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... Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Der SSchlWeLrMler Tageblatt fürAWoßwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbeztrk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da« zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt- machuygen der Amtshauptmannschaft de« Arbeitsgericht«, des Hauptzoll- amt» und de« Dezirksschulamt« zu Bautzm sowie de« Fmanzamt« und de» Stadtrats ^u Bischofswerda behördlicherseit» bestimmte Blatt . jmverda Nr. <44 und «s. — Krieg oder ionstia« lrgendwelcher . ... Zeitung oder der BesSrderungoeinrich. Nmmn — hat der Bezieher keinen Anspruch aut Lieferung oder Rachlteserung der Zeitung oder auf Rückzahlung d«, Bezug,preise». Anzelgenprel»; Die 44 mm breite einspaltige Millimeterzeile 8 Rpf. Im Textteil die V0 mm breite Millimeterzeile 2S Rpf. Nachlaß nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da. Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. ,m» der Son», und Fel«. Fernsprecher Am» »ischosswer . ... - halben Monats: FrS »n, 2« Falle Häher« Gewalt - Krieg Mark 1.1E bei« Ab holen st? der Geschäft»- Störung de» vetrtebe» der Zeitung o Pfg. Einzelnummer 10 Pf» (Sonnabend- tunmn - Erscheiuuugsivetfer Täglich mtt Ausnahme der Sonn- und tag«. Bezugspreis P>» die Zeit eine» halben Mopste: D Hau» halbmonatlich Mark 1.1T stell« wöchenMch 4S Pfg. Ein« uummer IS Pfg.) Np.« Nlontag, den 8. Januar LS34 8V. Jahrgang , Berlin NW » Lagesschau. * Der polnische Außenminister veck sprach fich t« bemerkens- werler Meise über die Besserung der deutsch-polnischen Beziehun gen au». Der ehemalig« «ngarllche Ministerpräsident Teleki begibt fich nach Pommern, um die dortige« Arbeik»b«schaffung,mabaahmen z« besichtigen. * Der vürgermelper von Bayonne, Abgeordneter Garant, ist am Sonntag im Zusammenhang mit dem Finauzskandal verhaftet «vordem Vas sraiyöfische Kabinett wird oormmfichMch am heuti gen Monlag zurücktretev. Sämtliche Insassen des Lfierrelchischen Konzentrationslager, wöllersdorf find in den Hungerstreik getreten. * Die verwallung der Nelsoagrnbe in Vfiegg gibt al, endgül tige Zahl der Todesopfer der Katastrophe 142 an. Der leitend« Letrieb»ingenieur vr. Beisser ist oerhastet and in da» Srelsge- richl»grfitaga>» eiagellesert worden. "»Ausführliche» an anderer Stelle. - Ser neueste Fillanzskandal di Mällfteiid. M» setzt S56 MMmm» VerrmUemmgeu. — Dle Stel ImwMd Aoloalalmialfier» uahattb«. 4- Fünf Inter- yellatlonen m der Sammer. — Schwere Lage für dg. Part«, 7. Janaur. (Etg. Berichft) Das „Oeuvre" bringt in zwei nebeneinandsrlteaenden Spalten zwei Auf stellungen, die für den Skandal Staviski in seinen Auswir kungen charakteristisch find. Auf der Linken verzeichnet Las Blatt die von Tag zu Tag-fich vermehrende Summe der er- schwindelten^ Millionen. Am SV. Dezember beainnt diese Tabelle mit 60 Millionen. Bis zum 4. Januar ist sie bereits auf 680 Millionen geklettert. „Fortsetzung folgt , bemerkt dazu lakonisch Las Blatt. Auf der rechten Spalte sind die Namen der Interpellanten verzeichnet, die dem Minister- Präsidenten über eine Reih« höchst unangenehmer Dinge um Auskunft fragen werden. Bei vier von ihnen gibt das „Oeuvre" den Inhalt der Interpellation an, von einem fünften Abgeordneten