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DerSSGscheLrMer Tageblatt MMstßoßwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschaft, des Hauptzollamts und des Be- zirksschulamt« zu Bautzen sowie des Finanzamts und des Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Ikukirch und Zlnrgegen- Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntaasblatt Heimatkundliche Beilage Frau und Heim > Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto U«t Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Erscheiaungswelser Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier» tag«. 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Jahrgang Gesetz über den Neubau des Reiches Nach der Sitzung des Reichstages trat der Reichs- rat zusammen. 2n einer Sihnng von nur wenigen Minu ten Dauer stimmte er dem Gesetz über den Neuaufbau des Reiches einstimmig und ohne Aussprache zu. Die Bedeutung des Gesetzes. Das gestern vom Reichstag verabschiedete Gesetz über die Reichsveform gibt der Reichsregierung die Möglichkeit, eine neue Reichsverfassung zu schaffen und im Rahmen dieser Reichsverfassung einen völligen Neubau des Reiches vorzu nehmen. Die Möglichkeiten des Gesetzes sind so groß, daß der Reichsregierung Schranken kaum gesetzt sind. Der Ar tikel 1 „Die Volksvertretungen der Lander werden aufge hoben" bestätigt einen bereits seit dem 14. Oktober 1933 be stehenden Zustand. Der Artikel 2 bebt die Hoheitsreckte der Länder auf und beseitigt damit praktisch eigentlich auch die Staatsangehörig keit. Allerdings bedarf es zur Einführung einer deutschen Reichsangehörigkeit naturgemäß einer besonderen Anord nung. Er unterstellt ferner die Landesregierungen der Reichsregierung und macht sie sozusagen zu Verwaltungs abteilungen derselben, da nunmehr die Reichsregierung nicht mehr zu ersuchen braucht, sondern an die Länder bindende Anordnungen geben kann. Der Artikel 3, der die Reichsstatthalter der Dienstaufficht des Reichsministers des Innern unterstellt, stärkt diese im Artikel 2 geschaffene Zentralgewalt noch weiter. Der Artikel 4 gibt der Reichsregierung die Möglichkeit zur Schaffung einer neuen Reichsverfassung und damit freie Hand für einen Umbau des Reiches in jedem gewünschten Ausmaß. Mit diesem Gesetz ist ein ungeheurer Schritt im Leben des Deutschen Reiches vorwärts getan. Das, woran Gene rationen gescheitert sind, ist nun zur Tatsache geworden. Oftmals schon in der deutschen Geschichte wurden Ansätze ge macht zur Schaffung eines einheitlichen deutschen Reiches, aber immer wieder scheiterten diese Versuche gn der Unzu länglichkeit der Methoden oder dynastischen Prinzipien. So ging das Jahr 1813 vorbei, ohne den ersehnten Zusammen schluß zum Deutschen Reich zu bringen, die großdeutsche Welle von 1848, verpuffte wirkungslos, Bismarck gelang es 1871 zwar, einen Bundesstaat zu schaffen, aber auch das nur unter großen Zugeständnissen an die Monarchen der Länder, ohne die Schaffung der ersehnten starken Zentralgewalt durchsetzen zu können. Sämtliche Hoheitsrechte der Länder gehen anf das Reich über. Vor der großen Rede -« Führe« ergriff Relchsinnen- mlnister Dr. Frick da» Wort zu folgendem historischen Antrag: Ich beantrage, den Antrag Hitler, Dr. Frick und Genossen, betreffend den Entwurf ein« Gesetz« über den Neuaufbau des Reiches, auf die heutige Tagesordnung zu sehen. Der Gesehesantrag hat folgenden Wortlaut: Die Volksabstimmung und die Relchstagswahl vom 12. November 1SZZ haben bewiesen, daß da» deutsche Volk über alle innenpolitischen Grenzen und Gegensätze hinweg zu einer unlöslichen, inneren Einheit verschmolzen Ist. Der Reichstag hat daher einstimmig das folgende Gesetz besä sen, da» mit einmütiger Zustimmung des Reichsrakes hier mit verkündet wird, nachdem festgeslellt ist, daß die Erforder nisse verfafsungrändernoer Gesetzgebung erfüllt sind: Artikel 1. Die Volksvertretungen der Länder werden auf gehoben. Artikel 2. (1) Die Hoheitsrechte der Länder gehen auf dqs Reich über. (2) Die Landesregierungen unterstehen der Reichs- regierung. Artikel 3. Die Reichsstakthalter unterstehen der Dienstauf sicht der