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DerSSGscheLrMer 8S. Jahrgang lüi. Einzige Tageszeitung im Amtsgertchtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsisch« Erzähler ist da» zur BerSstmtltchuug der amtlichen Bekannt« machungen der Amtshauptmannschast de» HauptzoUanU» und de» Be- Oie deutschen Vorschläge alsGrundlage eines A-rüstungsadkommens Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte» Sonntaasblatt Heimatkundliche Beilage Frau und Heim > Landwirtschaftliche Beilage, — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischostwerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverband,girokasse Bischofswerda Konto Nr. S4 d. h. dem Ausland« unter einem anderen Titel wieder zu floß. Der Wahnsinn der Reparationen, auf den Wirtschaft ler nicht nur im deutschen, sondern auch im ehemals feind lichen Lager genugsam hingewiesen haben, rächt sich jetzt an denen, di« ihn ausbrüteten. Außerdem muß beachtet werden, daß die deutschen Aus- landsanleihen noch mit Zinssätzen behaftet sind, Vie heute nicht nur keine wirtschaftliche Berechtigung mehr haben, son- dern die einfach auf die Dauer nicht aufbringbar sind. Die Zinssätze liegen zwischen 6 und 7 Prozent. Das ist erheblich mehr, zum Teil doppelt soviel, als in den Gläubigerländern selbst heute an Zinsen verdient wird. Obwohl niemand in Deutschland daran denkt, etwa durch einen einseitigen Akt die Zinshöhe zu korrigieren, hat doch der Relchsbankpräsi- deut wiederholt darauf hingewiesen, daß die Gläubiger von sich aus und im eigenen Interest« eines Tages dazu werden kommen müssen, die Zinshöhe zu revidieren und st« den heutigen Verhältnissen auf dem Kapitalmarkt anzupasten. Die Aufgabe der Berliner Transferkonferenz, die am 27. April beginnt, wird es sein, das Problem In seiner ganzen Breit« zu erörtern und Möglichkeiten der Verständi gung zu finden, die es Deutschland ersparen, in d«r Frage des Zinsentransfers selbst eine Entscheidung zu troffen, die di« wirtschaftliche Vernunft ihm diktiert. den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmte» Plätzen keine Seaahr. — Erfüllungsort Bischof,««»». dnb. London, 27. April. (Drahtb.) „Timer" veröf fentlicht am Freltaa «inen bemerkenswerten Leitartikel zur Abrüstungssrage. Darin wird erneut Kritik an der franzö sischen Verschleppungstaktik geübt und in Zusammenhang damit auf die Tatsache hingewiesen, daß jetzt nur noch zwi schen einer geregelten oder einer ungeregelten Aufrüstung Deutschlands gewählt werden könne. Der leitende Gedanke des Aufsatzes besteht in der Forderung, daß jetzt durch schnelles und energisches Handeln, und zwar am besten sei tens der britischen Regierung, ein Abrüstungsabkommen ge sichert werden soll, das sich auf die Vorschläge Deutschlands gründe. „Times" hebt die wesent liche Uebereinstimmung dieser Vorschläge mit denen Groß britanniens und Italiens hervor. Am Deainn des Aufsatzes bestätigt „Times" den in un terrichteten Kreisen herrschenden Eindruck, daß der Besuch des italienischen Unterstaatssekretärs Suvich in London „lei der wenig oder gar nicht" zur Förderung des Problems bei getragen habe. ,Times" fährt fort, es lägen reichliche Zeugnisse dafür vor, daß Deutschland in der Zwischenzeit so schnell auf rüste (?), wie es vermöge. Aber jetzt sei nur zwischen ge regelter und ungeregelter Aufrüstung zu wählen. Der einzig denkbare Weg, eine solche Regelung zu sichern, bestehe jetzt in dem Abschluß eines Abkommens mit beschränkter Reich weite, eines Abkommens, das ein