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DerSSHWeLrMer SS Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten FenHwche, «ml Bffchoftwerda Nr. 444 imd 44tz. S« ffoL» höher« «mx» — Krttg oder ionsNa« «r«»ndwekcher L«r»»s de« d« 8«ttlms «K« der »«^drrungsemrich. Hot dtt Brziehm keinrn Mruch «tz Sdrfmmg «der NachNesenmg der Zeitung oder aufNü-tzahdmg d« »«zugspnis«». Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte« Sonntaasblatt Heimatkundliche Beilage -- Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — DruL rmd Arrlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Poftsch«ktonto Amt Dresden Rr. 1521. Gemetndeverbandrgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 preis: Die 4S au» breit« einspaltige Mlllimeterzetle S Rpf. teil die SO mm breite MMmeterzcile LS Rpf. Nachlatz geseülch vorgeschrirbenen Sätzen. Für da« Erscheinen rigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keme Sewähr. — SrMungeort Bischofswerda. ür di« Lest etve» halbe» Monats: Frei tu« Mart llst bei» «bholnr tu d« Äeschäp». Pf». Elnzebnmmer 10 Pfg. lSonnaoend- munmer IS PfgZ Nr. SS Montag, den IS. März 1934 8V. Jahrgang Mffolmi über das Ziel der faschistischen Politik. So«, 18. Mürz. 2n der zweiten Fünfjahresversamm- lung der faschistischen Regime«, die in der Königlichen Oper zu Rom die sämtlichen Führer und höheren Unterführer der Partei, Len Senat und die neu zu wählenden Abgeord neten, die staatlichen Behörden und Vie höchsten Dienstgrade des Heeres und der Marine vereinigte, hielt Mussolini «ine stürmisch begrüßte, drelviertelstündige Rede, in der er einen kurzen Rückblick auf die letzten fünf Jahre, eine knappe außenpokkische Uebersicht und dann in großen Zügen die Richtlinien «E die für die zukünftige Politik des Faschis mus maßgebend Pud. Außenpoütrsch betonte er die herzlichen Bezie hungen zur Schweiz, mit der der ablausende Freund- schaftsvertrag im September erneuert werde, die Freund schaft zu Ungarn und zum selbständigen Oesterreich. „Oesterreich weiß, daß es auf uno rechnen kann/ MU Süd- slowien seien di« Beziehungen normal, sie könnten verbessert werden, wenn sich die Bedingungen da zu ergeben. Zwischen IttMen und Srmrkrejch hSe fich die Lage s im allgemeinen sehr gmesserb i Auf Deutschland kam Mussolini auf dem Umwege über Völkerbund und Abrüstung zu sprechen. Er betonte zum Gersten Male wieder seit einiger Zeit in scharfe rForm di« Rot«e«di-roit der Sleichberechtigang für Ute im Weltkrieg unterlegenen Staa ten. . ^ju glauben, daß ein «vH« und stark« Volk wie bad dttrtsche in einer bewaffn«»» Dell auf die Dauer ent- waffnet gehalten «erden kann, ist eine Illusion — die-, fügte de mit einem Lücheln hinzu, ^vielleicht durch die Tatsachen bereits überholt ist." Die Reform de« Völkerbundes sei erst notwendig, wenn sich der Erfolg der Abrüstungskonferenz gezeigt habe. Wenn diese scheitere, brauche man auch nur noch das Ableben des Bölkerbundes festzustellen. . - In innenpolitischer Hinsicht verkündete der Duce, daß nicht nur die Großstädte saniert werden müßten, sondern daß auch di« dringende Frage gesunderWoh» nungen für die Bauern in Angriff genommen werden müsse. In Italien gebe es 3390600 einzelne Bauernhöfe, von denen 140000 geradezu unbewohnbar seien, während jeweils gegen eine Million größerer oder kleinerer Verbesse rungen bedürften, um ein gesunder Wohnen zu