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»i« S/imme: „jkark, a-s» /-»s/r »u über Las gestri ¬ ge Verhalten Trachaus?" „Unerhört ist es!" stieß Herr Schubert hervor. — „Wel che Beschimpfung für unsere liebe Johanna! Ich will diesen zärtlichen" Bräutigam nicht mehr bei uns sehen. Wir lösen das Bündnis auf!" „Sofort, Karl? Ich befürchte das Schlimmste für Han nas zarte Gesundheit. Langsam ist diese unwahre Liebe Jo hannas gekommen, und langsam muß sie auch wieder ver gehen." „Also muß sich Hanna diese Liebe wieder abgewöhnen?" „Meinetwegen drücke dich so aus." ,Za, die Gewohnheit ist ein großer Betrüger", lachte Herr Schubert bitter. „Nun, ich werde Hanna in der Abge- wöhnung von dem Umgang mit diesem „erstklassigen" Edel mann« gern als Beispiel vorangehen." „Nicht wahr, Karl", wandte sich Frau Schubert hierauf abermals an ihren Mann, „wir beiden Alten haben uns auch von Wolfs hatten For men täuschen lassen?" .Leider, leider, Martha. Wie zwei dumme Kinder. Und blind noch obendrein! Daß uns die Augen so spät aufgehen müssen. Nur die Schulden lockten diesen „Wolf" in unfern schönen Besitzstand." — Aufspringend fuhr Herr Schubert fort: „Nein, nein, unsere liebe Johanna soll nicht für dieses kleine „von" und das wankende Adelsschloß von Pohlitz ge opfert werden. Und wir haben ja noch «ine erwachsene Toch ter, der «ollen wir gehörig einschärfen, daß sie sich erst zehn kölsche Neigungen abgewöhnt, ehe sie sich für eine wahr« ent scheidet. Da soll ihr kein „von" und rein Adelssitz als Trug bild verlockend vorschweben. Ja, sie würde meine Zustim mung erhalten, auch wenn sie sich in «ine Hütte verheiraten wollte — meinetwegen nach..." „Nach Hinterwinkel?" fragt« Frau Schubert forschend. ,Lawohl, nach Hinterwmkell" ,Ln die Dorfschule?" ,Ln die Dorfschule!" Frau Schubert lachte auf. — Herr Werner, der natur wissenschaftliche Privatlehrer unserer Lisbeth, den du so ost von Hinterwinkel herüberholst, ist ja schon immer dein Schützling gewesen. Herr Schubert gab dies heiter zu. — Wer vom Schütz ling zum Schwiegersohn ist es noch sehr weit, lenkte er ab. Und von der Dorfschule zum Rittersitz ist der Weg auch recht steil, fügte Frau Schubert ergänzend hinzu. Aber Karl, unterbrach sie sich, wir haben uns noch nicht über Fräulein Duproix ausgesprochen, wie wollen wir uns ihr gegenüber verhalten? Ditz muß aus dem Hause, brauste Herr Schubert noch mals auf. — Ja, ist sie denn überhaupt wieder da? fragte er. Frau Schubert klingelte, woraus Frida in der Tür er schien. — Frida, befahl sie, gehen Sie auf Fräulein Dupvoixs Zimmer und rufen Sie sie zum Kaffee; wir wünschten, daß sie ihn mit uns trinke! Frida ging, kam aber bald ganz erstaunt wieder zurück: Fräulein Duproix is gar nicht auf ihrem Zimmer, auch is da» Bett noch unberührt. Also immer noch nicht zurück, sagte Herr Schubert voll Zorn. Line schöne freie Tochter der Natur, diese „Diana" vom Ritterfest. Kümmern Sie sich nicht mehr um Fräulein Duproix, wandte sich Frau Schubert an Frida, und sehen Sie nach meinen Töchtern, ich käme gleich wieder zu ihnen, und Kut scher Heinrich sei nach Mühlbach unterwegs, um den Arzt zu holen. — Als Frida das Zimmer verlassen hatte, trat Herbert Schubert, im Reitkostum, ein und begrüßte seine Eltern mit etn«m lustigen: Guten Morgen, lieber Baker; guten Morgen, liebste, beste Mutter! Nanu, fragte Herr Schubert beinah unwillig, schon wie der von einem Morgenritt zurück? Ja, lieber Vater, ich hab« die kurze Nachtruhe verlassen wie eine Lerche ihr Feldbett, und auch so leicht ist mir zu- mute, wie ihr, seit ihr mir die Erlaubnis gegeben habt, in Onkel Fritzens Tuchfabrik im nahen Liebethal als Lehrling einzutreten. — Ich komme eben von meinem Borstellungs