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V«l te» SWNl il ttl SlllM Mk. Von Arthur Grünewald. <3. Fortsetzung.) Jener im Dorfe. Boandnöte gab es aber nicht nur in Städten. 1766, an einem Sonntag, als der Pfarrer in -er Kirche zu Rückersdorf gerade vom Greuel der Verwüstung pre digte, brach da im sonntagsstillen Doof in einem Gute Feuer aus, das im Handumdrehen 7 Bauerngüter und die Kir che, Schule und Pfarre in Asche legte! Der Südwind brachte die Funken von dem Pfarrhaus zur Kirche und von ihr im Nu zur Schule und so weiter! Da lag auch so manche Hoff nung im Haufen der verkohlten Balken, war so manches ob dachlos geworden. Wie mag ein jedes nach Hause gerannt sein, das Gesangbuch in den Händen, als der Ruf „Feuer, Feuer!" auf die Kanzel drang! Eigenartig, das gerade über das Grauen verwüsteter Stätten gepredigt wurde, als es hier selbst anfing, sich zu verwirklichen. War das auch ein Feuergericht Gottes? Pfarrer und Küster standen an den Msten ihrer Habseligkeiten, als sich der Sonntag neigte. Woher nun das Geld nehmen für Gotteshaus und Schule? Es muß Rat geworden sein, denn schon im nächsten Jahre war Kirchweihfest! Franzosen ins Lande! Russen und Franzosen kämpften miteinander, als am 12. Mai 1813 der Schmiedefelder Kollege Johann George Stichler die Schule einstürzen sah, in der er ge wirkt! Als das ganze Oberdorf, ja das halbe Mitteldorf in Flammen aufging und abends das brennende Bischofswerda den Himmel blutrot färbte, daß angst erfüllt die geflohenen Schmiedefelder aus ihren Verstecken in der Masseney nach diesem Kriegszeichen schauten. Ver nichtet war die alte Kirche aus der Reformationszeit, die noch die Messe und das ewige Lämpchen gesehen, in welcher Stichler die alte Orgel gespielt! Der Dachreiter dahin; die biblischen Bilder ringsum an der Empore konn ten nicht mehr die Chorkinder betrachten. Nur schnell ein Unterkommen finden, war das Gebot aller Flüchtlinge! Stichler floh bekanntlich nach Stolpen und weihte 2 Jahre später das ne-uerbaute Schulhaus, nachdem er in Bauern - st üben notdürftig Schule gehalten hatte. Zum Gottes dienst spielte er alle 14 Tage ein der Kirche geschenktes Positiv, wenn man sich auf dem Erbgerichtssaale versam melte, bis 1818 die Kirche feierlich geweiht wurde, auf deren Turm auch Stiehlers Name mit läutete! In Erz ge schrieben! Erst nach acht Jahren erlebte er es, die neue Orgel des Meisters Herberig aus Hinterottendorf bei Sebnitz zu spielen, die nun von jenem L>chreckenstage kün dete. Ihr Erbauer (sie kam 600 Taler) zog später nach Langenwolmsdorf. Dann verging Jahr um Jahr in treuer Schularbeit im neuen Schulgebäude (das dem jetzigen Vühkauer ähnlich gewesen sein soll), bis der Tod dem I. G. Stichler die Hände faltete, der Napoleons Truppen milk eigenen Augen gesehen hatte, -er vielleicht persönlich den Korsen 1812 oder 1813 mit den anderen Herbeigeeilten auf dem „Dürren Fuchse" schaute! — Dann stand sein Sohn am Grabe der Eltern, an di« heute noch das Sandstein-Denk mal ganz nahe an der Gedenktafel erinnert . . . Kanonen kugeln bilden über demselben -en sinnvollen Abschluß! Nervenfieber und Blattern. Das Nervenfieber war nachher im Gange und schonte kein Haus! Wahrscheinlich war es von den Truppen mit gebracht worden, die 1812 von Rußland zurückkehrten. 50 Jahre später, zur Zeit des Krieges 1866, mußte man sich vor den „Schwarzen Blattern" fürchten! Zu leicht schleppten die Kinder die Krankheit ins Schulhaus, von wo aus dann die gesunden sie heimtrugen. Bor ansteckenden Krankheiten galt es zu jenen Zeiten sich viel mehr zn schützen, als heutzutage, weil da kein Schularzt zur Seite u. das Impfen nicht Mode war. Und waren es nicht Kriegs- und Feuersnot, nicht Pest und Fieber, die den Bewohnern des Schulhauses mit ihren Nachbarn drohten, so konnten vom Himmel Blitze zucken oder sich sonstige Unglücke ereignen. Kurz vor Weihnachten 1842, am 8. Dezember, rief Feueralarm die Rennersdorfer Leute zu Hilfe! Im Schulhause war Feuer ausgebrochen, das nicht mehr zu dämpfen war. Es brannte ab und wurde im folgenden Sommer neuerrichtet, so wie es jetzt hart an der Straße steht, dem heudertjährigen Jubiläum schon nahe gerückt. Eine umfangreiche Gedenktafel gibt von dem Dezember brande Kunde. 14 Jahre darauf erfolgte ein Neubau, weil ' wohl die erste Form nur notdürftig war, um die Neu- -örfeler und Rennersdorfer aufzunehmen. Die Klein- rennersdorfer Schulkinder, nach Wilschdorf näher gelegen, zogen seit 1845 nach diesem Kirchdorf«. Vor her hatten sie aber alle hier Platz. Blitzschlag und Schlaganfall. Ein schweres Äwitter suchte 1885 Wilschdorf heim. Herbst war es. Man schrieb -en 8. September, als gerade nach beendigten: Trauevgottesdienst ein heftiger Blitzstrahl in das Gotteshaus schlug und 2 Personen tötete und 18 schwer verletzte. Und unter diesen Verletzten befand sich auch die Pfarrsrau, die mit zu Grabe gegangen war und der Kantor, der vielleicht eben seine Orgel abfchließen wollt« oder die letzten ernsten Töne erklingen ließ, als ihn der Feuerstrahl traf. 30 bis 40 Personen waren leicht verletzt — es war ein Unglück, das keiner geahnt hatte, als er da friedliche Gotteshaus betrat. Einen Toten zur letzten Ruhe gebracht u. zwei Tote nach Hause getragen... Erschrocken ging alles auseinander, die Beherzten zur Hilfe eilen-, die Alten die Augen zu den grollenden schwarzen Wolken ge wandt, aus denen -er Tod gezuckt hatte. Jenen Tag wil der Wilschdorfer Schulmeister nie vergessen haben. Er mußt« stets davon denken, wenn er wieher aus der Orgel bank saß.