ermöglichen. Innerhalb zweier Jahrzehnte sollten alle italienischen Dauern gesund wohnen. Das werde auch das beste Mittel gegen die hassenswerte Verstädterung des Volkes und gegen den Geburtenrückgang sein, dem Mussolini in sichtlicher Besorgnis längere Ausführun gen widmete. Wie eine ernste Mahnung klangen seine Tagesschau. * Der Lhemniher und Zwickauer Polizei ist es gelungen, einen umfangreichen kommunistischen Kurierdienst unschädlich zu machen, der von der Tschechoslowakei über da» Erzgebirge nach der einstigen Hochburg Simbach führte. * In seiner Rede l» der zweiten Jünsiahreroersammlung des faschistischen Regime« in Rom betonte Mussolini zum ersten Male wieder seit einiger Zell di« Notwendigkeit der Gleichberechtigung für die im Weltkrieg unterlegenen Staaten. Zn seinen weiteren Aussührungen trat er für da« Recht einer natürlichen Expansion de» italienischen Volke» nach Afrika und Asien «in. * Vie Red« Mussolini» hat la pari» allgemein enttäuscht. Di« Mütter bezeichnen die von Mussolini entwickelten Gedankengänge al« höchst gefährlich. „Echo de pari»" nennt die Rede au»ge- sprachen revisionistisch. * Vie polnische Presse bringt aü»führlich die deutsche Ant wortnote an Frankreich. Za ihren Ueberschrifien wird allgemein hervorgehoben. daß trotz der Entschiedenheit der Ton versöhnlich st«. * Vie Pariser Zeitung „Populaire" will «inen neuen Finanz, skandal aufgedeckt haben. Nach dem Platt fehlen 50 Millionen Franc» bei der Pariser Gargeftllschaft. Vie Recha«ng»prüser hät ten über da, Fehlen de» Geld« hlanwgzagehea versucht. Vie spanische Regierung hat die Beendigung de. Bauarbeiter streik» ungeordnet. Unternehmer, die die Arbeitsaufnahme hin dern, habe» strenge Straf« zu erwarten. Die vaugewerkschast hat sich der Regieru»g»an»rdaung unterworfen. Zn Madrid kam e» Z» Ueberfällen von Syndikalisten auf Spaziergänger. Zn Barce lona überfielen Syndikalisten eia« vollbesetzte Straßenbahn. Vie Fahrgäste mußten au»steigen, dann wurde der wagen angezüadel. *) Ausführliche« an anderer Stelle. Worte: „Wenn es heißt, zwischen Tod und Leben zu wählen, fo kann ich mir nicht vorstellen, daß das italienische Volk den Tod wählt." Dann zeichnete der Duce, nachdem er in bezug auf die Rilitärpoütik den Grundsatz ausgesprochen hatte: „Es gilt stark zu sein!/ di« großen Linien für die zukünftige welt politische Entwicklung des italienischen Volkes. Italien sei mehr eine Insel al» eine Halbinsel. Es liege vollkommen geschlossen da in völkischer, sprachlicher, religiöser Hinsicht Und nut sicheren Grenzen an den Alpen. Im Norden sei für Italien nichts zu holen, im Westen auch nichts. „Die große Aufgabe für uns liegt in Afrika und Asien, lieber das Mittelmeer hinweg werden wir nicht territoriale Eroberungen machen, das betone ich ausdrücklich sondern die natürliche Expansion de» italienischen Volkes soll beson der» Afrika l» den Kreis der europäischen Kultur zichen, wie da» die fikulSre Aufgabe des alten Rom gewesen ist." Scharf wandte sich -er Duce gegen jenen unbelehrbaren Konservativismus, der dieser Expansion des faschistischen Italien sich in den Weg stelle. Mussolini schloß mit einem Au»bltck auf dte Vorherrschaft Italiens In der Melk. MkMeAlSMWinWS MMMMWIS. dnb. Paris, 19. März. (Dvahtb.) Die Svmttaasrede Mussolinis hat in Pari» wie eine Bombe eingestmagen. Man glaubte bisher hier, als Vermittler zwischen JMen und der