tritt sie mtt, daß er sich telegraphisch auf die Jnterpellantenttste habe setzen lasten, und' dann folgt auch hier di« Schlußbemerkung: „Fortsetzung solgt". In der Tat wächst der Kreis, der durch den Finanz skandal Kompromittierten von Tag zu Taa. Der Kolonial minister Dalimier ist kaum noch zu halten, denn inzwi schen sind in seinem Ministerium zwei Briefe aufgefunden worden, die eine direkte Empfehlung der Bonds des Eredit Municipale in Bayonne an eine Reihe von Versicherungs gesellschaften enthält. Dalimier hat zwar zu Chautemps gesagt, daß einer seiner Direktoren dies« Briefe auf eigene Verantwortung geschrieben habe, aber da sie seine Unter schrift tragen, kann er sich von der Verantwortung nicht be- freien. Mittelbar sind jetzt auch der Finanzminilter Bon- net und der Luftfahrtminister Tot in die Affäre ver wickelt worden, denn in beiden Ministerien ist der Rechtsan walt Pierre Guihoud-Ribaud tätig, von dem jetzt festgeftellt worden ist, daß er von Staviski ein monatliches Gehalt bezogen habe. Auch die früheren Minister Durand und Renault werden der Mithelferschaft beschuldigt. Aber auch in den Reihen der Abgeordneten, vor allem der radikal-sozialen Partei, befinden sich mehrer«, deren enge Beziehungen zu Staviski jetzt festgestellt worden sind. Die Stellung des Abgeordneten Garat, des Bürgermeister« von Bayonne und Aufsichtsratsoorsitzenden, ist so unhaltbar geworden, daß nicht nur seine Absetzung, sondern auch seine Verhaftung bevorsteht. Auch ein persönlicher Freund de« Ministerpräsidenten, der Pariser Abgeordnete Bon nau re, hat sich mit Staviski offensichtlich recht tief einge lassen. Ts hat sich nämlich herausgestellt, daß er nicht nur sein Rechtsbeistand gewesen ist, sondern daß er ihn auch nach Budapest und.nach Stresa begleitet hat, um ihn in den Kreisen der internattonalen Dstllomatte bekannt zu machen. Außerordentlich dunkel ist aber noch die Angelegenheit de» früheren Botschafter» beim Vatikan, de Fontenay, der an der Spitze einer Gesellschaft steht, die von Staviski gegründet und mtt Hilfe seiner Beziehungen betreut wor ben war. Die radikal-sozialistische ,Polontä" hat sich inzwischen buchstäblich ins Mauseloch verkrochen, nachdem die übrige Pariser Presse es aller Welt mitgeteitt hat, daß der Besitzer und Direktor der „VolontS", Dubarry, den Anzeigenteil seiner Zeitung an Staviski verpachtet hat. - , Damit scheint aber der Kreis aller derer, die mit Sta viski in Beziehungen, wenn nicht gar in finanzieller Ab ¬ hängigkeit von ihn» gestanden haben, noch längst nicht er schöpft zu sein. Man kann dies daraus schließen, daß die Pariser Blätter geradezu wimmeln von Erklärungen, Ent schuldigungen und Richtigstellungen aller nur möglichen Politiker und Flnanzleute. Wie wird das erst werden, wenn die bei Staviski beschlagnahmten Papiere gesichtet und veröffentlicht worden sind. Cs ist jedenfalls durchaus zu begreifen, daß sich dle öffentliche Meinung Frankreichs in Heller Aufregung befindet. Angesichts der einhelligen Empörung, die im ganzen Lande herrscht, konnte Chau- temps nicht anders handeln, als daß er strengste und ener gischste Maßnahmen angeordnet hat, vielleicht zum Ent setzen seiner Freunde, die von ihm eine Vertuschungsaktion erhofft haben mögen. Jedenfalls wird