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haben sollte, so ist da» ihre Schuld. Sie ist ein so kümmer liche» Gewächs von sich untereinander bekämpfenden Par- teMuptern, daß ihre wahr« Charakterisierung weiß Gott nicht schwer fällt. . Au« dem Innsbrucker Gefängnis entkommen. Innsbruck, 12. April. Eig. Funkmeldg.) Der National- sozlalist August Anperer, der am S. März wegen werfens zweier Papierböller zu S Monaten schweren Kerkers ver urteilt worden war, ist am Mittwoch aus dem Gefängnis des hiesigen Landgerichts entflohen. Anperer, der von Be ruf Tischler ist, halte unter Aufsicht eine» Justizwachtbeamten in einem Zimmer eine kleine Arbeit auszusühren. In einem unbewachten Augenblick rannte Anperer davon und kam ln» Freie. Die Nachforschungen nach ihm haben bisher kein Ergebnis gehabt. Man vermutet, daß er nach Bayern geflüchtet ist. Keimwehrleute ermorden österreichi schen Nationalsozialisten. dnb. Salzburg, 11. April. In der Nacht zum 8. April wurde in Siezenheim bei Salzburg der Nationalsozialist Georg Lindner von zwei Heimwehrleuten überfallen, als er eben auf dem Heimweg begriffen war. Die Heim wehrleut« schlugen den Angefallenen mit dem Gewehr kolben nieder und stachen ihm mit dem Bajonett in den Unterleib. In schwer verletztem Zustande ließen sie ihn aus der Straße liegen. Lindner wurde ins Spital nach St. Jo hann im Pongau gebracht, wo er am 11. April seinen schwe ren Verletzungen erlag. Mit Granaten gegen ein Kokenkreuz. dnb. Reichenau (Niederösterreich), 11. April. In der Umgebung von Reichenau in Niederösterreich wurde kürz lich auf einer Felswand von Nationalsozialisten ein Haken kreuz angebracht. Da es den Behörden unmöglich war, das Hakenkreuz auf normale Art zu entfernen, wurde der in Payerbach stationierten Artillerie befohlen, die Haken kreuz herabzuschießen. Die Bevölkerung verfolate diese son derbare Betätigung der österreichischen Artillerie mit be greiflicher Heiterkeit. Das Redaktiorrspersonal des „Oester- reichischen Keoabachters" verhaftet. Men, 11. April. Im Gebäude des Oesterreichischen Be obachters, wo der verhaftete Dr. Span Mitarbeiter war, würde am Mittwoch eine Hausdurchsuchung vörgenommen. Die Mittagsausgabs des Oesterreichischen Beobachters wur- de verboten. Ob die Morgenausgabe noch erscheinen darf, ist fraglich. In später Nachtstunde wurde das gesamte Re daktionspersonal verhaftet. Das Blatt gehört dem Prinzen Josias von Koburg. Das Verbot der Mittagsausgabe des Oesterreichischen Beobachters, . die Beschlagnahme der „Wiener Neuesten Nachrichten" und die Amtsenthebung des Universitätsprofessors Dr. Antonius werden mit der Konferenz der Sicherheitsdirektoren der Bundesländer in Zusammenhang gebracht, die am Dienstag und Mittwoch unter dem Vorsitz des Vizekanzlers Fey tagte. Kor einer Anerkennung der Korvjel- union durch die Kleine Entente? London, 12. April. (Eig. Funkmeld.) Der Besuch, den der Sowjetdelegierte Stein am Mittwoch dem rumänischen Außenminister Titulescu in Genf abstattete, wird hier mit der Frage der Anerkennung Sowjetrußlands durch die Kleine Entente in Zusammenhang gebracht. Die Verhand lungen sollen bereits weit fortgeschritten sein. Die Beteilig ten hoffen, daß binnen kurzem, wahrscheinlich während Ti- tulescus bevorstehendem Aufenthalt in Paris, eine Verein barung erreicht werden wird. Das Haupthindernis für ein russisch-rumänisches Ein vernehmen, die beßarabische Frage, ist bekanntlich durch den im Herbst vorigen Jahres unterzeichneten Pakt beseitigt worden, indem eine Definition des „Angreiferstaates" ge geben wurde. Die dänischen Schiffsheizer und Matrosen streiken. Kopenhagen, 12. April. (Eig. Funkmeldg.) Der