Kleinen Entente einen kleinen Schnitt vorwärtsge- kammen zu sein und vor allem dadurch, daß inan Italien gewissermaßen den Vortritt im Donmtbecken überließ, die ses für den französischen Standpunkt in vielen aktuellen außenpolitischen Fragen wie Revision der Vertrüge, Sicher heit und Abrüstung gewonnen zu haben. Mit Betrüb nis und Empörung stellt nun die Presse fest, daß alle diese Erwartungen durch die Rede des Duce ze rschla g en sind. Außerdem bezeichnen die Matter die von Mussolini entwickelten Gedankengänge als höchst gefährlich. Der offiziöse „Petit Parisien" will einen Widerspruch zwischen der Rede und dem Eindruck der römischen Ver handlungen feststellen, in denen man «ine „Anstrengung zur Schaffung einer Atmosphäre des Ausgleiches und der Zu sammenarbeit in Mitteleuropa erblicken wollte." Die Rebe des Duce störe die Atmosphäre. Das „Journal" schreibt: Die Rebe des Duce ist der Sammelruf an alle Kräfte, die ihren Platz an der Sonne fordern und auch an alle Zufriedenen, di« unter dem Vor- wand der Wiedergutmachung von Unrecht den Umsturz wollen. Im „Echo de Paris" nennt Psrtina; die Rede ausge sprochen revisionistisch. Die Kleine Entente werde durch die Erklärung Mer die berechtigten Anspruch« Un- garns zurücktzestoßen. Mussolini könne nicht das Scheitern des Viermächtevertrages und den Abschluß des Balkan- Vertrages verzeihen. Er kehre nunmehr zu seinen Hege- monieplänen in Mitteleuropa zurück, di« er gemein sam mit dem magyarischen Jrredentismus verfolge. Auf die Dauer aber könne dieses Ziel nur dem Pangermanismus das Bett bereiten, Di« Ansprüche Italiens auf Asten und Afrika könnten nicht als freundschaftlich gelten. Jedenfalls habe Mussolini den Kopf verloren. Seit einem Jahre gingen seine sämtlichen diplomatischen Initiativen fehl. Daher fühle er das Bedürfnis, sein« Hörer noch bis zum WeihgWhen zu bringen. Sie Protokolle von Rom. Rom, 19. März. Da» italienisch-österreichisch-uugarische Abkommen ist am Sonnabendabend kurz nach 6 Uhr unler- züchnel worden. Es handelt sich im ganzen um drei Protokolle. Das erst« trägt politischen Charakter. In ihm ver- pflichten sich die drei Regierungschefs, in der Absicht, den Friöien in Europa aufrechtzuerhalten und die Wirtschaft wieder aufzubauen, auf der Grundlage der Beachtung der Unabhängigkeit und der Rechte jedes Staates sich über alle Fragen zu einigen, di« sie besonders interessieren, und über die allgemeinen Fragen im Geiste der bestehenden Freundschaftsverträge eine einheitliche Politik der wirksamen Zusammenarbeit zwischen den europäischen Staaten, besonders aber zwischen Jta- lien, Oesterreich und Ungarn, zu finden. Sie sind überzeugt, daß aus diese Art und Weise die tatsäch- lichen Grundlagen für ein« weitgehend« Zusammenarbeit mit den anderen Staaten gelegt werden könnten. Die beiden anderen Protokolle betreffen den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zvüschen Italien, Oesterreich und Ungarn auf der Grundlage von Stress und die im italienischen Donau-Memorandum fest gelegten Richtlinien. Der Inhalt ist kurz folgender: 1. Erweiterung der zwischen Italien, Oesterreich und Ungarn bestehenden zweiseitigen Handels- vertrüge zur gegenseitigen Förderung des Exports. 2. Einräumung von Präferenzzöllen zwischen der österreichischen und der italienischen Industrie. 3. Maßnahmen zur Ueberwindung der Schw ie- rigkeiten Ungarns wegen des ni«drigen Getteide- preises. 