der Ministerpräsi dent in der kommenden Woche einen schweren Stand im Parlament haben. Zwar wird der Dienstag, der Tag des Zusammentritts von Kammer und Senat, noch ruhig vor- übergehen, da beide Parlament« die zu Beginn einer Ses- ston üblichen Bürowahlen vorzunehmen hcwen. Auch der Mittwoch ist noch zur Erledigung von Formalien bestimmt, aber vom Donnerstag ab ist die Bahn frei für die Inter pellationen. Das Dutzend wird wohl voll werden, denn der Ministerpräsident wird außer über den Finanzskandal auch noch über das Eisenbahnunglück bei Lagny und über das offensichtliche Versagen der Justiz in einer Reihe von ekla ¬ tanten Fällen, in denen Betrüger den Maschen des Gesetzes entschlüpfen konnten, befragt werden. Wenn Chautemps Glück hat, gelingt es bis dahin Sta- viskis habhaft zu werden oder wenigstens festzustellen, wo er sich eigentlich befindet. Daß man inzwischen seine Frau ausfindig gemacht hat, ist nur ein kleiner Trost, denn Sta viski wird schlau genug gewesen sein, sie außerhalb seiner geschäftlichen Tätigkeit zu belasten und mit ihr in Güter trennung zu leben. Frau Staviski hat übrigens Paris gar nicht verlassen. Sie hat sogar den Silvesterabend in einem luxuriösen Hotel, in dem Champs Elysöes verlebt und ist dann in ihrem preisgekrönten Wagen, mit dem sie erst vor einigen Wochen in Cannes einen Schönheitspreis errungen hatte, seelenruhig mitten durch Paris in eine möblierte Wohnung gefahren. Die Haussuchung ergab nicht nur eine Unmenge von Garderoben- und sonstigen Ausstattungs stücken, sondern auch einen Reichtum an Schmuck, der erken nen läßt, mit welchem Luxus Staviski seine Frau umgeben hat. Uebrigens ist gegen Staviski auf funkentelegraphischem Wege ein Steckbrief an alle Ueberseedampfer gegeben wor den, weil man annimmt, daß er zu Schiff Frankreich ver lassen habe. Auf jeden Fall steht Frankreich vor einer kri tischen Woche, die mit schweren Erschütterungen des politi schen Lebens verbunden ist. Rücktritt des französischen Kabinetts am Montag? dnb. Pari», 7. Januar. Me der „Matta" meldet, hak Ministerpräsident Chautemps den Kolonialminister Dali atter «sucht, sela Rückkriltsgesuch einzurelcheu; dieser habe jedoch da» Ersuchen abgelehnk. Lhyuternps habe darauf den Rücktritt des gesamten Kabinetts in» Auge gefaßt, -er am Moukag «fotzen solle, wie das Blakt weit« meldet, ist zu «warte«, daß der Staatspräsident Lebrun den Rück tritt de» Kabinetts annehmen und Chautemps beauftragen werde, da» Kabinett umzubilden. Diese» werde sich dann am Dienstag der Kamm« vorstellen. Chautemps werde versuchen, yerriot zur Mitarbeit zu gewinnen. Kerriot künftiger Außenminister? dnb. pari», 8. Januar. (Drahtb.) Als politische Lö sung de» Krach« von Bayonne, oder richtiger gesagt d« Angelegenheit Skavisky, glaubt ein großer Teil der Presse für heute den Rücktritt de» Kolonialministers Dalimi« an kündigen zu können, d« nach dem am Nachmittag zusam- mentretenden Sabinettsrat amtlich werden dürfte. Echo de Paris meink, daß Ministerpräsident Chautemps als Nachfolger Dallmlers wieder einen radikalen Abgeord neten berufen werde; ab« auch die Möglichkeit des Gesamt rücktritt» der Regierung wird nicht von der Hand gewiesen und vom Petit Puristen sogar für wahrscheinlich gehalten. In diesem Falle, so erklärt