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Der Sächsische LrMer Freitag, den 11. Mai 1V34 Nr. 108 8S. Jahrgang Deutsche Fühlungnahme in London TagckM MZWoßwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da« zur DeröffeMchung der amlltchen Bekannt machungen der Amtshauptmannschaft, de« Hauptzollamt« und des Be- zirt«schulamt» zu Bautzen sowie de« Finanzamts und des Stadtrats zu Bischofswerda und ,der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte. Blatt Aleukirch und ILmgegenö Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte« Sonntagsblatt Heimatkundliche BeUage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. —- Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. GemeindeverbandsgiroKasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Tagesschau. * Nm Donnerstag sand tn Starkow ln Hinterpommern eine große vauernkundgebung statt, bei der der Reichsbanernführer eine bedeutsame Rede hielt. Er kündigte an, daß Pommern wieder «in Bauernland werden solle. * Der deutsche Veauftragl« für Abrüstungsfragen, von Ribben trop, wellt gegenwärtig in London. Er hatte am Donnerstag mit den englische« Ministern Simon und Eden «in« «instündige Be sprechung. „Morningpost" kündigt an, daß Mardonald vermutlich persön lich nach Senf gehen werd«, um die versammelten Vertreter der Staaten in letzter Minute zu Zugeständnissen zu bewegen. * Der Präsident der Abrüstungskonferenz, Henderson, hatte am Donnerstag «ine Besprechung mit dem französisch«, Außen- Minister Larthou. Er ist dann nicht nach Senf zurückgekehrt. son- der» nach London weitergerrist. * Der Besuch Henderson, in pari» findet in der Morgenpress« «ine zurückhaltende Aufnahme. Von einem positiven Ergebnis der Unterredung spricht kein einzige, franzäfische« Blatt. * Segen eine Bauernkundgebung in Salzburg, an der Vollfuß und Starhemberg teilnahmen, wurden schwere Sabotagehandlun- gen gerichtet. Eine der Eisenbahnlinien nach Salzburg nmrde an mehreren Stellen durch Ausrritzen der Schiene« unterbrochen. Aus de« Flugplatz, auf dem Dollfuß ankam, wurde «la Behälter mit »5 Sprengkörpern gefunden. In einem hauptsächlich von Deutschen bewohnten Distrikt ReuyorkS versuchten jüdisch-kommunistisch« Elemente, «ine Kundge bung gegen den Ratlonalsvzialismu«. Di« Polizei wurde mit Stei nen beworfen. Fünf Demonstranten nmrdea verhastet. Di« Zunahme der Verbrechen in den Vereinigten Staaten Hal de« polizetleiter dazu veranlaßt, «ine Anordnung ,« erlassen, daß an jedem Wochenende verbrecherrazzien durchgefkhrl werden. *) Ausführliche» an anderer Stell». von Uibbenlrop bei Simon und Eden. London, 10. Mai. (Drahtb.) Der deutsche Beauftragte für Abrüstungsfragen, von Ribbentrop, hatte heute nach mittag mit den englischen Ministern Simon und Eden eine Besprechung, die etwa eine Stunde dauerte. Die Meldung von dem Eintreffen von Ribbentrops in London findet große Beachtung. London, 11. Mai. (Drahtb.) Zum Londoner Besuch de» Herrn von Ribbentrop schreibt der diplomatische Korre- um so gesicherter, je größer die Fläche des einzelnen Betrie bes einerseits und die Möglichkeit der Verwendung von Ma schinen anderseits ist. So entstanden dann diese weiten Ge treideflächen Ostelbiens, auf denen maschinelle Tech- n i k auf der Grundlage der Ersparung von Arbeitskräften möglichst hohe Ernten aus dem Boden rentabel herauszu wirtschaften trachteten. Der Reichsbauernführer skizzierte dann die künftige Ent wicklung Ostelbiens und sprach von der Wlederauffüllung mit Dauern. Ohne die nationalsozialistische These von Blut