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Gelegenheit gegeben ist, unmittelbarer Augen« und Ohren« zeuge der bedeutsamen Reichstagsverhandlung zu sein, war er aus räumlichen Gründen nicht möglich, auch nur einen wesentlichen Bruchteil der Gesuchsteller mit Einlaßkarten zu versehen. Diese Tatsache war allerdings bei allen bisheri gen Reichstaassitzungen seit der Machtübernahme durch Adolf Hitler festzustellen, während es im vergangenen par lamentarischen System ganze wochenlang dauernde Sit zungsperioden gegeben hat, in denen die verfügbaren 'Publikumsplätze nur zu sehr bescheidenen Prozentteilen be setzt waren. Der Führer der Wirtschaft, Kehler, abderufen. Berlin, 12. Juli. Der Heichswirtschastsmlaister ha« den bisherigen Führer der Wirtschaft. Generaldirektor Philipp Kehler, von seinem Posten al, Führer der Wirt« schäft mit sofortiger Wirkung abbernfen. Vis zur end gültigen Regelung ist der stellvertretende Führer der Wirt schaft, Graf von der Goltz, mit der alleinigen Wahrnehmung der Führung der Geschäfte beauftragt worden. Grneute deutsche Notstellungen Über dte Unterdrückung des Memel- > lande». > Vie Votschafter beim Reichsaußenmlnlster. Berlin. 12. Juli. Reichsaußenminister Freiherr von Neurath hat in einer Unterredung mit den Botschaftern -er, Signatarmächte des MemÄstatuts noch einmal nach drücklich auf die widerrechtlichen Vorgänge im Momelgebiet aufmerksam gemacht. Er hat am Dienstagnachmittag die Botschafter Englands, Italiens, Frankreichs und Japans empfangen uno gegen die widerrechtlichen litauischen An griffe gegen das deutsche Memelland Protest erhoben. Bisher war auf die deutsche Not« zu den Vorgängen, die am 4. Juli den vier Mächten überreicht worden war, kein Schritt erfolgt, und es ist bei dem drohenden Konflikt zu hoffen, daß sich die Signotavmächte ihrer Pflicht bewußt werden. Bisher haben weder sie noch der Völkerbund, der, wie stets, auch in diesem Falle versagte, der widerrechtlichen litauischen Machtpolitik Einhalt geboten, obwohl sie von deutscher Seite laufend über die Vorgänge im Memelland informiert worden sind und nach dem Memelstatut die Pflicht haben, gegen unrechtmäßige Vorgänge einzuschrei ten. Litauisches System. Die Ereignisse geben das Bild einer systematischen Un terdrückung des Memellandes durch die Litauer: Von der Ausdehnung des Gesetzes zum Schutze -es Staates auf das Memelgebiet, der Schließung des Memellündischen Land tages und der Verweigerung einer Neueinberufung gehl eine gerade Linie zur Absetzung des Präsidenten Dr. .Schrei« der und des Oberbürgermeisters von Memel. Bisher ist die Regierung in Kowno das Beweismaterial für die Behaup tungen, mit denen das Vorgehen begründet wird,, schuldig geblieben. Denn die Aktion wurde unter dem Vorhaben begonnen, daß der bisherige-. Präfldpnt. Schrpiber'.und.:ntth- rere andere Beziehungen zu staatsfeindlichen, verbotenen Parteien hätten. Material für derartige Ausflüchte konnte bisher noch Nicht vorgeilegt werden, so daß nur durch einen deutlichen Protest der Signatarmächte das Recht des Me mellandes wiedevhevgsstellt werden kann. Der Reichsbauernführer in Ostfries- hmd. Leer. 12. Juli. (Eig. Funkmeldg.) Der Reichsbauern, sichrer Reichsminister Darrü traf zur Einweihung von Neu- Westeel am Donnerstag früh 7 Uhr mit seiner Bealeitung in Leer ein. Er wurde auf dem Bahnhof von dem Landes bauernführer von Rheden, dem Landesobmann Troeneveld, dem Regierungspräsidenten Refardt, sowie