4. Förderung des Durchgangsverkehrs in den Adriahäfen. Besorgnis in Paris wegen der römischen Beschlüsse. Paris, 19. Mürz. (Eig. FunkneD.) In den Betrach tungen der französischen Presse kommt die Besorgnis über da» Anwachsen des italienischen Einflusses im Donauraum uttd Mer di« Absichten Mussolinis in Afrika stark zu Aus- druck. Die „Ere Nouvelle" HAt die Erklärung des Duces über Italiens Expansionsplön« in Asien und Afrika für be sonders schlimm. Mussolini wolle allem Apschein nach die Nachfolge des alten römischen Reiches antreten. Unter die sen Umständen bleibe Frankreich nichts anderes übrig, als sich an den unantastbaren Grundsatz der Sicherheit zu klam mern und zu betonen, daß kein« Abrüstung ohne entspre chende Sicherheitsgarantie in Frage komme. Auch müsse man die Hinfälligkeit des Viererpaktes betonen, hon der Duce selbst beerdigt habe, nämlich dadurch, daß er ein poli tisches Abkommen mit Ungarn und Oesterreich ohne vor herige Befragung der Unterzeichner des Viermächtepaktes abgeschlossen habe. „L'Ordre" will in den Ausführungen Mussolinis die Gedankengänge wieder erkennen, Vie der belgische Minister präsident ve Brocqueville im Senat verkündet habe und glaubt daraus folgern zu können, daß Mussolini der In spirator de Brocquevilles gewesen sei. Wenn Mussolini Deutschland weiter militärisch erstarken lasse, dann würde nicht nur Frankreich dabei zu Schaden kommen, sondern auch Italien. Di« sozialistischen Mütter „Populaire" und „Peuple" halten nach dieser Rede jedes Kompromiß zwischen der Arbeiterklasse und einer derartigen Politik für unmög lich. Dollfuss über Rom, Konkordat und Verfassung. Wien, 19. März. (Eig. Funkmeldg.) Bundeskanzler Dr. Dollfuß gab dem Vertreter der amtlichen Nachrichten stelle eine längere Erklärung über di« bereite bekannten Ergebnisse der römischen Konferenz. Er wiederholte, baß es sich in Rom um volkswirtschaftliche Aufbauarbeiten gehandelt habe. Die Ergebnisse seien nicht gegen irgendeinen Staat oder ein« Staatengruppe gerichtet. Die Konferenz sei ein erster Abschnitt, dem unter Beitritt anderer Staa- ten weitere Entwicklungsphasen folgen könnten. Die Er folge von Rom seien als der Beginn engerer wirtschaftlicher Zusammenarbeit nicht nur zwischen Italien, Oesterreich und Ungarn, sondern auch als eine Grundlage anzusehen, die weitere und größere Zusammenarbeit im europäischen Wirtschaftsraum vorbereiten kann. Der Bundeskanzler kam auch auf das im Vorjahre zwi schen Oesterreich und dem Vatikan abgeschlossene Konkordat zu sprechen. Er erwähnt«, daß er in Unterredungen mit dem Kardinalstaatssekretär Pacelli die einzelnen Bestimmungen des Konkordates noch einmal durchgeaangen sei. Diese Ar beit sei notwendig gewesen, da mit Rücksicht auf die neue österreichische Verfassung, die nun der Vollendung entgegen- gehe, verschiedene Punkte des Konkordates und der Verfas sung auf ihr« Uebereinstimmung geprüft werden müßten. Auch diese Besprechungen seien vom Geiste voller Ueberein stimmung getragen gewesen. Er könne schon heute mitteilen, daß die Ergebnisse auch dieses Teiles der römischen Konse- renz eine restlose Einigung gebracht hätten. Der Kanzler schloß seine Erklärungen mit einem Hinweis darauf, daß die kommenden Tage in Oesterreich vor allem der Fortführung der Arbeit an der neuen österreichischen Verfassung gewid met fein werden.