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dl, Volksabstimmung auf einen bestimmten Zeitpunkt fest gesetzt worden wäre, ohne daß vorher ausreichende Schutz- matznahmen getroffen wären? Ein bloße» verfpre- chen Deut schlandsgenügeihm nicht, und er sei der Ansicht, daß er in dieser Hinsicht der einmütigen Stim mung der französischen Sammer entsprochen habe, lvar- »hou erwähnte hier, um die Repressalien zu kennzeichnen, die gewisse Saarländer nach der Abstimmung über i'-h er- gehen lassen mühten, eine in einer Münchner Zeitung ent haltene Sarikatur über Matz Braun, der dort an einem Baum aufgeknüpft dargestellt wurde.) Barthou betonte dann, dah Frankreich an einer baldigen Regelung der Saarfrage gelegen sei. die nicht nur auf den deutsch-französischen Beziehungen, sondern auf der gan zen Welt laste. Der französische Auhenminister wie- verholte aber, dah er einer Festsetzung des Abstimmungs zeitpunkte, nicht zu stimmen könne, solange keine ausreichenden Garantien gegeben seien. Starke Kritik der „News Chronieie" an Karthou. London, 26. Mai. (Drahtb.) Die Rede des französi schen Außenministers Barthou vor der Kammer wird von der englischen Presse ausführlich wiedergegeben. Die libe rale „News Chronicle" erklärt, daß die Erklärungen Bar- thous sicherlich keinerlei Hoffnung erweckten. Was seinen „Redeschwall über das Saargebiet" betreffe, so laute die einfache Antwort darauf, daß Frankreich das vom Völker- bund bestimmte Datum für die Saarabstimmung anzuneh- men habe. Wenn Barthou das englische Abrüstungsmemo randum für unannehmbar erkläre, weil es «inen Rüstungs ausgleich Deutschlands zulasse, dann solle er nicht die Fünf mächteerklärung vom Dezember 1932 vergessen, in der die deutsche Gleichberechtigung anerkannt wurde. Fieberhafte Tätigkeit in der englischen , Rüstungsindustrie. London. 26. Mai. (Drahtb.) Zn groher Aufmachung weih der sozialistische „Daily herald" zu berichten, dah die englischen Rüstungsfirmen zur Zeit mit der Herstellung von Waffen aller Art beschäftigt seien. In Sheffield werde Tag u. Rächt an der Herstellung besonderer Stahlarken für Flugzeuge gearbeitet. Zn einigen Fällen habe sich der Um satz neuerdings verdoppelt. Viele Firmen hätten Hunderte von neuen Arbeitern eingestellt. Am gröhten fei die Be schäftigung der Firmen, die Sriegsflugzeuge Herstellen, und drei der führenden englischen Fabriken seien zur Zeit mit Millionenaufträgen aus den verschiedensten Ländern auf Kampf- und Bombenflugzeuge beschäftigt. Als Beweis hier für sei das Anziehen der Aktien englischer Alugzeugfirmen auzusehen. Auch die franröstfche Rordgrenze fall neu befestigt werden. dnb. Paris, 26. Mai. (Drahtb.) Der „Matin" veröffent licht eine Meldung aus Lille, die von dem Eintreffen einer Topographenabteilung berichtet. Die Abteilung soll im Auf trage des Generalstabs Getändestudien an der französischen Rordgrenze vornehmen, die als Unterlagen für den Plan der dort auszusührenden Befestigungsarbeiten gelten sollen, wahrscheinlich werde man die französische Rordgrenze ähnlich befestigen wie die französische Ostgrenze. Man werde - von großen, allzu sichtbaren Forts absehen und dafür Vefesti- gungswcrke anlegen, die sich dem Boden und dem Gelände anpaffen. Richt alle früheren Forts würden deshalb auf- rechterhalten werden. Frankreich macht „Saarpropaganda". Paris, 26. Mai. (E!g. Meldg.) Am Freitagabend fand im großen Amphi-Theater der Sorbonne eine Hauptver sammlung der französischen „Saarvereinigung" statt. Die Versammlung stand unter dem Ehrenvorsitz des Minister präsidenten Doumergue. Den tatsächlichen Vorsitz führte Jacques Bardoux. Zur Ausschmückung des Theaters hatte man die Wappen -der saarländischen Städte mißbraucht. Zuerst ertönte die Marseillaise. Dann sprach Jacques Bar doux, der sich in Redensarten wie „das französische Volk wolle unerbittliche Gerechtigkeit" erging und sich bitter über den Empfang der französischen Studenten auf ihrem „geo- graphiegcschichtlichcn" Ausflug in Saarlouis beklagte. Diese Franzosen hätten in Saarlouis „mit derselben Höflichkeit empfangen werden müssen, wie die deutschen Studenten in Frankreich". Der Redner spielte dann weiter auf die be- kannte Dokumentenunterschlagung durch naturalisierte Franzosen an, die er dem Deutschtum in die Schuhe schieben wollte. Aus allen diesen geflissentlichen Verdrehungen lei tete er die Forderung ab, daß die französische Kolonie im Saargebiet „zu ihrer Vertretung und zu ihrem Schutze" einen Konsul haben müsse, der seine Fahne neben der des italienischen Konsuls auspflanzen müsse. Nach einigen anderen Rednern ergriff dann der stell vertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Kammer, der Abgeordnete Fribourg, das Wort, der sich zunächst mit der Rede des Reichsministers Dr. Goebbels in Zweibrücken befaßte und ebenso wie Bardoux die „Zwi schenfälle" in Saarbrücken-und Saarlouis in französischem Sinne auszuschlachten versuchte. Einer der Hauptgründe für die Verbissenheit, mit der die Reicl-sregierung am Saargebiet hänge, so behauptete er, sei der Umstand, daß die Saar ein politischer Zeuge des heute verschollenen vor nationalsozialistischen Deutschland sei. Die Saar sei der Zu fluchtsort derer, die die neue Herrschast in Deutschland mit Zähigkeit verfolge, nämlich der zweiten und dritten Inter nationale und des Zentrums. Aus den weiteren Ausführungen Fribourgs zur Wirt schaftslage ging hervor, daß es ihm lediglich aus machtpoli tische und wirtschaftspolitische Forderungen Frankreichs an kommt und das Schicksal der Saardeutschen ihm völlig gleichgültig ist. Auf diesem Zynismus baute sich seine wei tere Rede über „Menschenrechte und wirksame Garantien vor, während und nach dem Abstimmungsakte" auf. Die Abfuhr der studentischen Reisegesellschaft aus Nancy in Saarlouis, deren Sprecher es auf deutsck>em Boden ge wagt hatte, öffentlich die Saar als „französisch" zu bezeich nen, durch die spontane Gegenkundgebung der Saarlouiser Bevölkerung ist der „Akodemiichen Phalanx der Iungpa- trioten" offenbar stark aus die Nerven gegangen. Sie ver teilt nämlich an den französischen Universitäten und Hoch schulen Flugblätter, die in Ausdrücken wie „Lumpen" und „Nazirohlinge" gegen diese Abfuhr protestieren und sich gleichfalls die letzten „Zwischenfälle im Saargebiet" zunutze machen. Zum Schluß droht das Flugblatt mit Vergel tungsmaßnahmen gegen die in Frankreich weilenden natio nalsozialistischen Studenten, falls den Studenten aus Nancy nicht Genugtuung widerfahren würde. Volksbegehren für den Austritt der Schwei; aus dem Völkerbund beim Eintritt Sowsetrustlands? Genf, 25. Mai. Die Haltung der Schweiz für den Fall eines Eintritt» Sowjetrußlands in den Völkerbund wird in der veffentlichkeil weiter lebhaft erörtert. Verschiedene maß gebende Blätter sprechen davon, daß die Schweiz zwar dem Eintritt Sowjetrußlands keine diplomatischen Schwierigkei ten bereiten werde, daß aber in diesem Falle ein Volksbe