Mitgliedern des Landesbauernrates, der in Ostfriesland zu einer Tagung versammelt ist, empfangen. Der Besuch Ostfrleslands gilt einer Besichtigungsreise durch die Siedlungsgebiet« des Lan des sowie der Einweihung der exste« nationalsozialistischen vorfgründung auf au» dem Meere abgerungenen Boden in Neu westeel. An der Besichtlgungsreise durch Ostfriesland wird auch der Landesbauernrat der Provinz Hannover teil nehmen. * 10 000 Männer der Arbeitsfront auf dem Nürnberger Parteitag. Berlin, 12. Juli. Auf einer Tagung der Amtsleiter der Deutschen Arbeitsfront in Berlin machte der Leiter des Or ganisationsamtes Selzner grundlegende Ausführungen über den Stand der Arbeiten innerhalb der Organisation. Er be zeichnete als die Aufgabe für die nächste Zeit, die jetzt ge schaffenen Betriebsgemeinschaften und Zellen mit Leben zu erfüllen. Um eine einheitliche Willensvildung der von der- Deutschen Arbeitsfront geführten Massen zu gewährleisten, soll demnächst ein zentrales Mitteilungsblatt für alle Block- und Zellenwalter hevausgegeben werden. Eine im Organi sationsamt geschaffene Abteilung Ausbildung" soll die ein heitliche Haltung des äußerem Auftretens der Arbeitsfront- lre gewährleisten. Selzner"teilte, wie das NdZ. meldet, weiterhin mit, daß zum ersten Male in diesem Jahre 10000 M.G.ner der ArbettrfroNk geschlossen im Festanzug der Ar- beilssront am Nürnberger Parteitag telluehmen werden. Auf meinem Kongreß der Arbeitsfront, der aus diesem Anlaß in Nürnberg stattfindet: wird Dr. Ley grundlegende Ausfüh rungen über die weitere Arbeit der Deutschen Arbeitsfront machen. -' . - ——— . LeMMvoMM. Lia Blldlelegramm au« dem englischen Krlegj- hafen, wo der deutsche Kreuzer für kurze Zeit «lngelaufen ist. Zwei drulfche Kreuzer in England. Portsmouth, 11. Juli. Die deutschen Kreuzer „Kö nigsberg" und „Leipzig" sind am Mittwochvormit tag zu einem viertägigen Besuch im Hafen von Portsmouth eingetroffen. Es handelt sich um ein« Erwiderung des Be suches der britischen Kreuzer „Dorseishire" und „Norfolk" in Kiel im Juli 1931. Tausende von Zuschauern hatten sich eingefunden, um dem eindrucksvollen Schauspiel beizuwohnen. Auf der „Königsberg" hatte Konteradmiral Kolbe sein« Flagg« ge setzt- vi« „Königsberg" feuerte einen Salut von 21 Schuh für England und einen Salut von 17 Schuh für den Oberbefehlshaber von Portsmouth. Di« britischen Land- und Seebatterien erwiderten die Sa lute. Während die britische Seebatterie auf den Salut für den Oberbefehlshaber für Portsmouth antwortete, wurde auf Fort Blockhouse die deutsche Flagge gehißt. Zufällig lief zu gleicher Zeit die „Bremen" auf der Fahrt nach Souchampton in den Solent ein. Kurz nachdem die beiden Kreuzer festgemacht hatten, wurden beim Oberbefehlshaber des Hafens und beim Bür germeister von Portsmouth Besuche abgestattet. Die „Königsberg" steht unter dem Befehl von Fregat- tenkapitän-v. Schrader, die „Leipzig" unter dem Befehl von Fregattenkapitän Hormel. Die englische Morgenpresse rum Kleurer-Kefuch in Portsmouth. Hebere, »stimmendes Lob für die deutschen Seeleute. dnb. London, 12. Juli. Die englische Morgenpr«sse widmet dem ersten Besuch deutscher Kriegsschiffe seit dem Weltkriege in England große und durchweg freundliche Aufmerksamkeit. Alle Zeitungen veröffentlichen Bilder -er deutschen Kriegsschiffe und Besatzungen. Ueberall wird hervovgehoben, daß die deutschen Matrosen einen hervor- ragenden Eindruck sowohl bei ihren englischen