriegsgreuelpropaganda ködern will, o übersieht er, daß nicht mehr Pabesewskt in Warschau re- Giert, der solchen Märchen vielleicht Glatzben geschenkt »Lite. Die ganze Rede ist nichts anderes al» ein Werben um Polen. Die Worte Barthous bestätigen so klar wie nur mög lich, daß Frankreich nicht daran denkt, abzurüsten, sondern uns die Möglichkeit neuer Abrüstungsverhandlungen nur al, «inen Köder Hinhalten möchte, um uns an der Angel einer Ostlocarnos zu sangen. Aber diese» Spiel ist eben mit dem Deutschland Adolf Hitler» unmöglich geworden.