für alle mal zwischen ihren UnterzeiHiern den Grundsatz internationaler Beaufsichti gung aufstellt. Es folgt eine Würdigung der deutschen Vorschläge. „Times" stellt fest, daß Deutschland bereit sei, ein solches Abkommen anzunehmen, was auch aus der Erklärung des Reichskanzlers gegenüber dem Lordsiegelbewahrer Eden und aus der deutschen Denkschrift vom 16 .4. hervorgehe. Die Mäßigung der deutschen Forderungen wird hervorge- hoben. Das deutsche Festbalten am Locarno-Pakt findet Erwähnung. „Das Angebot ist gut. Di« deutschen Vorschläge enthalten die wesentlichen Bestand teile eines Abrüstungsabkommen,. Die gleichen Punkte finden sich mit gelegentlich leichten Aende- rungen in dem britischen und m dem italienischen Vor schlag". Der belgische Ministerpräsident habe übrigen» auch vor dem Streben gewarnt, «ine große Nation un begrenzte Zelt im unbewaffneten Zustand zu halten. „Times" befaßt sich dann mit Frankreich» Ver halten. C» sei unmöglich, die Enttäuschung zu übertret- b«n, die in England durch di« plötzliche Beendigung der direkten Verhandlungen durch die letzte französische Note verursacht worden sei. „Times" kommt dann auf die briti sche Politik zu sprechen. Bei aller Trefflichkeit ihrer Genfer Arbeit hätte die britische Regierung gelegentlich den Ein druck erweckt, daß sie zu sehr dazu neige, auf ander« zu war ten, um ihnen die Führung zu überlasten. Gelegentlich habe sich dies bewährt, aber jetzt sei die Zeit sür die Aufstel- ung von Tabellen vorbei. E» bedürfe der Ini tiative! Die französische Regierung habe es vorgezogen, die Anfrage de» britischen Staatssekretär» de» Aeußeren land sich weiterhin seinen Warenlieferungen gegenüber so spröde verhalt wie jetzt. Es ist durchaus abwegig, wenn Lieser Hinweis Dr. Schachts im Ausland« als deutsch« Dro hung hingestellt worden ist Er enthielt einfach «ine Darstel- umg der nackten Tatsachen, über die wSder Deutschland, noch da» Ausland Hinwegkommen kann und über di« niemand sich einer Täuschung binaeben sollte. Solange di« deutsche Volkswirtschaft nilK in der Lage ist, einen ausreichenden Ueberschuß in fremder Währung zu erzielen, kann sie den Schuldnern, die an sich ihre Zinsverpflichtungen voll er len, entsprechende frenwe Valuta, di« der ausländische Gläu biger «noortet, nicht zur Verfügung stellen. Di« Welt sollt« sich, wenn sie die Geschichte der letzten 15 Jahr« im Gedächtnis behalten hat, eigentlich nicht wun dern, daß diese Sachlage eingetreten ist. Die Schnnerigkei- ten, di« er jetzt zu überbrücken gilt, rühren ja nicht nur da- her, daß momentan di« deutschen Auslandsmärkte gestört sind, sie kommen auch von der anderen Seite des Problems, der Entstehung und Verwendung der Schulden her, für Vie jetzt Zinsen transferiert werden sollen. Dr. Schacht hat eben wieder darauf hingewiesen, daß der Erlös etwa der Hälfte aller deutschen Ausländsanleihen nicht für die Verbesserung der deutschen Volkswirtschaft, also ertragbringend, verwen det wurde, sondern zur Zahlung der Reparationen diente. Sir John Simon wegen der Ausführungsaarantien unbe antwortet zu lasten. Habe die britische Regierung es nötig, endlos auf die Definierung der Ausführungsgarantien zu warten? Es würde viel besser sein, wenn Großbritannien die Führung übernähme. Die Punkte der deutschen Denk schrift seien als wesentliche Bedingungen eines Abrüstungsabkommens anzusehen, und die britische Regierung müßte versuchen, daß diese Punkte erreicht würden. Gleichzeitig müßte die britische Regierung Frankreich deutlich