Kameraden, als auch b«i der Bevölkerung von Portsmouth gemacht haben. „News Chronicle" schreibt: Di« deutschen Matrosen haben Portsmouth erobert. Vor wenigen Jahren noch hätte die Nachricht die Welt in Bestürzung versetzt. Mer heute, wo di« „Königsberg" und die „Leipzig" beinahe im Schat ten der berühmten „Victory" im Hafen von Portsmouth Anker geworfen haben, begrüßt die englische Flotte den früheren Feind mit Salutschüssen, mit offenen Armen und einem Lächeln der Freundschaft. Uebevall sah man eng lische und deutsche Offizier« sich freundschaftlich unterhalten, während die Mannschaften beider Nationen Arm in Arm durch die Straßen spazierten, kleine Schießkonkurrenzen auf der Vergnügungsmesse veranstalteten und zusammen um die Militärkapelle herumtanzten. Ueberall ließen di« eng lischen und die deutschen Matrosen das Vergangene ver gangen sein — wir hoffen für immer. Britische Matrosen sprechen selten ihre Anerkennung für andere Flotten au». Aber gestern erklärten sie, daß die deutschen Matrosen die schneidigsten seien, di« sie jemals gesehen haben. Der Bericht endet mit den Worten: „In Portsmouth ist dte Flagge der Freundschaft aufgezogen Morden und jedermann wird hof fen, daß sie lange gehißt bleiben wird." „Daily Mail" überschreibt ihren Bildbericht mit den Worten: „Die deutsch^ngiische Flottenentent«". Das Blatt schreibt u. a.: Die amtlichen englischen Besucher auf den deutschen Schiffen wurden sehr gastfreundlich empfangen. Riesiges AufrWngsprogramm für dieengWk Lustflolle. Münd 1000 neue Flugrerrge für Heer und Mcheine. Lyndon, 12. Juli. Das Aufrüstung-Programm für die englische Luftflotte, das Baldwin vor der Sommerverta gung des Parlaments Mitteilen wird, umfaßt Pressemel dungen zufolge u. a. folgende Maßnahmen: Die Gleichheit der englischen Luststreitkräfte mit der französischen Luft flotte soll durch ein Yünsjahrespvagramm bis zum Jahre 1940 hergestellt sein. Li» zu diesem AeUpuukk wird -le englische Luftflotte etwa 40 bl» SO neue Geschwader, da» heißt rund 500 neue krleg»flugzeuge ln Dienst stellen, fall» da» Programm nicht durch «ae Aeuderuug ln -er Inter? nationalen politischen Lage eingeschränkt wird. Die Sri Höhung des englischen LuftfahrHaushätts im nächsten Iaht wir- voraussichtlich 1 Millian Pfund betvagen. Weitere Erhöhungen werden in den darauffolgenden Jahren eiy» treten. Di« Luftstreitkräfte der englischen Hochseeflotte Ger den gleichfalls um etwa 400 bis 500 Flugzeuge verstärkt werden. Di« genaue Zahl hängt jedoch von dem Ergebnis der nächstjährigen Flottenkonserenz und davon ab, ob Amerika und Japan einer van England gewünischteir Ein schränkung ihrer Flottenluftstreitträfte zustimmen. - ' Etwa 12 bis 18 neue Kriegsflugplätze sollen in verschie denen Landesteilen Englands errichtet werden, davon drei im Süden, Südosten und Osten von London und ein vierter stark geschützter Flugplatz für Bombenflugzeuge im NorH westen der Hauptstadt. Gleichzeitig wird das Luftfahrt- Ministerium einen intensiven Rekmtterungsfeildzug für die verstärkte Luftflotte durchführen. Wahrscheinlich wird auch di« englische Territorialarmee mit Kampf- und BerfÄK gungsflugzeugen ausgerüstet und damit in den Rahmen des allgemeinen Luftverteidigungssystems «iNbezogen werden. . Amerikanische SchLachlschiffplttrre. - Washington, 12. Juli. (Eig. Frurkmetld.) Marinesekre« tär Swanson erklärte vor Pressevertretern, die Marine habe die Pläne für wenigstens Mei 35 000 Tannen-Schlacht