und Boden wäre das Schicksal über die Frage, ob alteinge sessene Geschlechter auf ihrer Scholle verbleiben könnten, langst zur Tagesordnung übergegangen. Der ostelbische Großgrundbesitz von heule könne sich al» Geschlecht auf der Scholle halten, wenn er den Gel st der Zelt er kennt. Line organische Strukturwandlung werde ln Rich tung natürlicher,baue rlicherun dmiktelstän- bischer Betriebe wirken. Der Reichsbauernführer ging abschließend auf die Landarbeiterfrage ein. Durch die vom Nationalsozialismus betriebene Struk- turänderung Ostelbiens werde es möglich sein, «inen großen Teil von Landarbeitern wieder zu Bauern zu machen. Derjenige Teil der Landarbeiterschaft, der Land arbeiter bleiben wolle, werde auf der Grundlage des nor d- westd rutschen Heuerlingswesens auf dem Gutsland des Gutsherrn auf einem Stück Land und einem eigenen Häuschen wieder seßhaft werden. Der Minister schloß mit den Worten, daß di« Bauern ehrung von Starkow zu einem Tage der grundsätz lichen Auseinandersetzung mit den Fragen der Agrarverhältnisse Ostelbiens geworden sei. Die Bauernehrung alteingesessener Bauernfamilien Ostpom merns werde ein Auftakt zur Wiederverbauerung Ostelbiens sein. DarrSs große Rede wurde immer wieder von minuten langem Beifall des schaffenden Landvolkes unterbrochen. Solche Worte einer verantwortungsbewußten Bauernfüh- runa, die ihre geschichtlichen Aufgaben erkennen und mit den zahllosen ichsüchtigen Zwecklügen bisheriger Darstellung rücksichtslos aufräumt, sind bisher in Pommern kaum gehört worden. Pommern wird wieder Bauernland! Das war der Ausklang der einstündigen Rede des Reichs bauernführers. Man wird ohne Zweifel erwarten dürfen, daß aus dem Gedankengang dieser entscheidenden Rede grundsätzlich neue Impulse der Agrarpolitik ausgehen wer den. Der Reichsbauernführer trat dan eine Reise durch Schle sien an, um am Sonnabend in Breslau auf einer großen Bauernkundgebung zu sprechen. Anzeigenpreis: Di« 4ö nun breit« einspaltig» Millimeterzell« 8 Rpf. Im Textteil di« V0 mm breit« Millimeterzelle LS Rpf. Nachlaß nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda, sei nicht ermächtigt, zu verhandeln, sondern er solle da, Terrain sondieren und Hitler die Ergebnisse seiner Nachfor schungen berichten. Herr von Ribbentrop wünsche besonders dringend, von britischen Minister zu hör«n, welche Haltung England vor oder nach der Zusammenkunft des Allgemei nen Ausschusses der Abrüstungskonferenz am 29. Mai ein zunehmen gedenke. Unter den gegenwärtigen Umständen werd« er aber wahrscheinlich nicht imstande sein, dies«» Wunsch zu befriedigen, da das britische Kabinett über seine künftig« Haltung erst noch Beschluß fasten müsse. Immer hin werde Herr von Ribbentrop und die britischen Mini ster von der gegenseitigen Erörterung der jetzigen Schwie rigkeiten und Möglichkeiten Vorteile ziehen. Der Bericht, daß Herr von Ribbentrop in Genf als eine Art Beobachter anwesend sein werde, sei wie verlautet, völlig unbegrün det. Der Korrespondent fügt hinzu: Während der letzten Tage habe die italienische Regierung den hauptsächlich an der Abrüstungsfrage interessierten Regierungen gegenüber erneut erklärt und mit Nachdruck hervorgehoben, daß sie es ablehnen werde, an einer Kundgebung oder Vereinigung von Mächten teilzunehmen, die sich gegen Deutschland rich ten. Es werde allgemein erwartet, daß Frankreich eine sol che Kundgebung in Genf veranstalten werde. Frankreich werde dort durch hsn Mund seines Außenministers Bar- thou die angeblichen Verletzungen Les Versailler Vertrage» durch