unge setzliche Streik der Schifssheizer und Matrosen ist um Mit ternacht in Kraft getreten, nachdem am Mittwoch 16 bzw. 10 Prozent der Mitglieder der beiden Verbände, die in der Hauptsache arbeitslos sind, sich für die Durchführung des Streiks erklärt haben. Angesichts dieser Sachlage bleibt ab zuwarten, wie sich die gegenwärtig unterwegs befindlichen Heizer und Matrasen, wenn sie wieder in einen dänischen Hafen kommen, der Streikparole gegenüber verhalten wer den, um so mehr, als die Streikenden seitens des Gewerk schaftsbundes keine Unterstützung zu erwarten haben. An der Liegestelle der Bornholmer Dampfer hatten sich einige hundert Kommunisten eingefunden, die bei der Ab fahrt des Dampfers in Rotfrontrufe aüsbrachen-uyd die In ternationale anstimmten. Diese Kundgebung ist darauf zu- rückzuführen, daß ein Teil der Seeleute auf Bornholm den ungesetzlichen Streik nicht mitmachen will. Alarmzvstand über Saragossa verhängt. dnb. Madrid, 12. April. Die spanische Regierung hat mit Rücksicht auf die unsichere Lage in Saragossa, wo der Generalstreik in unverminderter Stärke weiter andauerk, die Verhängung des Alarmzustandes über diese Stadt und die gleichnamige Provinz verfügt. Bevorstehende Transferkonferenz in Berlin. Berlin, 12. April. Bei den Verhandlungen in. Basel mit den ausländischen Gläubigerverkrelern üb« die deut schen lang- und mittelfristigen Schulden herrschte Einstim migkeit darüber, daß die Schwierigkeiten lediglich in der Transferfrage liegen. Es bestand Einmütigkeit über die geeigneten Methoden zur Beseitigung der Schwierigkeiten. Hierüber wurden auch inoffizielle Bespre chungen mit Dr. Schacht ausgenommen. Da die Verhandlungen genügend Fortschritte für eine geeignete Grundlage für die Transfer besprechen - gen gemacht haben, soll nunmehr die Vollkonferenz in Berlin Ende April einberufen werden. Malerei, dem Genter Altar der Brüder van Eyck, begangen worben ist. Obwoffl die Polizei sofort die Untersuchung auf. gpnqwmen und eine genaue Beschreibung der gestohlenen Mtartafel überall verbreitet hat, liegen noch nicht die'ge- ringsten Anhaltspunkte und Spuren vor, die zu der Ent deckung des Täters führen könnten. Die gestohlene Altar- täfel gehört zu den Teilen des Genter Altars, die sich bis zum Jahre 1920 in Berlin befanden, und die auf Grund des Versailler Vertrags der belgischen Regierung übergeben worden sind. Sie stellt auf der «inen Seite Johannes den Täufer, auf der anderen die gerechten Richter dar. Die Tafel ist 1,80 Meter hoch und 65 Zentimeter breit. Der Diebstahl wurde am Mittwoch früh entdeckt. Als der Schweizer der Kathedrale St. Bavo seinen Morgenrund gang durch das Gotteshaus machte und den Vorhang von -em Altar wegzog, sah er zu seinem Entsetzen, daß die un- tere Tafel des linken Flügels aus dem Rahmen gerissen und verschwunden war. Die ersten Feststellungen lassen darauf schließen, daß der Dieb sich wahrscheinlich am Diens tagabend in der Kirche versteckt und sich hat einfchließen lassen. Die verschlossene Tür der Kapelle, in der der Altar aufgestellt ist, war aufaebrochen. Der Dieb muß Lurch eine Seitentür, die er gleichfalls aufgebrochen hat, entwichen sein. Die Bestürzung in der Bevölkerung ist allgemein. Der große Flügelaltar gilt als das monumentalste Bei spiel mittelalterlicher Altarmalerei. Er stellt in prachtvollen Einzelbildern das menschliche Seelenheil vom Sündenfall bis zur Erlösung dar. Der Altar hat eine rbechselvolle Ge schichte. Seit der französischen Revolution waren verschie dene Teile außerhalb Gents. Die Bilder von Adam und Eva befanden sich seit Mitte des vorigen Jahrhunderts km Brüsseler Museum. Seit 1920 ist der Altar wieder in seiner ursprünglichen Gestalt, mit Ausnahme eines bereits im 16. Jahrhundert verlorengegangenen Teils in der Kathe drale St. Bavo aufgestellt. - Sie WWW iikSSklMlMskMWM. Münster i. w., 11. April. Unter ungeheurer Anteil nahme der Bevölkerung wurde am Mittwoch Generaloberst von Einem in Münster zu Grabe getragen. Vor dem Schloß, wo die Trauerfeier stattfand, hatte eine SS.