Reichsministers der Inneren. Artikelä. Die Reichsregierung kann neues Verfafsungsrechl sehen. Artikel S. Der Reichsminifier des Innern erläßt die zur Durchführung des Gesetzes erforderlichen Rechlsver- ordnungen und Verwaltungsvorschriften. Artikel S. Dieses Gesetz tritt mit dem Tage der Verkündung in straft. Der Reichstag nahm nach Entgegennahme der Re gierungserklärung, für -le da» Hau» dem Führer mit lang anhaltenden begeisterken Kundgebungen dankte, da» Gesetz über den Neuaufbau des Reiches ln allen drei Lesungen und in der sich anschließenden Schlußabstimmung einstimmig an. Starkes Auslandsecho der Mrerrede im Reichstag. Starke Keachtung der Kanrlerrede in Polen. Warschau, 31. Januar. (Eig. Funkmeldung.) Der große Eindruck der stanzlerrede und ihre starke Beachtung in Polen geht au» deu umfangreichen Berichten und Reber- schristea hervor. Eigene Stellungnahmen der Blätter lie gen noch nicht vor. Besonder» großer Raum wird den außenpolitischen, namentlich aber den Erklärungen de» Reichskanzlers über das deutsch-pc ische Verhältnis ge- währt. In der Meldung des Berliner Berichterstatters der halbamtlichen „Gazeta Polska" wird in diesem Zusammen hang betont, Reichskanzler Hitler habe den Beziehungen zwischen Deutschland und Polen sowie Oesterreich am mei sten Platz eingeräumt. Die innerpolitischen Ausführungen des Reichskanzlers werden in den polnischen Blättern nur kurz gestreift. Die Berichte über die Red« werden noch durch Meldungen über den Jahrestag der nationalsozialisti schen Revolution, wie er in Deutschland gefeiert wurde, er gänzt. Großer Eindruck in England. London, 31. Januar. (Eig. Funkmeldung.) D« In halt der Rede de» Reichskanzlers wird in der ganzen Preffe mit größter Ausführlichkeit gemeldet. 3a den Ueberschrlftea und im Druckten wird besonder» die Stelle hervorgehoben, in der Frankreich zu einer Verständigung ringe- laden wild. „News Lroaicle- überschreibt seinen Bericht: «Hitler» Aufruf an Frankreich, die Streitaxt zu begraben"; „Morniagpofi": Hiller» Botschaft an Europa: „Mr wollen eine Verständigung mit Frankreich". — Andere Punkte, die in den Blättern Beachtung finden, sind besonder» die An kündigungen über die Reichsreform, die Aeußerungea zur Frage der Monarchie, die Bezugnahme auf Oesterreich und den Locarnopakt, die Saar, Polen, Italien usw. Der Berliner Berichterstatter des „Daily Expreß" nennt es ein erstaunliches Schauspiel, daß die deutschen Par lamentsmitglieder den freundlichen Worten, die an Frank reich gerichtet waren, stürmischen Beifall spendeten. Auch in oen anderen Blättern wird dieser Beifall besonders er wähnt. Durch seine Kühle fällt ein kurzer Leitartikel auf, in dem „Times" die Kanzlerrede bespricht. Cs handelt sich aber wahrscheinlich noch nicht um die eigentliche Stellung nahme des Blattes, sondern um eine kommentierte Inhalts angabe. Das Blatt bemüht sich, Anstoß daran zu nehmen, daß der Kanzler fälschlicherweise die Zustände in Deutsch land nach dem Kriege auf den Versailler Vertrag und eine demokratische Verfassung zurückgeführt habe, anstatt auf die demoralisierende Wirkung des Krieges. Auffallend ist es auch, wenn in diesem „Times"-Artikel gewisse Register der Kriegspropaganda leicht angeschlagen werden. Cs heißt nämlich weiterhin, der Kanzler habe nicht etwa erklärt, daß die deutsche Vorkrkegspolitik, weil sie bei der ganzen Welt Verstimmung und Abscheu sowie Feind schaft hervorgerufen habe, die Unabhängigkeit des Deutschen Reiches zerstört habe, sondern er habe das „Versailler Dik tat" dafür verantwortlich gemacht. Will sich die „Times neuerdings auf den Standpunkt stellen, daß der Versailler Frieden kein Diktatfrieden war? Weiter wird in dem Ar tikel vermerkt, daß über die Abrüstungsfrage nichts Neues vorgebracht worden sei. An die Feststellung des Kanzlers, daß jedes Volk über sein eigenes inneres Leben entscheiden müsse, wird von der „Times" die Bemerkung geknüpft, es sei sonderbar, daß in der Rede dieser Grundsatz auch auf (Fortsetzung auf der 2. Seite.) Die Länderparlamente beseitigt. Tagesschau. Die große Rede des Führers im Reichstag ver öffentlichen wir tn