gehren sür den Austritt der Schweiz aus dem Genfer Bunde zu erwarten sei. Die amtlichen Schweizer Kreise bleiben bei ihrer abwartenden Haltung. Gin Marxist als Altentöter von Salzburg verhaftet. Wien, 25. Mai. Wie die Reichspost am Freitag berich tet, wurde der mutmaßliche Attentäter vom Salzburger Fest- spielhaus verhaftet. Er war früher bei der Salzburger Stadt- gemeinde beschäftigt. Da er als sozialdemokratischer Schutz bündler an den Aebruarunruhen aktiv teilnahm, wurde er aus dem Dienst der Stadt entlassen. Somit ist die Lüge, Ra- tionalsozlalisten seien die Täter, zusammengebrochen. Die näßere Prüfung durch Sachverständige hak ergeben, daß die Schäden durch den Bombenanschlag in der Vorhalle des Salzburger Festspielhauses außerordentlich schwer sind. Die Instandsehungsarbeiten — u. a. müssen fast alle Marmor säulen ausgebessert werden — sind im Gange. Krutoler Morb der Kelmwehrleute. dnb. München, 25. Mai. Nach hier vorliegenden Mel dungen wurde am Donnerstag ein nationalsozialistischer Flüchtling, der die Salzach bei Oberndorf durchschwamm und sich bereits im reichsdeutschen Teil des Flusses befand, von Heimwehrleuten beschossen und verschwand, von den Kugeln getroffen, in den Fluten. Kehördenterror in Kufstein. Kufstein, 25. Mai. Vor Pfingsten wurde ein 17 Meter hohes Hakenkreuz auf eine Felswand des Pendling gemalt. Nunmehr wurden einige Kussteiner Kaufleute von der poli tischen Behörde zur Aufbringung der Kosten der Entfernung des Hakenkreuzes herangezogen. Da sich die Kaufleute, unter denen sich Inhaber bekannter Gaststätten befinden, weigerten, die Beträge zu zahlen, ordnete die Behörde die Schlie ßung ihrer Betriebe an. Einreise nach Rußland für österreichische Schutzbündler wieder gestattet. Reval, 26. Mai. (Eig. Funkmeld.) Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die Sowjetregierung die russische Ge sandtschaft in Prag angewiesen, noch weitere 300 Visen zur Das Hoheitsabzeichen für Wehrmachtsangehörige im Zivilanzug. Das Hoheitsabzeichen, bas in Form einer Anstecknadel sür die Angehörigen der Reichs, wehr geschaffen wurde, um zum Zivilanzug getragen zu werden. Rcichshcer-Angehk rige tragen das Abzeichen in Silber, die der Marine in Gold. Einreise nach Rußland für ehemalige österreichische Sozial, demokraten, die nach Niederringung des marxistischen Put sche-» nach der Tschechoslowakei geflüchtet sind, auszustellen. Diese zweite Gruppe von 300 Emigranten wird Mitte Juni ihre Reise nach Moskau antreten. Mandschurisch-japanisches Vorgehen gegen chinesische Aufständische. Tokio, 26. Mai. (Eig. Funkmeld.) Rach einer Mittei lung des japanischen Oberkommandos haben starke mandschu- risch-japanlsche Truppenteile am Freitag einen Vorstoß gegen die Aufständischen in der Provinz Kirin unternommen. Durch dieses Vorgehen ist die Strecke Kirin—Keschan von Aufstän dischen vollkommen gereinigt worden. Den japanisch-man dschurischen Truppen fielen viele Gefangene und große Waf fenvorräte in die Hände. Der Verlust an Menschen auf beiden Selten wird auf 2Z0 Tote und Verletzte Äschähk. Die Säuberungsakkion gegen die Aufständischen wird fortgesetzt. Der Streik in Minneapolis beendet. — 200 Verhaftungen in Uew Orleans. Reuyork, 26. Mai. (Eig. Funkmeldg.) Die Streiklage in den Vereinigten Staaten hat sich trotz der Bemühungen der Regierung immer noch nicht grundlegend gebessert. Zwar wunde der Streik in Minneapolis durch einen Ver gleich beendet, jedoch lehnten die Streikenden in