zu verstehen geben, welches das Höchstmaß der Ausführungsgarantien sei, die England gewähren könne. Auch Schien gegen Frankreich. Der Kefuch Suvichs in Krüssel. dnb. Brüssel, 26. April. Ueber den Besuch de- italie- Nischen Unterstaatssekretärs Suvich in der belgischen Haupt stadt und über seine Besprechungen mit Ministerpräsident de Broqueville und Außenminister Hymans verlautet aus amtlichen Kreisen, daß der Besuch Suvichs aus Wunsch der belgischen Regierung erfolgte. Es verlautet weiter, daß die belgische Regierung die Haltung, die de Broqueville in, seiner letzten großen Rede umrissen hatte, nicht geändert hat, und daß der Standpunkt, den Frankreich in der Lbrü- stungsfrage einnimmt, von der belgischen Regierung keines wegs geteilt wird. Man hat hier den Eindruck, daß Frank reich beabsichtigt, in Genf vorbeugende Maßnahmen gegen eine Wiederaufrüstung Deutschlands vorzuschlagen, Maß nahmen, mit denen sich Belgien nicht einverstanden erklären könne. Man weist daraus hin, daß Belgien, da» stets «in französisch-englisch-italienisches Abkommen gewünscht Hase, sich jetzt vor die Wahl gestellt sieht, sich entweder einem au, Frankreich und der Kleinen Entente bestehenden Block ane zuschließen, oder England und Iralian zu fol« gen. Cs sei klar, so betont man in amtlichen Kreisen, deck Belgien sein« traditionelle Politik des Zusammengehens mit England verfolge und die gegenwärtig« Politik Frankreich» nicht mttmachen werd«. Belgien wolle um jeden Preis aber auch ein W ettrüsten ver hindern. Bemerkenswert ist, daß sich auch die flamländischen Interessen sür «in Zusammengehen mit England «iNsttze/ würden, wenn e» sich um ein Entweder-Oder Hansel«. Mur noch die Tschechoslowakei im frarrröstscherr Fahrwasser. dnb. London, 27. April. Zu den französischen Werbun gen um Pol«n» Gunst schreibt der diplomatisch« Korrespon dent des Daily Telegraph: Der französische AußemnirMer Barthou werde in Prag feststellen können, daß sein« Auf gabe dort viel leichter sei al» in Warschau, von allen Ver bündeten Frankreichs sei die Tschechoslowakei jetzt der «iN- zig«, d«r m jeder Frage beinahe unbedingt lm französischen Fahrwasser segle. Polen, Rumänien, Jugoslawien uns st- Am 27. April treten in Berkin die Vertreter der deut schen Ausland-gläubiger mit denen der Reichsbank zusam men, um über vi« weitere Regelung der Transferfrage zu verhandeln und — wie man auf deutscher Test« hofft — zu einer endgültigen von der Einsicht in di« durch die Lage ge botenen Notwendigkeiten getragenen Verständigung zu ge langen. Es ist bekannt, daß der beständige Rückgang der Deutschland aus dem Außenhandel anfallenden Devisenbe- träge die Reichsbank schon im oergangenen Jahr« dazu zwang, die Transferierung der Zinssälligteiten für deutsche Auslandsschulden «inzuschränken, zunächst auf VO Prozent — wobei Dawes- und Aoung-Anleihe ausgenommen blieben — seit dem 1. Januar auf 80 Prozent. Allerdings wurde einigen Staaten, Schweiz und Holland, auch weiterhin die lOOprozentige Transferierung zu gebilligt als Gegenleistung gegen -die Aufnahme msätzlicher deutscher Warenexporte. Die teils auf bestimmte Anleihen bezüglichen, teils bestimmte Länder betreffenden Ausnahmen bewirken, daß die tatsäch liche Transferleistung lm ganzen gerechnet erheblich über der ZOvrozentigen Quote liegt. Im ersten Halbjahr 1934 wird Deutschland nämlich durchschnittlich 77 Prozent seiner Zinsverpflichtungen dem Auslände gegenüber erfüllen, und zwar erhalten: die Schweiz und Holland, unter den oben