ausführlicher Fassung im 1. Bei blatt. Der Rede wird im ganzen Auslände starke Bedeutung beigemessen. Nach einstimmiger Annahme de» Gesetzentwürfe» über den Neuaufbau de» Reiche, dankte Präsident Göring dem Reichskanz ler, der der Hort Deutschland» sei und bleiben müsse. Ml einem dreifachen Sieg-Heil schloß er daraus die Sitzung. Die Abgeord- neten erhoben sich und stimmten begeistert in dm Ruf «in. Sie sangm dann gemeinsam da» Horst-Wessel-Lled. * Da, Reichegesetzblatl veröffentlicht eine Verordnung de, Reichspräsidenten über Tltelverleihung an Beamte «ad Angehörige der freien Berufe, die sich ein besondere, verdienst um Volk und Staat erworben haben. Die Veröffentlichung der britischen Abrüstnngidenkfchrlfi wird voraussichtlich noch heute Mittwoch abend ersetzen. Angesicht, der Länge de« Schriftstücke« wolle man auf die Verlesung seine, In halte, im llnkerhau, verzichten. Da, Kabinett werde heut« zu einer wochenflhung zusammentreten. valadier Hal da, neue französische Kabinett gebildet und di« Mitglieder am Dienstag d«y Präsidenten der Republik vorgestellt. Ausführliche, an anderer Stelle. Historische Stunden. Hätte nicht der nationalsozialistische Staat nach einem Jahr seines revolutionären Wirkens noch einer Bestätigung bedurft, so hätte sie eindrucksvoller, würdiger und zukunft weisender nicht gegeben werden können, als es durch die Reichstagssitzung des 30. Januar 1934 und durch die Rede des Führers geschah. Begeisterte Menschenmengen um säumten die Zufahrtswege zur Krolloper, in der noch ein mal diese historische Sitzung abgehalten wurde. Cs war der Präsident des deutschen Reichstages, Reichsminister Göring, der in seiner Ansprache an die ganz überwiegend im braunen Ehrenkleid erschienenen Abgeordneten mit einem Satz den ganzen Wandel, der vor sich gegangen ist!, plastisch umriß, indem er darauf hinwies, wie es ehemals war. „Verachtung, Hohn und Schmähung, wenn der Reichs tag sich versammelte." Mit Heilrufen begrüßt, betritt der Führer das Römer pult. Von oben fällt Licht auf sein Haupt und läßt seine Augen erglänzen. Eiinn Augenblick innerer Sammlung und dann spricht er, jedes seiner Worte erst mit der Hand vorbereitend, als sollte es gewogen werden. Man könnte es einen Rechenschaftsbericht nennen, der hier abgestattet wird, aber mehr als dieser Rückblick auf ein Jahr dynami schen Vorwärtsschreitens, ungeheure Leistung auf allen Ge bieten des öffentlichen Lebens, in der Innenpolitik, in der Außenpolitik, in der Wirtschaftspolitik, in der weltanschau lichen Untermauerung einer ganz neuen, ganz eigenen Staatsgesinnung, ist doch das nun schon wieder Schöpfe rische und Zukunftsträchtige dieser Ausführungen, die um wälzend sind, wie jede Reichstagsrede des Führers umwäl zend war in dieser Zeit. Da ist es nicht möglich, einen Stein aus der Architektur dieses geistigen Gebäudes herauszuneh men und für sich zu betrachten, da würde man Bände schrei ben müssen, wollte man diesen in ihrer Schlüssigkeit nur einmaligen Formulierungen nachgehen, um andere Worte für sie zu finden. Zu dieser Rede ist nichts zu sagen. Sie kann nur selbst gehört, selbst gele en, selbst empfunden und erlebt werden. Wer Deutscher i t, wer sich als Deutscher fühlt, wer zu diesem Volk gehört, aus dem dieser Mann emporwuchs und für das er wirkt, von dem er seinen Auf trag hat und das ihm das Letzte und Höchste darstellt, der kann gar nicht anders, als sich in diese Rede hinoinzuversen- ken, denn der Führer sprach nicht zu einem Parlament, er sprach nicht zu einer auserlesenen Schar, nicht zum Aus land, das wiederum aufhorcht, sondern er sprach zu dir und' mir und zu einem jeden von uns. Die Weltgeschichte, dl< wir erleben, sie rauscht mit jedem dieser Worte mit mächti gem Flügelschlag in jedes Ohr. Historisch sind dl« Stundens Historisch sind die Stunden. Diese Reugestattung de» Staates aus dem Seelischen heraus, sie ergibt auch zwangs läufig die Neugestaltung der deutschen Außenpolitik, dis gradlinig ihren Weg weiterschreitet. Ein Weg der Verstän digung, ein Weg des Friedenswillens, aber auch ein Weg des Selbsthewußtseins, der Ehre und des Ringens um dis