eine deutsche Aufrüstung schildern und sich darauf berufen, daß diese Vertragsverletzungen der Hauptgrund dafür seien, daß es sich weigere, seine eigenen Rüstungen zu vermindern oder zu begrenzen. (!) Henderson kehrt nach London zurück. London, 10. Mai. (Drahtb.) Aus Varis wird gemel det, daß der Präsident der Abrüstungskonferenz, Hender son, plötzlich seinen Reiseplan änderte. Er wird nach sei ner Unterredung mit dem französischen Außenminister Bar- thou nicht nach Genf Weiterreisen, sondern am Freitag nach London zuriickkehren. In der Presse wird die Meinung ausgesprochen, daß er, nachdem er die Austastung der fran zösischen Regierung erkundet hat, in Downing Street Be richt erstatten soll, bevor Eden zur Tagung des Völkerbunds rates nach Genf abreist. Franröstfche KMtterstimmen Stier die pariser Kefprechirrrgen Hendersons Part«, 11. Mai. (Eig. Funkmeldg.) Der Besuch Hen dersons in Paris findet in der Morgenpreste eine zurück haltende Aufnahme. Kein Blatt kann von einem positiven Ergebnis der Pariser Unterredungen Hendersons sprechen. Wenn man dem „Oeuvre" Glauben schenken daist, dann soll sich Henderson bei seiner Fühlungnahme mit Barthou dahin geäußert haben, daß die englische Arbeiterpartei zur Rettung der Abrüstungskonferenz geneigt sei, auf die Re gierung Mardonald einen Druck auszuüben, damit England das Protokoll von 1924 wieder in den Bereich der Möglich keit ziehe, um so dem französischen Wunsche nach Wchochritz« ' Starkow (Hinterpommern), 10. Mai. Eine große ziel- etzende Rede des Reich«-auernführer« Darr« gas dem ost- wmmerfchen Lauerntag, der am heutige« Himmelfahrtstag n dem uralten germanischen Siedlungsdorf Starkow staft- and, überragende Bedeutung. 2n nicht mißzuverstehender Weise zog der Reichsbauernführer die erschreckende Bilanz der hinter uns liegenden Agrarpolitik eine» Teiles des ost elbischen Großgrundbesitzer, der in Mißachtung seiner na- tionalpolittschen Pfsichten im letzten Jahrhundert Millionen Morgen uralten Bauernlandes an sich gerissen hat. In überwältigendem äußeren Rahmen erfolgte die Ehrung der seit drei- bis vierhundert Jahren auf ihren an gestammten Höfen sitzenden 130 Bauern aus Starkow und dem übrigen Pommern, denen der Reichsbauernführer eine holzgeschnitzte Ehrentafel überreichte. Weit über 30 000 Bauern, darunter 10 000 Jungbauern, und Angehörige der Hitlerjugend aus Pommern, waren aus den östlichen Grenzgebieten und von der Wasserkante in Starkow, dem im Mittelpunkt des Interesses stehenden ur alten germanischen Siediungsdorf im Kreise Stolp, zusam mengeströmt, um verbunden mit der Ehrung der seit drei- bis vierhundert Jahren auf ihren angestammten Höfen sitzenden Dauern die zielsetzende Rede ihres Reichsbauern- führers Darrö zu hören. Inmitten üppiger Fluren bot die grüne Anhöhe von Starkow mit ihren begeisterten Bauern masten, ihrem reichen Flaggenschmuck, den Ehrenabordnun- gen der SA., SS., HI. und des FAD. ein Bild festlicher Freude. In seiner grundsätzlichen Rede sprach Reichsbauernführer und Reichsminister für Ernährung und Landusirtschaft, Darrö, über die geschichtliche Entwicklung der Agrar struktur Ostelbiens. Er wies nach, daß Ostelbien ursprünglich ein Bauernland gewesen ist, wie die anderen Gebiete Deutschlands auch, und baß es einen gewissen Prozentsatz größerer Güter hatte, um dis sich in reicher Vielgestaltigkeit Bauerndörfer gruppierten. Die heute vielfach beliebte Darstellung, daß das Bauerntum Ostelbiens von Anfang an „hörig" gewesen sei, hat keine ge schichtliche Unterlage. Von Mecklenburg ausgehend