schiff« fertiggesteM, angesichts der, Möglichkeit, daß ihr Bau notwendig werden konnte, was hauptsächlich von den Er- gebnissen der Londoner Flobtettkonserenz abhcmge. Franrüstfches U-Koot aufgekmfen. pari», 12. Juli. Eins der größten französischen Unter seeboote, „Perseus", das mit einer U-Boot-Flottille eitiige portugiesische Häfen besucht hatte, ist bei der Rückfahrt in der Nähe von St. Julias da Barra auf ein Felsenriff ge laufen. Mit Hilfe von Schleppern gelang es am Mittwoch spät abends, das Schiff wieder flott zu bekommen. Seüpsmotoriges Flugboot für 80 ArrgKste. London, 12. Juli, Ein großes sechsmotoriges Pajsa- gierslugboot, das 50 Fluggäste befördern kann, Mrd. dem nächst von der Blackburn-Flugzeug-Gesellschaft in Bau' gt- nommen. Jeder der sechs Motoren wird 650 L8 besitze,!. Die Maschine wird ein Hobecker sein. Die Bauart ähnelt derjenigen des Short-Flugbootes, das von der englischen Luftflotte für Versuchszwecke benutzt wurde. , Uor Mardorralbs Abreise nach Karrabn London, 12. Juli. Maüdanald flog am Mittwoch von seinem schottischen Heimatort Lossiemouth nach Mount- stewar- in Novdivland, wo er den dort ansässigen englischen Luftfahrtminister Lord Londonlderry besucht. Am Donners» tagabend schisst sich der englische Ministerpräsident an Bor des Dampfers ^Herzogin von Richmond" nach Kanada-ein; wo er den größten Teil des dreimonatigen Erholungsur laubs verbringen wird. Girre Unterredung Karthous mit Tatarescu. pari», 11. Juli. Außenminister Barthou hätte am Mittwochnachmittag eine eineintzalbstündige Unterredung mit -em rumänischen Ministerpräsidenten Tatarescu. Wie verlautet, soll -er französische Außenminister den rumäni schen Ministerpräsidenten über die Ergebnisse seiner lon doner Besprechungen unterrichtet haben, vor allem hinsicht lich der Ostpaktpläne, die auf Vorschläge des rumänischen Außenminister Titulecu zurückgehen. Nach der Reise Barthous nach Bukarest habe die französische Regierung Wert darauf gelegt, durch den Empfang des rumänischen Ministerpräsidenten in Paris -en engen Charakter der fran- zösisch-rümänlscheN Beziehungen zu unterstreichen. Man rechnet damit, daß Ende dieses oder Anfang nächsten Mo nats auch König Karol zu einem Besuch nach Paris kom men werde. Meder Rohe in Kolla»- Dir ersten TnmrrUrrrteAe. Amsterdam, 11. Juli. Die an verschiedenen Orten des Landes während der letzten Tage ausgebrochenen kommuni stischen Tumulte scheinen überall bezwungen zu sein. Je denfalls wurden im Laufe des Mittwoch kein« neuen Zwi schenfälle von Bedeutung mehr gemeldet. In Rotterdam haben offensichtlich die drakonischm Maßnahmen der Mili tärpolizei, die zwei Tage lang im Crooswykschen Viertel zwar nicht formell, aber doch de facto den Belagerungszu stand verhängt hatte, während der Militärtruppen auf den Dächern stationiert wurden, auf die aufrührerischen Efe? mente abschreckend gewirkt. Auch die Dienstag und Mitt-' woch erfolgte Verhaftung von drei kommunistischen Partei funktionären hat offensichtlich ihren Einfluß nicht verfehlt. Nur in Amsterdam ist in den nördlichen Arbeitersied lungen die Ruhe noch nicht gänzlich zurückgekehrt. Aus die sem Grunde bleiben die Polizeireviere vorläufig noch mit Gendarmeriestreifen verstärkt. - Im Schnellverfahren sind am Mittwoch in Amsterdam die ersten Aburteilungen von Teilnehmern an den Tumulten erfolgt, Hierbei fiel nicht nur die schnelle Urteilsfällung di« der PolizeirSchter sofort im Anschluß an die mündliche