angegebenen Bedingungen, 100 Prozent, Frankreich 96 Prozent, EnÄand 87 Prozent, Schweden 87 Prozent, die Vereinigten Staaten 7S Prozent. Der normale, durch da verkündete Transfermoratorium bedingte Satz beträgt 68 Prozent, nämlich 80 Prozent Bartvansfer in Devisen und 70 Prozent Scrivs-Zuteilung, di« mit 38 Prozent, d. h. mit dem halben Nominalwert, in bar honoriert werden. Man wird zugestehen müssen, daß diese Transferlei stung in Anbetracht der Lage der deutschen Zahlungsbilanz und der Schwierigkeiten, die der Devisen bringenden deut- scheu Warenausfuhr im Auslande bereitet werden, recht respektabel ist. Im übrigen muß immer festgehalten wer den, daß das Transfermoratorium kein Zinszahlungsmora torium ist. Der deutsche Schuldner muß seine Zinsverbind- lichkeiten auf Heller und Pfennig erfüllen, allerdinas nicht direkt an den ausländischen Gläubiger, sondern an die deut sche Konverstonskaffe, Re di« Anleihegläubiger treuhände- risch vertritt, die aber nicht die Möglichkeit hat, di« bei ihr eingegangenen und von ihr verwalteten Zinsbeträge im vollen Umfang« in ausländisch« Devisen umzuwechseln und auszuzahlen, weil eben entsprechende Devisenmengen in Deutschland au» den angegebenen Gründen nicht zur Ver fügung stchen. Inzwischen hat sich di« Devisenlage weiter verschlechtert. Die ersten beiden Monat« Reses Jahres ergaben eine passive Handelsbilanz, d. h. der Warenverkehr schloß mit einem De- visenmlnu» <w. Der Ueberschuß des Monats März hat da nach nicht auszugleichen vermocht. Infolgedessen ist es frag lich geworden, ob in Zukunft auch die 80vrozentige Trans- ferauote aufrechterhalten werden kann, und der Reichsb-mk- prästdent Dr. Schacht hat vor einigen Wochen in einem in Basel gehaltenen Vortrag anaedeutet, daß Deutschland unter Umständen zur Erklärung eines lOOprozentige» Transfer- Moratoriums gezwungen werden könnte, wenn das Aus- Hau» halbmonatlich Mart l^ll bei» ALhote» i . stell« wöchentlich 45 Psst. Anzetnummer 10 Pf» tvoi »uaumr 15 Pfg.) Nr. V8 Tagesschau. * Der Lflch-kauzltr empfing Henle vormittag den Führer de» Reich«—bauda» deutscher Offiziere, Generalmajor a. v. Graf von der Goltz, lull de» Hem» sein«» Stabes. * Li« „Time," veröffentlicht am Arettag «inen bemerteuower- le« Leitartikel zur Abrüstungsfrage. in dem festgestellt wird, daß di« deustcheu Vorschlag« «in, brauchbare Grundlage für ein Ab- rüftungsabkomureu darflellten. * Lei« Vefache da italienischen Unkerstaatssetretar» Suvich in »rüffel betont« di« betzisch« Regierung, daß der StaotPuuN, de» Abäukatch in d«r Abrästungsfrag« «inalmmt, von der belgi schen Regierung kein« fall» geteilt wird. * Zum Besuch Larkhou, in Prag stellen di« pariser Blätter ^es^daß -raukvrich «ad di« Tschechoslowakei in allen -ragen einig * 3» vesterreich ist in der Lacht zu« Donnerstag wieder eia Lprengfloffauschlag auf die Slseabahn verübt worden. Der An schlag gatt einer «iseabahnbrücke der Mühlkrrirbahn. E» wurde jäach nur da» Geländer beschädigt. 1 Ausführliche» an and«r«r Stell«. Eild-Me LW-des dkliGrn Transserproblems. l4ä uud 14b. Anzeigenpreis: Di« 46 WM breit« einspaltig« Millimet«rz«ll» 8 Sipf. istiaer tro»nLw«lch«r Sm Texttell di« lv ww breit« Millimet-rzctle LS Rpf. Nachäß t» der Geschäfts- SGrüng dl» Märst vqörd«rungmimsth. nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da» Erscheinen !f» tvonnab«nd- Nwoe» — Hot der vezteher temen Anspruch auf Lieferung oder - - - - Siachkftferung der Zeitung ob« auf Rückzahlung d«, Bezugs preise«. Freitag, den 27. April 1S34