-Wache mit dem Kranz der Reichsregierung Aufstellung genommen. Im großen Saal war der Sarg, bedeckt mit der alten Kriegsflagge und dem Helm und Pallasch des toten Heer führers, aufgebahrt worden. Hinter dem Sarg grüßten-die Fahnen der neuen Armee, flankiert von der Hakenkreuz- und der schwarz-weiß-roten Fahne. Zwei Offiziere der Reichswehr und zwei Offiziere der alten Armee hielten die Ehrenwache. Zu Häupten des Toten stand Reichswehr mir den drei alten Fahnen des 16. Infanterie-Regiments und der Standarte der 4. Kürassiere. Die Ordenskissen umgaben den Sarg. . Den Kranz des Führers legte Reichsminister Heß am Sarge nieder. Der Kranz des Reichspräsidenten trug die Inschrift: „Meinem treuen Kameraden." Er wurde im Na men des Reichspräsidenten vom Chef der Heeresleitung, General der Artillerie Freiherrn von Fritsch, am Sarge niedergelegt. , Als sich der Leichenzug in Bewegung setzte, erschien über dem Schloß eine Flugzeug st affel, die den Zug zum Friedhof begleitet«, an dessen Eingang die studentischen Korporationen mit Fahnen den Verstorbenen grüßten. In der Allee bis zum Eingang des neuen Friedhofes bildete Hitlerjugend Spalier, während auf dem Friedhof selbst die Fahnenabordnungen aller Wehr- lind Kriegerverbände, der SA. und HI. in unübersehbarer Zahl Aufstellung genom-, men hatten. Die Lafette brachte den Sarg bis auf wenigs Meter an das Grab heran. Dann wurde er von sechs Reichswehrsoldaten zur Gruft getragen. Im Innern Leo Friedhofes, in der Nähe des Grabes, marschierten drer Kompanien Infanterie auf. Außerhalb der Umfriedung nahmen mit gezogenem Säbel Artillerie und Reiterei Aus stellung. Dumpfe Trommelwirbel leiteten zu einer kurzen Die Herstellung der Plakette zum ..Lag der Arbeit-. Die Abzeichen werden gespritzt. Die gesamten Kosten für die Feierlichkeiten des 1. Mai werden aus dem Erlös einer Festplakette, die in 2S Millionen Exemplaren hergestellt wird, gedeckt. Dieser riesige Auftrag, der an viele Fir men vergeben wurde, ermöglichte emc große Anzahl von Aeiiein- stellungen und trug somit wesentlich zur Arbeitsbeschaffung bei. Die Rettung -er Tscheljuskinbesatzung. Ein Bericht Uschakows. Don der Tscheljuskinbesatzung wurden am Mittwoch, weitere 29 Mann gerettet. Gegenwärtig befinden sich noch 28 Teilnehmer auf der Eisscholle. Moskau, 12. April. (Eig. Funkmeld.) Der Leiter der Rettungsarbelten, Uschakow, hat der Regierungskommission einen Bericht über die Einzelheiten der Rettung der Tschcl- juskinbesatzung übermittelt. In diesem Bericht heißt es: Am 7. April starteten drei Flugzeuge von Wankarem nach dem Läger Professor Schmidts, das in 45 Minuten erreicht wurde. Bei der Landung wurde das Flugzeug Slepnews beschädigt. Slepnew begann sofort an Ort und Stelle mit den Reparaturarbeiten. Die beiden anderen Flieger Kamanin und Molokow traten alsbald den Rück flug mit 5 Tscheljuskinleuten an Bord an. Uschakow selbst hielt sich drei Tage lang im Lager auf. Das Lager Pro- fessor Schmidts ist von großen Eisblöcken eingeschlossen. Die Leute sind in einer Baracke und in 10 Zelten unterge- bracht. In allen Räumen sind Kamine errichtet, um die Zimmertemperaturen aufrechtzuerhalten. Die Zelte werden von Benzinlampen erleuchtet, die von den Tscheljuskinleu ten erfunden worden sind. Lebensmittel, Heizstoffe, warme