und dann auf Schwedisch-Pommern übergreifend, griff jedoch dann eine Vorstellung um sich, nach der der Besitzer eines großen Gutes durchaus das Recht habe, zur wirtschaftlichen Vervoll kommnung stines Besitzes das Land der ihm verwaltungs mäßig zur Betreuung zugewiesenen Bauern anzueignen. AernfprecherAmt Bischofswerda Rr. 444 vnd 44». iewalt — Krieg oder jonstiaer iraendwelcber Nmam *— HM der Bezieher k«in«n Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung d«r Zeitung öder «rf Rüctzahkmg de» Bezugspreises. Große Rede des Reichsbauernführers Die historische Schuld de» ostelbischen Großgrundbesitzes. — Pommern soll wieder Kauernland werden. In den übrigen Gebieten Ostelbiens vermochten die bauernsreundlichen Preußenkönige eine glei che Entwicklung einigermaßen in Schach zu hallen, obwohl adlige Grundbesitzer dieser Zeit für diese Bauernfreundlich keit der Preußenkönige nicht viel Verständnis aufgebracht haben. Friedrich Wilhelm l. und auch Friedrich der Große haben eine Bauernbefreiung erstrebt, die aber am grundsätzlichen Widerstand ihtes Adel» scheiterte. Da der adlige Gutsbesitzer gleichzeitig der Gerichtsherr der Bauern war, konnte sich der Bauer praktisch nicht gegen seine Legung zur Wehr setzen. Diese Entwicklung sollte aber besonders reißende Fortschritte machen, als nach der Bauernbefreiung des Freiherrn vom Stein die von H a r - denberg begünstigte Wirtschaftsordnung des Libera lismus es ermöglichte, mit wirtschaftlichen Mitteln sich das Land der Bauern anzueignen. An statistischem Material wies der Reichsbauernsührer die historische Schuld eines ichsüchtigen Tel- l e « ostelbischen Großgrundbesitzes nach, der mit Z 200 000 Morgen etwa 50000 bi» SO OOS Bauernhöfe aufgelöst und an sich gerissen habe. Die Bewertung de» einzel nen Geschlecht» adliger Rittergutsbesitzer Ostelbiens werde von der nationalsozialistischen Regierung nicht mehr einseitig von dem Standpunkt aus zu betrachten sein, welche Blutverluste dies« Geschlecht in der Preußischen Geschichte erlitten hak, sondern auch danach, ob es sich bauern- verantwortlich gezeigt Hal im Sinne des bauern freundlichen Willens der preußischen Könige und vom Standpunkt der Lebensgesetze des gesamten deutschen Volks körpers aus. Die Entwicklung Deutschlands im 19. Jahrhundert sei allerdings dem Streben der Großgrundbesitzer Ostelbiens entgegengekommen. Solange Bismarck das Staatsruder führte, wurde der Grundsatz aufrechterhalten, daß man in Preußen-Deutschland auch ernährungspolitisch auf eigenen Füßen stehen müsse. Erst Wilhelm II. hat mit dieser Ueber- lieferung gebrochen und mit Caprivi konnte jene Zelt wirtschaftlicher Rot anbrechen, die erst Adolf Hitler zu überwinden trachtet. So lange in Preußen die ernährungspolitische Unabhängigkeit als Staatsgrundsatz aalt, solange war natürlich das Pro blem der Getreideversorgung akut. Diese Entwicklung führte dann dazu, daß Ostelbien im 19. Jahrhundert ein typisches Getreideland wurde. Erzeugt man aber einmal erst Getreide ausschließlich für den Markt, dann ist die Rentabilität ErfcheimwWweistt Täglich vü» Alwnahm, der Som»- vnd Feier- Fernsprecher Am« Bischofswerda Rr. 444 vnd 445. tag«, vyngsprel» für di« Z«tt «i»«s halb«» Monat»; Frei in» Sm Falk höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Hau» haSmonattich Mark 1.1E bebn LhL« in der Geschäfts- Störung d«, «ettieb«, d« Zeitung od«r d«r BesSrderung«eInttch. stell« wöchentlich « Pf«. Einzelnummer 10 Pf«. (Sonnabend- tungm — hat d«r Bezieher keinen Anspruch aut Lieieruna oder nummer 15 Pfg.) l