das offiziöse Blatt, wie übrigen» auch der Lxcelflor, werde Chautemps noch heute abend Au neue» Kabinett bilden und mit ihm am Dienstag vor da» Parlament treten. Fall» tzerriot sich zum Eintritt in die neue Regierung bereit «klären sollte, würde Paul-Boncour ihm unk« Um- stäudeu da» Außenministerium überlasten und selb« t s Justizministerium übernehmen, während dem bisherigen Justizminister Raynaldy das Sozialressort überkragen würde. Die Presse fordert Ministerpräsident Chautemps auf, mit unbeirrbarer Strenge gegen die Schuldigen vorzu gehen. Die radikale Zeitung Republique verlangt schleunige Berabschiedung eines Gesetzes zum Schutze der Kleinen Spar«. Auch Er« Nouvell«, die sich auf den Standpunkt Herriots stellt, daß die gerichtliche Untersuchung ihren Weg gehen "müsse und nicht auf das politische Gebiet hinüberge zerrt werden dürfe, schreibt: Es besteht eine Krise, die vier ernster ist als alles andere: di« Krise der Moral. Genug der Skandal«! Di« Rechtspresse bleibt weiterhin kritisch. Echo de Paris erklärt zum Beispiel, mtt der Verhaftung des radikalen Ab geordneten und Bürgermeisters von Bayonne, Garat, habe die Regierung lediglich angesichts der bevorstehenden parla mentarischen Verhandlungen für ihr« Unparteilichkeit Re klame machen wollen. Auf der Spur Stavisky»? Pari», 8. Januar. (Cig. Funkmeld.) Der Betrüger Stavisky soll sich, wie „Matin" berichtet, am 1. und 2. Jan. in einer Billa in der tief verschneiten Ortschaft Servos (Savoyen) aufgehalten haben und am S. Januar weiter ge reist sein. Man glaube, ihn heute dingfest zu machen. Gino Kiste mtt 18V Namen kompromittierter Persönlichkeiten? Pari», 8. Januar. (Cig. Funkmeld.) Vie sozialistische „Action franyalse" will von einem Gerücht wisse«, wonach Ministerpräsident Chautemps am Sonnabend von einem Verbindungsmann Skavisky» ausgesucht worden sein soll. Es handele fich um einen bekannten Rechtsanwalt und Po litik«, d« mit dem Direktor d« „Volants", Dubarry, eng befreundet sei. Durch diesen Mittelsmann habe Stavisky dem Ministerpräsidenten mitteilen lasten, daß « bereit sei, sich gegen gewisse Zusicherungen dem Gericht zu stellen, ab« « habe glächzeittg andeuken lasten, daß « im Besitz ein« Liste von kompromittierten Persönlichkeiten sei, dle nlchk weniger als 180 Namen enthalte. Der russische Emigrant Stavisky ist der Hauptschuldige an dem riesigen Finanz-Skandal, der jetzt Frankreich in Atem hält. Auch die Ehefrau Zttaviskns mtt ihren Kindern verschwunden. dnb. Paris, 7. Januar. Di« Ehefrau des Schwindler» Stavisky, die seit 8 Tagen in einem vornehmen Hotel wohn te, ist seit Sonnabend früh mit ihren Kindern verschwunden. Die Hoteloerwaltung erklärt, erst durch die in den Räumen der Frau Stavisky »«genommene Haussuchung «fahren zu Haven, daß es sich um di« Ehefrau des Betrügers handele. Sie habe sich al» Frau Simon in die Gastlist« eingetragen. Verhaftung des Bürgermeisters von Kayonne. dnb. Pari», 7. Januar. Vie Bürgermeister von Bayonne, Abgeordnet« Garant, Ist im Zusammenhang mit de« Finanzskandal verhaftet worden. Die vom Untersuchungsrichter in Bayonne angeordnet« Verhaftung de» Bürgermeister» von Bayonne, de» Abge ordneten Garant, erfolgte nach einem Verhör Garant» am Sonntagnachmittag. Ein« Gegenüberstellung Garant» mit