Toledo jede Verständigung ab. Es kam dort in der Nacht zum Sonnabend erneut zu Zusammenstößen mit der National garde, die mehrer« Salven in die Luft abgab, nachdem sie von den Streikenden wiederum mit Steinen beworfen wurde. ' Die Aussichten auf eine Beendigung des Hafenarbei terstreiks an der Westküste sind gleichfalls nach wie vor sehr gering. Auch in New Orleans ist kein Nachlassen des Dock arbeiterstreiks zu bemerken, vielmehr kam es dort zu hef tigen Zusammenstößen, bei denen mehrere Dockarbeiter ver letzt wurden. Im Zusammenhang mit diesen Unruhen nahm die Polizei 200 Verhaftungen vor. , . Schüsse in Toledo. — Drei Schwer verletzte. Reuyork, 26. Mai. (Eig. Funkmeld.) Wie aus Toledo (Ohio) gemeldet wird, wurden bei einem erneuten Feuergc- fecht zwischen Streikenden und Nationalgarde am Sonn abend früh ein Leutnant der Nationalgarde, ein Streikender und ein unbeteiligter Zuschauer schwer verletzt. Wer MMmMklWslUe KMMWWkkWei kkWek. Letzte Frist: 3V. Juni 1934. vdz. Berlin, 26. Mai. Die die ganze deutsche Volkswirt schaft wesentlich berührende Frage der landwirtschaftlichen Entschuldung erörtert, wie das VDZ.-Büro meldet, der Mi nisterialrat im Reichsernährungsministerium, Mitglied des Reichserbhofgerichtes, Dr. Hans Heinrich. Er betont u. a., die Verschuldung solle so weit herabgesetzt werden,, daß aus den Betriebsergebnissen neben dem Lebensunterhalt des Bc- triebsinhabers und seiner Familie die Verzinsung und all mähliche Tilgung der Schulden bestritten werden könne. An träge auf Eröffnung des Entschuldungsverfahrens könnten noch bis zum 30. Juni 1934 bei dem zuständigen Amtsgericht gestellt werden. Bisher seien etwa 60 000 Verfahren eröff net worden. Leider seien aber Verfahren bisher in größe rer Anzahl weder weitergefördert noch gar abgeschlossen worden. Entschieden wendet sich der Referent gegen den Ein wand, daß die Verfahren nicht durchgeführt werden könn ten, weil noch Durchführungsbestimmungen zu erwarten seien. Es sei vielmehr Aufgabe der Amtsgerichte und Ent schuldungsstellen, Fragen, die nicht ausdrücklich geregelt sind, nach Sinn und Zweck des Gesetzes selbständig zu entschei den. Es sei zu beobachten, daß die mit der Durchführung der Verfahren betrauten Stellen die Verfahren nicht iseiter förderten, weil sie glaubten, noch auf weitere Vorschriften warten zu müssen. Dem könne keineswegs zugestimmt wer den. Bei Ankündigung weiteren praktischen Anschauungs materials für die nächste Zeit erwähnt der Referent auch Richtlinien, die den Begriff des landwirtschaftlichen Betrie bes, des Nebenbetriebes, gemischten Betriebes und Dopvet- betriebes allgemein abgrenzen sollten. Das Gesetz wolle zwar die Landwirtschaft von den Folgen der Krisenjahre befreien, aber nicht einen gewerbetreibenden oder städtischen Hausbe sitzer entschulden, der zufällig nebenbei ein Anwesen auf dem Lande besitze. Ueber das Verfahren bei Kleinbetrieben mit Deutsches l.-mck bietet Dir ein köstlich dlchurgeschenk — (iss gute familiengetränk! König Carol. Madam« In Rumänien wird der Rücktritt des Kabinetts und die Er richtung einer diktatorischen Militärregierung, an deren Spitze der General Aoerescu treten soll, in den nächsten Togen erwartet. General Aoerescu soll in einer Unterredung mit König Eargl sich Lupelcu. General Averrlco. hierzu bereit erklärt haben, unter der Bedingung, daß der Monarch sich von seiner langjährigen Geliebten, Frau Lupescu, trennt. Der König soll diese Bedingung angenommen haben.