ritt bet Herrn Fabrikleiter Werner zurück und werde heute nachntttag als Fadenknüpfer an der großen Spinnmaschine, Selfaktor genannt, anfangen. Herr Werner ist Witwer, wie »r wißt, und seine Tochter, Fräulein Gertrud, Herrn Lehrer Erich Werner» Schwester, führt ihrem Baker das Hauswesen und wird mich in Halbtags-Beköstigung nehmen. Auch war sie trotz der späten Heimkehr vom Ritterfest schon wieder auf und munter wie ein Fisch im frischen Wasser. — Ach Mutter, laß dich umarmen, weil ich so glücklich bin! Frau Schubert machte sich aber aus seiner Umarmung frei. — Herbert, es ist nicht Zeit zum Jubeln, nachdem da» Ritterfest gestern für uns mit einem so schrillen Mißton ab geschlossen hat. Dieser Hinweis genügte, um Herbert sofort ernst zu stimmen. Ich brenne vor Verlangen, erwiderte er, den lie ben Schwager hier zu sehen, und sein pater pooeavi zu hören; denn um ein« Ausrede ist er ja nie in Verlegenheit gewesen. Herbert, befahl Herr Schubert, Trachau soll mir nicht unter die Augen treten, ich will nichts mehr mit ihm za tun haben, und ich hoffe, mein Sohn wird diesem Entführer die rechte Antwort zu geben wissen. Aber keine offenen Feindseligkeiten, begütigte Frau Schubert; laßt uns alles Aufsehen vermeiden und Johanna schonen. — Herbert lächelte seiner Mutter zu. Dein Sohn wird den „erstklassigen Selbstredner" auf das taktvollste hinauskompli mentieren! Vor allen Dingen verhindere seinen Besuch bei Johanna, fügte der Vater hinzu. Ich will mich wie ein Drache vor den Garten der ver botenen Aepfel der Hesperiden legen, beteuerte der Sohn, und Feuer und Schwefel nach dem lieben Schwager speien! Entschuldigung nnd Verleumdung. Rach diesem mythologischen Vergleich Herberts trat Frida ganz schüchtern ein und blieb an der Tür stehen. — Was gibt'» Frida? fragte Frau Schubert, willst du nicht den Frühstückstisch abdecken? — Sogleich begann Frida eiligst damit, meldete aber dabei: Eben ist Herr von Trachau zum Hostore hereingefahren und hält vor dem herrschaftlichen Hause. Halloh! rief Herbert vom Fenster aus, wohin er sich rasch begeben hatt«, da steigt der Geßler des Ritterfestes aus seinem Jagdwag«n uick) bringt die flüchtige Diana zurück. Beide Ellern sprangen sofort auf. Herbert, jede Zudring lichkeit, uns zu sprechen, und der Besuch bei Hanna wird un weigerlich abgewiesen, schärfte der Vater seinem Sohne wie der dringend «in. — Kaum hatten die Eltern das Zimmer verlassen, als Herr von Trachau auch schon eintrat. Guten Morgen, lieber Schwager, rief er bereits an der Tür. Wie ist euch das Rit terfest bekommen? Na, es geht! Und meiner Neben Braut? Die ist krank zurückgekehrt. Krank zurückgekehrt? — Ich fliege zu ihr! Halt, unterlaß deinen Flug! verbot Herbert, von Tra chau in den Weg tretend. — Niemand Fremdes darf zu ihr! Aber ihr Bräutigam —? Der erst recht nicht! Wiesoo? Megan der damit verbundenen Gefahr. Gefahr? Eine freudige Erregung wirkt heilsam, selbst redend. „Freudige Erregung? bezweifelte Herbert höhnend, noch deinem gestrigen Benehmen ist das kaum zu erwarten. Aber lieber Schwager, dafür will ich Hanna ja eine oollstäiMg beruhigende Aufklärung geben, versicherte von Trachau. Heute nicht, morgen nicht, wies Herbert ab; für die nächste Zeit auf keinen Fall. Du mußt den Termin deiner Beichte auf unbestimmte Zeit versieben. Hm—m—m! Du ahnst wohl die Länge dieser Frist? fragte Herbert schadenfroh. Dann will ich deine Eltern aussuchen und ihnen die Erklärung für meinen vorzeitigen und selbstrederch wohl- begr ärdettn Aufbruch geben. Ich sagte doch schon, -aß di« Eltern auf keinen Fall zu sprechen sind. Ab«r soll ich denn hier vor der Tür wieder umkehren wie ein lästiger Pferdesud«, vor d«m man sich verleugnet? (Fortsetzung folgt.)