Kleidung sowie eine Küche und Bäckerei sind vorhanden. Das im ersten Augenblick scheinbar ruhige und wohlge- stalkele Leben erweist sich bei näherem Zusehen als ein Leben auf dem Vulkan. Das Lager liegt in ununter, brochener Spannung und in Erwartung des Eisganges. Am 8. April zerstörte der Eisgang die Küche. Am 9. April erlebte das Lager seit dem Untergang der Tscheljuskin Len ällerstärksten Eisdruck, der die Baracke eindrückte, ein Mutterboot zerstörte und einen Teil der Holz materialien vergrub. Der Flugplatz, auf dem die Maschine Slepnews stand, wurde völlig vernichtet. Ein zweiter Eis- druck veränderte den Lagerbezirk vollkommen. Im Tscheljuskinlager herrscht eine Mobilisierungsord nung. die mustergültig funktioniert, wenige Augen blicke nach Eintreten de» Etsdruckes nehmen die einzel nen Leute ihre vorgeschriebenen Plätze ein. Die Autorität des Professor Schmidts und seines Stellver treters Bobrowsk ist erschüttert. Der Abtransport der Leute nach dem Festland erfolgt in strenger Reihenfolge nach einer auf Grund des physischen Zustandes und der Wider standskraft der einzeln zusammengestellten Liste. Am 9. April hat die Besatzung des Lagers nach Abwehr Les Cis druckes das Flugzeug Slepnews zu einem zweiten I^L Kilo meter entfernten Flugplatz geschleppt. Am folgenden Tage beendete Slepnew seine Reparaturarbeiten und brachte 6 Personen, nach dem Festland, während Kamanin in einem Fluge 3 und Molokow in drei Flügen 13 Personen in Si cherheit brachte. Am 11. April unternahm Kamanin dre: Flüge und brachte 15 Personen nach Wankarem. Am glei chen Tage gelang es Molokow, in vier Flügen 20 Personen, darunter Professor Schmidt, in Sicherheit zu bringen. Im Lager verblieben unter der Leitung Bobrowsks 28 Personen, die von ihrer Rettung überzeugt sind. Am 7. April war in das Schmidt-Lager ein Hund'egespann gebracht werden, wodurch den Zurückgebliebenen die Ber gung der wertvollsten, Instrumente und Materialien er leichtert wird. Von Wankarem aus werden die geretteten Tscheljuskinleute nach Kap Wellen gebrächt und von dort weiter nach der Vorsehungsbucht. Uschakow gibt in seinem Bericht der Hoffnung Aus druck, daß heute Donnerstag bei günstiger Witterung dke Rettungsaktion abgeschlossen werden kann. Am gleichen Tage soll Professor Schmidt, falls sich sein Gesundheitszu- stand nicht bessert, in ein Krankenhaus nach Alaska gebracht werden. Der zweite Teil der KimaLafa- Grpedrtton verläßt Deutschland. München, 12. April. (Eig. Funkmeldg.) Der zweite Teil der Himalaja-Expedition ist am Donnerstag mit dem Brenner-Schnellzug von München abgcreist. Es handelt sich um Fritz Bechthold-Trostberg, Peter Mulmitter. Alfred Drexel und Dr. Welzenbach-München als Bergsteiger, fer ner um Dr. Finsterwalder-Haynooer, Dr. Raeschl-Mün- chen, Dr. Moeß und Dr. Bcrnard-St. Pölten als Wissen schaftler. Die Expedition wird von Venedig aus die Heber- fahrt nach Bombay antrctcn und von Srinagar: aus zum Aufstieg ansetzen, und zwar soll der Aufstieg schon in den ersten Tagen des Mai beginnen. Das Genter Altarbild bestahlen. Aus Brüssel wird berichtet: Unbekannte Täter haben au» der Kirche St. Bavo in Gent einen Flügel des berühmten Altar btt de» von vanLyck gestohlen. Ein Teil des mehrflügellgen Genter Altarbildes befand sich lange Zelt im Berliner Kaiser-Fried- rich-Museum. Auf Grund des Versailler Vertrags mußten die kostbaren Gemälde an Belgien ausgeliefert werden. Der seht gestohlene Flügel hak sich ebenfalls in Deutschland bc fanden. Hierzu wird aus Brüssel weiter berichtet: Bis jetzt schwebt noch völliges Dunkel über dem Frevel, der in der Nacht zum Mittwoch an dem Meisterwerk der altflämischen